"Willkommen in der Oberliga, Patsche", so meinte ein BFC-Fan in der zweiten Halbzeit, als Nico Patschinski wieder einmal gefoult wurde und auf dem Rasen lag. Das Spiel zwischen dem Aufsteiger Lichtenrader BC und dem Favoriten BFC Dynamo hatte einiges zu bieten, wenn gleich nicht nur erfreuliches. Eine gelb-rote Karte, umstrittene Schiedsrichterentscheidungen, ein verschossener Elfmeter und erhitzte Diskussionen um den Spielball. Die hart umkämpfte Oberligapartie ging 1:1 aus. Zu wenig für den BFC Dynamo. Ein großer Erfolg für die Lichtenrader.
BFC Dynamo: Willkommen in der Oberliga, Patsche
MB
Marco Bertram
Updated
"Willkommen in der Oberliga, Patsche", so meinte ein BFC-Fan in der zweiten Halbzeit, als Nico Patschinski wieder einmal gefoult wurde und auf dem Rasen lag. Das Spiel zwischen dem Aufsteiger Lichtenrader BC und dem Favoriten BFC Dynamo hatte einiges zu bieten, wenn gleich nicht nur erfreuliches. Eine gelb-rote Karte, umstrittene Schiedsrichterentscheidungen, ein verschossener Elfmeter und erhitzte Diskussionen um den Spielball. Die hart umkämpfte Oberligapartie ging 1:1 aus. Zu wenig für den BFC Dynamo. Ein großer Erfolg für die Lichtenrader.
Der Nachmittag fing ganz beschaulich an und man konnte nicht ahnen, dass sich wenig später die Gemüter dermaßen erhitzen würden.
Das Spiel zwischen dem Lichtenrader BC, der frisch in die Oberliga aufgestiegen war, und dem BFC Dynamo fand auf der Friedrich-Ebert-Sportanlage statt. Mit der Ringbahn konnte man bis zum S-Bahnhof Tempelhof fahren und dann entspannt durch das Wohngebiet bis zum kleinen Stadion spazieren.
Die Friedrich-Ebert-Sportanlage macht einen wirklich netten Eindruck. Betritt man das Gelände, so geht man unter Bäumen entlang zum Sportplatz.
Beim heutigen Spiel konnte man wie gewohnt an einem aufgebauten Bierstand für zwei Euro ein frisch Gezapftes bestellen, doch es gab auch die Möglichkeit, für nur einen Euro ein Bier am Vereinsheim zu bekommen. Zwei ältere Damen füllten dort 0,3er Flaschen in Plastikbecher ein.
Bei heißen Temperaturen und praller Sonne begann schließlich auf dem Rasen die Oberligapartie, die für den BFC Dynamo richtungsweisend sein würde.
Die rund 400 BFC-Fans unter den insgesamt 639 Zuschauern und auch die BFC-Spieler staunten nicht schlecht, als der Schiedsrichter den Spielball zum Anpfiff auf den Rasen legte. Der Ball glich einer dunklen Murmel, mit der man abends nach Feierabend auf einem Ascheplatz bolzt. Nun hätte man meinen können, der Ball sah einfach nur hässlich aus. Dem schien nicht so, denn die Spieler des BFC Dynamo waren alles andere als zufrieden mit dem Spielgerät.
"Hey Schiri, gibt´s den Ball auch in Weiß?" rief ein BFC-Anhänger auf der Tribüne. Noch wurden Witze gemacht, später entbrannten ernsthafte Diskussionen um den Ball, der vom Heimverein gestellt wurde.
Das Spiel ging auch mit der dunklen Murmel erst einmal flott los. Die ersten beiden Torchancen des BFC ließen nicht lange auf sich warten. In der 4. Minute hatte auch der Lichtenrader BC seine erste Chance. Nach einer Ecke gab es einen straffen Kopfball, der jedoch nicht platziert genug war.
Der BFC Dynamo erhöhte den Druck und alles schien seinen Lauf zu gehen. Nach einer Ecke fiel das 1:0 für den Favoriten aus Berlin-Hohenschönhausen. Torschütze war Karaduman in der 13. Minute.
Das Spiel ging munter weiter. Diskussionen um das Spielgerät kamen wieder um die 20. Minute auf. An der Bank des BFC Dynamo lagen ordentliche helle Bälle bereit, doch Linienrichter und Schiedsrichter bestanden darauf, dass mit dem dunklen Ball weitergespielt wurde.
Dann wurde es ganz bitter für den BFC. Obwohl Zeit genug da war, alles in der Abwehr zu ordnen, konnte der Lichtenrader Spieler Kevin Becker nach einer Flanke von rechts locker einköpfen. 1:1 in der 23. Minute.
