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Lebensgefahr, Grenzerfahrungen, Schlüsselerlebnisse ...
- timo
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- Beiträge: 122
julian schrieb: h
mit einem lauten knall bricht dieser 20 sekunden spaeter aus der wand.
innerhalb kuerzester zeit bin ich verhaftet.
diese story ist ja wirklich abgefahren. ich bin hier ein wenig quer am stöbern und stieß noch einmal auf diese heizungsgeschichte. wie schräg ist das denn?
timo
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- silbermond
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Marco schrieb: Lebensgefahr, Grenzerfahrungen, Schlüsselerlebnisse und deren Aufarbeitung
Hallo Leute,
hier an dieser Stelle mal ein Thema, das mir sehr auf der Seele liegt.
Ich denke, mittlerweile gibt es hier im Forum so einige Globetrotter und wir kennen uns teilweise bereits recht gut.
Ich fange jetzt mal mit einem Thema an, das nicht unbedingt sehr erfreulich, aber dafür umso wichtiger ist.
Ich weiß nicht, wie viele Leute von Euch sich bereits in lebensbedrohlichen Situationen befanden. Doch es soll nicht nur um solche Situationen gehen. Auf Reisen können schließlich auch extrem blamable Erlebnisse zu Schlüsselerlebnissen werden. Hinzu kommen körperliche Grenzerfahrungen, etc.
Ich möchte mich gern mit Euch darüber austauschen, wie Ihr solche Dinge aufgearbeitet habt.
Ich habe bei mir das Gefühl, dass ich teilweise diese Aufarbeitung sehr gut im Griff hatte, doch bei anderen Dingen gelang mir dies nicht.
Hier meine 4 Beispiele:
Beispiel 1:
Im Sommer 1993 waren wir zu zweit zu Fuß auf eigene Faust im kanadischen Banff Nationalpark unterwegs. Wegen einer katastrophalen Fehlplanung standen wir plötzlich ohne ausreichende Nahrung mitten in den Bergen der Rockies.
Zuerst nahm man es mit Humor, doch als wir das mineralienarme Wasser der Schneeschmelze-Bäche tranken wurde es schon bald prekär.
Kaum feste Nahrung, immer mehr Durst, körperliche Erschöpfung. Am 6. Tag in den Bergen brach ich im Nieselregen zusammen. Ich konnte nicht mehr, und ich würde schwören: Wenn mein Freund auch schlapp gemacht hätte, wäre ich dort liegengelieben. Mir war dermaßen alles scheißegal, ich lag im Regen, wurde nass. Mir war es egal, ich schlummerte fast weg und war wie in Trance. Alles wurde friedlich und ich wollte nur noch liegen bleiben.
Dies zeigte mir als 20-jähriger das erste Mal die körperlichen Grenzen auf. Man wurde in die Schranken verwiesen.
Nur mit Mühe erreichten wir am kommende Tag Lake Louise.
Okay, auch wenn es haarig war, die Aufarbeitung fiel nicht schwer. ich akzeptierte schnell, dass man zu naiv war, dass man das nächste Mal vorsichtiger sein müsste...
Beispiel 2: Naja, schon oft thematisiert... Unser Überfall im Linienbus im Norden Brasiliens. Ich will das gar nicht genau schildern. Doch es war für mich der zweitübelste Moment in meinem Leben, als der eine Typ mit Strumpfmaske mir die Knarre an meinen Kopf hielt und auf mich einbrüllte.
Für einen Moment erstarrte ich und strahlte Eiseskälte aus, wie mir Kathrin später erzählte. Der Schreck saß so tief, das war unfassbar.
Im Gegensatz dazu war der Überfall in Rio zwar ärgerlich, aber nun ja...
Aber dort dermaßen ausgeliefert zu sein in einem verdammten Linienbus. Die Angst vor dem Eintreffen der Polizei, die Angst vor einer Schießerei.
Meine Aufarbeitung sah wie folgt aus: So häufig wie möglich darüber sprechen - komischerweise träumte ich nie über solche Dinge.
Tagsüber gibt es aber Momente, an denen man zusammenschreckt. Das Knallen einer Tür, das Rufen irgendeines finsteren Typs in der Dunkelheit, und auch Silvesterknallerei ist mir ein Gräuel...
Beispiel 3: Zwar nicht im Ausland passiert, aber für mich das schlimmste Erlebnis. 1997, Herbst. Eine Landstraße bei Berlin. Zu fünft in einem alten Honda Acord. Fröhliche Stimmung. Wir zu dritt hinten nicht angeschnallt. Mit 80 km/h über den Asphalt. Leichte Nässe. Eine Katze auf der Straße. Ein leichtes Ausweichen, der Wagen bricht aus...
Der Moment eines Alptraumes. Der Wagen überschlägt sich seitlich, verwüstet einen Zaun und bleibt seitlich an einer alten Eiche liegen.
