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DDR

20 Nov 2007 21:22 #6956 von Buhli
Buhli antwortete auf Re: DDR
Ne, Sonnenallee ist Satire. Hab ich gesehen. Kalle Du sagst es. Mit Marx und Engels hatte das nichts zu tun. In deren Schriften stand, soweit ich weis, nix von dieser Art des Umsetzens, wie es Mister Ziegenbart gemacht hat. Das Musikverbot hat sich allerdings nicht sehr lange halten können. Schlimm genug, daß es das überhaupt gab. Mit dem Fernsehverbot haben die garnicht erst angefangen. Im Gegenteil. Da ist die Obrigkeit etwas demokratischer gewesen. Wenn man das überhaupt so bezeichnen kann. Das konnte man an den Farbfernsehern aus DDR Produktion sehen. Das Farbfernsehsystem der DDR war das französische SECAM. Die in der DDR entwickelten und produzierten Geräte, waren alle von Anfang an mit PAL und SECAM ausgestattet. So konnte das Westfernsehen auch in der DDR in Farbe empfangen werden. In den 70ern begann das schon. Da muß das Verbot schon erledigt gewesen sein.

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23 Nov 2007 11:33 #7003 von kalleman
kalleman antwortete auf Re: DDR
Nun ja, natürlich kann ein Staat kollabieren und zwar dann, wenn er seine Schulden nicht mehr bezahlen kann. Gab es in der Geschichte häufig, jüngstes Beispiel Argentinien. Für die DDR hätte das bedeutet, das entweder das ganze System zusammengebrochen wäre oder sie hätten von den Banken/Kreditgebern (also hier BRD) Reformen aufgezwungen bekommen. (Ich kenne mich da nicht so aus, aber die DDR muss ja für die Kredite irgendeinen Pfand/Garantien gegeben haben.) Was das bedeutet hätte können wir uns ja vorstellen, vielleicht ist es ja auch genauso gelaufen.

Warum ist denn die UDSSR auseinandergebrochen? Ein ganz ganz wesentlicher Faktor war (meiner Ansicht nach der entscheidende), dass schlicht und einfach keine Kohle mehr da war. Der Afghanistankrieg hatte die SU leergesaugt, die Wirtschaft lag am Boden. Das Zwang Gorbi zu Reformen. Er konnte so nicht mehr weitermachen, es ging nicht und dann nahm das ganze eine Eigendynamik an.

Soweit ich weiss, wurde der DDR das System von Stalin eingetrichtert, dass waren eigentlich ziemlich straffe Stalinisten. (Und es hat NICHTS mit Marx zu tun, noch mit Rosa Luxemburg oder Karl Liebknecht, ihre Volkshelden) Nach dessen Ende verlangte ja die KPDSU von der SED Reformen, aber Ulbricht und Honecker waren störrische Esel und gingen dem ZK der KPDSU ganz schön auf den Wecker.

Es gibt da wunderschöne Kritik von Rosa Luxemburg über das ZK von Lenin (seine Theorie hatte er ja schon 1902 entworfen). Sie war für einen basisdemokratischen Sozialismus. (Autor Iring Fetscher: Die Freiheit im Lichte des Marxismus-Leninismus, aus meienr Sicht der einer der wenigenvobjektiven Autoren)

Wie gesagt, ich will hier gar nicht sagen, dass in der DDR alles schlecht war, aber das politische System kann ich nicht gutheissen. Alleine schon die Anmassung, sich als allwissender Führer zu glauben, aber dann einen Spitzeldienst benötigen, bis hin zu Ärzten, Blumenverkäufer etc, Denunziantentum belohnen, das ist wohl von der übelsten Sorte. Es ist egal, wie genial der Präsident ist, wenn das Volk nicht so leben will, dann muss er sich anpassen.

Ich such mal am Wochenende ein paar Textstellen, welche behaupten, dass die DDR chronsich pleite war.

