Sonne. Die ersten milden Frühlingstage. Lust auf einen ausgedehnten Spaziergang oder auf eine Wanderung? Je nachdem, wie man Spaziergang und Wanderung definiert. Was für die einen ein Klacks ist, kann für die anderen bereits eine echte Strecke sein. Gehen wir im sprichwörtlichen Sinne den Mittelweg und suchen eine Strecke heraus, die sich in drei, vier Stunden gut bewältigen lässt. Ortstermin im Südosten Berlins. Stadtbezirk Köpenick. Entlang am Müggelsee. Klingt ausgelatscht? Abwarten!
Ein perfekter Frühlingsspaziergang am Rande Berlins
HotLos geht´s am S-Bahnhof Friedrichshagen. Die Bölschestraße mit ihren zahlreichen kleinen Geschäften geht es entlang bis zum Müggelseedamm. Dort läuft man links an der einstigen, am 01. März 2010 geschlossenen Bürgerbräu-Brauerei vorbei und erreicht schon bald den Müggelsee. Mit seiner Fläche von 7,43 Quadratkilometern ist er der größte See der deutschen Hauptstadt. Seine Dimensionen: 4,3 Kilometer lang, bis zu 2,6 Kilometer breit, ein Volumen von 36,56 Millionen Kubikmeter, eine Tiefe von bis zu acht Metern.
Durch den 1926/27 erbauten Spreetunnel erreicht man die andere Seite der Müggelspree. Der Tunnelschlauch ist immerhin 80 Meter, das gesamte Bauwerk 120 Meter lang. Entlang am waldigen Ufer des Müggelsees geht es vorbei an den Anlegestellen Rübezahl und Müggelseeperle bis zum Kleinen Müggelsee. Nicht wundern, am Müggelhorst zwischen Großem Müggelsee und Kleinem Müggelsee nimmt man bei Bedarf eine Schleife mit, man kann jedoch auch sofort abbiegen und dem Ufer des Kleinen Müggelsees in östlicher Richtung folgen. Vorbei geht es an der dortigen, vor allen Dingen zu DDR-Zeiten überaus beliebten Badestelle.
Parallel zur Müggelspree spaziert man weiter nach Osten in Richtung Dämeritzsee. Rechte Hand befindet sich das waldige Naturschutzgebiet Krumme Lake, linke Hand liegen die Müggelheimer Wiesen, die sehr an die Boddenlandschaft der Insel Usedom erinnern. Spannend ist die kleine, abgelegene Siedlung Schönhorst, deren Straßen unbefestigt sind und keine Beleuchtung haben. In der Spreestraße gibt es eine Art Café / Imbiss, in dem es niederländische Pannekoeken (Pfannkuchen) gibt. Auf dem asphaltierten Fernradweg erreicht man schließlich die kleine Fußgängerbrücke, die über den alten Spreearm führt. Wenige Meter weiter überquert man auf einer größeren, hundert Jahre alten Metallbrücke den zweiten Arm der Spree.
Nun ist es möglich, durch die Siedlungsgebiete von Hessenwinkel und Neu-Venedig zu spazieren. Neu-Venedig entstand im Jahre 1890 und wird von zahlreichen Kanälen durchzogen. Überquert man die Fürstenwalder Allee, die von Rahnsdorf nach Erkner führt, so erreicht man Wilhelmshagen. Sehenswert ist dort die Taborkirche, die an der Schönblicker Straße liegt. Da es nun Zeit für eine Stärkung wird, sei ein Abstecher in die westlich von Wilhelmshagen gelegenen Püttberge empfohlen. Diese sind bis zu 68 Meter hohe Erhebungen, deren Relativhöhe immerhin mehr als 30 Meter beträgt. Das besondere an den Püttbergen: Sie gelten als Binnendünen und gelten als die mächtigsten Dünen in Berlin und Brandenburg!
Bis 1972 stand und ab 1995 stehen die Püttberge unter Naturschutz. In der Zwischenzeit gab es dort eine Rodelbahn. Viele Berliner werden diese noch aus ihrer Kindheit kennen. Ebenso recht bekannt ist die dortige Püttbaude, die bereits zu DDR-Zeiten zu allen Jahreszeiten die Spaziergänger mit Speisen anlockten. Leider ist das Kuchenangebot nicht mehr so sensationell wie einst, doch für ein Päuschen bzw. einen gelungenen Abschluss der Tour ist die Püttbaude durchaus zu empfehlen!
Der S-Bahnhof Wilhelmshagen liegt in der Nähe. Mit der Berliner S-Bahn kommt man wieder bequem zurück zum Ausgangspunkt.
Fotos: Marco Bertram
> zur turus-Fotostrecke: Impressionen vom Berliner Umland