Angenehm ist anders. Sibirien lässt grüßen. Bei klirrender Kälte wurde gestern pünktlich um 19 Uhr im Karl-Liebknecht-Stadion die Drittligapartie SV Babelsberg 03 gegen SC Preußen Münster angepfiffen. Jeder Zuschauer hatte sein eigenes Rezept, um mit der klirrenden Kälte umzugehen. Manch einer verfolgte das Spiel hinter den Scheiben des Presse- bzw. VIP-Raums. Andere hatten sogar einen molligen Schlafsack dabei. Im Münsteraner Block zeigten manche sogar den freien Oberkörper. Reichlich Alkohol musste dort im Spiel gewesen sein. Kein Wunder, dass es nach Abpfiff im Gästeblock noch zu einem Sanitätereinsatz kam.
Preußen Münster holt drei Punkte im Babelsberger Tiefkühlschrank
Angenehm ist anders. Sibirien lässt grüßen. Bei klirrender Kälte wurde gestern pünktlich um 19 Uhr im Karl-Liebknecht-Stadion die Drittligapartie SV Babelsberg 03 gegen SC Preußen Münster angepfiffen. Jeder Zuschauer hatte sein eigenes Rezept, um mit der klirrenden Kälte umzugehen. Manch einer verfolgte das Spiel hinter den Scheiben des Presse- bzw. VIP-Raums. Andere hatten sogar einen molligen Schlafsack dabei. Im Münsteraner Block zeigten manche sogar den freien Oberkörper. Reichlich Alkohol musste dort im Spiel gewesen sein. Kein Wunder, dass es nach Abpfiff im Gästeblock noch zu einem Sanitätereinsatz kam.
Und die Spieler? Diese zeigten sich unbeeindruckt von den Minusgraden und der dünnen Schneedecke auf dem Rasen. Weitaus besser mit den Platzverhältnissen kamen jedoch die Gäste aus Münster zurecht. Während bei den Preußen gekonnt mit langen Bällen in die Spitze gespielt wurden, funktionierte bei den Hausherren das Angriffsspiel überhaupt nicht. Von Beginn an war zu sehen, dass die Münsteraner erstaunlich gut auf dem verschneiten Terrain kombinieren konnten. So waren es auch die Gäste, die die erste richtig gute Torchance des Spiels hatten. Der Babelsberger Torhüter Daniel Zacher musste zuvor feststellen, dass sich der Ball bei diesen Begebenheiten verdammt schwer festhalten ließ.
So ging die Münsteraner Führung in der 20. Minute durchaus in Ordnung. Jens Truckenbrod lochte per Volley gekonnt ein. Die rund 150 Preußen-Anhänger unter den 1.549 zahlenden Zuschauern wussten den Treffer zu feiern. Die weite Anreise am eisigen Freitagabend schien sich zu lohnen. Zudem sollte sich wieder einmal zeigen, dass Babelsberg daheim im Karli sportlich keine echte Macht ist. Nur Arminia Bielefeld, der FC Carl Zeiss Jena und der SV Werder Bremen II sind heimschwächer. Dass die 03er trotzdem im Mittelfeld stehen, verdanken sie ihrer Auswärtsstärke. Nur dreimal musste sich Babelsberg in den elf bisherigen Auswärtspartien geschlagen geben.
Als in der 25. Minute ein Babelsberger Freistoß über das Münsteraner Gehäuse ging, wurde ich plötzlich aus der Kalten gefragt: „Brauchst du noch Handschuhe?“ Der Besorgte war ein Preußen-Fan auf der Sitzplatztribüne, der mit den Medienvertretern Mitleid hatte. Notizblock, Stift und Kamera in klammen Händen – nun ja, da musste man einfach durch.
Derweil blieben auf dem Rasen die Gäste weiter am Zuge. Nach exakt einer halben Stunde nahm Marco Königs einfach mal Maß und zog ab. Für den 03-Keeper war wenig zu halten. 2:0 für Münster. Zwar bemühten sich die Hausherren im zweiten Spielabschnitt mehr nach vorn zu tun, doch Torchancen blieben echte Mangelware. Da half auch kein „Los jetzt hier!“ aus den Fanblöcken der Filmstädter.
Apropos Fanblöcke. Gegeneinander spielten zwei Vereine, die jeweils nicht gerade eine homogene Anhängerschaft haben. Im Gästeblock konnte wieder der übliche Anblick bewundert werden. Zwei Grüppchen mit Fahnen, die komplett ihr eigenes Ding machen. Die Deviants Ultrà Preußen zeigten zu Beginn der Partie ein Spruchband mit der Aufschrift: „Lieber Becher auf dem Rasen, als Flaschen im Vorstand!“. Das andere angereiste Grüppchen, wohl hervorgegangen aus der mittlerweile aufgelösten Gruppierung Curva Monasteria, beließ es beim verbalen Support.
Spruchbänder gab es im Laufe des Spiels auch im Babelsberger Block auf der Gegengeraden zu sehen: „Schokoladen, Flora – wir bleiben alle!“, „Nehmt ihr uns die Häuser ab, machen wir die City platt!“, „Liebig 14 never rest in peace!“ (ein Hinweis auf die umstrittene Räumung des Gebäudes Liebig 14 in Berlin-Friedrichshain vor genau einem Jahr). Im Ultra-Block auf der überdachten Tribüne hinter dem Tor wurde indes nur gesungen, zudem wurden etliche Wunderkerzen angezündet. Eine brave, kinderfreundliche Pyro-Show, bei der auch der DFB nichts auszusetzen haben dürfte.
Sportlich brachte der SC Preußen den Auswärtssieg recht locker in trockene Tücher. Dies musste auch ein sichtlich geknickter Dietmar Demuth einräumen. Sie waren überlegen und sie haben es vorgemacht, wie es laufen muss, so der 03-Trainer. Bei Münster kamen die langen Bälle und zwei gefährliche Männer waren vorn. Der Sieg gehe in Ordnung, doch langsam gehe es ihn auf den Keks, dass neuen Trainern im Karli stets Gastgeschenke gemacht werden. Sehr zufrieden zeigte sich indes Preußens neuer Coach Pavel Dotchev. Das war ein Einstieg nach Maß. Alles war unter Kontrolle, der Sieg sei verdient, doch sei dies erst der Anfang. Der Sieg wäre für die Katz, wenn nicht gegen Bremen II nachgelegt werden würde...
Während im VIP-Raum die Pressekonferenz abgehalten wurde, kam es im Gästebereich zum eingangs erwähnten Sanitätereinsatz. Auf der Gegengerade verbrannten die übrig geblieben 03-Anhänger die Spruchbänder. Grauer Rauch stieg hinauf in den winterlichen Himmel. Ein Schleier legte sich vor das Flutlicht. Böse Vorzeichen?
Noch ist die sportliche Situation nicht alarmierend. Mit 29 Punkten steht Babelsberg auf dem 13. Rang der 3. Liga (von 20 Teams). Gehen jedoch die kommenden Spiele beim 1. FC Heidenheim und zuhause gegen Kickers Offenbach ebenfalls in die Hose, könnte es langsam eng werden...
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