Alemannia Aachen zurück in Liga 3: Rekord, Choreo, Pyro und Emotionen

Alemannia Aachen zurück in Liga 3: Rekord, Choreo, Pyro und Emotionen

Wir sind wieder da super Alemannia“ mit diesen Worten prankte ein fettes Banner in der zweiten Halbzeit im Spiel gegen den 1. FC Bocholt vor der Werner Fuchs Tribüne, dahinter ein paar angerissene gelb leuchtende Fackeln. Ja Alemannia Aachen ist wieder da. Nach dem Abstieg 2013 zurück in der 3. Liga und wie. Elf Jahre Kirmesliga Regionalliga West kann man auch nur spektakulär verlassen, genauso wie es der respektierte Rivale Rot-Weiss Essen vor zwei Jahren tat. Nach elf Jahren um die Dörfer tingeln und gegen den Abstieg spielen, durften die Fans und das Team nun aufsteiger, wenn auch "auf dem Sofa".



Denn vier Spieltage vor Schluss musste der um den Aufstieg mitspielende Wuppertaler SV gewinnen, um noch oben ran zu kommen. Der WSV verlor bei Fortuna Köln, auch lange Mitkonkurrent um den Aufstieg, und die Aachener Pontstraße leuchtete und erbebte vor Gesängen am Abend des 26. April 2024. Damit hätte nun gar keiner vor allem zum Anfang der Saison gerechnet. Im Gegenteil, wenn man bedenkt wie die letzten Jahre so waren am Tivoli.

Vor zweiten Jahren kämpfte man tatsächlich noch gegen den Abstieg in die Oberliga, in der vergangenen Saison landete man im Mittelfeld und der Start in die aktuelle Saison verlief auch alles andere als optimal. Dafür aber mit einem „Oha Effekt“. Kamen zum letzten Heimspiel der vergangenen Saison rund 11.000 Zuschauer in den Tivoli, waren es am ersten Spieltag der Saison 2023/2024 gleich 27.500.

Ausnahmeerscheinung? Nein. Vor allem die letzten Wochen war der Heimbereich fast immer rappelvoll und gestern wurde gegen den 1. FC Bocholt auch der neue Regionalliga-Zuschauerrekord geknackt: 31.034 Zuschauer. Den alten Rekord hatte Aachen auch inne aus einem Spiel gegen Rot-Weiss Essen (30.313 / Februar 2015), aber auch vor allem wegen der großen Anzahl an Gästefans.

Der Zuschauerschnitt liegt aktuell bei 19.196 Zuschauern. Stark, vor allem wenn man schaut, dass vor der Pandemie nur so 5-6.000 Zuschauer im Schnitt zum Tivoli strömten. Die Alemannia hat die Aachener gepackt, auch wegen der zwar nicht immer schönen aber „bis zum Ende kämpfenden“ Spielweise. Ja man war mit großen Ambitionen in die aktuelle Saison gestartet, musste aber gleich zu Beginn einige Dämpfer hinnehmen. Nicht nur die knappe Auftaktniederlage gegen den WSV, sondern ein paar Spieltage auch einen deftigen Schlag von Rot Weiß Oberhausen (zum Artikel RWO gegen Aachen). Es war Freitagabend (18. August), Flutlichtspiel und ein stimmungsvoller Beginn im Niederrheinstadion, aber schon nach wenigen Minuten konnten die Aachener die Hoffnung auf Punkte beerdigen. Mit 4:0 führte RWO zur Halbzeit, und die Anhänger der Kaiserstädter stellten frustriert den Support ein.

Das Trainerteam (Helge Hohl und Co-Trainer Gabriele Di Benedetto) wurden entlassen, aber die Spiele wurden nicht besser. Nach dem sechsten Spieltag hatte man gerade einmal sechs Punkte auf dem Konto, stand auf dem zehnten Platz und war zehn Punkte von Tabellenplatz 1 entfernt. Am 6. September 2023 dann die überraschende Nachricht aus Aachen: „Heiner Backhaus ist neuer Alemannia-Trainer.“ Das war ein Knall. Vor allem weil Backhaus bis zu diesem Zeitpunkt erfolgreich mit dem BFC Dynamo (Regionalliga Nordost) unterwegs war, der auch Aufstiegsambitionen in die 3. Liga hat, bzw. hatte. Während die BFC Fans diesen Move von Heiner Backhaus immer noch nicht verwunden haben, waren die Aachener Fans direkt vom neuen Trainer gehypt. Kein Wunder, wer dem neuen Aachener Cheftrainer einmal zugehört hat, ist direkt und nur von seinen Worten gefangen.

Zum Auftakt gab es direkt ein 1:0 gegen den SV Rödinghausen und die Aufholjagd begann, wenn auch noch etwas holprig. Knackpunkt war sicherlich das Feuerwerk beim damaligen Tabellenersten Fortuna Köln auf Spielfeld und Rängen. Trotz Unterzahl, gelang ein Auswärtssieg am 6. Oktober 2023 und immer mehr Zuschauer strömten in den kommenden Spieltagen zum Tivoli. Sieg um Sieg fuhr die Alemannia ein. Einen fetten Rückschlag gab es dann doch noch: Eine 3:0 Auswärtsniederlage beim 1. FC Bocholt, gegen den Aachen auch gestern nicht gewinnen konnte. Bocholt damals auf Platz 1, neun Punkte von der Alemannia entfernt. Noch träumte keiner vom Aufstieg, aber es sollte nicht mehr lange dauern.

