BFC gegen FCK: Klares Versagen der Ordner, Polizei, Fans und Medien

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altEs gibt nichts schönzureden. Samstag 17:15 Uhr. Die Ereignisse im Berliner Jahn-Sportpark waren kein Glanzpunkt deutscher Fußballgeschichte, nicht für die Fans, nicht für die Ordner und schon gar nicht für die Polizei und die Medien. Die Wogen sind längst noch nicht geglättet. Die hässlichen Ereignisse nach dem DFB-Pokalspiel werden in zahlreichen Foren heiß diskutiert. Dabei geht es äußerst emotional zu, zahlreiche Threads mussten gar zwischenzeitlich geschlossen werden. Hinzu kamen eine merkwürdige Pressemitteilung der Berliner Polizei und eine kuriose Berichterstattung zahlreicher Medien. Als Verein konnte der BFC Dynamo mehr oder weniger nur hilflos zuschauen und ein Entschuldigungsschreiben verbreiten. Was sollte er auch anderes tun?

altEs gibt nichts schönzureden. Samstag 17:15 Uhr. Die Ereignisse im Berliner Jahn-Sportpark waren kein Glanzpunkt deutscher Fußballgeschichte, nicht für die Fans, nicht für die Ordner und schon gar nicht für die Polizei und die Medien. Die Wogen sind längst noch nicht geglättet. Die hässlichen Ereignisse nach dem DFB-Pokalspiel werden in zahlreichen Foren heiß diskutiert. Dabei geht es äußerst emotional zu, zahlreiche Threads mussten gar zwischenzeitlich geschlossen werden. Hinzu kamen eine merkwürdige Pressemitteilung der Berliner Polizei und eine kuriose Berichterstattung zahlreicher Medien. Als Verein konnte der BFC Dynamo mehr oder weniger nur hilflos zuschauen und ein Entschuldigungsschreiben verbreiten. Was sollte er auch anderes tun?

Manch ein Medienvertreter sprach dem BFC Dynamo sogar die Daseinsberechtigung ab. Mit welchem Recht? Hätte man stets mit diesen Maßstäben angesetzt, würde es beispielsweise längst keinen 1. FC Köln geben. Der Grund? Am 6. Dezember 1992 schnitten Kölner Hooligans (mit Nikolausmützen behelmt) im Parkstadion in Gelsenkirchen den Zaun des Gästebereichs auf und stürmten auf das Schalker Publikum der Haupttribüne. Abscheulich! Gewiss! Die Folgen? Stadionverbote. Geldstrafen für den Verein. Ein besseres Sicherheitskonzept beim nächsten Spiel zwischen Schalke 04 und den Geißöcken. Die SG Dynamo Dresden, der FC Hansa Rostock, der FC Energie Cottbus, der Hallesche FC, aber auch Eintracht Frankfurt und Hertha BSC sowieso wären längst von der Fußballlandkarte verschwunden.

Ein Aufschrei? Weinrote Brille? Zu dicht am BFC Dynamo? Damit man sich versteht. Wer in der ersten Reihe im Gästeblock die Fäuste schwingen ließ, hat in keinem Stadion der Welt etwas verloren. Anzeige! Stadionverbot! Eine hohe Geldstrafe für den Verein? BFC Spieler nach dem SchlusspfiffJa, denn letztendlich ist er für das Sicherheitskonzept und den Ordnerdienst verantwortlich. Womit wir beim nächsten Punkt wären. Nach der allgemeinen Schlammschlacht nimmt auch die Presse mehr und mehr den Ordnerdienst ins Visier. Was war dort schief gelaufen? Wie konnte das Tor geöffnet werden? Eigentlich müsste die Frage ganz fix von der Polizei beantwortet werden, denn nicht weit entfernt stand rechts von der Anzeigetafel ein weißer Kleinbus mit der nötigen Technik. Solche, wie sie bei Fußballspielen und Demonstrationen stets eingesetzt werden. Die Nahtstelle nicht im Blick gehabt? Die Einsatzkräfte bereits zurückgezogen?

Ein Pufferblock ist dafür da, dass er seine Funktion erfüllt. Spätestens, als es an den Zäunen von beiden Seiten zu Verbalattacken kam, hätte die Polizei diesen Block abriegeln müssen. Bei jedem sonstigen Spiel passiert dies, bei jeder Demonstration kann bewundert werden, wie rasant schnell die Einsatzkräfte agieren und reagieren können. Nach dem Spiel BFC – FCK passierte erst mal gar nichts – von Seiten der Polizei.  

