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Reiseberichte, Erfahrungen für Reisen nach Lateinamerika, insbesondere Brasilien. Karneval in Rio, Regenwald und Amazonas – der grüne Kontinent steht Euch offen, was interessiert Dich am meisten?
Kolumbien
- kalleman
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09 Dez 2006 00:42 #5172
von kalleman
kalleman antwortete auf Re: Kolumbien
[size=200:133qman8]Santa Marta[/size]
Heute bin ich nicht gut drauf. Ich spüre irgendwie eine unangenehme Aggressivität in mir. In einem Restaurant bestelle ich etwas zu essen und es kommt prompt. Gerade, als ich mir einen Löffel Reis in den Mund schiebe kommt ein Mädchen und bietet mir eine Massage an. Ziemlich schroff zeige ich auf mein essen und sie entschuldigt sich sehr nett. Kaum habe ich den zweiten Löffel im Mund, als sich zwei Männer ins Restaurant begeben. einer kommt direkt auf mich zu und will mir die hand geben. Ich verweise auf mein Essen. Er schwafelt was von er sei Soldat und ob ich ihm etwas Geld gebe. Ich stelle mich auf den Standpunkt, dass ich in einem Restaurant bin und hier meine Ruhe will, er hingegen ist ebenfalls sauer und will von mir ein Ja oder Nein hören. Wir bleiben beide stur. Irgendwann geht er fluchend zu seinem Kumpel, stellt den Rucksack hin und geht energischen Schritten in den hinteren Teil des Restaurants. Irgendwie sagt mir mein Bauch, dass mir jetzt etwas blüht und mir hier niemand hilft. Zudem bin ich viel zu aggressiv und ich schäme mich für mein Verhalten, aber auch ich habe nunmal meine Launen. Also verzieh ich mich ganz schnell ins Hotel. Draussen mach ich nur noch mehr Leute sauer.
Später schlendere ich durch dieses nette Städtchen. Allerdings gibt es hier auch doofe Säcke. Zum Beispiel ein Pizzaverkäufer an der Promenade kommt mir jedesmal entgegen. Zuerst sagt er Pizza, schau wie lecker und dann macht er mich blöd an. (Ach ich bin ein Gringo, wie bin ich doch schön etc.). Wenn man sich daran gewöhnt hat, dann ist Santa Marta ein wunderbarer Flecken. Am Abend gibt es in einer Strandkneipe Livemusic. Ich setz mich hinein, der alte Kellner ist an Aufmerksamkeit nicht zu übertreffen. Bei jedem Lied erheben sich Paare um vorne auf der Tanzfläche zu tanzen. Als ich gehe, gebe ich dem Kellner noch ein bescheidenes Trinkgeld. Er lacht und sagt, dass er sich damit nachher besaufe...
Ich gehe noch zur Calle 17. Hier wimmelt es von Bars und Diskotheken und zum erstenmal in Kolumbien sind nicht nur Päärchen anwesend. Doch auf der Tanzfläche das alte Bild. Auch zu moderner Popmusic tanzt man wenn möglich zu zweit, einander gegenüber einfach ohne Berührung. Ich stehe ein bisschen da und beobachte das Treiben. immer schönere Frauen kreuzen auf, ich muss sagen, atemberaubend. Samstagabend zeigt sich Santa Marta von seiner besten Seite. Dennoch scheinen mir die Leute eher etwas reserviert zu sein - oder schüchtern oder schlicht und einfach desinteressiert. Erst spät finde ich einen Gesprächspartner (leider keine Gesprächspartnerin... ) Auch hier ist das Thema schnell mal beim Auswandern nach Europa. Europa ist schuld an unserer Armut also gehen wir jetzt nach Europa. Ich entgegne, dass er es sich doch etwas gar einfach mache.
Ich klappere auf dem Heimweg noch ein paar Kneipen ab, doch ein weiteres Gespräch kommt nicht zustande.
Heute bin ich nicht gut drauf. Ich spüre irgendwie eine unangenehme Aggressivität in mir. In einem Restaurant bestelle ich etwas zu essen und es kommt prompt. Gerade, als ich mir einen Löffel Reis in den Mund schiebe kommt ein Mädchen und bietet mir eine Massage an. Ziemlich schroff zeige ich auf mein essen und sie entschuldigt sich sehr nett. Kaum habe ich den zweiten Löffel im Mund, als sich zwei Männer ins Restaurant begeben. einer kommt direkt auf mich zu und will mir die hand geben. Ich verweise auf mein Essen. Er schwafelt was von er sei Soldat und ob ich ihm etwas Geld gebe. Ich stelle mich auf den Standpunkt, dass ich in einem Restaurant bin und hier meine Ruhe will, er hingegen ist ebenfalls sauer und will von mir ein Ja oder Nein hören. Wir bleiben beide stur. Irgendwann geht er fluchend zu seinem Kumpel, stellt den Rucksack hin und geht energischen Schritten in den hinteren Teil des Restaurants. Irgendwie sagt mir mein Bauch, dass mir jetzt etwas blüht und mir hier niemand hilft. Zudem bin ich viel zu aggressiv und ich schäme mich für mein Verhalten, aber auch ich habe nunmal meine Launen. Also verzieh ich mich ganz schnell ins Hotel. Draussen mach ich nur noch mehr Leute sauer.
Später schlendere ich durch dieses nette Städtchen. Allerdings gibt es hier auch doofe Säcke. Zum Beispiel ein Pizzaverkäufer an der Promenade kommt mir jedesmal entgegen. Zuerst sagt er Pizza, schau wie lecker und dann macht er mich blöd an. (Ach ich bin ein Gringo, wie bin ich doch schön etc.). Wenn man sich daran gewöhnt hat, dann ist Santa Marta ein wunderbarer Flecken. Am Abend gibt es in einer Strandkneipe Livemusic. Ich setz mich hinein, der alte Kellner ist an Aufmerksamkeit nicht zu übertreffen. Bei jedem Lied erheben sich Paare um vorne auf der Tanzfläche zu tanzen. Als ich gehe, gebe ich dem Kellner noch ein bescheidenes Trinkgeld. Er lacht und sagt, dass er sich damit nachher besaufe...