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23 Nov 2007 23:13 #7009 von Buhli
Buhli antwortete auf Re: DDR
Kallemann, das das politische System für`n Arsch war, ist unbestritten. Ich hab mich da so gut es ging auch raushalten können, obwohl ich von dubiosen Leuten umworben worden bin. Die gigantische Bespitzelungsmaschinerie war schon absurd. Das zeigte auch, welche Angst bei den alten Herren vor Veränderung, herrschte. Vor Veränderung hat jeder im Unterbewusstsein Angst. Wenn es aber dann Leute mit Macht gibt, die sich durch solche Methoden "schützen" müssen, läuft was schief. Wahrscheinlich konnten die ab einem bestimmten Punkt nicht mehr zurück. Ich arbeite ab und zu in der Nähe des Stuttgarter Flughafens. Da haben die Amis eine AIR BASE. In S-Vaihingen ist die NATO-Zentrale der Amis. Meinst Du nicht, daß da irgendeiner der Geheimdienste fehlt? Diese Motive der Sicherheit gesteh ich auch der STASI zu. Nur die politisch Andersdenkenden, die friedlich leben wollten, zu verfolgen ist verwerflich.
Mit Argentinien hast Du ein gutes Beispiel aufgeführt. Die sind zwar kollabiert, aber immer noch als ein eigenständiger Staat vorhanden. Die reformieren ihr Land. In welcher Form auch immer. Aber sie sind nicht von einem anderen Land wirtschaftlich "übernommen" worden. So ähnlich wäre es doch ohne die Widervereinigung auch gelaufen. Da wäre der IWF Anstelle der bundesdeutschen Kassen aufgetreten.
Welche Garantien damals liefen, weis sicher der Herr Schalk-Golodkowski besser als wir.
Schönes WE

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25 Nov 2007 21:53 #7062 von Anke
Anke antwortete auf Re: DDR

Buhli schrieb: Kallemann, das das politische System für`n Arsch war, ist unbestritten. Ich hab mich da so gut es ging auch raushalten können, obwohl ich von dubiosen Leuten umworben worden bin. Die gigantische Bespitzelungsmaschinerie war schon absurd. Das zeigte auch, welche Angst bei den alten Herren vor Veränderung, herrschte.


Na siehst du, du sagst es doch, bringst es auf den Punkt:
Das politische System war für den Arsch!
Du wurdest ständig von dubiosen Leuten umworben? Das sagt doch einiges über die DDR!

Anke

immer fein sauber bleiben ;-) <img src="{SMILIES_PATH}/icon_wink.gif" alt=";-)" title="Wink" />;-)

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26 Nov 2007 17:58 #7077 von kalleman
kalleman antwortete auf Re: DDR
Der IWF? Wie sollte denn das gehen? Der gibt Kredite nur gegen radikale Reformen, worunter der IWF meist den totalen Ausverkauf des Staates sieht. Das hätte für die DDR konkret bedeutet, dass alles was rendiert an fremde Investoren und Spekulanten gegangen wäre und somit Massenentlassungen, keine Sozialleistungen mehr, Privatisierung der Bahn, was Stillegungen und Preissteigerungen zur Folge gehabt hätte, steigende Mieten etc. Der marode Rest hätten sie dann behalten können. Es hätte auf einen Schlag zigtausend Arbeitslose gegeben und eine brutale Wirtschaftskrise ohne soziale Abfederungen.

Wahrscheinlich war die DDR in erster Linie bei der BRD verschuldet, die hätten wohl auf Öffnung der Grenzen, Einhaltung der Menschenrechte, Demokratie und freie Wahlen gepocht. So oder so, die DDR wäre, falls sie pleite war (werds heut nachlesen), in der damaligen Form nicht zu halten gewesen.

Kannst mir nicht weissmachen, dass das mit der Stasi nicht so schlimm gewesen sei. Es war ein zentraler Faktor, ein Machtfaktor und dazu ein ganz übler. (In der DDR war nicht alles schlecht, aber es gab auch schlechte Dinge und darunter fällt die Stasi).

Wieviel Prozent der Bevölkerung waren eigentlich dabei? Ein Club, bestehend aus "Hobby-Voyeuren", deren einziger Auftrag es ist, ihre Nachbarn zu bespitzeln mit teilweise drastischen Folgen für die Betroffenen. Wer die Regierung kritisiert oder irgendwie mit dem Westen symphatisieren könnte, wird auf Schritt und Tritt beobachtet. Das Volk bespitzelt das Volk! Jeder bespitzelt jeden. Ich war in Leipzig da in diesem Stasi-Museum. Also was dort alles -mit fiesen Tricks- gesammelt wurde, die kleinsten Dinge wurden notiert, alles, was irgendwie auf "Feind" hinweisen könnte. Und das ist der Unterschied. Die CIA, FBI etc machen krumme Dinge, aber keiner von denen hatte ein derartiges System um die eigenen Leute im Griff zu halten. Nochmals. Fritz G. beobachtet seine Nachbarn, dringt tief in ihre Privatsphäre ein, nur um eventuelle Abweichler erkennen zu können, was ist denn das? Ein Staat, der vor seinem eigenen Volk Angst hat, das kann nicht sein. Zudem - und das muss man klar sehen - war die DDR eine Diktatur, auch dort hätte ein Stalin, ein Ceaucescu an die Macht geraten können - dank der Stasi - zum Glück ist es nicht geschehen.

