Nach einem beeindruckenden 3:0-Sieg gegen die Amateure des FC Energie Cottbus macht der BFC Dynamo in der Tabelle einige Plätze gut und hält Kontakt zur Spitzengruppe. Über 1.000 Zuschauer waren im Sportforum Hohenschönhausen von der sportlichen Leistung der Dynamo-Spieler begeistert und feierten ausgelassen den Sieg gegen den Mitfavoriten der Oberliga Nordost-Nord. Gewinnt der ungeschlagene BFC Dynamo kommenden Sonntag auch bei den Reinickendorfer Füchsen, so dürfte sportlich alles im Lot sein und der Grundstein für eine erfolgreiche Saison gelegt sein.
Der BFC Dynamo rollt das Feld von hinten auf
MB
Marco Bertram
Updated
1.039 zahlende Zuschauer waren am Samstag Nachmittag bei schönstem Sommerwetter zu Gast im Sportforum, unter ihnen rund 50 Energie-Fans. Die Gegengerade war gut gefüllt und die Erwartungshaltung unter den BFC-Fans war groß. Heute sollten die Weichen gestellt werden. Nicht noch einmal sollte wie gegen Ludwigsfelde, Lichtenrade und Brandenburg Süd der Sieg aus der Hand gegeben werden. Ein Sieg war Pflicht, um in Sachen Aufstieg von Anfang an mitsprechen zu dürfen.
Vor Beginn der Partie wurde auf der Gegengerade ein Transparent ausgerollt: "Süddeutsche verspottet unseren Verein - soll das denn jetzt Hetze sein?"
In den Tagen vor dem Spiel sorgte ein Artikel im Magazin der Süddeutschen Zeitung für reichlich Diskussionsstoff. Allein die Überschrift "Mutprobe Nr. 3: Unter rechten Fussballfans" und die Unterüberschrift "Holger Gertz war wirklich schon oft im Stadion - aber den ganz harten Typen ist er bisher immer aus dem Weg gegangen. Es wurde Zeit, mal ein Spiel von Dynamo Berlin zu besuchen." ließen die Emotionen hochkochen.
Die Meinung unter den BFC-Anhängern war gespalten. Einige regten sich maßlos über diesen Artikel auf, andere freuten sich, dass der BFC überhaupt in den Medien thematisiert wird, wieder andere schmunzelten nur.
Wirklich ärgerlich ist eigentlich nur die letzte Passage des Beitrag im SZ Magazin: "Der BFC Dynamo, ein Verein aus Berlin, aus Ostberlin, aus Deutschland, bezeichnet sich als BERLINER FUSSBALL CLUB, in altmodischem Schrifttyp und in der Mitte mit großem SS." Diese Anspielung hätte nicht sein müssen. Zumal die Süddeutsche Zeitung selbst in ihrer Überschrift "Fussballfans" statt "Fußballfans" drucken ließ.
Doch nun zur Partie: Der Beginn auf dem Rasen war flott. Energie Cottbus II versuchte sofort das Spiel zu bestimmen. Es dauerte einige Minuten, bis der BFC Druck aufbauen konnte. In der 9. Minute zeigte der Linienrichter nach einem tollen Spielzug des BFC ein sehr fragwürdiges Abseits. Der Ärger unter den Fans war groß, doch nur eine Minute später war dies bereits vergessen: Firat Karaduman wurde von der Cottbuser Nummer 18 im Strafraum robust von den Beinen geholt. Die Konsequenz: Platzverweis für den Cottbuser Spieler und Elfmeter für den BFC Dynamo. Tobias Kurbjuweit verwandelte den absolut berechtigten Elfer souverän. Groß war der Jubel unter Spielern und Fans. Der BFC Dynamo blieb am Drücker. Dieses Mal sollte die Führung nicht mehr aus der Hand gegeben werden. Wenig später war Tobias Kurbjuweit wieder an einer sehr guten Spielsituation beteiligt. Über rechts sorgte er für ordentlich Druck. Insgesamt betrachtet wirkte die gesamte Mannschaft sehr gefestigt und solide. Auch die Abwehr, die in den vergangenen Spielen phasenweise nicht immer souverän erschien, leistete dieses Mal tolle Arbeit. Schnell wurde aus der Abwehr heraus in wenigen Spielzügen in den gegnerischen Strafraum gespielt. Pässe und Flanken wurden kraftvoll gespielt.
In der 24. Minute gelang Firat Karaduman ein sehr schöner Treffer zum 2:0 für den BFC. Mit diesem Tor krönte er seine sehr gute Leistung, die er das gesamte Spiel über erbrachte. Das Publikum war begeistert. Und druckvoll ging es weiter. Nach einer weiteren guten Aktion im Cottbuser Strafraum wurde der Treffer zum 3:0 verpasst. Wenig später hielt der Cottbuser Torhüter glänzend. Wieder war Karaduman an einem guten Spielzug beteiligt. In der 30. Minute schoss Nico Patschinski knapp links am Tor vorbei.