Ich gehe noch zur Calle 17. Hier wimmelt es von Bars und Diskotheken und zum erstenmal in Kolumbien sind nicht nur Päärchen anwesend. Doch auf der Tanzfläche das alte Bild. Auch zu moderner Popmusic tanzt man wenn möglich zu zweit, einander gegenüber einfach ohne Berührung. Ich stehe ein bisschen da und beobachte das Treiben. immer schönere Frauen kreuzen auf, ich muss sagen, atemberaubend. Samstagabend zeigt sich Santa Marta von seiner besten Seite. Dennoch scheinen mir die Leute eher etwas reserviert zu sein - oder schüchtern oder schlicht und einfach desinteressiert. Erst spät finde ich einen Gesprächspartner (leider keine Gesprächspartnerin... ) Auch hier ist das Thema schnell mal beim Auswandern nach Europa. Europa ist schuld an unserer Armut also gehen wir jetzt nach Europa. Ich entgegne, dass er es sich doch etwas gar einfach mache.
Ich klappere auf dem Heimweg noch ein paar Kneipen ab, doch ein weiteres Gespräch kommt nicht zustande.
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- kalleman
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12 Dez 2006 08:42 #5176
von kalleman
kalleman antwortete auf Re: Kolumbien
[size=200:1l310wky]Tananga[/size]
Heute ist Badetag. Als ich frühmorgens aus dem Hotel komme, könnte das Wetter nicht schöner sein. Ich versuche zu Fuss nach Tananga zu gelangen, ein kleiner Badeort rund 5 Kilometer entfernt. Der Weg führt über einen steilen Hügel. Da es Sonntag ist, erwarte ich ziemlich viele Leute am Strand. Doch bald einmal komme ich von meinem Vorhaben ab. Der Weg führt mitten durch hügeliges Land, links und rechts von der Strasse hat es recht armselige Hütten. Ich will lieber nichts riskieren, da ich meine Kamera dabei habe, obwohl mir Santa Marta überhaupt keinen gefährlichen Eindruck macht.
So suche ich einen Minibus. Doch die Busfahrer machen sich einen Spass mit mir. Immer rufen sie Tananga. Ich bejahe und sie winken mir. Also renn ich auf den Bus zu und kaum habe ich ihn erreicht, braust er auch schon los - ohne mich. Sie wären auch nicht nach Tananga gefahren, wie ich später feststellen werde. Die Mutter und ihr Töchterchen neben mir lachen sich fast kaputt. Naja, wenigstens kann jemand darüber lachen, ich finde es weniger witzig. Als ich dann endlich einen Minibus sehe, der mit Tananga angeschrieben ist, bin ich endlich auf dem Weg. Die Fahrt führt an den Hütten vorbei, den kargen Hügel hoch, bevor er dann eine wunderbare Sicht aufs mehr preisgibt. Dann geht es in engen Kurven nach Tananga hinunter.
Tanaga ist wirklich ein herziger kleiner Badeort. Es wimmelt von Restaurants, aus deren Boxen laute Musik dröhnt. Nach der tollen Musik in den Anden gehört der Salsa, der mich seit Cali verfolgt, nicht gerade zu meinen bevorzugten Musikrichtungen.
Die Kneipen sind voll, das Wasser herrlich warm. Aber wer hier hofft, ein paar Strandnixen beobachten zu können, wird eines besseren belehrt. Die Frauen sind fast ausnahmslos übergewichtig (oft massiv) und kein Muskel ist da, der dem Körperfett eine Form geben könnte. Zum Teil passen sie kaum in die Plastikstühle in den Kneipen. Einzig Ecuador schafft es, den Frauen hier in Sachen Körpergewicht Paroli zu bieten!
Das beste an Tanaga ist, dass man an den hügel entlangklettern kann, die die Bucht umgeben. So kommt man von einem Strand zum nächsten und es scheint, als ob diese Wege den Felsen entlang kein Ende haben.
Manchmal haben sie noch Restaurants, manchmal einfach nur Strand. Aber alle bieten alles, was mein Herz begehrt. Nur etwas bereue ich sehr. Ich habe meine Taucherbrille vergessen. Und wie ich so auf dem Hügel stehe und zum türkisblauen Wasser hinunterschaue, da wird mir schwer ums Herz, als ich alle diese Schnorchler sehe. Doch kurz nach Mittag kommen Wolken auf und die Sonne ist kaum mehr zu sehen. Ich kehre nach Tananga zurück. Die Restaurants sind mittlerweile propenvoll, zum Teil wird auch getanzt: Immer zu zweit und immer diesen langsamen Salsa, der mit dem kubanischen Salsa nicht zu vergleichen ist. Auch mit einer Strandparty in Brasilien ist das nicht zu vergleichen. Tanaga kann, wenn man alleine unterwegs ist auch ganz schön langweilig werden. So kehre ich nach Santa Marta zurück.
Heute ist Badetag. Als ich frühmorgens aus dem Hotel komme, könnte das Wetter nicht schöner sein. Ich versuche zu Fuss nach Tananga zu gelangen, ein kleiner Badeort rund 5 Kilometer entfernt. Der Weg führt über einen steilen Hügel. Da es Sonntag ist, erwarte ich ziemlich viele Leute am Strand. Doch bald einmal komme ich von meinem Vorhaben ab. Der Weg führt mitten durch hügeliges Land, links und rechts von der Strasse hat es recht armselige Hütten. Ich will lieber nichts riskieren, da ich meine Kamera dabei habe, obwohl mir Santa Marta überhaupt keinen gefährlichen Eindruck macht.
