Auf Geschäftsreise in die Hansestadt Hamburg - und zwar auf dem Schienenweg? Vorsicht! Wer knappe Verbindungen wählt, kann dort schon mal ein Desaster erleben. Der Grund: Laut Stiftung Warentest erwies sich der Hamburger Hauptbahnhof als Bahnhof mit den häufigsten Verspätungen! Überprüft wurden mehr als zwei Millionen Zugankünfte an 20 deutschen Bahnhöfen. Das sieht in der Tat nach einer echten Diskussionsgrundlage aus. Es gibt allerdings nicht nur schlechtes aus dem hohen Norden zu vermelden. So hat Stralsund einen überaus guten Wert, vergleichbar mit denen in Freiburg im Süden des Landes.
Häufige Bahnverspätungen: In Hamburg ticken die Uhren anders
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Prima, werden manche denken. Was nutzen einem Pünktlichkeit in Stralsund und Freiburg, wenn an einem wichtigen Bahnkreuz wie Hamburg die Sache mächtig hakt? Über die Wichtigkeit Stralsunds mag man streiten, allerdings ist Freiburg ein wichtiger Zwischenhalt mit dem Verkehr in die Schweiz. In Zahlen ausgedrückt schaut es bei Stralsund so aus: Im Durchschnitt kamen 85 Prozent der Fernzüge pünktlich an oder verspäteten sich nur um wenige Minuten. Nur 15 Prozent der Fernzüge trafen hier mit einer Verspätung von sechs Minuten und mehr ein. Allerdings wird Stralsund nicht allzu häufig von Fernzügen angesteuert. Eine durchaus wichtige Verbindung ist der Intercity von Koblenz über Hamburg und Stralsund ins Ostseebad Binz.
Freiburg hat ähnlich gute Werte wie Stralsund. Auf Rang drei liegt der Leipziger Hauptbahnhof – und das als echter Kopfbahnhof. Im Vergleich zu den Vorjahren gab es dort deutliche Verbesserungen zu vermelden.
Die Deutsche Bahn wird stolz darauf sein: Im Dezember fuhren die Züge so pünktlich wie schon lange nicht mehr. Von Weihnachten bis Silvester kamen an den 20 Bahnhöfen im Test mehr als 90 Prozent der ICE, EC und IC auf die Minute pünktlich an oder waren allenfalls leicht im Verzug. Allerdings lag das vor allen Dingen am überaus milden Winterwetter. Schneemassen? Vereisungen? Blitzeis? Deutschland blieb weitgehend verschont. Die Reisenden der Deutschen Bahn profitierten davon. Ein Bahn-Chaos über die Weihnachtsfeiertage blieb glücklicherweise aus. Im Jahr zuvor mussten die Bahn-Kunden unter zahlreichen Zugausfällen und erheblichen Verspätungen leiden. Damals fuhr wochenlang oft mehr als jeder zweite Fernzug seinem Fahrplan hinterher. Dafür gab es dieses Jahr ein echtes Geschenk: Die Stiftung Warentest ermittelte den ersten Weihnachtsfeiertag als den Tag des Jahres 2011 mit den besten Pünktlichkeitswerten.
Die guten Pünktlichkeitswerte zum Jahresende zeigen, dass der Schienenverkehr unter günstigen Bedingungen auch in Deutschland problemlos rollt - sogar ähnlich pünktlich wie im Bahnmusterland Schweiz. Es geht doch, werden Millionen Kunden denken. Das Schienennetz weiter ausgebaut, die letzten Engpässe beseitigt – und ab geht die Post oder besser gesagt der Zug!
Allerdings fehlt an vielen Stellen das nötige Geld. Experten kritisieren, dass sowohl in den Streckenneubau als auch in die Sanierung und den Unterhalt des bestehenden Netzes zu wenig investiert werde. Engpässe an Knotenpunkten, eingleisige Streckenabschnitte, Langsamfahrstellen und vielfältige technische Störungen bremsen immer wieder den Zugverkehr. So deuten die schlechten Pünktlichkeitswerte für Hamburg auf Engpässe im Verkehr zu den deutschen Seehäfen hin.
Zudem müssen sich die Bahnkunden drauf einstellen, dass die Pünktlichkeit im Dezember 2011 kein Dauerzustand sein wird. In den kommenden Monaten ist absehbar, dass die Züge nicht mehr so pünktlich rollen werden, da Güterverkehr und Bautätigkeit wieder zunehmen werden. Um es auf den Punkt zu bringen: Verbindungen sollten nicht zu knapp gewählt sein. Vor allen Dingen nicht in Hamburg!
Interessant: Im Vergleich aller Zugarten halten die Regionalbahnen (RB) ihre Fahrpläne am besten ein. Ganz egal, ob im Sommer oder im Winter: Immerhin 93 Prozent der Regionalbahnen trafen pünktlich oder nur minimal verspätet ein. Unpünktlicher waren dagegen die Regionalexpresszüge (RE). 12 Prozent von ihnen erreichten die Bahnhöfe mit einer Verspätung von mehr als sechs Minuten. Im Vergleich zu den Regionalbahnen müssen die Regionalexpresszüge relativ weite Wege zurücklegen. Ein Beispiel: Falkenberg – Berlin - Stralsund. Von der Strecke her, könnte das als echte Fernverbindung durchgehen.
Ebenfalls bemerkenswert: Unter den Fernzügen waren die City-Nightline-Nachtzüge die Schlusslichter. Über die Gründe kann man nur spekulieren. Gewiss müssen diese Züge in der Nacht manch einem Güterzug den Vortritt lassen...
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