Denn nach der Niederlage in Bocholt folgte Sieg um Sieg und Aachen rückte den Spitzenteams richtig auf die Pelle. Im direkten Tabellenduell gegen den 1. FC Düren kamen dann am 18.11. auch direkt einmal 19.500 Zuschauer und als Anton Heinz in der siebten Minute der Nachspielzeit den 2:1 Sieg Treffer markierte gab es kein Halten mehr. Jetzt war alles möglich und auch spektakulär, wie der 4:3 Auswärtssieg beim Wuppertaler SV am 2. Dezember. Ja Aachen kann auch „Leverkusen Style“, aber auch satt siegen. Am 3. Februar 2024 war es dann soweit: Tabellenführer nach einem 4:0 Auswärtserfolg bei der zweiten Mannschaft von Borussia Mönchengladbach. Im darauffolgenden Heimspiel gegen RWO, rächte sich Aachen dann für das Hinspiel und führte bis kurz nach der Halbzeit mit 3:0 vor 22.700 Zuschauern (Endstand 3:1).

Während die Konkurrenz Punkte um Punkte liegen ließen, spielte sich Aachen in einen Rausch. Mal gewann man überlegen, mal mit etwas Glück kurz vor Schluss. Das ist Fußball. Geduld haben und siegen. Die Zuschauer honorierten es und kamen in Scharen. Ein Highlight sicherlich das 1:0 gegen Fortuna Köln vor 29.500 Zuschauern (Link zum Artikel). Damit war das Dingen eigentlich schon durch und die Aufstiegsfeier konnte geplant werden. Aber in der Kirmesliga ist immer alles möglich. Aachen zog weiter durch und wollte eigentlich beim Auswärtsspiel in Paderborn am 20. April den Aufstieg feiern. Da aber das Spiel zwischen den Wuppertaler SV und Fortuna Düsseldorf II abgesagt wurde, wurde zwar ein Sieg gefeiert, aber noch nicht der Aufstieg. Der folgte jetzt, eine Woche später und wie.



Ja es stand noch ein Ligaspiel gegen den 1. FC Bocholt an und kaum einer rechnete tatsächlich mit einem Heimsieg, zu lange haben Fans und vor allem Spieler am Vorabend (Nacht) den Aufstieg gefeiert. Schon Stunden vor dem Spiel wurde der Tivoli in schwarz-gelbe Farben getaucht: Trikots, Schals und reichlich Rauch. Als die Stadiontore öffneten strömte die Fans auf die Tribünen und feierten eine riesige Aufstiegsparty. Auch die Fans des 1. FC Bocholt ließen sich nicht lumpen und vollendeten das schöne Bild stimmungsvoll in schwarz und weiß. Gut 1.000 Fans begleiteten die Mannschaft und im Vergleich waren sie um Längen besser aufgelegt, als die Fans von Fortuna Köln und fair am Ende dazu. Ja man gewann mit 2:1 (obwohl Aachen ein regulärer Treffer aberkannt wurde), feierte die eigene Mannschaft, aber später dann als viele Aachener Fans schon auf dem Rasen waren, auch lautstark Alemannia Aachen mit Gesängen. Gänsehaut. Das ist Respekt. Das ist Fußball.





Das Spiel selbst startete mit einer beeindruckenden Choreo unter dem Motto "Wo du nicht bist, kann ich nicht sein - Dein ist mein ganzes Herz, du bist mein Reim auf Schmerz!" und vielen Pyroeinlagen bis zum Abpfiff. Kurz vor Abpfiff wurden dann die Tore zum Innenraum geöffnet, so dass die Fans am Spielfeldrand standen und die letzten Minuten bis zum Abpfiff herbeisehnten. Dann ertönte der Schlusspfiff und alle Fans strömten auf den Rasen. Die Party ging jetzt richtig ab mit Gesängen viel Pyro und Bierduschen, auch für den Trainer Heiner Backhaus in der Pressekonferenz.



Glückwunsch Alemannia Aachen zum Aufstieg in die 3. Liga.

Ein Aufstiegsvideo gibt es in unserem YouTube Kanal

Alle Fotos: (c) Bildagentur frontalvision.com

> zur Alemannia Aachen turus Fotostrecke

> zur 1. FC Bocholt Fotostrecke

Stadionname:
  • Tivoli
Artikel wurde veröffentlicht am
28 April 2024
Zuschauerzahl:
31.034
Gästefans
1000

Benutzer-Kommentare

Es gibt noch keine Benutzer-Kommentare.
Hast du schon ein Konto?
Datenschutz
Durch das Anhaken der folgenden Checkbox und des Buttons "Absenden" erlaube ich turus.net die Speicherung meiner oben eingegeben Daten:
Um eine Übersicht über die Kommentare / Bewertungen zu erhalten und Missbrauch zu vermeiden wird auf turus.net der Inhalt der Felder "Name", "Titel" "Kommentartext" (alles keine Pflichtfelder / also nur wenn angegeben), die Bewertung sowie Deine IP-Adresse und Zeitstempel Deines Kommentars gespeichert. Du kannst die Speicherung Deines Kommentars jederzeit widerrufen. Schreibe uns einfach eine E-Mail: "kommentar / at / turus.net". Mehr Informationen welche personenbezogenen Daten gespeichert werden, findest Du in unserer Datenschutzerklärung.
Ich stimme der Speicherung meiner personenbezogenen Daten zu:
Kommentare