So suche ich einen Minibus. Doch die Busfahrer machen sich einen Spass mit mir. Immer rufen sie Tananga. Ich bejahe und sie winken mir. Also renn ich auf den Bus zu und kaum habe ich ihn erreicht, braust er auch schon los - ohne mich. Sie wären auch nicht nach Tananga gefahren, wie ich später feststellen werde. Die Mutter und ihr Töchterchen neben mir lachen sich fast kaputt. Naja, wenigstens kann jemand darüber lachen, ich finde es weniger witzig. Als ich dann endlich einen Minibus sehe, der mit Tananga angeschrieben ist, bin ich endlich auf dem Weg. Die Fahrt führt an den Hütten vorbei, den kargen Hügel hoch, bevor er dann eine wunderbare Sicht aufs mehr preisgibt. Dann geht es in engen Kurven nach Tananga hinunter.
Tanaga ist wirklich ein herziger kleiner Badeort. Es wimmelt von Restaurants, aus deren Boxen laute Musik dröhnt. Nach der tollen Musik in den Anden gehört der Salsa, der mich seit Cali verfolgt, nicht gerade zu meinen bevorzugten Musikrichtungen.
Die Kneipen sind voll, das Wasser herrlich warm. Aber wer hier hofft, ein paar Strandnixen beobachten zu können, wird eines besseren belehrt. Die Frauen sind fast ausnahmslos übergewichtig (oft massiv) und kein Muskel ist da, der dem Körperfett eine Form geben könnte. Zum Teil passen sie kaum in die Plastikstühle in den Kneipen. Einzig Ecuador schafft es, den Frauen hier in Sachen Körpergewicht Paroli zu bieten!
Das beste an Tanaga ist, dass man an den hügel entlangklettern kann, die die Bucht umgeben. So kommt man von einem Strand zum nächsten und es scheint, als ob diese Wege den Felsen entlang kein Ende haben.
Manchmal haben sie noch Restaurants, manchmal einfach nur Strand. Aber alle bieten alles, was mein Herz begehrt. Nur etwas bereue ich sehr. Ich habe meine Taucherbrille vergessen. Und wie ich so auf dem Hügel stehe und zum türkisblauen Wasser hinunterschaue, da wird mir schwer ums Herz, als ich alle diese Schnorchler sehe. Doch kurz nach Mittag kommen Wolken auf und die Sonne ist kaum mehr zu sehen. Ich kehre nach Tananga zurück. Die Restaurants sind mittlerweile propenvoll, zum Teil wird auch getanzt: Immer zu zweit und immer diesen langsamen Salsa, der mit dem kubanischen Salsa nicht zu vergleichen ist. Auch mit einer Strandparty in Brasilien ist das nicht zu vergleichen. Tanaga kann, wenn man alleine unterwegs ist auch ganz schön langweilig werden. So kehre ich nach Santa Marta zurück.
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- kalleman
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15 Dez 2006 11:23 #5184
von kalleman
kalleman antwortete auf Re: Kolumbien
[size=200:1eokkcz9]Santa Marta-Bucaramanga[/size]
Am Sonntag Abend ist in Santa Marta nicht mehr allzuviel los. Dennoch macht es Spass zu flanieren, denn hier "wohnt man ausserhalb des Hauses" wie fast überall in der Karibik. Die Leute schlendern am Boulevard entlang oder sitzen in den Kneipen. Auch ein paar Neonlichtschuppen hat es, aus denen laute Musik blärt. Wirklich ein seltsames Phänomen. Bei dem Licht ist es umöglich zu lesen, die Musik ist viel zu laut, aber dennoch scheinen die Kolumbianer diese Schuppen zu mögen.
Es gilt schon wieder Santa Marta zu verlassen. Am
Busbahnhof dieses freundlichen Städtchens treffe ich einen Briten. Der erste Gringo seit drei Schweizern in Popayan. Auch er hat absolut keine Schwierigkeiten in Kolumbien.
Die Busfahrt ist wenig spektakulär. Im ersten Drittel steht an jeder Kreuzung ein Soldat! Gilt es hier Busentführungen zu verhindern oder der Guerilla den Nachschub schwerzumachen?
Der Bus kommt viel zu spät in Bucaramanga an. Es ist bereits dunkel, was ich eigentlich nicht so gerne habe. Ich bevorzuge es, in fremden Städten bei Tageslicht mein Hotel zu suchen. Zu allem Überfluss vertue ich mich in der Strasse und lande an einem Park. Hier haben sich die Obdachlosen schlafengelegt oder suchen im Müll nach essen. Sie rufen mir was zu doch ich laufe schnell weiter direkt in eine dunkle Ecke voller Obdachloser. Eine vom schlechten Leben gezeichnete Frau bietet mir ein Hotelzimmer an. Ich sehe aber ein anderes auf der anderen Seite und gehe hinein. Mein Adrenalinspiegel ist hoch. Ich habe Glück. Das Hotel macht einen sehr guten Eindruck, der Rezeptionist ist sehr freundlich, das Zimmer gross und sauber, mit Fernseher und Bad. Ich empfange sogar Deutsche Welle. 15'000 wollen sie dafür, ein guter Deal.
Ich will etwas raus. Nach ein paar vorsichtigen Schritten fühle ich mich sicherer. Das Zentrum ist wie ausgestorben, Obdachlose schlafen in Hauseingängen, ich kaufe eine Pizza bei einer sehr lustigen Verkäuferin. Dann wandere ich zur Zona Rosa, denn mittlerweile sehe ich kein Sicherheitsproblem mehr.
Die Zona Rosa ist wie ausgestorben, es hat nur ein paar Päärchen. so laufe ich die Calle 33 (oder war es 31) zurück. Diese Gasse ist echt toll, es hat ein paar lokale Kneipen, die Leute sitzen vor ihren Häusern. Als ich schlafengehe hat sich mein Bild von Bucaramanga komplett gewandelt: Ein sehr freundlicher, friedlicher Flecken mit einem gewaltigewn Armutsproblem.
Am Sonntag Abend ist in Santa Marta nicht mehr allzuviel los. Dennoch macht es Spass zu flanieren, denn hier "wohnt man ausserhalb des Hauses" wie fast überall in der Karibik. Die Leute schlendern am Boulevard entlang oder sitzen in den Kneipen. Auch ein paar Neonlichtschuppen hat es, aus denen laute Musik blärt. Wirklich ein seltsames Phänomen. Bei dem Licht ist es umöglich zu lesen, die Musik ist viel zu laut, aber dennoch scheinen die Kolumbianer diese Schuppen zu mögen.