Was genau ist überhaupt geschehen? Kurz vor Abpfiff wurden im Lauterer Fanblock weiße Taschentücher gewedelt. Dieses Ritual hat ihren Ursprung in Spanien, wo jedoch meist nicht der Gegner mit der so genannten „Pañolada“ verhöhnt wird, sondern die eigene Mannschaft, wenn sie schlecht gespielt hat. Für die FCK-Fans gehört das Winken mit den Taschentüchern inzwischen zu ihrem aktiven Support und sollte respektiert werden. Als echte Provokation kann dies mit Sicherheit nicht gesehen werden. Die „Auf die Fresse!“-Rufe von Seiten der BFC-Kurve waren nicht nett, gehören allerdings zum festen Repertoire zahlreicher Fanblöcke in ganz Deutschland. Bei Fouls, Rangeleien auf dem Rasen, Spruchbändern auf der Gegenseite – immer wieder hallt dieses „Auf die Fresse“ durch die Stadien und meistens noch weit schlimmere Flüche – also eine akzeptierte Normalität und kein Grund zur Erschütterung.

Unmittelbar nach Abpfiff liefen die FCK-Spieler zum Abklatschen zur Gästekurve, in der sich rund 2.000 Fans und Ultras befanden. Etwas verzögert gingen auch die erschöpften Spieler des BFC zu ihrem Anhang. Indes tat sich am Pufferblock einiges. Verbalattacken von beiden Seiten. Randale auf den RängenGerangel an den Toren zum Innenraum (auf BFC-Seite). Als sich plötzlich oben das gelbe Sicherheitstor öffnete, gelangte der erste Schub Krawallmacher in den Pufferblock. Während ein Großteil der Lauterer Zuschauer bereits in Richtung Ausgang lief, warteten die Ultras des FCK noch einen Moment ab. Transparente mussten verstaut werden. In ihren Händen noch die grauen Fahnenstangen aus Plastik. Das in den Medien verbreitete Faktum, dass die BFC-Hooligans mit Stangen in den Block stürmten, ist deshalb eindeutig falsch und als Erfindung der jeweiligen Journalisten zu werten, die ihre Artikel noch ein wenig martialisch aufpeppen wollten.

Noch warteten die FCK-Ultras an der unteren Ecke ab, die Fahnenstangen immer noch in den Händen. Manch einer hing am Zaun und gestikulierte wild, einer zog sich gar eine dunkle Sturmhaube über. Mehrere Fans – unter ihnen auch Kinder und Frauen – wurden über Tor 7 in den Innenraum gelassen, eine gute Entscheidung der Ordner. Nach kurzem Abwarten drängten schließlich auch die restlichen Fans und Ultras des 1. FC Kaiserslautern in die obere Ecke des Gästebereichs. Die Lage wurde ernst. Oberhalb von Tor 6 fanden sich erste behelmte Polizisten ein, doch diese konnten die folgenden Ereignisse nicht verhindern. Auf dem Gang auf Höhe von Tor 6 kam es zu ersten Faustattacken. In erster Reihe: Typen mit schwarzen Sweatshirts und schwarzen Jacken. Zeitgleich öffnete eine Ordnerin das Tor 5 und zog einen verängstigten FCK-Fans in den Innenraum.

Eine Minute später kam es zu den Bildern, die besonders medienwirksam wurden. Gedränge am äußeren Zaun. Auf dem Boden liegende Fahnenstangen wurden nun von beiden Seiten benutzt. Gezielte Faustschläge erfolgten von Randalierern, die aus der BFC-Kurve kamen. Manche mit weinrotem Shirt, manche komplett in zivil. BFC Fans stürmen den GästebereichTritte gegen am Boden liegende Fans. Bilder, die kein Mensch in einem Fußballstadion sehen möchte. Einem Fan mit weinrotem Shirt war dies zu viel, er schubste einen Schläger von seinem Opfer weg. Den Rest erledigte die Polizei. Während am oberen Rand des Blocks wie in einem polnischen Provinzstadion mit den Plastikstöcken gedroschen wurde, setzte die nachrückende Polizei im unteren Bereich nun gezielt Pfefferspray ein. Zwei Männer in grauer und olivegrüner Jacke, die quer über die Sitze nach oben gelangen wollten, bekamen eine volle Ladung mitten hinein ins Gesicht.

Dieses ganze Chaos hätte verhindert werden können, wenn das Zwischentor geschlossen geblieben wäre und die polizeilichen Einsatzkräfte bereits direkt nach Spielschluss eine Polizeikette im Pufferblock gebildet hätte. Ja, es hätte auch so zu Bierbecherwürfen und Angriffen auf die Polizei kommen können, doch zumindest hätte der FCK-Anhang friedlich abziehen können.

