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Weltweite Hungerkrise

21 Apr 2008 12:39 #7969 von Thommy O.
Thommy O. antwortete auf Re: Weltweite Hungerkrise
@Buhli:
Sorry, ich bezweifle die 20 Millarden an... vielleicht wenn Du alle Wälder abholzt; Aber es wird ja nicht mal geschafft, 6.6 Millarden zu ernähren.
Auch verstehe ich das Argument mit den Spekulaten nicht. Also in Brasilien ist der Amazonas in Staatshand, und ob Spekulaten in Afrika viel in Land investieren, wage ich zu bezweifeln.

Aber sind denn Spekulaten daran schuld, dass in Australien die Reisernte ausfallen wird?


@Kallermann:
Es ist interessante, dass die Saatgutfirmen so viel Druck ausüben können. Unser deutscher Bauernverband war damals doch eine richtige Machtkeule, wo ist er geblieben?

Vielleicht werden die kommenden Jahren dies ändern, in dem die Staaten merken, dass etwas schein triviales doch ein extremer Machtpunkt ist. So könnten Patent verletzt werden, um mehr anzubauen, und vom staat her gewisse Kontigente an Saatgut garantiert sind.

Was ist auch komisch finde, - häufig zu lesen -, dass es sich für die Kleinbauern nicht mehr lohnt, etwas anzubauen, weil die Strafzölle in Europa zu hoch sind. Lula hat da in Ghana? gestern ordentlich drauf rumgeritten.
Aber um am leben zu bleiben, lohnt sich der Anbau schon. Er lohnt sich nicht, um zu exportieren und richtig Geld zu verdienen.
Ein grosser Teil der Mensch in Brasilien lebt unter der Armutgrenze, weil sie kein Land zu bestellen haben und Ihr Glück in der Grossstadt erhoffen. Ein teil des Problemes: Grundgrundbesitzer, aber keine Spekulaten, dieses Problem will Chavez lösen, das gelingt ihm nicht, da man auch anbauen muss, giessen und ernten. Das ist aber leider nicht so trivial, und auch eine Fleisübung. Das war das andere Problem...

So long,
Thomas

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22 Apr 2008 16:40 #7977 von kalleman
kalleman antwortete auf Re: Weltweite Hungerkrise
Also ich kann hier nur eine ungefähre Ahnung abgeben. Genau weiss ich das nicht.

Spekukanten treiben die Preise in die Höhe! Na klar! 50% der Preiserhöhungen im Nahrungsmittelbereich gehen auf das Konto der Spekulanten, genauso beim Öl. Das ist glaub ich weitherum anerkannt. Wie das genau läuft, weiss ich nicht. Soweit ich das mitgekriegt habe, hat das verschiedene Formen. Einerseits wird Geld in Nahrungsmitteln angelegt, wie in Gold oder Öl. Andererseits wird auf einen höheren Preis spekuliert. Ich kaufe Weizen für 50 Euro und hoffe, dass der Preis steigt. Wie das genau funktioniert weiss ich nicht, aber wenn du genug Milliarden hast, ist das easy. Du kannst ja auch den Aktionkurs künstlich aufblähen oder niederdrücken. Und Nahrungsmittel müssen gekauft werden, du hast garantiert einen Käufer!

Beim Beispiel Australien hab ich gehört, dass die seit 6 Jahren kaum mehr eine Ernte einfahren. Ich stimme da Buhli zu, es hat genug Anbaufläche um alle Menschen zu ernähren. In Afrika verhinderten ja Krieg und Misswirtschaft einen Anbau. Zudem müssen die Bauern ja erstmals an Kredite kommen. Für Weizenanbau prädestinierte Länder wie Angola und Simbabwe liegen brach. In Ghana sah ich nicht einen Acker! Hab grad heute gelesen, dass es für Malawi billiger ist, direkt Lebensmittel aus den USA einzufliegen als vom Nachbarland Sambia, weil in Afrika kaum Strukturen vorhanden sind.

Ja, warum lohnt es sich für die Bauern in Drittweltländern nicht? Das lässt sich aus meiner Sicht so erklären.

Einerseits die Konkurrenz von Entwicklungshilfe. Afrika wurde ja überschwemmt mit Nahrungsmitteln. Die Produktion lohnte sich nicht mehr. Dazu kommen die hohen Preise für Dünger, Maschinen, Saatgut, Benzin. Alles muss über weite Wege gebracht werden. Aber die Afrikaner haben kein Geld, wer soll die Agraprodukte kaufen? Wo sollen sie also ihre Agrarprodukte loswerden? Die hohen Zölle verhindern einen Export nach Europa. Der Norden produzierte Überschuss, den er billig verröstete und so konkurrenzierte er die einheimsichen Bauern. Dazu kommt, das fehlen von Knowhow, Infrastruktur. Es gibt ja kaum einen afrikanischen Binnenhandel.