Es gilt schon wieder Santa Marta zu verlassen. Am
Busbahnhof dieses freundlichen Städtchens treffe ich einen Briten. Der erste Gringo seit drei Schweizern in Popayan. Auch er hat absolut keine Schwierigkeiten in Kolumbien.
Die Busfahrt ist wenig spektakulär. Im ersten Drittel steht an jeder Kreuzung ein Soldat! Gilt es hier Busentführungen zu verhindern oder der Guerilla den Nachschub schwerzumachen?
Der Bus kommt viel zu spät in Bucaramanga an. Es ist bereits dunkel, was ich eigentlich nicht so gerne habe. Ich bevorzuge es, in fremden Städten bei Tageslicht mein Hotel zu suchen. Zu allem Überfluss vertue ich mich in der Strasse und lande an einem Park. Hier haben sich die Obdachlosen schlafengelegt oder suchen im Müll nach essen. Sie rufen mir was zu doch ich laufe schnell weiter direkt in eine dunkle Ecke voller Obdachloser. Eine vom schlechten Leben gezeichnete Frau bietet mir ein Hotelzimmer an. Ich sehe aber ein anderes auf der anderen Seite und gehe hinein. Mein Adrenalinspiegel ist hoch. Ich habe Glück. Das Hotel macht einen sehr guten Eindruck, der Rezeptionist ist sehr freundlich, das Zimmer gross und sauber, mit Fernseher und Bad. Ich empfange sogar Deutsche Welle. 15'000 wollen sie dafür, ein guter Deal.
Ich will etwas raus. Nach ein paar vorsichtigen Schritten fühle ich mich sicherer. Das Zentrum ist wie ausgestorben, Obdachlose schlafen in Hauseingängen, ich kaufe eine Pizza bei einer sehr lustigen Verkäuferin. Dann wandere ich zur Zona Rosa, denn mittlerweile sehe ich kein Sicherheitsproblem mehr.
Die Zona Rosa ist wie ausgestorben, es hat nur ein paar Päärchen. so laufe ich die Calle 33 (oder war es 31) zurück. Diese Gasse ist echt toll, es hat ein paar lokale Kneipen, die Leute sitzen vor ihren Häusern. Als ich schlafengehe hat sich mein Bild von Bucaramanga komplett gewandelt: Ein sehr freundlicher, friedlicher Flecken mit einem gewaltigewn Armutsproblem.
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- kalleman
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15 Dez 2006 20:21 #5187
von kalleman
kalleman antwortete auf Re: Kolumbien
[size=200:3s78uglc]Bucaramanga-Tunja[/size]
Früh am morgen verlasse ich das nette Hotel in Bucaramanga. Zur Enttäuschung des Rezeptionistes. Ich suche nun einen Bus zum Terminal, aber dies erweist sich als schwieriger als ich gedacht hatte. Doch in Bucaramanga ist das kein Problem. Ich frage einen Mann und der macht sich gleich daran, sämtliche Busse anzuhalten und zu fragen bis er mich in richtigen reinsetzt. Unglaublich nett.
In einem topmodernen Bus verlasse ich Bucaramanga. Im nachinhein hat mir diese Stadt sehr gut gefallen. Weniger das Stadtbild als vielmehr die Atmosphäre und die Menschen.
Die Fahrt nach Tunja ist weit weniger spektakulär als die 1500 Höhenmeter vermuten lassen. Einzig der erste Abschnitt ist spannend. Vorallem diese Haarnadelkurven. Schnell erreicht er das Hochplateau und erst kurz vor Tunja geht die Strasse wieder etwas bergab.
Unterwegs passieren wir noch die Kolonialstädte San Gil und Soccoro. Alle sind sie hübsch retauriert, aber es hat in Kolumbien derart viele kleine Kolonialstädte, dass man es irgendwann gesehen hat.
Auf dieser Strecke sehe ich sie dann endlich! Diese kleinen Abenteurer die mit ihren Seifenkisten die Strasse hinunterblochen. Leider geht das ganze so schnell, dass ich kein Foto machen kann. Diese verrückten Kerle riskieren Kopf und Kragen - dafür haben sie wohl enormen Spass. Ihr Wagemut ist eindrücklich.
Die Ankunft in Tunja ist im wahrsten Sinne des Wortes anstrengend. Hier auf 2800 Metern über Meer die steilen Gassen hochzusteigen geht an die Kondition. Noch weiss ich nicht, dass Tunja der Highlight werden wird.
Früh am morgen verlasse ich das nette Hotel in Bucaramanga. Zur Enttäuschung des Rezeptionistes. Ich suche nun einen Bus zum Terminal, aber dies erweist sich als schwieriger als ich gedacht hatte. Doch in Bucaramanga ist das kein Problem. Ich frage einen Mann und der macht sich gleich daran, sämtliche Busse anzuhalten und zu fragen bis er mich in richtigen reinsetzt. Unglaublich nett.
In einem topmodernen Bus verlasse ich Bucaramanga. Im nachinhein hat mir diese Stadt sehr gut gefallen. Weniger das Stadtbild als vielmehr die Atmosphäre und die Menschen.
Die Fahrt nach Tunja ist weit weniger spektakulär als die 1500 Höhenmeter vermuten lassen. Einzig der erste Abschnitt ist spannend. Vorallem diese Haarnadelkurven. Schnell erreicht er das Hochplateau und erst kurz vor Tunja geht die Strasse wieder etwas bergab.
Unterwegs passieren wir noch die Kolonialstädte San Gil und Soccoro. Alle sind sie hübsch retauriert, aber es hat in Kolumbien derart viele kleine Kolonialstädte, dass man es irgendwann gesehen hat.
Auf dieser Strecke sehe ich sie dann endlich! Diese kleinen Abenteurer die mit ihren Seifenkisten die Strasse hinunterblochen. Leider geht das ganze so schnell, dass ich kein Foto machen kann. Diese verrückten Kerle riskieren Kopf und Kragen - dafür haben sie wohl enormen Spass. Ihr Wagemut ist eindrücklich.
