Im Gegensatz zum Vortag, als der Erstligapartie Lech Poznan – Korona Kielce ein Besuch abgestattet wurde, war dieses Mal am und im zukünftigen EM-Stadion Miejski einiges anders. Allein die Suche nach der Stelle, an der die Pressetickets ausgegeben werden, war eine Kunst für sich. Warta Poznan nutzt im Stadion andere Räumlichkeiten als der große Stadtrivale Lech Poznan. Statt an der Seite wie bei Lech kommen bei Heimspielen von Warta die Mannschaften hinter dem einen Tor auf den Rasen. Warta nutzt einen völlig anderen Gebäudetrakt samt Umkleideräumen, Mixed Zone und Fotoleibchenausgabestelle.
Warta Poznan – GKS Katowice: Vier Tore, zwei Maskottchen, ein verletzter Torhüter
Im Gegensatz zum Vortag, als der Erstligapartie Lech Poznan – Korona Kielce ein Besuch abgestattet wurde, war dieses Mal am und im zukünftigen EM-Stadion Miejski einiges anders. Allein die Suche nach der Stelle, an der die Pressetickets ausgegeben werden, war eine Kunst für sich. Warta Poznan nutzt im Stadion andere Räumlichkeiten als der große Stadtrivale Lech Poznan. Statt an der Seite wie bei Lech kommen bei Heimspielen von Warta die Mannschaften hinter dem einen Tor auf den Rasen. Warta nutzt einen völlig anderen Gebäudetrakt samt Umkleideräumen, Mixed Zone und Fotoleibchenausgabestelle. Für die Zuschauer war beim gestrigen Heimspiel nur der Unterrang einer Tribüne geöffnet. Die Pressevertreter saßen mutterseelenallein auf der Gegenseite. Knapp 1.000 Zuschauer hatten sich im Stadion Miejski eingefunden, um Warta die Daumen die Drücken. Wie bei Lech Poznan sind auch bei Warta Poznan derzeit keine Gästefans zugelassen.
Bei der Durchsage der Mannschaftsaufstellung ein höfliches Klatschen, dazu beim Einlaufen durchaus coole Musik, die sich sogleich als Ohrwurm im Kopf eingepflanzt hatte. Zwei grüne Maskottchen – entweder Drache oder Dinosaurier – begleiteten die Teams zum Mittelkreis. Alles durchaus sympathisch, gern hätte man dem Verein ein paar mehr Zuschauer gegönnt. Kinder verteilten grüne und gelbe Luftballons, und auf den Anzeigetafeln waren überaus perfekte Grafik zu sehen.
Warta Poznan, das am 15. Juni 1912 ins Leben gerufen wurde, feiert im kommenden Jahr, in dem Poznan auch Spielstätte der Europameisterschaft 2012 sein wird, das große hundertjährige Jubiläum. Zweimal wurde Warta polnischer Meister: 1929 und 1947. Immerhin, Warta war einst im Jahre 1927 Gründungsmitglied der höchsten polnischen Spielklasse, der Liga Pilki Noznej. Zum Vergleich: Der Stadtrivale Lech Poznan wurde sechsmal polnischer Meister. Alle Meistertitel wurden jedoch nach 1983 geholt.
Mit dem bekannten Fotomodel Izabella Lukomska-Pyzalska als Warta-Präsidentin soll es nun wieder aufwärts gehen. 1994/95 war Warta das letzte Mal erstklassig.
19 Punkte wurden bisher in den 14 Saisonspielen der I Liga eingefahren. Gegen GKS Katowice, das im Tabellenkeller steckt, sollten drei weitere Punkte hinzukommen. Warta begann sogleich mit vollem Schwung. Der Ball rollte gut, die Zuschauer zeigten sich wohlwollend und gaben Applaus. In der 12. Minute eine Ecke für Warta, die Zuschauer stimmten erstmals einen echten Fangesang an. Währenddessen schleppten die Kids noch mehr Luftballons heran.
