Wenn Besiktas, Galatasaray und Fenerbahce Fans 90 Minuten gemeinsam singen, dann kann dies nur bedeuten, dass die türkische Fußball-Nationalmannschaft für ihre Landsleute aufspielt. Gestern - am 28. Mai - war es wieder soweit. Organisiert von der Agentur TSP (The Sports Promoters) trafen sich in der Duisburger MSV Arena die Nationalteams der Türkei und Lettland zu einem Freundschaftsländerspiel. Während aus sportlicher Sicht eine Wundertüte erwartet wurde, da die Zuschauer nicht wussten ob eine Reserve-Auswahl auflaufen würde, wurden die Erwartungen auf der Fanebene mehr als belohnt. 7245 Zuschauer (darunter acht lettische Fans) verwandelten das Duisburger Stadion wie erwartet zu einem Hexenkessel mit einem Lautstärkepegel, der beim Meidericher SV nur selten erreicht wird.
Türkei vs. Lettland: Große Leidenschaft auf dem Rasen und den Rängen
Wenn Besiktas, Galatasaray und Fenerbahce Fans 90 Minuten gemeinsam singen, dann kann dies nur bedeuten, dass die türkische Fußball-Nationalmannschaft für ihre Landsleute aufspielt. Gestern - am 28. Mai - war es wieder soweit. Organisiert von der Agentur TSP (The Sports Promoters) trafen sich in der Duisburger MSV Arena die Nationalteams der Türkei und Lettland zu einem Freundschaftsländerspiel. Während aus sportlicher Sicht eine Wundertüte erwartet wurde, da die Zuschauer nicht wussten ob eine Reserve-Auswahl auflaufen würde, wurden die Erwartungen auf der Fanebene mehr als belohnt. 7245 Zuschauer (darunter acht lettische Fans) verwandelten das Duisburger Stadion wie erwartet zu einem Hexenkessel mit einem Lautstärkepegel, der beim Meidericher SV nur selten erreicht wird.
Nachdem der DFB im vergangenen Jahr die Austragung von Testspielen türkischer Vereinsmannschaften in Deutschland aufgrund von Sicherheitsbedenken untersagt hatte (u.a. wurde bei der Partie zwischen Galatsaray Istanbul und Inter Mailand in Bochum am 24. Juli 2011 heftig gezündet: > Link zum Artikel mit Video), war die Freude der türkischen Fans wenigstens die Nationalelf einmal live zu sehen riesig. Die türkische Nationalmannschaft trainiert von Abdullah Avci wollte diese fast bedingunglose Leidenschaft belohnen und startete fast in einer Top-Besetzung mit Sinan Bolat, Bekir Irtegün, Olcay Sahan, Selcuk Inan, Nuri Sahin, Serdar Kurtulus, Mustafa Pektemek, Caner Erkin, Ömer Toprak, Oguzhan Özyakup und Sefa Yilmaz.
Das letzte Freundschaftsspiel zwischen den beiden Ländern liegt 89 Jahre zurück und an die letzte Pflichtspielbegegnung - die Relegationspartie zur Europameisterschaft 2004 - erinnert sich die Türkei nur ungern. Das Hinspiel am 15. November 2003 gewannen die Letten mit 1:0, das Rückspiel am 19. November 2003 in der Türkei endete mit 2:2 und statt der Türkei fuhr Lettland zur EM nach Portugal und spielte dort unter anderem in der Gruppe D gegen Deutschland. Auch wenn es nur ein Freundschaftsspiel war, es galt für die Türkei die Bilanz gegen Lettland zu verbessern. Die Letten dagegen suchten nach einem Härtetest vor dem nächsten Pflichtspiel am 7. Juni gegen Bosnien-Herzegowina in Riga - wenngleich sie kaum noch Chancen haben sich für die WM 2014 in Brasilien zu qualifizieren. Anders als die Türkei, die noch eine kleine Chance auf den - zu den Relegationsspielen berechtigten - zweiten Platz haben.
Das Spiel in Duisburg begann durch eine drückend überlegende türkische Nationalmannschaftm, die schon in der dritten Spielminute in Führung hätte gehen können. In der achten Minute machten es die Türken besser: Nach einer Flanke von Caner Erkin, traf der ehemalige Spieler des MSV Duisburg Olcay Sahan (heute bei Besiktas Istanbul) mit dem Kopf. In der 14. Spielminute unterbrach der Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer kurz das Spiel, als zwei Kanonenschläge am Spielfeldrand detonierten. Die Ermahnungen des Stadionsprechers zeigten Wirkungen - ausser eines weiteren Knallers wurde keine Pyrotechnik gezündet. Das Spiel lief munter weiter, die Türkei komplett überlegen. Nach einer Flanke wird Sefa Yilmaz im Strafraum zu Boden gerissen. Den berechtigten Strafstoß verwandelt Selcuk Inan von Galatasaray souverän. Es folgen zahlreiche Chancen für die Türkei - u.a. Olcay Sahan in der 32. Spielminute, dessen Schuss knapp vorbei geht. Lettland war in der ersten Halbzeit fast gar nicht auf dem Feld - eine Situation, die sich in der zweiten Hälfte sehr zum Leidwesen der Türken ändern sollte.
Die zweite Hälfte war gerade neun Minuten alt, da zappelte der Ball schon im Netz der Türken: Edgars Gauracs traf für alle völlig überraschend zum 1:0. der gerade eingewechselte Torwart Mert Günok hatte keine Chance. Das Spiel nahm nun Fahrt auf und in der 60. Spielminute konnte sich Veysel Sari von Eskisehirspor für ein Traumtor feiern lassen. Zum ersten Mal im türkischen Nationaldress versenkte er einen 25 Meter Schuss im linken oberen Tor-Eck zum 3:1. Die Letten gaben nicht auf - vor allem Valerijs Sabala nicht (Talentscouts aufgepasst): Erst erzielte der 18-jährige Stürmer von Skonto Riga den Anschlusstreffer zum 3:2, dann schaffte er sogar den Ausgleich in der 84. Spielminute, als er frei ins türkische Tor köpfte. Trotz weiterer Angriffsbemühungen blieb es beim 3:3 und des einzigen türkischen Siegs über Lettland im Jahr 1924. Während die türkischen Fans ihre eigene Mannschaft mit wenigen Pfiffen bedachten, feierten sie das lettische Team mit Applaus, als dieses sich bei ihren (wenigen) Anhängern bedankte. Anekdote am Rande: Zwar wurden für die Journalisten im Pressebereich Frikadellen und Würstchen zur Stärkung bereitgestellt, aber diese bestanden zu 100 Prozent aus Schweinefleisch und wurden kaum beachtet. Da hat der Catering-Service anscheinend nicht mitgedacht.