Lech Poznan – Korona Kielce: Sekundenschnell vom Kühlschrank zum Hexenkessel

MB Updated

Sage und schreibe fünf Minuten stand die Tram an einer Kreuzung. Ich stand mächtig auf Kohlen. Überall in Poznan wird derzeit gebaut. Aufgerissene Straßen, schlecht funktionierende Ampeln, Vorankommen im Schritttempo. Da man das Spiel von Samstag auf Freitag gelegt hatte, wurde es zeitlich richtig eng. Mit dem Warszawa-Express von Berlin nach Poznan und dort direkt hinein in die rumpelnde Straßenbahn und ab zum neuen Stadion.

Lech posenSage und schreibe fünf Minuten stand die Tram an einer Kreuzung. Ich stand mächtig auf Kohlen. Überall in Poznan wird derzeit gebaut. Aufgerissene Straßen, schlecht funktionierende Ampeln, Vorankommen im Schritttempo. Da man das Spiel von Samstag auf Freitag gelegt hatte, wurde es zeitlich richtig eng. Mit dem Warszawa-Express von Berlin nach Poznan und dort direkt hinein in die rumpelnde Straßenbahn und ab zum neuen Stadion. Die Zeit verstrich. Als ich auf der Baustelle vor der Arena den Abholschalter zwischen Tribüne I und II suchte, lief drinnen bereits das Spiel. Das Tütchen mit den Tickets und Bändchen abgeholt und fix die Ordner gefragt, wo es denn nun hineingehe. Drei Minuten später fand ich mich mit Fotoweste auf der vierten Etage wieder. Perfekt, denn oben konnte ich mich frei bewegen und das Stadion aus verschiedenen Blickwinkeln begutachten. 

Lech posenHübsch anzusehen das Bauwerk. Zwei Dinge fallen jedoch derzeit gleich ins Auge: Wo stecken die Gästefans? Wo ist der harte Kern der Anhängerschaft von Lech Poznan? Nach Gästekurven konnte man bekanntlich am Ende der vergangenen Saison in den oberen polnischen Ligen lange suchen – man konnte keine finden. Nach den Vorfällen im polnischen Pokalfinale in Bydgoszcz zwischen Lech Poznan und Legia Warszawa hatte die Politik hart durchgegriffen. Vor der Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine sollte es nach Möglichkeit keine hässlichen Bilder mehr geben. Von der ersten bis zur dritten Liga: Keine Anreise von Ultras und Fans der Gästevereine möglich! In der vierten Liga sollten die Vereine selber entscheiden, ob die Gästeblöcke geöffnet werden. Für die Stimmung in den Stadien und Arenen war das Verbot natürlich ein echtes Desaster. 

In Poznan gilt dieses Verbot auch in der laufenden Saison. Bei Lech und auch beim Stadtrivalen Warta. Der Gästebereich bleibt weiterhin geschlossen. Grund sollen die zahlreichen Baustellen in der Stadt und etwaige Sicherheitsrisiken sein. Da zudem zahlreiche Anhänger von Lech Poznan derzeit gegen die Zustände im Verein protestieren und nicht auf den Tribünen zu finden sind, konnte das Stadion Miejski zu keinem Hexenkessel werden. Oder doch?

altSchätzungsweise rund 15.000 Zuschauer hatten sich am Freitagabend eingefunden. Sie sahen ein Team von Lech Poznan, dass die Gäste aus Kielce durchaus im Griff hatten. Allerdings hatte Korona kurz vor der Halbzeitpause ein Sturm- und Drangphase. Mit 0:0 ging es etwas glücklich zum Pausentee. Gefährlich wurde es im zweiten Spielabschnitt vor dem Kielce-Tor, wenn Lech zu einer Ecke antrat. So war es auch kein Wunder, dass der Treffer des Tages nach eben einer Ecke fiel. Hübsch den Ball reingebracht, Grzegorz Wojtkowiak köpfte gekonnt zum 1:0 ein. Und ja, es wurde richtig laut im Stadion. Der Hauch von einem Hexenkessel. Nun konnte man sich vorstellen, wie es wäre, wenn Lech in zwei Wochen gegen Legia Warschau antritt und auch den Gästebereich öffnen würde.

altDas Spiel war nun durchaus sehenswert. Die Hausherren waren dem 2:0 näher als die Gäste dem Ausgleich. In der 74. Minute konnte die Führung nach einem Freistoß fast ausgebaut werden, aber eben nur fast. Interessanterweise war es die Kinder- und Jugendecke im Stadion, die phasenweise die Gesänge im weiten Rund anstimmte. Kielce hatte in der 90. Minute noch einmal eine Chance, ansonsten blieb das große Aufbäumen der Gäste aus. Stattdessen musste sich Korona-Spieler Korzym kurz vor Abpfiff mit gelb-rot vom Platz verabschieden. Noch einmal ein Aufkeimen echter Fußballstimmung – und dann war Schluss.

Vorbei an all den Baustellen vor den Stadiontoren ging es wieder zurück zur Tram-Haltestelle, von der erstaunlich fix die Fans zurück in die Innenstadt gebracht werden konnten. Schon bald standen nur noch vereinzelte Fußballfreunde am kleinen Imbiss. Die Reiterstaffel der polnischen Polizei konnte abgezogen werden, das Blaulicht der Einsatzwagen blieb indes sicherheitshalber noch an...

PS: Heute folgt Teil II mit dem Spiel Warta Poznan – GKS Katowice

> zur turus-Fotostrecke: Fußball in Polen

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