In der 19. Minute die erste fette Chance für Katowice. Torhüter Radlinski konnte zur Ecke klären. Wenige Sekunden später segelte ein Kopfball weit am Gehäuse vorbei. Auffälligster Spieler auf dem Platz der Warta-Spieler Pawel Sasin mit der Nummer 15 – und das nicht nur aufgrund seiner hellblonden Haare. Linksaußen und in der Mitte war er ständig zu finden und war immer wieder Dreh- und Angelpunkt.
In der 31. Minute ein Raunen im Stadion. Handspiel von GKS? Schiedsrichter Rynkiewicz aus Szczecin ließ weiterspielen. Eine Minute später ging ein Schuss der Gäste am Tor vorbei. In der 36. Minute dann ein Freistoß der Gäste. Warta bekam den Ball nicht raus und Mateusz Zachara hielt einfach mal drauf. 1:0 für den dreimaligen Pokalsieger und viermaligen Vizemeister GKS Katowice. Warta antwortete wütend und machte Druck. Allerdings spiele Katowice jetzt frecher mit. Das Führungstor machte Mut und sorgte für eine echte Befreiung. Aufregend wurde es in der Schlussphase der ersten Halbzeit. Aus recht großer Entfernung ein Freistoß von Tomasz Foszmanczyk – und schon hieß es 1:1. Es schien, als wenn ein GKS-Spieler noch dran gewesen sei. Nach dem Treffer wurde es hitzig. Gleich zwei Spieler lagen auf dem Rasen. Einer von ihnen Warta-Torhüter Lukasz Radlinski, der nicht mehr aufstehen konnte. Stattdessen musste er mit der Trage direkt zum bereitstehenden Krankenwagen gebracht werden. Ganz bitter für die Hausherren.
Ersatztorhüter Dominik Sobanski musste es nun richten. Eingewechselt wurde in der 57. Minute zudem Piotr Reiss. Reiss? Spielte der nicht mal in Deutschland? Richtig! Zweimal (1999 und 2000/01) war er bei Hertha BSC unter Vertrag. Glücklich wurde der polnische Stürmer in Berlin nicht. Insgesamt sechszehn Einsätze und nur ein Törchen. Gespielt hatte er auch noch beim MSV Duisburg und bei der SpVgg Greuther Fürth. Anschließend kehrte er zu Lech Poznan zurück. Von 2002 bis 2009 schoss er 58 Tore in 173 Partien für Lech. Seit 2009 trägt er das grüne Trikot von Warta Poznan – und das mit großem Erfolg. Fast in jedem zweiten Ligaspiel gelang ihm bisher ein Treffer.
Jedoch wurde nicht Piotr Reiss, sondern der besagte Blondschopf Pawel Sasin fast zum Helden des Tages. Fast – weil sein phantastischer Treffer zum 2:1 in der 71. Minute nicht für den Sieg genügte. Nur drei Minuten nach Wartas Führungstor gelang GKS Katowice etwas überraschend der Ausgleich zum 2:2. Damian Chmiel trug sich in die Torschützenliste ein.
Die Schlussviertelstunde hatte es noch einmal in sich. Katowice schien mehr oder weniger mit dem Remis zufrieden, Warta spielte weiterhin auf Sieg. In der 82. Minute schimpfte ein Offensivspieler aus Katowice wie ein Rohrspatz. Man hätte von der Pressetribüne aus meinen können ein spanisches „Puta“ gehört zu haben, doch sicherlich liegt ein Irrtum vor. Ich hatte Daniel Feruga unter Verdacht, doch auch dieser Spieler wurde in Polen geboren.
In der 89. Minute warf Warta noch einmal alles nach vorn, doch das 3:2 wollte nicht fallen. Piotr Reiss hatte die Sache auf dem Fuß, doch er schlenzte den Ball links am Tor vorbei. Schade, denn das wäre doch glatt die Überschrift gewesen: „Ehemaliger Hertha-Stürmer knockte Katowice in letzter Sekunde aus...“
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