In der 35. Minute erhöhten die Energie-Kicker den Druck und konnten sich Chancen erarbeiten. Einmal brannte es vor dem BFC-Gehäuse sogar lichterloh. Direkt im Gegenzug spulte der BFC blitzschnell einen Konter ab, der fast zum Torerfolg führte. Wieder hielt der Cottbuser Keeper glänzend. In der 41. Minute hatten die Cottbuser noch einmal eine gute Torchance. Letztendlich blieb es bei der 2:0-Halbzeitführung.
Während der Halbzeitpause ging auf den Rängen die fünfte Ausgabe des "Zugriff" weg wie warme Semmeln. Schnell waren die Kartons leer und immer mehr Leute wollte die aktuelle Ausgabe haben. Allein das Cover sorgte für größte Neugierde. "Knuts Opa war Nazi - Vergesst die Hitler-Tagebücher!" Zu sehen ist eine historische schwarz-weiß Aufnahme, auf der ein Mann mit Eisbärenkostüm mitten unter Soldaten steht. Zu lesen gibt es im "Zugriff" wieder einiges. Ein Interview mit Nico Patschinski, ein Beitrag zum neuen BFC-Logo, ein Interview mit der "Fraktion H" und Berichte über den Fußball in Kroatien. Im Fokus natürlich Dinamo Zagreb und Hajduk Split. Im Heft zu sehen ist ein Foto von der Hajduk-Fankurve. Ein Spruchband mit der Aufschrift "Proleteri svih zemalja ujedinite se" (Proletarier aller Länder vereinigt euch) wird hochgehalten. Darüber die Logos sämtlicher Vereine, die "Dynamo" mit im Namen haben: Dinamo Zagreb, Dynamo Kiew, Dynamo Moskau, Dinamo Minsk, Dinamo Bukarest, Dynamo Dresden, der BFC Dynamo und noch einige mehr...
Weiter zum Spiel: Zu Beginn der zweiten Halbzeit nahm der BFC ein wenig das Tempo heraus. Die ersten BFC-Fans befürchteten bereits, dass die Sache wieder einmal nach hinten losgehen könnte, doch wirkliche Gefahr kam nicht auf.
"Patschinski ist echt gut! Hat sich echt gelohnt, ihn zu holen! Eröffnende Pässe... Ganz cool...", war die Meinung vieler Fans.
In der 66. Minute schoss Nico Patschinski, der häufig Dreh- und Angelpunkt war, links am Tor vorbei. Nur etwa drei Minuten später war es dann schließlich soweit. Auch Patsche kam wieder zu seinem Treffer. Ganz souverän schob er zum 3:0 ein. Der Sieg war nun endgültig in trockenen Tüchern. Das Ergebnis wurde über die Zeit gebracht. Das erste Mal wurde in dieser Saison zu Null gespielt, was Nico Thomaschewski sichtlich erfreute.
In der 80. Minute hatte Guido Spork noch seine große Chance. Doch der satte Schuss ging über das Tor. "Guido, Oberkörper runter!" rief ihm ein Fan lachend zu. Alles halb so wild. Erstaunlich souverän wurde der Mitfavorit Energie Cottbus II besiegt.
Da der Ludwigsfelder FC gegen den Brandenburger SC Süd 05 nur 1:1 spielte, rückte der BFC Dynamo auf zwei Punkte an den Tabellenführer heran. Überraschender Tabellenzweiter ist der Malchower SC, der 2:0 gegen FSV Luckenwalde gewann.
Kommenden Sonntag fährt der BFC nach Reinickendorf und versucht dort die Füchse in ihrem Fuchsbau zu erlegen. Hörte man sich nach dem Spiel unter den Fans um, so war zu vernehmen, dass sich zahlreiche Anhänger des BFC auf den Weg machen werden, um ihre Mannschaft zu begleiten. Der Weg in den Norden Berlins ist ja auch nicht weit und gut erreichbar - wenn die S-Bahn fährt...
Abends im BFC-Vereinsheim kam man noch mit einigen Spielern ins Gespräch, die dort gemeinsam Abendbrot aßen und ein paar Cola und Radler tranken. Und wieder konnte man sich persönlich überzeugen, dass Nico Patschinski, Tobias Kurbjuweit und Daniel Petrowsky nicht nur auf dem grünen Rasen eine gute Figur abgeben. Nein, darüber hinaus sind sie echte Pfundskerle, mit denen man abends noch stundenlang plaudern kann. Bei welchem Fußballverein ist das heute noch möglich? Mit diesen Fans und Spielern gemeinsam in die Regionalliga aufzusteigen, wäre wirklich ein großartiges Erlebnis. Auf diesen Aufstieg wartet der Anhang bereits seit Jahren. Spiele in Halle, Magdeburg, Chemnitz, Lübeck und bei den Amateuren des HSV und FC St. Pauli - ja, darauf wartet man sehnsüchtig.
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