Es ist einfach unbegreiflich. Beim Oberligaspiel zwischen Germania Schöneiche und dem BFC sorgten sage und schreibe zwanzig Mannschaftswagen dafür, dass die 150 angereisten Berliner keinen Ärger machen. Beim Auswärtsspiel bei Brandenburg Süd waren sogar Einsatzkräfte aus Sachsen im Einsatz. Schöneiche gegen BFC DynamoEine verbale Provokation hatte damals genügt, um Reizgas in den bereitgestellten Sonderbus zu sprühen. Und beim Risikospiel BFC – FCK glänzt die Polizei durch Abwesenheit im Pufferblock. Man kann und will es einfach nicht verstehen. Die Berliner Polizei ist in Übung, sicherte stets perfekt die Risikospiele zwischen dem 1. FC Union und Dynamo Dresden ab. Im Jahn-Sportpark war es dagegen nicht möglich, die hundert, ja vielleicht auch zweihundert, krawallsuchenden Typen aufzuhalten, die nun das Image des BFC Dynamo endgültig ramponierten.

Immer wieder wird die Frage gestellt: Waren die Randalierer echte BFC-Anhänger oder doch nur erlebnisorientierte Krawallmacher im Kielwasser der Anhängerschaft? Letztendlich spielt es keine Rolle, und trotzdem darf und muss diese Frage gestellt werden. Der feste Stamm, der die Mannschaft in der Oberliga seit Jahren begleitet, tauscht sich aus. Im Vereinsheim, in den Foren, bei Auswärtsspielen. Der Verein kann Einfluss auf die Fans nehmen, mit den Ultras der Fraktion H reden. Keinen Einfluss hat man auf Leute, die einmal im Jahr oder gar alle paar Jahre ein weinrotes Shirt überstreifen, um zum „Match of the year“ zu gehen, in der Hoffnung, dass es richtig knackig werde.

8.000 Leute unterstützten den BFC beim DFB-Pokalspiel am Samstag. Zuletzt waren ähnlich große Zahlen beim Relegationsspiel gegen den 1. FC Magdeburg zu verzeichnen. Und das ist über zehn Jahre her. Selbst 2006 waren es nicht so viele – und das beim Derby gegen Union Berlin. Rauchbombe im BFC BlockOb Hallenser, Leipziger, Polen, Berliner – Fakt ist natürlich, dass solch ein Spiel des BFC ungeheure Anziehungskraft hat. Die hat ein Spiel von Dynamo Dresden auch, doch dort verläuft der Ticketverkauf regulierter – nicht ohne weiteres können dort eben mal so hunderte Hooligans, Krawallmacher, Erlebnisorientierte, Krawalltouristen (wie immer man sie nennen möchte) einsickern.

Fakt ist auch: Der Verein und auch der harte Kern der Anhängerschaft werden die Sache auswerten. Werden Personen identifiziert, wird es Anzeigen geben. Sind altbekannte Gesichter dabei, werden sie so schnell kein Spiel des BFC mehr besuchen. Vor die Augen des Fanbetreuers Rainer Lüdtke und all den Haudegen der 79er brauchen diese nämlich nicht mehr zu treten.

Wie es weitergeht beim Verein, ist schwer zu sagen. Sollte der BFC wirklich in die Regionalliga aufsteigen, wird es brisante Partien gegen den HFC und den FCM geben.

Manch ein Medienvertreter wird mit Argusaugen die Dinge beobachten. Und wer die Texte und Fotos für die großen Presseagenturen schreibt, sitzt an einem ganz, ganz langen Hebel und trägt viel Verantwortung, denn leider Gottes nutzen viele Magazine und Zeitungen nur diese gekauften Berichte von dpa und Co. Manch eine deftige Überschrift ist publiziert worden, ohne dass auch nur ein Vertreter dieses Mediums vor Ort, geschweige hautnah an den Geschehnissen war. Alleine am Samstagabend waren über Google News 300 Meldungen von Spiegel, Focus, Bild, Morgenpost, Stern und regionalen Medien zu finden, die sich alle auf einen dpa-Bericht (gutes Geschäft für Deutschlands größte Nachrichtenagentur) stützten und auch deren Fotos verwendeten. Einige Medien erwähnten die Quelle, manche ließen sie im Text weg. Der Eindruck ist nicht wegzuwischen: Mit den Schlagworten Hooligans, Ausschreitungen oder Randale lassen sich Quote, Auflage, Klicks und Page-Impressions machen, da werden dann auch mal Kleinigkeiten von den Medien umgedreht und Sachen hinzugedichtet, nur um das Geschehene noch gewalttätiger aufzupeppen.

Deshalb: Versagt haben alle am Samstag, keiner ist von Schuld frei.

> zum ersten turus-Bericht über das Pokalspiel

> zur turus-Fotostrecke: BFC Dynamo

> zur turus-Fotostrecke: 1. FC Kaiserslautern

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