Die Ankunft in Tunja ist im wahrsten Sinne des Wortes anstrengend. Hier auf 2800 Metern über Meer die steilen Gassen hochzusteigen geht an die Kondition. Noch weiss ich nicht, dass Tunja der Highlight werden wird.
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- kalleman
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22 Dez 2006 10:18 #5210
von kalleman
kalleman antwortete auf Re: Kolumbien
[size=200:3gve3snc]Tunja[/size]
Nach langem Überlegen habe ich mich für Tunja und gegen Villa de Leyva entschieden. Radfahren gegen Hotsprings. Ich entschied mich für die Hotsprings.
Am Busbahnhof in Tunja swieht man das Problem. Man ist auf fast 3000m Höhenmeter und sollte diese extrem steile Strasse in die Altstadt hochlaufen. Da gehts hoch! Als ich dann kurz darauf am späten Nachmittag den Plaza erreiche, bin ich völlig überrascht. Hier pulsiert das Leben! Die Strassen sind voller Leute, die in den Gassen schlendern, diese Stadt lebt, die Luft ist gefüllt mit "llamar", denn wie überall in Kolumbien bieten hier Leute die Dienste ihres Handys an, gegen Entgeld und es scheint ein lukratives Geschäft zu sein.
Ich beziehe mein Hotel, das erwies sich als etwas schwieriger, denn 2 der 3 Hotels in meinem Reiseführer gibt es nicht mehr. Wiedereinmal zeigt sich, dass Lonely Planet am aktuellsten ist. Denn das deutsche Kolumbien-Reisebuch das ich ebenfalls mit auf die Reise nahm, erweist sich in der Hotelsuche als nutzlos, obwohl es erst 2004 herausgekommen ist. Die meisten Hotels sind nur dank der Karte im LP zu finden, die Karten im deutschen Reiseführer sind sehr ungenau. Aber wenn ich dann vor besagter Hausnummer stehe, ist da meist kein Hotel.
Das Hotel ist gut, ich bin sehr zufrieden und schnell hab ich diese Stadt in mein Herz geschlossen. Die Leute unglaublich freundlich, die Strassen sind wie in keiner anderen Stadt Kolumbiens voller gutgelaunter Leute, hier gibt es keine sichtbare Armut und zudem wimmelt es hier von bildschönen Frauen. Irgendwie erinnert mich diese Stadt an Pasto; diese beiden Städte sind sich sehr ähnlich.
Ich möchte meinen Flug rückbestätigen. Doch das wird zum Problem. Denn es ist eine Gratisnummer, doch jeder sagt mir, dass man von seinem Telefon aus nicht auf Gratisnummern telefonieren kann. Ich werde von einem Shop zum nächsten gelotst, doch nichtmal der nationale Telefondienst ist in der Lage mir zu helfen. Alle sind bemüht, probieren, helfen, geben mir Tipps, nehmen sich Zeit und zeigen grosses Mitleid. Irgendwann kommt auch der entscheidende Tip: Von einem Faxgerät aus geht es und das steht auch in besagtem Shop. Als ich der AirFrance Mitarbeiterin meine Probleme schildere, sagt sie mir, dass man bei AirFrance seine Flüge nie rückbestätigen muss... :x )
Am Abend geh ich noch in eine Bar. Die Kellnerin übt grad mit ihren Kindern Hausaufgaben und ist an Freundlichkeit kaum zu übertreffen. Doch in der Bar sind wie überall in Kolumbien nur Päärchen.
Bei all meiner Begeisterung für dieses Städtchen hat die Sache einen Haken: Tunja wird in de rNacht extrem kalt und so verziehe ich mich ganz schnell in mein warmes Zimmer.
Nach langem Überlegen habe ich mich für Tunja und gegen Villa de Leyva entschieden. Radfahren gegen Hotsprings. Ich entschied mich für die Hotsprings.
Am Busbahnhof in Tunja swieht man das Problem. Man ist auf fast 3000m Höhenmeter und sollte diese extrem steile Strasse in die Altstadt hochlaufen. Da gehts hoch! Als ich dann kurz darauf am späten Nachmittag den Plaza erreiche, bin ich völlig überrascht. Hier pulsiert das Leben! Die Strassen sind voller Leute, die in den Gassen schlendern, diese Stadt lebt, die Luft ist gefüllt mit "llamar", denn wie überall in Kolumbien bieten hier Leute die Dienste ihres Handys an, gegen Entgeld und es scheint ein lukratives Geschäft zu sein.
Ich beziehe mein Hotel, das erwies sich als etwas schwieriger, denn 2 der 3 Hotels in meinem Reiseführer gibt es nicht mehr. Wiedereinmal zeigt sich, dass Lonely Planet am aktuellsten ist. Denn das deutsche Kolumbien-Reisebuch das ich ebenfalls mit auf die Reise nahm, erweist sich in der Hotelsuche als nutzlos, obwohl es erst 2004 herausgekommen ist. Die meisten Hotels sind nur dank der Karte im LP zu finden, die Karten im deutschen Reiseführer sind sehr ungenau. Aber wenn ich dann vor besagter Hausnummer stehe, ist da meist kein Hotel.
Das Hotel ist gut, ich bin sehr zufrieden und schnell hab ich diese Stadt in mein Herz geschlossen. Die Leute unglaublich freundlich, die Strassen sind wie in keiner anderen Stadt Kolumbiens voller gutgelaunter Leute, hier gibt es keine sichtbare Armut und zudem wimmelt es hier von bildschönen Frauen. Irgendwie erinnert mich diese Stadt an Pasto; diese beiden Städte sind sich sehr ähnlich.
