Die Frage, wo man denn gestern gewesen sei, kann unterschiedlich geprägte Reaktionen hervorrufen. Mal folgt nach einem kurzen Zögern eine Antwort, die so viel Festigkeit besitzt wie manch ein Politikerversprechen; in einem anderen Fall kann sogar eine kleine Quelle zu einer reißenden Informationsflut werden. Ohne mit der Wimper zu zucken, lautet daher meine Antwort „Ueckermünde“. Wer hier meint, dass er es mit einer Stadt aus dem berüchtigten wilden, deutschen Osten zu tun hat, der irrt. So schlecht ist der gesamte – und häufig in den Schmutz gezogene - Osten übrigens nicht, überhaupt nicht.
Ueckermünde - Kaff am Haff? Ganz und gar nicht!
So auch Ueckermünde. Der charmante, kleine Badeort am Haff blickt auf eine bewegte Vergangenheit zurück, aber ein trockener Geschichtsvortrag soll das hier nicht werden. Wikipedia ist da wahrscheinlich der bessere Ansprechpartner. Es geht mir vielmehr um das Erscheinungsbild der Stadt mit seinem Umland. Glücklicherweise habe ich als Groundhopper die Region noch nicht komplett gemacht, sodass es mich sehr wahrscheinlich noch ein paar Male hierher verschlagen wird. Gerne denke ich an den Herbstspaziergang zurück, den ich mit einem Spiel von Motor Eggesin verband. Der Herbst zeigte sich an jedem Oktobertag von seiner schönsten Seite und ließ die Blätter in den prächtigsten Farben leuchten. Sie bildeten einen Kontrast zum Grüngrau des Betons der alten Munitionsfabrik. Wo einst tödliche Waffen produziert wurden, spazieren heut Familien an schönen Sonntagnachmittagen und Hundebesitzer führen in diesem Mix aus Wald und Stahlbeton ihre Vierbeiner aus.
Wir brauchen uns gar nicht so weit von Ueckermünde zu bewegen, wenn wir etwas Geschichte hautnah erleben wollen. Der kleine Bootsfriedhof zeigt, dass hier Fisch schon immer von Bedeutung war. Das Wasser ist nicht weit. Mein erster Besuch am Strand von Ueckermünde liegt inzwischen schon über 15 Jahre zurück. Der BFC spielt damals in Luckow ein Testspiel. Na, wer kann sich noch daran erinnern? Da ging es wirklich mal an den Strand. Bei dem eisigen Januarwetter muss man das heut nicht machen, weshalb die Innenstadt begutachtet wurde. Ich sage ja, dass es gar nicht so schlecht ist, wenn es hier mehrere Sportanlagen gibt.
Der Groundhopper aus dem Pott, der mir mal erzählte, dass er extra für das Waldstadion nach Ueckermünde reiste, hat bestimmt aufgrund des Zeitdrucks die Innenstadt nicht sehen können. Fachwerk hier und da, selbst Gründerzeitbauten strahlen noch so schick wie früher. Während Schloss und Rathaus nicht so vom Hocker hauen, lässt es sich im Sommer auf dem Marktplatz nett verweilen, wo sich eine Skulptur unentwegt mit einem Aal und einem anderen Fisch beschäftigt. Unweit davon liegen Speicher und auch die ersten Schiffe. In einer halben Stunde ist man aber eigentlich schon durch. Die Gebäude können überzeugen. Mit viel Aufwand entsteht hier ein Gebiet, das zum sanften Tourismus der Region passt. Kaputte Häuser in der Innenstadt sind im Osten keine Seltenheit. In Kürze wird aber auch das letzte ruinöse Gebäude hier verschwinden. Man werkelt schon fleißig.
Selbst auf die Relikte der DDR-Wirtschaft trifft man hier. Schweine- und Rinderkopfreliefs zieren das Gebäude der ehemaligen Fleischerei. Mit Stolz hielt der Bauherr an der Wand fest, dass er schon elektrisches Werkzeug für die Tierleiber nutzen kann. Heute sind solche künstlerischen Verzierungen an Objekten nur schwer vorstellbar. Eher flackert es da im Schaufenster.
Der Tag klingt nun bei frostigen Temperaturen unweit des Tierparks und Kletterwalds aus. Gerne würde ich mit den Akteuren auf dem Platz tauschen, um etwas warm zu werden. Ueckermündes Reserve testet gegen Ferdinandshof. Autsch! Bei klirrender Kälte eine Tortur. Immerhin ist hier das Klo beheizt, obwohl man es gar nicht so auf dem spartanisch eingerichteten Sportplatz am Kletterwald erwarten würde. Also immer schön langsam. Und so sieht’s auch mit der Komplettierung der Sportplatzwelt aus. Hier will ich noch mehr entdecken.
Fotos: Michael