6 Monate in der Provinz Shandong (China) - Tagebuch

28 Aug 2006 18:34 #4665 von janosch
Nihao,

heute ist mal wieder Montag und ich möchte mich melden mit Neuigkeiten aus den Reich der Mitte.

Mir geht es sehr gut und ich fühle mich weiterhin sehr wohl hier in der Provinz Shangdong.
In der letzten Woche wurden mehrere Radtouren in die nahe Umgebung der Stadt unternommen. Dabei fiel auf, das es riesige Unterschiede zwischen der Stadt und der ländlichen Umgebung gibt. Weifang ist für größere Dimensionen geplant. Die meisten Ausfahrstraßen sind hier drei oder gar vierspurig pro Richtung, dazu kommt noch ein breiter Weg für Radfahrer. Ich denke mal in ein paar Jahren wird die Stadt von derzeit knapp 1Mio. Einwohner auf 3-5 Mio. Einwohner hochgezogen. Was hier an Bauaktivitäten abgeht, ist der Hammer. Trotz allerdem verliert die Stadt nicht ihren Scharm. Selbst nach so langer Zeit gibt es in Weifang noch viel zu entdecken. So wurde heute eine Abbauhalde besichtigt. Es ist zum Teil sehr abenteuerlich, wie hier noch gearbeitet wird. Auch fällt auf, das es eine Spezialisierung ähnlich dem Mittelalter in Europa gibt. So gibt es Straßen, wo sich auf mehreren Kilometern ein Fahrzeuggeschäft (nicht nur Autos, auch Baggers oder landwirtschaftliche Fahrzeuge) neben den anderen befindet und in anderen Straßenzügen ein Schneider oder Werzeugmachen oder diverse andere Branchen anzutreffen sind.
Der arbeitsfreie Sonntag wurde genutzt für einen Ausflug zum größten Bierfest des Landes sowie zum Baden im gelben Meer. Qingdao ist ja bekanntermaßen eine ehemalige deutsche Kolonie und dementsprechend wird dort das beste Bier des Landes gebraut. Jährlich im August findet für drei Wochen das Qingdao Intenational Beer Festival statt. Es ähnelt ein wenig den Oktoberfest in München. Mit Krombacher, HB, Paulaner und Wernersgrüner sind reichlich deutsche Biersorten dort vertreten. Es ist schon interessant mit anzusehen, wie Chinesen versuchen so ein Fest zu gestalten.
Der Ausflug und das Baden im gelben Meer waren auch ein Erlebnis. Mit der Fähre ging es von Qingdao nach Huangdao und von dort weiter zum Golden Sand Strand, den berühmtesten Strand von Shangdong. Das Baden läuft hier ein wenig anders ab als in Europa. Die Chinesen sind allgemein nicht die größten Badefans. Es besteht die Gefahr des Braunwerdens. Zuerst geht man in einen kleinen Igluzelt um sich umziehen. Keine Ahnung, warum es keine richtige Umkleidekabinen gibt. Man legt sich auch nicht einfach an den Strand, sondern mietet sich einen Tisch an, der mit einen Sonnenschirm versehen ist. Ins tiefe Wasser trauen sich nur die wenigsten Chinesen, so das der vordere Bereich ziemlich überfüllt ist und man wenig tiefer absolut seine Ruhe hat. Am Sonntag gab es guten Seegang, so das man sich in den wellen austoben konnte. Die Wasserqualität ist mittelprächtig, was wenig stört. der Strand besteht aus feinen gelben Sand und es gibt nur wenige Steine. ich hatte meinen Spaß in den Fluten und genoß die Zeit im Wasser. Zurück ging es mit den Speedboot, das ein wenig an die "Rakieta" in Irkutsk erinnerte.
Das war es für heute. Ich würde mich über Fragen oder Anregungen freuen und in der nächsten Mail darauf eingehen.

Zaijian Janosch

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29 Aug 2006 12:25 #4667 von Marco
Na, Janosch, die Zeit vergeht...
Wenn wir vom Balkan zurück kommen, dann ist es für dich auch wieder bald soweit, gell?
Auf jeden Fall ist es interessant deine Schilderungen zu lesen! Nur weiter so!

Es grüßt Marco :D

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04 Sep 2006 18:15 #4695 von janosch
Nihao,

mitlerweile hat bei mir hier der Altag Einzug gehalten, so das es wenig neues zu berichten gibt. Auf der Arbeit geht es schleppend voran und die Kommunikationn mit den chinesischen Kolegen gestaltet sich weiterhin schierig. Ist halt nicht so einfach, da sich beide Seite nur mittels Englisch verständigen können, was keiner so richtig perfekt beherrscht.