Alle Scheiben zerborsten, das Dach eingedrückt, das Auto völlig demoliert.
Und: Alle am Leben, nur leichtverletzt. Das Wunder schlechthin!
Natürlich große Erleichterung, trotzdem sitzt der Schreck jahrelang in den Knochen.
Fakt ist, ich mag nicht Auto fahren, und mir war es nicht möglich, den Führerschein zu machen. Ich saß hinten auf der Rücksitzbank in der Mitte, und der Schutzengel war allgegenwärtig, aber das genügte mir so sehr, dass ich bis heute keine Motivation verspüre, den Führerschein zu machen.
Das stört mich schon gewaltig, weil manchmal braucht man ihn eigentlich. Aber der Schreck sitzt noch zu tief...
Beispiel 4: Auch hier im Forum bereits thematisiert. Unser Schiffbruch auf der Nordsee im November 1999. Mit zwei Segelbooten fuhren wir in Richtung England und Biscaya, als uns auf dem Weg von Helgoland zur englischen Ostküste ein heftiger Sturm erwischte.
Zwei Tage segelten wir duch den Sturm, nahmen Kurs auf Holland. Meterhohe Wellen, Windstärke Beaufort 9 bis 11. Übel, aber noch zu meistern. Wir waren pro Boot zu zweit, und die Boote hielten einiges aus.
Doch vor Holland gerieten wir in eine Trogwetterlage, der Sturm kam wieder auf. Brecher bauten sich auf den tief liegenden Sandbänken auf.
Erst erwischte es das andere Boot, dann kurze Zeit später uns.
Wir kenterten durch, und ich geriet über Bord. Im 8 Grad kalten Wasser
fand ich mich wieder. Eigentlich nicht in Panik. Kaum in Angst. Sie Sache schien abgeschlossen zu sein. Laut Statistik dürfte ich gar nicht mehr hier sitzen und diesen Beitrag schreiben...
Es war kalt und dunkel, die Wellen türmten sich auf.
Mir gelang es wieder ins Boot zu kletter. Es war keine Heldentat, kein Können, es war einfach nur Glück. Glückliche Umstände wurden mir beschert. Mir gelang es ans Boot zu schwimmen, ich wurde nicht ohnmächtig, ich wurde nicht fortgespült...
Eine halbe Stunde wurden wir von einem holländsichen Marinehelikopter abgeborgen. Wir verschossen rote Signalraketen, Funk ging nicht mehr.
Der Schutzengel war wieder vor Ort...
Auch dieses mal träumte ich nie davon. Nur tagsüber grübelte ich monatelang, jahrelang verarbeitete ich dies in verbaler Form.
Nach 6 Jahren ging ich im Herbst 2005 wieder auf ein Segelboot und drehte auf einem Binnensee eine Runde...
Wann ich das erste Mal auf dem Meer segeln gehe, weiß ich noch nicht. Auch da ist noch einiges vorher zu bearbeiten und verarbeiten...
Ganz schön viel, oder?
Naja, klingt alles wie Heldengeschichten, doch in Wahrheit ist dies ein fettes, nicht immer erfreuliches Paket, das man mit sich trägt.
Man macht sich mehr Gedanken über Unfälle, Überfälle, etc.
Auf der anderen Seite hat meinen ein reichen Erfahrungsschatz, ist aufgeklärter.
Fakt ist aber nun mal, eine Katze hat bekanntlich 7 Leben, und man darf sein Schicksal nicht unbegrenzt strapazieren..
Auf jeden Fall ist es angenehm, hier mal wieder "auszupacken", und ich würde mich über einen regen Austausch freuen.
Wenn Ihr auch ähnliche Erlebnisse hattet, lasst sie mich hören.
Auch ich werde stets ein offenes Ohr haben!
Viele Grüße aus Berlin von Marco
marco, ganz schön deftig, was da alles anfiel.
auf kreta versuchte mal ein kerl meine handtasche zu klauen. mit einem teppichmesser war er drauf und dran die gurte zu durchschneiden und streifte auch noch mein shirt. fast schnitt der idiot mir in die schulter...
lg yvonne
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- Anonymous
Bestraft wurde von den beiden niemand. Die machten sich einfach aus dem Staub...
Emanuel
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- Marco
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Hallo Manuel,
was für eine arge Anekdote ist das denn? Das klingt ja wirklich böse. Hat die griechische Polizei wirklich nichts machen können?
Wenn ich das höre, bin ich wirklich froh, dass bei uns in Brasilien die Messer der Banditos nicht um Einsatz kamen...
Gruß Marco
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- Anonymous
dieser Thread ist ja ein Sammelsorium von unglaublichen Stories. Was manch einem hier widerfahren ist geht ja auf keine Kuhhaut. Ich bin glücklich, dass es auf meinen Urlaubsreisen nicht so dramatisch wurde...
Gruß von Christian
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