Ich möchte meinen Flug rückbestätigen. Doch das wird zum Problem. Denn es ist eine Gratisnummer, doch jeder sagt mir, dass man von seinem Telefon aus nicht auf Gratisnummern telefonieren kann. Ich werde von einem Shop zum nächsten gelotst, doch nichtmal der nationale Telefondienst ist in der Lage mir zu helfen. Alle sind bemüht, probieren, helfen, geben mir Tipps, nehmen sich Zeit und zeigen grosses Mitleid. Irgendwann kommt auch der entscheidende Tip: Von einem Faxgerät aus geht es und das steht auch in besagtem Shop. Als ich der AirFrance Mitarbeiterin meine Probleme schildere, sagt sie mir, dass man bei AirFrance seine Flüge nie rückbestätigen muss... :x )
Am Abend geh ich noch in eine Bar. Die Kellnerin übt grad mit ihren Kindern Hausaufgaben und ist an Freundlichkeit kaum zu übertreffen. Doch in der Bar sind wie überall in Kolumbien nur Päärchen.
Bei all meiner Begeisterung für dieses Städtchen hat die Sache einen Haken: Tunja wird in de rNacht extrem kalt und so verziehe ich mich ganz schnell in mein warmes Zimmer.
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- elma
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27 Dez 2006 19:33 #5212
von elma
elma antwortete auf Re: Kolumbien
tunja auf fast 3000 metern höhe.
eine irrwitzige vorstellung, wie hoch manche städte auf unserer erdkugel liegen. ui, ui.
mit spannung habe ich deine berichte verfolgt.
nochmal vielen dank und einen guten rutsch ins reisejahr 2007!
elma :roll:
eine irrwitzige vorstellung, wie hoch manche städte auf unserer erdkugel liegen. ui, ui.
mit spannung habe ich deine berichte verfolgt.
nochmal vielen dank und einen guten rutsch ins reisejahr 2007!
elma :roll:
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- kalleman
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29 Dez 2006 11:06 #5215
von kalleman
kalleman antwortete auf Re: Kolumbien
Ja Elma, das ist wirklich unglaublich. Hier sind irgendwie alle Städte mit Ausnahme der Küste unheimlich hoch oben gelegenen, aber irgendwie merkt man das gar nicht. Sogar Cali, wo ich vor Hitze endlos geschwitzt habe und die Nächte eher unseren Tropennächten glichen, liegt auf über 1000 Metern ü.M.!
[size=200:2o6pd9ln]Hot springs Paipa[/size]
Lange habe ich im Internet gesucht und wurde fündig. In Paipa soll es Hot springs geben. Und da will ich hin, denn es ist nur 40 Kilometer von Tunja entfernt. Auf der Homepage bezeichnet sich Paipa als Hauptstadt des Tourismus in Boyaca. Früh am morgen gehe ich aus dem Hotel in Tunja, diese Stadt ist unglaublich. Draussen wimmelt es von Leuten, die flanieren und die Luft ist erfüllt von "llamar". Ich laufe die steile Strasse zum Busbahnhof hinunter und kaufe unterwegs etwas Brot. Kolumbien ist so anders als Südamerika. Viel europäischer. alleine schon das Aussehen der Menschen, dann gibt es hier Brot, alles wirkt viel disziplinierter und emsiger, sauber. Die Leute machen einen gebildeten Eindruck.
Am Busbahnhof kommt man gar nicht erst zu den Schaltern der einzelnen Busgesellschaften hin. Man wird gleich am Eingang abgefangen, wo die Scouts um einen kämpfen. Aber anders als in zahlreichen anderen Ländern wird hier nicht an einem gerissen oder um einen gekämpft. Der erste, der einen anspricht, hat gewonnen und die anderen versuchens erst gar nicht mehr.
Die Fahrt führt entlang der Bahnlinie. An den Schienen wird herumgeflickt. Güterzüge verkeheren hier in Kolumbien sicherlich noch. Das tut einem Eisenbahnfan schon weh. Ganz Kolumbien ist von Schienen überzogen auf denen aber kein Personenzug mehr fährt mit Ausnahme der Strecke Barancabameja und El Greco/Puerto Berrios (soll bald bis Medellin verkllängert werden!). Ich hatte mir fest vorgenommen diese Strecke zu befahren, doch die Sicherheitslage in Barancabermeja hat mich abgeschreckt. Ich gehe zwar nicht davon aus, dass es dort gefährlich ist, mehr Sorgen bereitet mir, dass nicht ganz klar ist, wer diese Stadt beherrscht (Wahrscheinlich Paramillitärs). In den 90ern wurden hier noch Gewerkschaftler und Journalisten von den Paras auf offener Strasse erschossen. Zumindest stand das im Buch, das ich vor ein paar Jahre gelesen habe.
Doch jetzt bin ich auf dem Weg nach Paipa im sicheren Boyaca. Boyaca und Santander gelten als die sichersten Provinzen Kolumbiens und ich sehe keinen einzigen Grund daran zu zweifeln.
Als ich in Paipa ankomme ist jedoch nichts von einer 'Hauptstadt des Tourismus in Boyaca' zu sehen. Ich suche vergebens nach einem Hinweis für aquas termales. Ich frage eine Frau und sie meint, ich soll ein Collectivo nehmen. Ich schlendere etwas im Städtchen rum und frage später einen Mann, der behauptet, die Aquas termales seien 13 Kilometer entfernt, viel zu weit zu Fuss.
Bald sitze ich in einem Collectivo, einem ausgesprochen modernen Minibus, und der freundliche Chauffeur lädt mich kurz ausserhalb Paipas vor einem Hotelkomplex ab. Paipanische 13 Kilometer denke ich, denn es waren allerhöchstens drei! Einen kleinen Flugplatz hat es auch. Ich betrete die Thermen. Auch hier sind alle ausgesprochen freundlich zu mir. Ich bekomme eine Bademütze und ziehe mich in der Garderobe um. Die Dusche jedoch schaff ich nur mit Widerstand: Das Wasser ist eiskalt!