Im Gegenzug folgte sogleich eine passende Antwort, doch der Lichtenrader Torhüter konnte einen Schuss von Karaduman zur Ecke klären.
In der 28. Minute ging ein Freistoß des BFC in die Mauer und auch im Anschluss blieb der BFC am Drücker.
In der 33. Minute wurde von der BFC-Bank aus ein neuer Ball ins Spiel geworfen, was für viel Freude unter den BFC-Anhängern sorgte.
"Hier regiert der BFC..." ertönte es aus dem Gästebereich der Haupttribüne.
Die Lichtenrader Spieler und das Team an der Außenlinie forderten vehement wieder den alten Ball zurück. Immer wieder sorgte der Spielball für Diskussionen und das eine oder andere Mal hatten BFC-Trainer Backs und der Linienrichter ein sehr intensives Gespräch miteinander.
Weiter gespielt wurde letztendlich mit dem dunklen Ball, was für Kopfschütteln auf Seiten des BFC Dynamo sorgte.
Als in der 38. Minute der Lichtenrader BC eine dicke Torchance hatte und der BFC-Torhüter Thomaschewski glanzvoll retten musste, wurde klar: Der Nachmittag konnte für den BFC noch richtig ungemütlich werden.
Ab der 41. Minute musste dann der BFC sogar zu zehnt weiterspielen. BFC-Spieler "Kurbel" musste nach einem unnötigen Foul mit gelb-rot vom Platz.
Als Nico Patschinski in der 44. Minute übel umgetreten wurde, kam der anfangs erwähnte Spruch "Willkommen in der Oberliga, Patsche!" zum Einsatz.
Der Lichtenrader Übeltäter bekam nur gelb. Viele Diskussionen und viele fragwürdige Entscheidungen des Schiedsrichtergespanns bestimmten das gesamte Spiel.
Die zweite Halbzeit begann mit einer Lichtenrader Torchance in der 47. Minute. Das Spiel wurde ruppig und zerfahren. Und auch in den zweiten 45 Minuten wurde Nico Patschinski mit der Nummer 66 immer wieder gefoult.
"Ihr müsst was machen! Los! Los!" rief Backs immer wieder aufgeregt an der Außenlinie.
Die Spielzüge des BFC wurden immer zerfahrener. Lichtenrade beschränkte sich mitunter nur noch darauf, den Ball wegzuhauen. Das eine Mal sogar im hohen Bogen über das Tribünendach hinweg.
Und wieder wurde von der BFC-Bank rasch ein helles Spielgerät auf den Rasen geworfen. Wieder Diskussionen und aufgebrachte Fans und Spieler. Die Nerven lagen zeitweilig völlig blank.
Das Spiel schien sich für den BFC Dynamo dann doch noch zum Guten zu wenden. Als Patschinski in der 68. Minute im Strafraum gefoult wurde, pfiff der Schiedsrichter Elfmeter.
Es passte zu diesem kuriosem Spiel, dass Spork den Elfer an die Latte schoss. Entsetzen auf Seiten des BFC - Schadenfreude auf Seiten der Lichtenrader.
Und es hätte in den letzten 20 Minuten noch dick kommen können. Da die BFC-Spieler nun noch mehr Druck nach vorn ausübten, kamen auch die Lichtenrader noch zu guten Chancen, die von den Lichtenrader Zuschauern frenetisch gefeiert wurden.
In den letzten Minuten folgte noch einmal eine richtig gute Sturm- und Drangphase des BFC. Man musste sich fragen, weshalb nicht gleich so. Der BFC mobilisierte noch einmal alle Kräfte und rannte in Richtung Lichtenrader Gehäuse an. Doch der Siegtreffer wollte dem Favoriten nicht mehr gelingen. Es blieb letztendlich beim 1:1.
Nach dem Spiel waren einige BFC-Anhänger mächtig aufgebracht und schimpften wie die Rohrspatzen. Andere waren dagegen froh, dass sich der BFC nicht auch noch ein Kontertor zum 1:2 gefangen hatte. Eine Niederlage wäre ein Desaster gewesen.
Nun stehen zwei Punkte auf der Haben-Seite. Folgt am kommenden Samstag gegen den Greifswalder SC ein Sieg so werden es dann fünf Punkte sein. Damit ließe es sich für den BFC leben. Doch falls auch am kommenden Wochenende kein Sieg eingefahren wird, dürfte die BFC-Anhängerschaft mehr als ungeduldig werden.
Noch muss man abwarten. Als Trost: Auch in der 1. Bundesliga startete der absolute Favorit - der FC Bayern München - nur mit zwei Punkten in die Saison...
Mal schauen, wer schneller in die Spur kommt...
Fotos: Marco Bertram
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