Poznan: Rundgang durch eine polnische Stadt der Gegensätze

 
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altDie polnische Metropole Poznan (Posen) hat derzeit so ziemlich alles zu bieten, was ein städtisches Spektrum hergeben kann. Phantastische Kirchen, reichlich Geschichte, eine sehenswerte Altstadt, eine gute Gastronomie, moderne Sportstätten – aber auch zahlreiche Baustellen, aufgerissene Straßen, gesichtslose Bürogebäude, triste Neubaugebiete sowie zahlreiche Brachflächen und Industrieruinen. Einen Besuch ist Poznan auf alle Fälle wert – und das nicht nur zur Fußballeuropameisterschaft 2012, die in Polen und der Ukraine ausgetragen wird.

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„Und, was sagst du dazu? Uuuuuh la la?“
, wurde ich von polnischen Freunden gefragt. Unter „dazu“ war der Fußweg von der Straßenbahnhaltestelle zur Wohnung nahe eines Neubaugebietes am Rande der Stadt gemeint. „Uuuuh la la? Ich sage einfach mal Ulan Bator!“ Heiteres Gelächter auf allen Seiten. Alle wissen, dass ich einst in der mongolischen Hauptstadt ein paar Wochen verbracht hatte und von daher weiß, wovon ich rede. Das war nicht böse gemeint, sondern in der Tat mein Gefühl, als ich am späten Abend das erste Mal den langen Weg von der Tram zur Wohnung gegangen bin. Ein sandiger Betonweg, überwucherte Brachflächen, verlassene Industriegebäude, Hochspannungsmasten und in der Ferne auf einem Hügel der Lichter der Neubaublocks.

altJedoch liegt die Wohnung nicht in einem dieser Blocks, sondern in einer recht gemütlichen Siedlung zu Fuße des besagten Hügels. In der Siedlung befinden sich neu gebaute Mehrfamilienhäuser neben Gebäuden, die bereits Anfang des 20. Jahrhunderts errichtet wurden. Häuser mit Gärten und kleinen Beeten wie sie überall in Polen zu finden sind. Mir wohl bekannt aus Cieplice und Jelenia Gora.
Diese Siedlung liegt im Südosten der Stadt, zahlreiche Straßenbahnlinien bringen einen in das Stadtzentrum von Poznan, und bei Tage sieht der lange Weg zur Haltestelle gar nicht mehr so gruselig aus. Bei der Fahrt mit der Tram kann man sich leicht an den großen Kreisverkehren orientieren. Rondo Rataje, Rondo Sródka, Rondo Kaponiera. Inmitten von vier breiten Hauptstraßen liegt das Stadtzentrum samt Altstadt. Östlich des Ganzen befindet sich der Jezioro Maltanskie, auf dem es eine 2.000-Meter-Regattastrecke gibt. Dieser große See ist zudem als Erholungsgebiet äußerst beliebt.

altDie einstige Altstadt lag rings um die Kathedrale zwischen den beiden Armen des Flusses Warta. Von der Brücke Most B. Chobrego hat man einen guten Blick auf das dortige Gebäudeensemble. Der Platz der Kathedrale / des Posener Doms ist geschichtlich betrachtet einmalig. Im Jahre 968 wurde das älteste polnische Bistum in Posen gegründet. In der Folgezeit wurde eine vorromanische dreischiffige Basilika errichtet. Über die Jahrhunderte hinweg gab es immer wieder neue Baumaßnahmen. Notgedrungen zuletzt nach den schweren Zerstörungen im Zuge des 2. Weltkrieges. Sehr beeindruckend ist die Krypta, die besichtigt werden kann. Zu sehen sind alte Mauerreste der Vorgängerkirchen, Gräber und ein fünf Meter großes Sandsteintaufbecken, das aus der Zeit vor 968 stammen könnte. Sicher sind sich die Forscher nicht ganz.

altEine andere unglaublich interessante Kirche ist in der jetzigen Altstadt östlich der Warta zu besichtigen. Das schmucke Hauptportal ist zwischen anderen Gebäuden eingeschlossen, von daher könnte man leicht an dieser Kirche vorbeigehen. Die Pfarrkirche Poznans ist ein wahrlich beeindruckendes Bauwerk, das seinesgleichen sucht. Was für Pracht, was für Schmuck! In dieser Kirche einen Gottesdienst mitzuerleben, ist einer der Höhepunkte eines Stadtbesuchs.
Natürlich ein Muss ist der Besuch des Stary Rynek – des alten Marktplatzes, auf dem sich das markante Rathaus mit den vielen Bögen befindet. Ringsherum sind alte, aufwändig sanierte Gebäude angesiedelt. In einem dortigen Café kann man auf der sonnigen Terrasse heißes Schwarzbier genießen und zur Ruhe kommen.
Einwohner Poznans werden Besucher ganz gewiss zum Stary Browar führen. Eine ehemalige Brauerei, die zu einem schmucken Einkaufs- und Kulturzentrum umgebaut wurde. Seit 2003 wurden etappenweise die Gebäudekomplexe eröffnet, in der Gegenwart beträgt die Gesamtfläche bereits stolze 122.000 Quadratmeter.

altUnsere polnischen Freunde führen uns zudem zu einer ehemaligen jüdischen Synagoge, die später als Schwimmbad genutzt wurde. Vorbei ging es zudem an den minimalen Resten der einstigen Stadtmauer. Leider wurden vor über einhundert Jahre fast alle Abschnitte der Stadtmauer abgetragen.
Homogen ist der Innenstadtbereich keineswegs. Eine Gasse weiter kann es bereits gruselige, triste Hinterhöfe geben, in denen die Zeit stehen geblieben schien. Sanierung hier, Verfall dort. Deutlich erkennbar ist jedoch, dass viel getan wurde und wird. Baustellen sieht man einige im Innenstadtbereich. Jedoch wird weniger an den Gebäuden gebastelt. Schwerpunkt der Baumaßnahmen sind eindeutig die Straßen und Tramlinien. Bis zur Fußballeuropameisterschaft 2012 soll einiges auf Vordermann gebracht sein. Auch am Bahnhof von Poznan wird geackert, was das Zeug hält. Ob man am Poznan Glowny rechtzeitig fertig wird, darf jedoch zaghaft bezweifelt werden.

Eines steht jedoch fest. Viele sprechen von den Altstädten von Krakau, Gdansk (Danzig) und Warschau. Einen Abstecher ist auch Poznan wert – und das nicht nur wegen der Spiele zur EM 2012...

> zur turus-Fotostrecke: Polen

> zum Bericht: Lech Poznan – Korona Kielce

> zum Bericht: Warta Poznan – GKS Katowice

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