Knackige Kälte. Matschiges Tauwetter um den Gefrierpunkt. Grauer Himmel und nasse Spielplätze. Für einen gemeinsamen Familienausflug bieten sich derzeit im Freien nicht allzu viele Möglichkeiten. Tropenhäuser in Botanischen Gärten laden indes dazu ein, die trübe Außenwelt für ein paar Stunden in Vergessenheit geraten zu lassen. Leider gibt es in Deutschland nicht allzu viele Tropenhäuser, das größte befindet sich im Botanischen Garten in Berlin-Dahlem. Auch der Garten als solches ist hierzulande mit einer Größe von 43 Hektar die Nummer eins.
Blütenträume? Wärme tanken? Frühlingsluft schnuppern? Ab ins Tropenhaus!
15 Schaugewächshäuser liegen am Südwesthang des Fichtenbergs, Herzstück bildet das 1906 errichtete große Tropenhaus. Rund 60 Meter lang, 30 Meter breit und 25 Meter hoch – die Räumlichkeit umfasst etwa 36.200 Kubikmeter. Reichlich Platz für zahlreiche Pflanzen und Tiere. Manch einer mag sagen, dass der Bewuchs und die künstliche Grotte mit dem Wasserfall vor der Sanierung uriger und natürlicher wirkten. Allerdings war der Umbau dringend notwendig, da zahlreiche alte Scheiben nur notdürftig repariert waren, manch eine Halterung durchzurosten drohte und auch die Heizungsanlage nicht mehr auf dem Stand der Zeit war. Mit einem finanziellen Aufwand von rund 16 Millionen Euro wurde im Zeitraum von 2006 bis September 2009 das große Tropenhaus komplett modernisiert.
Man selber mag vielleicht wehmütig an die Zeit vor der Sanierung denken. Erinnerungen an angenehme Aufenthalte. An die hölzerne Bank auf der künstlichen Grotte, auf der man frisch verliebt mit einer Partnerin saß. An die Schildkröten, die unten im Teich schwammen. Sei wie es sei, auch das modernisierte große Tropenhaus ist einen Besuch wert.
Völlig begeistert ist meist der junge Nachwuchs. Großes Erstaunen, wenn im kalten Winter im Foyer plötzlich die dicken Sachen ausgezogen werden und der Buggy in der Ecke abgestellt wird. Ohne Thermohose, Mütze und Schal können die Kids die Wege der Gewächshäuser erforschen. Welch eine Begeisterung! Endlich mal wieder nicht wie ein kleines Michelin-Männchen durch die Gegend toben. Von Stein zu Stein über den Teich, immer wieder die in Kinderaugen gigantischen Goldfische begutachten, immer wieder treppauf und treppab. Grotte hoch, Grotte runter. Die Gänge entlang zu den kleineren Gewächshäusern, in denen eine Blumenpracht, Kakteen oder eine hölzerne Brücke zu finden sind. Für kleine Kinder sind diese Gewächshäuser Abenteuer pur.
Kaffee trinken in der dortigen Cafeteria? Wohl möglich, doch ehe man sich versieht, ist der Nachwuchs schon wieder verschwunden. Die Lücke gesucht und gefunden. Aufgelesen an einer tropischen Pflanze, deren Blüte geheimnisvoll aussieht und an der winzige Ameisen entlangkrabbeln. Kinderaugen lieben die Details. Blätter, Blüten, verlegte Schläuche, Wasserhähne, Absperrbänder, Bildtafeln mit Kröten und Käfern, kleine Vögel, die unter den Sträuchern hüpfen. Quitschen, rennen, sich verstecken, suchen, erforschen und Treppen steigen – besonders für kleinere Kinder sind die Gewächshäuser ein Paradies. Mit Sicherheit fallen sie nach zwei, drei Stunden Bewegung in feuchtwarmer Luft in einen tiefen, ganz tiefen Schlaf, so dass die Eltern noch draußen mit dem Buggy bzw. Sportwagen eine Runde in der Außenanlage drehen können...
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