Hertha holt gegen Duisburg den Hammer raus: Rückblick aus Ostkurvenperspektive

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OstkurveSeit 5:30 Uhr lief am Sonntag der Betrieb im Berliner Olympiastadion. Alle Vorbereitungen sollten getroffen werden, damit der Ball acht Stunden später rollen konnte. Frau Holle hatte sich auch in Berlin von ihrer besten Seite gezeigt und einige Zentimeter Neuschnee über die Hauptstadt verteilt. Noch zur Mittagszeit hatten S- und U-Bahnen Probleme den Betrieb am Laufen zu halten, rund um das Olympiagelände schlitterten die Zuschauer Richtung Eingangstore und selbst die Polizei hatte mit den Widrigkeiten der Witterung zu kämpfen. 

PolizeiBei einem Wendemanöver nahe des Osttores blieb ein Buli im Schnee stecken und konnte nur mit der Hilfe eines Passanten wieder ins Rollen gebracht werden. Hohn und Spott waren den Herren und Damen in Grün gewiss – sie nahmen es mit Humor. Rund um das Stadion war die Stimmung gut. „Endlich mal kein Montagsspiel“, dachten sich die meisten angesichts der vorangegangenen Heimspiele gegen den 1. FC Union und Kaiserslautern. 

Beim Betreten der Ostkurve dann die Ernüchterung. Die Farbe grau dominierte im Olympiastadion, obwohl auch der Gast aus Duisburg die Vereinsfarben blau und weiß besitzt. Weit mehr als die Hälfte der Sitze im weiten Rund waren unbesetzt. Zwar ist ein solcher Anblick 60 Minuten vor Spielanpfiff keine Seltenheit; heute setzte sich aber bei wohl keinem das Gefühl durch, dass sich das Stadion noch erheblich füllen würde.

Hertha BSCDavon unbeeindruckt legten die Fans in der Ostkurve bereits vor dem Einlaufen der Mannschaften kräftig los. Der Großteil schien froh zu sein, endlich mit dem Hüpfen und Singen beginnen zu können, um sich aufzuwärmen. Auch in den ersten Minuten des Spiels erreichten die Herthaner einen ordentlichen Geräuschpegel. Zuvor wies einer der beiden Capi angesichts der Vorkommnisse in Dresden nochmals darauf hin, das Zünden von Böllern und das Werfen von Gegenständen auf die Spielfeldakteure zu unterlassen. Sind Ultras etwa doch keine krawallmachenden Gewalttäter? 

Auf dem Feld zeigte sich das erwartete Bild. Die Alte Dame dominierte das Spiel, Duisburg verlagerte sich aufs Kontern. Bereits in der Anfangsphase erarbeiteten sich die Hausherren eine beachtliche Anzahl an Eckbällen. Es sollte sich auszahlen. Standardspezialist Ronny zirkelte in der 12. Minute eine Ecke auf seinen Freund Adrian Ramos, der das Leder zum 1:0 über die Linie drücken konnte. Ein Treffer, der sich so vehement angekündigt hatte, dass sich die Überraschung in der Ostkurve in Grenzen hielt. Von nun an spielte die Hertha erst recht ihren Stiefel herunter, ohne dass sich der Meidericher SV nennenswert wehren konnte. Die Verhältnisse waren geklärt – und das schlug sich auch auf die Stimmung im Stadion nieder. Aus Marathontornähe war fast gar nichts zu hören (allerdings wehten dauerhaft drei große Fahnen) und auch in der Ostkurve näherte sich das Ambiente eher dem unteren Durchschnittsbereich an. Als Ronny mit einem seiner gefürchteten Schüssen von der Strafraumgrenze auf 2:0 erhöhte, schien der Kuchen gegessen (24.). 

Hertha BSCHertha spielte in den folgenden 20 Minuten wie ein souveräner Spitzenreiter und wohl niemand der 31.635 Zuschauer dachte, dass die Zebras den Berlinern im zweiten Durchgang noch etwas entgegenzusetzen haben würden. Doch schon vier Minuten nach Wiederanpfiff musste auch der für den grippekranken Stammtorhüter Thomas Kraft aufgebotene Sascha Burchert das erste Mal den Ball aus dem Hertha-Gehäuse holen. Brandy gelang nach Lustenbergers Fehler der Anschlusstreffer. Dennoch wollte keine Spannung aufkommen. Zu deutlich war die Überlegenheit der Berliner. Nachdem der bis dahin glücklos agierende Sami Allagui den alten Abstand wiederherstellte, war die Luft raus. Von den Rängen war nun das beliebte „Heut‘ ist Hertha mit dem Hammer wieder da!“ zu hören und kurz darauf fiel der vierte Treffer für die Hertha, nach dem das genannte Lied verlangt (Eigentor Brandy, 64.). Acht Minuten später gelang dem MSV noch das 4:2. Reine Ergebniskosmetik!

Spielstand und Glühwein ließen bei den Heimfans nun die Kälte vergessen, sodass in der Ostkurve eine heitere Stimmung herrschte. Dennoch freute man sich auf der Ostseite des Olympiastadions über den Abpfiff, denn er bedeutete, dass nun der Heimweg angetreten oder die benachbarten Kneipen aufgesucht werden konnten. Und so ließen viele Herthaner und einige mitgereiste Ruhrpottler den Nachmittag bei dem einen oder anderen Bier ausklingen. Amüsante Anekdote am Rande: anscheinend hatte einer der Busfahrer aus Duisburg in Berlin seinen Busschlüssel verbummelt, weshalb sich die Rückfahrt einiger Dutzend Gästefans verzögerte. Die Kneipenwirte wird’s gefreut haben.

Am  kommenden Wochenende geht es für beide Teams weiter. Während die Zebras am Freitag Energie Cottbus empfangen – und hoffentlich ihre Habseligkeiten bei sich behalten  – kann Hertha am Samstag bei 1860 München wieder den Hammer herausholen. Der März sollte sich dann aber bitte von seiner freundlicheren Seite zeigen. 

Fotos: Matthias Dehmel   

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