Nun ja, Lula schimpft wohl auch aus Eigennutz. Europa will den brasilianischen Gensoja einfach nicht ... :twisted:

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23 Apr 2008 00:38 #7978 von Thommy O.
Thommy O. antwortete auf Re: Weltweite Hungerkrise
Hi Kallermann,

das klingt ja alles schön und gut, aber Du die Artikel liesst, (the economist hat angeblich die gesamte neue Ausgabe diesem Problem gewidmet), warum lese ich nichts davon, nicht im Spiegel, im O Globo usw?

Ich glaube, es ist zu einfach, anderen wenigen dafür die Schuld zu geben.

Und zu den brasilianische Kleinbauern - es gibt keine Entwicklungshilfe an Nahrungsmitteln in Brasilien soweit ich weiss. Es fehlt eher an Wasser, so wie in Afrika, und ohne Wasser wächst halt nichts....

-- Thomas

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23 Apr 2008 10:11 #7979 von Simao
Simao antwortete auf Re: Weltweite Hungerkrise
ich gebe Kallemann im Großen und Ganzen Recht in seinen Punkten!
Zudem sollte man auch den Anstieg der zweckentfremdeten, industriellen Nutzung von Lebensmitteln (z.B. Bio-Sprit) nicht unterschätzen! Durch die unglaubliche Nachfrage (insb. der EU) schiessen nicht nur die Lebensmittelpreise in die Höhe, zudem gehen riesige Anbauflächen verloren und/oder es werden gigantische Regenwaldgebiete abgeholzt, was widerum den Klimawandel unterstützt, welcher ja auch eine Rolle bei den steigenden Preisen spielt! Ein Teufelskreis! Gerade Brasilien und Lula machen sich ja für die Bio-Sprit-Nutzung stark! Was sind in dort in der letzten Zeit für Regenwaldflächen über'n Jordan gegangen! Unfassbar!
Wie du schon gesagt hast, fast alle 3.Welt-Länder sind vom Import von Lebensmitteln abhängig, obwohl sie durch geplanten Anbau keine Schwierigkeiten hätten sich selbst zu ernähren! Meiner Meinung nach haben die Industrienationen auch keine Motivation dieses zu ändern! Schließlich verdienen die Konzerne daran ja gutes Geld und es hält die 3.Welt an der Leine!
Zum Teil werden in Afrika die Ernten gar nicht mehr eingefahren, weil es sich nicht mehr lohnt! Die Produktionskosten sind für die Bauern höher als der Verkaufserlös. Die steigenden Preise fließen in die falschen Taschen.

Fidel Castro hat mal vorgeschlagen, dass sich alle rohstoffliefernden Länder zusammenschließen sollten! Als Vorbild sollten die OPEC-Staaten dienen! Zur Zeit werden die Preise von den Konzernen und den Spekulanten in großen Teilen bestimmt! Dieses könnte man durch einen derartigen Zusammenschluß eindämmen! Aber wenn man sieht, dass in den meisten Ländern selbst die Gründung von Landwirtschafts-Kooperativen oder Gewerkschaften zum Teil mit Gewalt verhindert werden, bleibt die Gründung eines OPEC-ähnlichen Zusamménschlusses doch eher ein visionäres Ziel!

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23 Apr 2008 10:14 #7980 von kalleman
kalleman antwortete auf Re: Weltweite Hungerkrise
Ich lese davon dauernd in unserer Presselandschaft. Bei uns ist dieses Thema ein Dauerbrenner. Grad gestern kam wieder ein Interview mit einem Agronomen, der vorallem auf strukturelle Mängel hinwies.

Vom Wasserproblem hatte ich in Bezug auf die Nahrungsmittelkrise noch nie was gehört, aber es liegt auf der Hand. Der Agronom sprach aber mehr von fehlendem Strom und Fabriken und meinte, die Hilsgelder sollten vor allem dorthinein fliessen. Dazu fehlt vorallem Knowhow. Indien hat es zum Selbstversorger gebracht dank immenser Unterstützung der Regierung. Kaum wurde dieses Ziel erreicht, hörten sie auf zu investieren und die Budgets für Landwirtschaft sank kontinuierlich. Das lässt sich in vielen Ländern beobachten.

Und es wird doch nicht einigen wenigen die Schuld in die Schuhe geschoben. Es sind viele Faktoren, nur die hässlichsten sind die, die sich an der Krise bereichern, die Spekulanten. Die sind störend und die bräuchte es nicht noch zusätzlich zur Krise. Aber viele Faktoren führten zum Problem. IWF, die westliche Agrarpolitik, unfähige Politiker, Krieg, mangelnde Investitionen u.u.u.

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23 Apr 2008 14:36 #7982 von kalleman
kalleman antwortete auf Re: Weltweite Hungerkrise

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23 Apr 2008 14:52 #7983 von Thommy O.
Thommy O. antwortete auf Re: Weltweite Hungerkrise
www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518 ... -2,00.html

hier wird das mit den Spekulanten & Hunger erklärt. Die erste Quelle, die ich gesehen habe.

So long,
Thomas

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