Ich gehe ins erste Becken. Die Lufttemperatur ist kalt und das Wasser kann mich nicht genügend wärmen. So spaziere ich ins zweite Becken welches wunderbar temperiert ist. auch hier ist der Unterschied zu Ecuador markant. Die Leute sind nicht so masslos übergewichtig wie ich es in Ecuador erlebt habe. Sie machen alle einen fiten, sportlichen Eindruck und sind auch eher älter. Auch fehlen hier die Halbwüchsigen, die, wie in Ecuador erlebt, in diesem heissen Wasser crawlen versuchen und dabei mehr herumspritzen als vorwärtskommen. Aber wo sollen sie sonst schwimmen lernen?
Das kolumbianische Volk macht mir einen sehr europäischen Eindruck, auch was die 'Intelligenz' (was man auch immer darunter verstehen will) betrifft.
Ich habe den Eindruck, dass Kolumbianer viel besser gebildet sind als die Ecuadorianer. Auch der Unterschied zu Brasilien ist augenfällig. Während dort das Gesprächsthema zwangsläufig auf Frauen, Sex und die Schönheit des Landes abdriftet, sind hier echt tiefe Gespräche über Land und Leben möglich.
Mit der Zeit wird das Wasser zu heiss und ich gehe wieder ins erste Becken, das ich jetzt als sehr angenehm temperiert empfinde. Anschliessend esse ich noch gut sehr günstig zu Mittag, bevor ich die Thermen wieder verlasse. Die 10'000 Peso Eintritt haben sich gelohnt. Ich marschiere zur Stadt zurück. Die Landschaft ist hier ein flaches Hochplateau, das von Hügeln durchzogen ist.
Auf dem Weg zur Bushalte laufe ich noch an einem Markt in Paipa vorbei, bevor ich mich wieder in Tunja einfinde. Ich kauf im modernen Supermarkt was zu essen und setz mich an die Plaza. Dabei wecke ich das Interesse zweier kleiner Kinder, ein Mädchen und ein Junge, die mich um ein paar Peso bieten. Mittlerweile weiss ich, dass bei solchen Fragen oft gar kein Geld erwartet wird, sondern es dient mehr als Vorwand um ins Gespräch zu kommen. So auch diesmal. Die Kinder hängen an einander rum, kichern und das Mädchen löchert mich mit Fragen voll. Als ihnen keine weiteren Fragen mehr einfallen verabschieden sie sich ausgesprochen höflich. Ich weiss nicht ob ich damit richtig fahre, aber ich beurteile ein Volk auch immer nach der Neugier der Kinder. Neugier ist doch eine Grundvorausetzung um etwas erreichen zu wollen, zu entdecken, zu forschen. Die Politik täte gut daran, den Trend zu mehr ökonomische Zahlenrechnerei (und dann entwickelt sich die Wirtschaft und die völlig übergewichtete Börse (jeder Kurs ist manipulierbar) doch wieder anders) und weg von kreativen Fächern zu unterbinden.
Eine schöne Frau setzt sich nun auf die Bank neben mir und fängt einfach an wild draufloszuquatschen. Irgendwann merke ich, dass sie mit mir redet. Ich habe leider die unangenehme Eigenschaft, dass, je länger ich mich in einem Land aufhalte, desto schlechter ich die Sprache kann. Meine Konzentration lässt nach, meine Sätze fallen mir schwerer. Wirklich eigenartig!
So stehe ich vor grossen kommunikativen Problemen. Einerseits verstehe ich kaum was sie sagt, andererseits versteht sie mich nicht, was ich nicht verstehe. Mich irritiert ihre Frage, ob man in der Schweiz gutes Geld vedient, dann erzählt sie, dass sie mit ein paar Studies an ein affeirollo (oder so ähnlich) geht und ich soll doch mitkommen. Sie ist sehr gut angezogen, ihre Mitstudenten tragen Anzug und Kravatte und halten sich im Hintergrund. Ich versuche herauszufinden, was ein affeirollo ist und sie interpretiert das als nein und ihre Enttäuschung darüber ist ihr anzusehen. Wir reden aneinander vorbei und irgendwann bricht die Gruppe auf. Die Nacht zieht heran, viele kleine Kinder laufen mit Laternen über den Platz zu irgendeinem Treffpunkt. Ist echt das der affeirollo? Für mich ist Zeit ins Bett zu gehen. Bald wird es bitterkalt.
[size=200:2o6pd9ln]Hot springs Paipa[/size]
Lange habe ich im Internet gesucht und wurde fündig. In Paipa soll es Hot springs geben. Und da will ich hin, denn es ist nur 40 Kilometer von Tunja entfernt. Auf der Homepage bezeichnet sich Paipa als Hauptstadt des Tourismus in Boyaca. Früh am morgen gehe ich aus dem Hotel in Tunja, diese Stadt ist unglaublich. Draussen wimmelt es von Leuten, die flanieren und die Luft ist erfüllt von "llamar". Ich laufe die steile Strasse zum Busbahnhof hinunter und kaufe unterwegs etwas Brot. Kolumbien ist so anders als Südamerika. Viel europäischer. alleine schon das Aussehen der Menschen, dann gibt es hier Brot, alles wirkt viel disziplinierter und emsiger, sauber. Die Leute machen einen gebildeten Eindruck.
Am Busbahnhof kommt man gar nicht erst zu den Schaltern der einzelnen Busgesellschaften hin. Man wird gleich am Eingang abgefangen, wo die Scouts um einen kämpfen. Aber anders als in zahlreichen anderen Ländern wird hier nicht an einem gerissen oder um einen gekämpft. Der erste, der einen anspricht, hat gewonnen und die anderen versuchens erst gar nicht mehr.
Die Fahrt führt entlang der Bahnlinie. An den Schienen wird herumgeflickt. Güterzüge verkeheren hier in Kolumbien sicherlich noch. Das tut einem Eisenbahnfan schon weh. Ganz Kolumbien ist von Schienen überzogen auf denen aber kein Personenzug mehr fährt mit Ausnahme der Strecke Barancabameja und El Greco/Puerto Berrios (soll bald bis Medellin verkllängert werden!). Ich hatte mir fest vorgenommen diese Strecke zu befahren, doch die Sicherheitslage in Barancabermeja hat mich abgeschreckt. Ich gehe zwar nicht davon aus, dass es dort gefährlich ist, mehr Sorgen bereitet mir, dass nicht ganz klar ist, wer diese Stadt beherrscht (Wahrscheinlich Paramillitärs). In den 90ern wurden hier noch Gewerkschaftler und Journalisten von den Paras auf offener Strasse erschossen. Zumindest stand das im Buch, das ich vor ein paar Jahre gelesen habe.