Am Samstag wurde das traumhafte Wetter genutzt um sich ins Taxi zu setzten und in Huangdao nochmal in die Fluten des gelben Meeres zu springen. Wie schnell sich das Wetter hier ändern kann, musste ich heute feststellen. Innerhalb von einen Tag änderte sich das Wetter von strahlend blauen Himmel und 30 Grad auf Regen bei Temperaturen von deutlich unter 20 Grad. Bin mal gespannt wie es weitergeht. Hoffe, das es zum WE besser wird und sich ein Ausflug ins Gebirge lohnt. Es ist geplant, zum heiligen Berg nach Taishan und zum Confuziantempel zu reisen.
Die Woche verging ansonsten wie im Fluge. Bei meinen Radtouren entdeckte ich eine Badmintonhalle, welche ich die Woche mal austesten will. Die restlichen Abenden wurden mit schwimmen, Radfahren oder Tennisspielen verbracht. Nachteilig erweist sich, das ich wieder auf Tagschicht bis 17:30 Uhr arbeiten muss und es bereits um 19Uhr stockfinster ist. So bleibt wenig Zeit nach der Arbeit etwas in der Natur zu unternehmen.
Essenmäßig gibt es auch wenig neues zu berichten. Der Mensch gewöhnt sich halt an alles. Mittlerweile macht es mir nix mehr aus, irgentwelche Insekten oder Seefood zu verspeisen.

Zaijian Jan

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06 Sep 2006 18:28 #4698 von Marco
Zdravo Janosch,

knapp aber ganz lieb einen Gruss von

Karsten und Marco aus Serbien!

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11 Sep 2006 11:51 #4703 von janosch
Zaoshanghao,