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26 Nov 2007 22:17 #7079 von Buhli
Buhli antwortete auf Re: DDR
Ja Anke es sagt einiges, aber eben nicht alles.
Kallemann "Wie sollte das gehen?" So wie es der IWF gewollt hätte ist es ohne ihn gegangen.

Der gibt Kredite nur gegen radikale Reformen, worunter der IWF meist den totalen Ausverkauf des Staates sieht. Das hätte für die DDR konkret bedeutet, dass alles was rendiert an fremde Investoren und Spekulanten gegangen wäre und somit Massenentlassungen, keine Sozialleistungen mehr, Privatisierung der Bahn, was Stillegungen und Preissteigerungen zur Folge gehabt hätte, steigende Mieten etc. Der marode Rest hätten sie dann behalten können. Es hätte auf einen Schlag zigtausend Arbeitslose gegeben und eine brutale Wirtschaftskrise ohne soziale Abfederungen.


Der IWF hies nur TREUHAND. So wie Du es dastehen hast ist es gelaufen.
Nur das das was bis dahin nicht marode war, wurde auch noch klar gemacht.
Ja in der Form von damals, wollten wir es ja auch nicht mehr laufen lassen. Im gesamten Ostblock läuft auch nichts mehr so wie damals. Die sind alle wieder am Aufstehen. Dauert eben etwas länger. Na und. Aber es geht voran.

Kam das so an, daß es mit der STASI nicht so schlimm war? Ich hau mir die Peitsche aufs Kreuz. Um Gotteswillen.
Nur etwas differenziert sollte man auch diese "Firma" betrachten. Die politisch motivierte Bespitzelung kann man nur verurteilen. Ist klar. Aber alles was mit anderen Formen des Staatsschutzes zu tun hatte, hies eben auch STASI. Daher gehen die Abteilungen, die in der DDR arbeiteten und nach wie vor benötigt werden, in diesem Sumpf mit unter. Das was sich Verfassungsschutz, BND oder MAD nennt hat eben drei Namen. Unter der Stasi waren es drei Abteilungen mit der jeweiligen Bezeichnung. Aus den Abteilungen waren die wenigsten nit politspizeleien Beschäftigt. Da bin ich mir sicher.
Wieviele es waren? Reichen die 160000, die hier genannt wurden? CIA und FBI haben ein noch ausgefeilteres System. Mach die nicht besser als die STASI. Die trauen ja noch nicht mal den Bündnispartnern. Die werden bespitzelt und abgehört auf allen Ebenen. Auch auf der politischen. Nur eben unter dem Vorwand "Terrorismusbekämpfung". Ich schmunzle drüber. Die Methoden sind erhalten geblieben.

Das Kupfer, was der DDR seit Anfang der 70er Jahre fehlte, kam bis dahin aus CHILE. Die damalige Regierung wurde nach meinem Wissen demokratisch gewählt. Nachdem sie nicht nach amerikanischer Pfeife tanzte, wurde mal schnell ne Miltärdiktatur installiert. Die war dann wieder Amerikahörig. Unterhalte Dich mal mit Jugoslawen. Die haben die gleiche Erfahrung gemacht. Auch da waren die US Geheimdienste am Werken. Was läuft im Orient? Die deutschen Geheimdienste sind da sogar noch Wasserträger. Was sie auch schon vor 1990 waren. Diese haben auch der STASI zugearbeitet. Will nur sagen, daß die Amis es immer noch so machen.
Wird Zeit, daß ich mich mal um meine Stasiakte kümmere...

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27 Nov 2007 18:25 #7086 von kalleman
kalleman antwortete auf Re: DDR
Natürlich. Da wurden ganz miese Dinge gedreht. Es ist heute niet- und nagelfest, dass Zentralamerika mausarm ist, weil es die CIA so wollte. Aber das wäre ein anderer Thread.

Nochmals zum IWF. Der "Umbau" der DDR ist sicher nicht nach Muster IWF gelaufen. Das war ein sehr sanfter Umbau, abgefedert mit BRD-Milliarden. Natürlich wurden die "Diamanten" an gierige Grosskonzerne praktisch verschenkt. Aber unter dem IWF wäre es noch vielviel brutaler gekommen. Und heute wissen wir anhand zahlreicher Beispiele, dass es wirtschaftlich wenig gebracht hätte ausser Arbeitslosigkeit, Armut und Not.

Tschechien, Polen, Rumänien, Ungarn, Slowakei, Bulgarien etc. und insbesondere Russland schlitterten allesamt in üble Wirtschaftskrisen mit Rieseninflation. Das mag vielleciht sogar heilsam gewesen sein, auf jedenfall blieb das dem Osten erspart.

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