Bei dem derzeitigen Frost möchte man am liebsten gar nicht die eigenen vier Wände verlassen. Das sah jedoch im Januar noch ganz anders aus. Recht milde Temperaturen lockten zu dem einen oder anderen Ausflug, und auch nach der jetzigen Kälteperiode werden spontane Abstecher wieder angesagt sein. Ein Ausflug an die Ostsee? Warum nicht auch im Winter?! Scheint die Sonne, erscheinen Warnemünde, der Alte Strom und die Leuchttürme in einem ganz besonderen winterlichen Licht. Wer von Leipzig oder Berlin anreist, hat neben dem eigenen Auto oder den Zügen der Deutschen Bahn noch eine Alternative: Den Interconnex.
Spontan nach Warnemünde? Der Interconnex als echte Alternative!
HotBeruflich ging es Ende Januar dieses Jahres zu einem Seminar nach Laage, südlich von Rostock. Ich nutzte die Gelegenheit und schaute zuvor in Warnemünde vorbei. Ein kurzer Strandspaziergang, ein Kaffee im Strandkorb und Räucherfisch am Hafen. Ein reguläres Ticket der Deutschen Bahn für die Strecke Berlin – Warnemünde kostet 38 Euro. Das Ticket beim Konkurrenten Interconnex kostet mit 19 Euro einfach mal die Hälfte, wenn man es kurz vor Abfahrt noch an einem Automaten der BVG kauft. Erwirbt man den Fahrschein im Zug, kostet er mit 23 Euro immer noch erstaunlich wenig. Die Strecke Leipzig – Rostock/Warnemünde kostet im Vorverkauf 29,50 Euro. Bei der Deutschen Bahn sind 72 Euro fällig, wenn man mit InterCity und Regionalexpress fährt.
Hierbei muss erwähnt werden, dass der Vorverkauf beim Interconnex extrem unkompliziert ist. Es gibt keine Zugbindung, die Tickets sind fünf Wochen lang gültig. Wer es noch günstiger haben will, der kann im Internet ein Super-Sparticket für 14 Euro (Berlin-Warnemünde) oder 21 Euro (Leipzig-Warnemünde) erwerben.
Der einzige Haken an der Sache: Auf der Strecke Berlin – Ostsee verkehrt der Interconnex leider nur einmal am Tag. Von Berlin-Südkreuz aus geht´s um 10:46 Uhr los, die Ankunft in Warnemünde erfolgt um 13:57 Uhr. In die Gegenrichtung fährt der Zug um 14:30 Uhr wieder ab. Ganz klar: Für einen Tagesausflug taugt der Interconnex nicht. Wer jedoch ein paar Tage vor Ort bleiben möchte und flexibel ist, dem sei diese Art des Reisens wärmstens empfohlen.
Meine erste Fahrt mit dem Interconnex begann nicht gerade erfreulich. Der Zug fuhr in Berlin-Südkreuz auf Grund technischer Probleme mit 25 Minuten Verspätung ein. Sei es drum, der Ärger war fix verflogen, und ein paar Minuten wurden bis Warnemünde auch noch rausgeholt. Im Vergleich zu den roten Doppelstockwaggons der Regionalexpress-Linien sind die blau-gelben Wagen des Interconnex mal eine angenehme Abwechslung. Die Bauart ist völlig eigen und erinnert ein wenig an die englische Eisenbahn. Hm ja, nicht Baum, nicht Borke. Sitzt man im Interconnex, kann man nicht sagen, ob man mit einem Fern- oder Nahverkehrszug unterwegs ist. Irgendetwas dazwischen. Von der Ruhe und Entspanntheit her bekommt der Interconnex schon mal einen dicken Pluspunkt. Mit den blau-gelben Zügen scheint ein ganz besonderes Klientel zu reisen. Eigentlich ist es ja keine große Sache, einfach mal den „X“ zu nehmen, doch aus Macht der Gewohnheit greifen die meisten wohl doch auf den roten RE der Deutschen Bahn zurück.
Überzeugen tun auch die Kaffeepreise im Zug. Mit einem rasch zuvor am Bahnhof geholten heißen Pappbecher braucht man den Interconnex nicht betreten, denn das Käffchen kostet im Zug nur 1,50 Euro. Ein fairer Deal. Kommt ein belegtes Brötchen dazu, sind es gerade einmal 2,50 Euro. Na, das geht doch!
Wie ein Zug aus einer anderen Eisenbahnwelt rollt der Blau-Gelbe schließlich in Warnemünde neben dem roten Konkurrenten ein. Willkommen an der Ostsee! Nicht viele Besucher wird man unter der Woche in Warnemünde antreffen, und doch sieht man einige Pärchen, die im Winter einfach mal vor Ort eine Auszeit nehmen. Ferienwohnungen gibt es genügend und der Strand lädt zu jeder Jahreszeit zum Wandern ein. Nicht viel los ist im Winter an den Fischerbooten am Alten Strom, doch seinen Räucherfisch bekommt man auch im Januar oder Februar! Scheint die Sonne, sitzen vor dem Bäcker am Teepott die Wärmehungrigen auf der Terrasse und erfreuen sich an den gleißenden Strahlen.
Ich mampfe einen Milchreiskuchen mit Himbeeren und schlürfe eine heiße weiße Schokolade. Perfekt! So kann´s gehen! Warum mache ich – warum machen wir als Familie nicht öfters solch einen Ausflug? Berlin wirkt in jenem Moment so weit weg. Herrlich! Muss erst ein Seminar über Fußballgewalt in einem Jugendhaus in Laage der Anlass sein, der Ostsee mal wieder Hallo zu sagen? Sei es drum, man nimmt die Perlen wie sie fallen. Und Warnemünde ist zu jeder Jahreszeit eine echte Perle!
Noch einmal zum Service bei der Bahn. Später nutzte ich noch einen Zug der OLA von Rostock nach Laage und von Laage nach Güstrow. Auch in diesen Zügen wird der Service groß geschrieben. Nicht geschafft, ein Ticket im Vorfeld zu kaufen? Kein Problem! Ein Käffchen? Die Zugbegleiterin hat eine Kaffeemaschine parat. Staunend rollte ich in Güstrow ein und kam nochmals aus dem Staunen nicht heraus, weil diese Stadt eine solch bemerkenswerte Bausubstanz hat – doch das führt jetzt zu weit und wird beim nächsten Mal genauer erläutert...
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