Stadionumbau in Jelenia Góra: Spurensuche nach MKS Karkonosze

MB Updated

Während Slask Wroclaw zuletzt nach 1977 im Mai dieses Jahres seinen zweiten polnischen Meistertitel im neu errichteten Stadion Miejski feiern durfte, sucht man im rund 100 Kilometer entfernten Jelenia Góra vergeblich nach einem Fußballklub, der in einer nennenswerten Liga angesiedelt ist. Immerhin 85.000 Einwohner leben in Jelenia Góra (Hirschberg), das wie Wroclaw (Breslau) in der Woiwodschaft Dolni Slask (Niederschlesien) liegt. Auch in Jelenia Góra gibt es ein Stadion Miejski, welches ganz in der Nähe vom Bahnhof seinen Platz hat. Dieses wird derzeit modernisiert und soll das Fundament für etwaige sportliche Erfolge bilden.

Während Slask Wroclaw zuletzt nach 1977 im Mai dieses Jahres seinen zweiten polnischen Meistertitel im neu errichteten Stadion Miejski feiern durfte, sucht man im rund 100 Kilometer entfernten Jelenia Góra vergeblich nach einem Fußballklub, der in einer nennenswerten Liga angesiedelt ist. Immerhin 85.000 Einwohner leben in Jelenia Góra (Hirschberg), das wie Wroclaw (Breslau) in der Woiwodschaft Dolni Slask (Niederschlesien) liegt. Auch in Jelenia Góra gibt es ein Stadion Miejski, welches ganz in der Nähe vom Bahnhof seinen Platz hat. Dieses wird derzeit modernisiert und soll das Fundament für etwaige sportliche Erfolge bilden.

Wo jedoch stecken Jelenia Góras Fußballklubs? In welchen Niederungen des polnischen Ligasystems sind diese zu finden? Vor 1945 erlangte der 1919 ins Leben gerufene STC Hirschberg einen gewissen Ruf. Immerhin erreichten die Hirschberger 1926 die Endrunde um die Süddeutsche Meisterschaft und 1943/44 das Viertelfinale der Deutschen Fußballmeisterschaft. Ausgetragen wurden damals die Heimspiele auf dem Sportplatz Feigenmund, das heute Stadion Miejski (Städtisches Stadion) heißt und als Spielstätte vom MKS Karkonosze Jelenia Góra genutzt wird.

MKS Karkonosze Jelenia Gora – schon ist der erste Klub aus der Stadt gefunden. Sucht man im Netz nach diesem Verein, wird man schnell bei youtube fündig. Ein Video vom September 2008 zeigt Aufnahmen vom Duell MKS Karkonosze Jelenia Góra gegen Górnik Walbrzych. Beide Städte trennen gerade einmal 50 Kilometer. Das Duell im Vorland des Riesengebirges schlechthin. Górnik Walbrzych spielt derzeit immerhin in der II. Liga West (3. Spielklasse). In der Saison 2008/09 ging es noch in der IV. Liga Grupa Dolnoslaska zur Sache – und das gemeinsam mit dem Rivalen aus Jelenia Góra. Hin- und Rückspiel zogen jeweils zahlreiche Zuschauer an. Im Stadion Miejski von Jelenia Góra kam es im September 2008 zum Einsatz von Pyrotechnik und einigen Laufereien im Innenraum. Nach den Vorfällen des Hinspiels waren beim Rückspiel offiziell keine Gäste zugelassen, nur einhundert MKS-Fans waren vor Ort in Walbrzych (Waldenburg). Insgesamt wurden rund 4.000 Zuschauer Zeuge des 2:0-Sieges der Hausherren. Der blau-weiße Fanblock verwandelte sich in ein Meer aus Bengalos und Rauch.

Während am Ende der damaligen Spielzeit Górnik Walbrzych mit 24 Siegen, fünf Remis und nur einer einzigen Niederlage aufgestiegen war, blieb MKS Karkonosze Jelenia Góra in der fünften Liga – und das bis in die Gegenwart. Die Jungs aus Walbrzych zogen indes weiter durch und marschierten als Erster der III. Liga Grupa Dolnoslasko-Lubuska am Ende der Saison 2009/10 in die II. Liga.
Nicht schlecht, aber eben auch nicht wirklich gut spielte die Mannschaft von MKS Karkonosze Jelenia Góra. Nach dem siebten Rang folgten 2009/10 der achte Platz, 2010/11 nochmals der achte Platz und zuletzt am Ende der Spielzeit 2011/12 der sechste Platz. Apropos: Während in der polnischen Ekstraklasa Slask Wroclaw den Meistertitel feiern durfte, wurde der kleine Stadtrivale Sleza Wroclaw Meister in der niederschlesischen Staffel der fünften Spielklasse.

