Gegen Jan Ullrich sind neue, belastende Indizien aufgetaucht, die den Verdacht auf Doping-Manipulationen in den Jahren 1997 und 2006 begründen. Wie die ARD-Sportschau berichtet, sollen die Blutwerte des ehemaligen Tour de France Siegers in diesen Jahren erhebliche Schwankungen aufweisen. Dies geht aus einem Blutgutachten der Universität Hamburg hervor, das im Auftrag der Freiburger Staatsanwaltschaft eingeholt worden ist und das der ARD exklusiv vorliegt.
Doping: Jan Ullrich und Linus Gerdemann wieder im Visier
Gegen Jan Ullrich sind neue, belastende Indizien aufgetaucht, die den Verdacht auf Doping-Manipulationen in den Jahren 1997 und 2006 begründen. Wie die ARD-Sportschau berichtet, sollen die Blutwerte des ehemaligen Tour de France Siegers in diesen Jahren erhebliche Schwankungen aufweisen. Dies geht aus einem Blutgutachten der Universität Hamburg hervor, das im Auftrag der Freiburger Staatsanwaltschaft eingeholt worden ist und das der ARD exklusiv vorliegt.
So soll die Hämoglobinkonzentration von Jan Ullrich zwischen 12,2 g % im März 1997 und 16 g % am 23. Mai 1997 geschwankt haben. Das Gutachten kommt zu dem Schluss, dass dies physiologisch unwahrscheinlich sei. Unter Experten gelten Schwankungen von bis zu 1 g % als normal. Für das Jahr 2006 führt die Einschätzung des Hamburger Professors Klaus-Michael Braumann bei den Blutwerten von Jan Ullrich „erhebliche Unterschiede in der Anzahl der Retikulozyten“ auf. So sei eine Schwankung zwischen 0,3 Prozent im Januar 2006 und 3,5 Prozent im Juni des gleichen Jahres „zumindest ungewöhnlich“.
International anerkannte Blutexperten, wie der Bayreuther Professor Dr. Walter Schmidt, der auch schon das T-Mobile-Team bei der Suspendierung des ehemaligen Radprofis Sergej Gontschar vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS vertreten hat und ab 2007 für die internen Blutkontrollen im T-Mobile-Team zuständig war, bezeichnen diese Werte als „absolut unnormal“. Diese Schwankungen seien, sollten keine gesundheitlichen Anomalien für diese Zeitraum vorliegen, nur mit Manipulationen erklärbar, so Schmidt. Starke Blutschwankungen treten ansonsten unter anderem nach extremen Höhentrainingslagern, schweren Krankheiten oder extremem Blutverlust auf.
Jan Ullrich wollte sich zu den Vorwürfen nicht äußern. „Er kenne diese Vorwürfe nicht“, sagte er am Wochenende am Rande eines Jedermannrennens in Ditzingen bei Stuttgart gegenüber der ARD. Zuvor hatte er über seinen Anwalt die Abgabe einer schriftlichen Stellungnahme verweigert.
Auch Linus Gerdemann, derzeit Mannschaftskapitän des deutschen Teams Milram wird in dem Gutachten der Hamburger Universität erwähnt. So würden sich bei ihm Hämoglobinschwankungen zwischen 17,2 g % und 14,2 g % im Zeitraum von Januar bis Mai 2006 finden. Dies gehe „deutlich über die zu erwartenden Schwankungen hinaus“, schließt das Blutgutachten von Professors Braumann.
Linus Gerdemann wies die Vorwürfe zurück. Er habe auf jeden Fall nicht manipuliert, das könne er ausschließen, erklärte der 27-Jährige gegenüber der ARD. Im fraglichen Zeitraum sei er nicht verletzt oder erkrankt gewesen. Jedoch habe er zu dieser Zeit mehrfach an Höhentrainingslagern teilgenommen. „Nein, krank war ich nicht. Ich habe aber auf jeden Fall nicht manipuliert“, sagte Gerdemann.
Aus dem Blutgutachten geht außerdem hervor, dass es bei verschiedenen Athleten des Team Telekom und des T-Mobile-Teams immer wieder Auffälligkeiten gegeben habe, „die Manipulationen am roten Blutbild zumindest wahrscheinlich erscheinen lassen“.
Die Staatsanwaltschaft wollte sich zu dem Blutgutachten mit Verweis auf das noch immer gegen die beiden ehemaligen Team Telekom und T-Mobile-Ärzte Dr. Lothar Heinrich und Prof. Dr. Andreas Schmid laufende Ermittlungsverfahren wegen Verstoßes gegen das Arzneimittelgesetz nicht äußern.
Einen ausführlichen Bericht zu dem Thema sendet das WDR Fernsehen auch am heutigen Abend in seiner Sendung „sport inside“ um 22.45 Uhr.