es ist wieder Zeit für ein paar Zeilen aus den fernen China. Das wahrscheinlich letzte arbeitsfreie Wochenende wurde für einen größeren Ausflug genutzt. Mit den Bus (Zug war ausgebucht) ging es zuerst in die Provinzhauptstadt nach Jinan. Das Busfahren ist in China nur zu empfehlen. Die Busse können vom Komfort her locker mit denen in Europa mithalten. Die Beinfreiheit ist deutlich größer als in der Economieclass im Flugzeug. Einzig ein wenig Zeit muss eingeplant werden, da die Busse zwar einen Fahrplan haben, aber meist erst losfahren, wenn sie gut gefüllt sind. Damit hatte ich letzten Samstag keinerlei Probleme,da in Shangdong heute das neueSchuljahr beginnt und dementsprechend viele unterwegs waren. In Jinan gab es einiges albekanntes und vieles neues zu besichtigen. Im Vergleich zu Qingdao wirkt die Stadt eher beschaulich, mit deutlich weniger Hochhäusern. Der Verkehr ist genauso schlimm, so das es häufig nur im Schrittempo vorran ging. Nach den Stadtbummel mit Parkbesichtigungund lecker Essen (Hot-Pott) in einer Nebenstraße ging es nach Tai´an. Die Stadt liegt circa 60 Kilometer südlich von Jinan und ist so wie Weifang Districthauptstadt. Die Stadt dürfte den einen oder anderen etwas sagen. In Ihr befindet sich der über 2000 Jahre alte Dai-Tempel, der zu den berühmtesten Chinas zählt. Der Besuch des Tempel lohnt sich, da sich dort viele alte Relikte und Bäume befinden. Es ist aber ratsam sich einen Dolmetscher mitzunehmer, da die Führung durch die Tempelanlage nur auf chinesisch erfolgt. Der Abend wurde mit einen Dinner und Barbesuch überbrückt. Pünklich um Mitternacht wurde zum Höhepunkt der Reise gestartet, den Aufstieg zum höchsten und ersten der fünf heiligen Berge Chinas, den Mt. Taishan. Bei wolkenlosen Himmel und Vollmond hatten tausende andere Leute die gleiche Idee, so das der Weg zum Gipfel von Menschenmassen gesäumt war. Die Länge von der Stadt bis zum Gipfel beträgt knapp 10 Kilometer, der Höhenunterschied der zu überwinden ist liegt bei 1300 Meter. Der Aufstieg, den ich wählte (es gibt insgesamt drei mögliche) erfolgt auf einen gepflasterten Weg mit über 6200 Stufen. Der Eintritt betrug mit 80 RMB mehr als doppelt so viel, wie ich es aus Parks und Tempeln bisher gewöhnt war. Auf den Weg zum Gipfel wurden mehrere Tore und Klöster passiert, die alle eine bestimmte Bedeutung hatten. Dank meiner chinesischen Begleitung wurden die Bedeutungen mir näher gebracht. Es ist schon sehr interessant zu erfahren, was wofür und von wem erbaut wurde. Nach vierstündigen Aufstieg wurde das Südtor (Nantianmen) der Haupttempelanlage auf den Hauptgipfel (Yuhuangding) erreicht. Nachdem sich bei einer heißen Nudelsuppe und einen frisch zubereiteten Crepes (chinesische Name ist mir entfallen) aufgewärmt und gestärkt wurde, ging es zum östlichen Punkt des Gipfelkette und mit tausenden Chinesen zusammen den Sonnenaufgang zu bewundern. Dies war ein für mich unvergeßliches Erlebnis, ähnlich den Sonnenuntergang am Ayers Rock vor 7 Jahren. Man konnte sehr gut sehen, wie die Sonne hintern Horizont hervorkam und die Welt erstrahlte. Diese Moment entschädigte für die vorhergehenden Anstrengungen und die Müdigkeit war verflogen. Die Temperaturen auf den Gipfel mögen 5 Grad nicht überschritten haben und es wehte eine frische Priese. Tagsüber hatten war schönster Sonnenschein bei Temperaturen über 25 Grad. Den besten Umsatz machten die Pelzjackenverleihe an den Aufstieg, bei denen man sich für 25 RMB eine Jacke ausleihen konnte. Zum Glück hatte ich genügend warme Sachen bei, da ich aus hygenischen Gründen gerne auf das Ausleihen verzichten konnte. Ich glaube nicht, das die Jacken groß gereinigt werden. War lustig mitanzusehen, wie tausende Chinesen wie Ameisen in den grünen Jacken auf den Berg hockten. Nachdem die Sonne da war, wurde sich in aller Ruhe die Sehenswürdigkeiten auf den Gipfel angeschaut und den Gott mit einer kleinen Spende gedankt. Beim Abstieg musste ich bereits zeitig feststellen, das er mir mehr Probleme bereitete als mir lieb war. Zum einen warendie Stufen nicht sonderlich groß, zum anderen hatte ich nur Turnschuhe und keine Wanderstiefel. Ich hatte bedenken auszurutschen und unzählige Stufen auf einmal zu nehmen. Auch kam die Müdigkeit zurück, da zuletzt am Morgen davor geschlafen wurde. Gegen 10 Uhr wurde glücklich das Tor im Tal erreichtund es blieb Zeit für eine Verschnaufpause im See. Nach einen kurzen Stadtbesuch (einmal über den Markt und ein wenig geshoppt) ging es zum Bahnhof, wo auf die Abfahrt des Zuges zurück nach Weifang gewartet wurde. Mit leichter Verspätung kam ich gegen 19 Uhr im Hotel an und fiel wenig später glücklich in mein Bett.

Zaijian Jan

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18 Sep 2006 16:57 #4716 von janosch
Nihao,

diese Woche gibt es wenig neues zu berichten.
In der letzten Woche wurde die Anlage angefahren, so das ich täglich mindestens 12h in der Firma war und wenig Zeit für Freizeitaktivitäten blieben.
Auch hier hat mittlerweile der Herbst Einzug gehalten. Die Temperaturen fallen abends deutlich. Tagsüber bis 16- 17Uhr ist es recht angenehm in der Sonne bei Temperaturen oberhalb von 25 Grad.
In den Kaufhäusern gibt es nun Herbstmode. Was auffällt bei der Suche nach passenden Langarmshirt ist der etwas andere Schnitt. So habe ich Schwierigkeiten ein Shirt zu finden, das von der Armlänge passt. Bei T-Shirt reicht mir M oder L, dagegen sind häufig selbst bei XXL-Langarmshirt die Armlängen zu kurz.

Zaijian Jan

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20 Sep 2006 10:47 #4721 von Marco
Mensch Janosch, haben die Chinesen so kurze Arme oder hast du Affenarme... ?? :lol: :lol: :lol:
Aber im Ernst, fein, dass du hier so viel ins Tagebuch schreibst. Ich bin gespannt, ob du dort im Herbst noch länger bleibst, oder ob es nun in China war.
Na, und dass du auch undercover am Tipp mitmachst. Klasse!

Es grüßt Marco :D

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