Die IV. Liga scheint indes das feste Zuhause für den MKS Karkonosze zu sein. Seit über zehn Jahren spielt der Verein nun bereits fast nonstop in dieser Staffel. Fast, ja fast wäre Jelenia Góra am Ende der Saison 2001/02 aufgestiegen. Jedoch fehlte ein einziges Pünktchen, um Nysa Zgorzelec vom Platz an der Sonne verdrängen zu können. Ein kleiner Trost: Nach nur einem Jahr in der III. Liga musste auch Zgorzelec wieder mit der Fünftklassigkeit vorlieb nehmen. Ganz bitteres geschah in der Saison 2004/05, als der MKS Karkonosze als Tabellenletzter den Weg in die Klasa Okregowa Grupa Jelenia Góra antreten musste. Nach Platz sechs in der Spielzeit 2005/06 folgte in der Saison darauf immerhin der Aufstieg als souveräner Tabellenführer zurück in die IV. Liga.

Eine kleine goldene Phase gab es von 1997 bis 1999, als Jelenia Góra in der II. Liga gespielt hatte. Der größte Vereinserfolg liegt allerdings noch viel weiter zurück. 1961/62 wurde das Viertelfinale des Pucharu Polski erreicht. In der ersten Runde wurde Polonia Warszawa (derzeit wegen des Verkaufs in aller Munde) mit 3:0 geschlagen, in der zweiten Runde folgte ein 5:1-Sieg bei Pogon Prudnik und in der dritten Runde wurde daheim gegen  Lechia Gdansk mit 1:0 gewonnen. Im Achtelfinale kam es dann zum Heimspiel gegen Stal Rzeszów, welches ebenfalls knapp mit 1:0 über die Bühne gebracht werden konnte. Schluss war schließlich im Viertelfinale. Mit 0:2 musste sich Karkonosze Jelenia Gora bei Odra Opole geschlagen geben. Am Rande: Pokalsieger 1961/62 wurde der schlesische Klub Zaglebie Sosnowiec, der in Poznan vor 25.000 Zuschauern gegen Górnik Zabrze mit 2:1 die Oberhand behalten konnte.

Zurück zur Phase, als der MKS Karkonosze von 2005 bis 2007 in der sechsten Liga spielen musste. In der Klasa Okregowa Grupa Jelenia Góra traf Karkonosze auf all die Vereine der nahen Region. Unter ihnen Olimpia Kamienna Góra, Julia Szklarska Poreba, Olimpia Kowary und Gryf Gryfów Slaski. Ein weiterer Verein, der direkt aus der Stadt Jelenia Góra oder zumindest aus Cieplice kommt, war nicht zu finden. Der MKS Karkonosze in der 85.000-Einwohner-Stadt allein auf weiter Flur? Im wahrsten Sinne des Wortes der Platzhirsch von Hirschberg?
„Pilka Nozna (Fußball), Jelenia Gora“ bei der Suche eingegeben. Und siehe da, es findet sich etwas mit dem Namen Okregowy Zwiazek Pilki Noznej w Jeleniej Górze – kurz OZPN. Ganz frisch auf der Webseite veröffentlicht wurden die „Oplaty statutowe na sezon 2012/13“ (gesetzlichen Gebühren für die Saison 2012/13). Das macht stutzig, bis klar wird, dass es sich hierbei vielmehr um den regionalen Fußballverband handelt.

Die Spurensuche kann somit beendet werden. Ganz klar: Der Miejski Klub Sportowy Karkonosze Jelenia Góra muss die Fahne, beziehungsweise das Geweih hochhalten und womöglich im frisch sanierten Stadion den Aufstieg in die III. Liga packen. Dort würde es zu durchaus attraktiven Duellen mit Promien Zary, Lechia Zielona Góra, Ilanka Rzepin und Pogon Swiebodzin kommen. Keine Frage: Wir werden dran bleiben und schauen, ob es was wird im Stadion Miejski...

> zur turus-Fotostrecke: Fußball in Polen

> zur turus-Fotostrecke: Impressionen aus Jelenia Góra

 

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