Persönliches Anekdötchen: Als ich als Jugendlicher kurz nach der Grenzöffnung zu Beginn des Jahres 1990 das erste Mal auf der ITB in den Berliner Messehallen am Funkturm war, lockten vor allem die Messestände der nordamerikanischen und asiatischen Staaten. Bunt, exotisch, spannend musste es sein. Der Hauch der weiten Welt – auf Grund des Mauerfalls nun auch für DDR-Bürger zu schnuppern – waberte durch die großen Hallen. Kiloweise landeten die Hochglanzkataloge in Plastiktüten und Stoffbeuteln. Immer rein damit. Indien, USA, Kanada und Südafrika.
ITB Berlin 2013: Weltweite Rekordzahlen von Kasachstan bis Indonesien
Europäische Messestände weckten geringeres Interesse. An deutsche Messestände kann ich mich überhaupt nicht bewusst erinnern. Entweder wurden die entsprechenden Hallen erst gar nicht betreten, oder aber die Stände aus Hessen, Bayern und NRW kamen einfach zu dröge und langweilig daher. Vermutlich traf beides zu.
Ein ganz anderer Anblick auf der ITB Berlin 2013. Nicht die Stände der exotischen Länder waren der Blickfang – wenn gleich es wieder einige hübsche Messestände aus Übersee zu sehen gab – sondern die aus Europa und allen voran aus Deutschland. Ausladende Messestände, die Bayern, Hessen, Baden-Württemberg, Brandenburg, Berlin sowie die einzelnen Regionen präsentierten. Von Jahr zu Jahr wird immer mehr deutlich: Warum immer nur in der Ferne reisen, das Gute liegt doch allzu nah! Keine Frage, manch ein deutscher Messestand kaufte den exotischen Ständen glatt den Schneid ab.
Altbacken wirkten indes einige asiatische Stände und auch bei den Vertretern der Golfregionen ließ man sich wenig neues einfallen. Interessant war ein Abstecher in sämtliche Messehallen allemal. Schließlich konnte man in einer hintersten Ecke sogar einen kleinen schlichten Stand der Demokratischen Volksrepublik Korea (Nordkorea) entdecken. Vertreten waren so ziemlich alle Länder. Die einstigen Kriegsgegner Iran und Irak in Sichtweite, die verfeindeten Staaten Armenien und Aserbaidschan fast nebeneinander, und sogar die Republik Kongo und die Demokratische Republik Kongo (einst Zaire) boten ein paar Touristenziele an.
Zu entdecken gab es auf der ITB 2013 wieder viel. Wer als Fachbesucher oder Medienvertreter vor Ort war, hatte die Qual der Wahl. Besonders am ersten Fachbesuchertag der ITB war das Angebot an Pressekonferenzen, Gesprächsrunden und Präsentationen wieder riesig. Wie bereits im vergangenen Jahr gaben sich die Balkanstaaten überaus große Mühe. Am späten Mittwochnachmittag luden die nebeneinander liegenden Messestände Serbiens und Rumäniens zeitgleich zu Speis und Trank ein. Während 2012 die Serben die entsprechende Messehalle rockten und die Leute anzogen wie ein Magnet, wollten die Rumänen in diesem Jahr keineswegs nur zuschauen und packten voll aus. Auf gut Deutsch. äh Rumänisch gesagt: Man ließ es richtig krachen!
Dass an den meisten Messeständen generell durchaus gute Laune herrschte, hatte einen ganz einfachen Grund. Trotz Wirtschaftsflauten und Ungewissheiten boomt die Tourismusbranche weiter. So verkündete Dr. Michael Frenzel, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Tourismuswirtschaft (BTW), auf der Eröffnungs-Pressekonferenz einige beeindruckende Zahlen. So wurden erstmals weltweit eine Milliarde Touristen gezählt. Von der großen Reiselust profitiert auch Deutschland, das im letzten Jahr über 400 Millionen Übernachtungen (plus 4 Prozent) verzeichnen konnte. Die deutschen Flughäfen fertigten 2012 erstmals mehr als 200 Millionen Passagiere ab. Allerdings nahm das Wachstum zuletzt ab. Die hohen Kerosinpreise, die Eurokrise und nicht zuletzt die Luftverkehrsteuer waren mit die Ursachen...
Anmerkung: Über verschiedene Reiseziele wird in Kürze in diesem Magazin detailliert berichtet. Unter anderen über die Balkan-Staaten, Polen, Russland, Lateinamerika sowie über den überaus beeindruckenden „Majestic Imperator“ (Train de Luxe).
Fotos: Marco Bertram
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