Doch jetzt bin ich auf dem Weg nach Paipa im sicheren Boyaca. Boyaca und Santander gelten als die sichersten Provinzen Kolumbiens und ich sehe keinen einzigen Grund daran zu zweifeln.
Als ich in Paipa ankomme ist jedoch nichts von einer 'Hauptstadt des Tourismus in Boyaca' zu sehen. Ich suche vergebens nach einem Hinweis für aquas termales. Ich frage eine Frau und sie meint, ich soll ein Collectivo nehmen. Ich schlendere etwas im Städtchen rum und frage später einen Mann, der behauptet, die Aquas termales seien 13 Kilometer entfernt, viel zu weit zu Fuss.
Bald sitze ich in einem Collectivo, einem ausgesprochen modernen Minibus, und der freundliche Chauffeur lädt mich kurz ausserhalb Paipas vor einem Hotelkomplex ab. Paipanische 13 Kilometer denke ich, denn es waren allerhöchstens drei! Einen kleinen Flugplatz hat es auch. Ich betrete die Thermen. Auch hier sind alle ausgesprochen freundlich zu mir. Ich bekomme eine Bademütze und ziehe mich in der Garderobe um. Die Dusche jedoch schaff ich nur mit Widerstand: Das Wasser ist eiskalt!
Ich gehe ins erste Becken. Die Lufttemperatur ist kalt und das Wasser kann mich nicht genügend wärmen. So spaziere ich ins zweite Becken welches wunderbar temperiert ist. auch hier ist der Unterschied zu Ecuador markant. Die Leute sind nicht so masslos übergewichtig wie ich es in Ecuador erlebt habe. Sie machen alle einen fiten, sportlichen Eindruck und sind auch eher älter. Auch fehlen hier die Halbwüchsigen, die, wie in Ecuador erlebt, in diesem heissen Wasser crawlen versuchen und dabei mehr herumspritzen als vorwärtskommen. Aber wo sollen sie sonst schwimmen lernen?
Das kolumbianische Volk macht mir einen sehr europäischen Eindruck, auch was die 'Intelligenz' (was man auch immer darunter verstehen will) betrifft.
Ich habe den Eindruck, dass Kolumbianer viel besser gebildet sind als die Ecuadorianer. Auch der Unterschied zu Brasilien ist augenfällig. Während dort das Gesprächsthema zwangsläufig auf Frauen, Sex und die Schönheit des Landes abdriftet, sind hier echt tiefe Gespräche über Land und Leben möglich.
Mit der Zeit wird das Wasser zu heiss und ich gehe wieder ins erste Becken, das ich jetzt als sehr angenehm temperiert empfinde. Anschliessend esse ich noch gut sehr günstig zu Mittag, bevor ich die Thermen wieder verlasse. Die 10'000 Peso Eintritt haben sich gelohnt. Ich marschiere zur Stadt zurück. Die Landschaft ist hier ein flaches Hochplateau, das von Hügeln durchzogen ist.
Auf dem Weg zur Bushalte laufe ich noch an einem Markt in Paipa vorbei, bevor ich mich wieder in Tunja einfinde. Ich kauf im modernen Supermarkt was zu essen und setz mich an die Plaza. Dabei wecke ich das Interesse zweier kleiner Kinder, ein Mädchen und ein Junge, die mich um ein paar Peso bieten. Mittlerweile weiss ich, dass bei solchen Fragen oft gar kein Geld erwartet wird, sondern es dient mehr als Vorwand um ins Gespräch zu kommen. So auch diesmal. Die Kinder hängen an einander rum, kichern und das Mädchen löchert mich mit Fragen voll. Als ihnen keine weiteren Fragen mehr einfallen verabschieden sie sich ausgesprochen höflich. Ich weiss nicht ob ich damit richtig fahre, aber ich beurteile ein Volk auch immer nach der Neugier der Kinder. Neugier ist doch eine Grundvorausetzung um etwas erreichen zu wollen, zu entdecken, zu forschen. Die Politik täte gut daran, den Trend zu mehr ökonomische Zahlenrechnerei (und dann entwickelt sich die Wirtschaft und die völlig übergewichtete Börse (jeder Kurs ist manipulierbar) doch wieder anders) und weg von kreativen Fächern zu unterbinden.
Eine schöne Frau setzt sich nun auf die Bank neben mir und fängt einfach an wild draufloszuquatschen. Irgendwann merke ich, dass sie mit mir redet. Ich habe leider die unangenehme Eigenschaft, dass, je länger ich mich in einem Land aufhalte, desto schlechter ich die Sprache kann. Meine Konzentration lässt nach, meine Sätze fallen mir schwerer. Wirklich eigenartig!
So stehe ich vor grossen kommunikativen Problemen. Einerseits verstehe ich kaum was sie sagt, andererseits versteht sie mich nicht, was ich nicht verstehe. Mich irritiert ihre Frage, ob man in der Schweiz gutes Geld vedient, dann erzählt sie, dass sie mit ein paar Studies an ein affeirollo (oder so ähnlich) geht und ich soll doch mitkommen. Sie ist sehr gut angezogen, ihre Mitstudenten tragen Anzug und Kravatte und halten sich im Hintergrund. Ich versuche herauszufinden, was ein affeirollo ist und sie interpretiert das als nein und ihre Enttäuschung darüber ist ihr anzusehen. Wir reden aneinander vorbei und irgendwann bricht die Gruppe auf. Die Nacht zieht heran, viele kleine Kinder laufen mit Laternen über den Platz zu irgendeinem Treffpunkt. Ist echt das der affeirollo? Für mich ist Zeit ins Bett zu gehen. Bald wird es bitterkalt.
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