6.380 Zuschauer im Jahn-Sportpark! Solch eine große Kulisse gab es bei einem Berliner Pokalfinale seit Ewigkeiten nicht mehr! Selbst das 2009er Finale zwischen Tennis Borussia Berlin und dem 1. FC Union Berlin (rund 4.000) zog bei weitem nicht so viele Fußballfreunde an wie das gestrige Duell BFC Dynamo gegen SV Lichtenberg 47, das in der Schlussphase an Dramatik nicht zu überbieten war. Vor allem im letzten Drittel der Partie bot das Spiel so ziemlich alles, was man sich als Zuschauer wünscht. Großartige Stimmung auf den Rängen und großartiger Einsatz auf dem Rasen. Spannung bis zur letzten Sekunde!
Großartige Kulisse, packendes Spiel: BFC Dynamo holt den Berliner Pokal!
Hot6.380 Zuschauer im Jahn-Sportpark! Solch eine große Kulisse gab es bei einem Berliner Pokalfinale seit Ewigkeiten nicht mehr! Selbst das 2009er Finale zwischen Tennis Borussia Berlin und dem 1. FC Union Berlin (rund 4.000) zog bei weitem nicht so viele Fußballfreunde an wie das gestrige Duell BFC Dynamo gegen SV Lichtenberg 47, das in der Schlussphase an Dramatik nicht zu überbieten war. Vor allem im letzten Drittel der Partie bot das Spiel so ziemlich alles, was man sich als Zuschauer wünscht. Großartige Stimmung auf den Rängen und großartiger Einsatz auf dem Rasen. Spannung bis zur letzten Sekunde!
Das Finale des Berliner Pilsner Pokals musste am Abend des 12. Juni 2013 rund 15 Minuten später angepfiffen werden. Der Grund: Noch immer strömten Zuschauer auf die Tribünen des altehrwürdigen Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportparks im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg. Keine Frage, Kassen wurden zu wenig geöffnet. Bereits anderthalb Stunden vor dem geplanten Anstoß bildete sich auf BFC-Seite eine rund hundert Meter lange Menschenkette vor dem Tickethäuschen an der Cantianstraße. Im Stadion wurden weitere Blöcke geöffnet. Etliche Anhänger des BFC Dynamo saßen nun auch hinter dem Tor, zahlreiche L47-Fans und neutrale Zuschauer durften es sich im Block neben der gut gefüllten Haupttribüne gemütlich machen.
> zur turus-Fotostrecke: Berliner Pokalfinale 2013
Sowohl die BFC-Anhänger als auch die Lichtenberger Fans sorgten für eine angemessene Pokalatmosphäre. Im Gegensatz zu manch einem anderen Pokalfinale der letzten Jahre gab es ein Spiel mit zwei wirklichen Fanblöcken, wenn gleich natürlich die weinrot-weiße Anhängerschar in deutlicher Überzahl war. Trotzdem sollte festgehalten werden, dass der SV Lichtenberg 47 im Rahmen seiner Möglichkeiten zahlreiche Zuschauer mobilisieren konnte, die wiederum ihr bestmögliches taten, um das rote Team auf dem Rasen zu unterstützen. „Den Traum vom Pokal lange genug geträumt! Heute ist euer Tag!!!“ Die auf der Haupttribüne sitzenden Fans hielten vor Anpfiff ein Spruchband und rote Trikots mit den jeweiligen Namen und Nummern hoch. Auf BFC-Seite präsentierten die Ultras gemeinsam mit der Fraktion H eine Choreographie. „Macht´s noch einmal. Holt uns den...“ Dazu ein mit dem Dynamo-D geschmückter Pokal und zahlreiche kleinere Versionen. Keine Provokationen, keine unangenehmen Nebengeräusche.
Kaum war das Spiel angepfiffen, gab es bereits die erste orgiastische Eruption. Bereits in der fünften Minute erzielte Kevin Gutsche nach feinem Spiel über die rechte Seite das 1:0 für die Hohenschönhausener. Was für ein Jubel! Die Spieler stürmten in Richtung Fans und diese ließen die Gegengerade beben. Nach der nicht gerade überaus erfolgreichen Oberliga-Saison, die ihre Höhen, aber eben auch nach Winterpause ihre Tiefen hatte, sorgt der Pokal wieder für ein emotionales Wir-Gefühl. Sorgte bereits das Halbfinale beim BFC Viktoria 1889 bei der dynamischen Anhängerschaft für Adrenalinschübe, so wurde dies im Finale durch das frühe Führungstor noch einmal getoppt.
In der 14. Minute konnte der BFC Dynamo fast auf 2:0 erhöhen, doch Keeper und Abwehr der Lichtenberger waren auf der Hut, als Björn Brunnemann gefährlich in den Strafraum kam. In der Folgezeit fuhr der BFC ein, zwei Gänge zurück und ließ die Lichtenberger kommen. Das Spiel plätscherte dahin und auf den Rängen herrschte eine fast gespenstische Stille. Man kann dies als entspanntes Durchatmen deuten. Zu vernehmen war ein sanftes Brummeln. Zufrieden sein konnten die Fans jedoch nicht, denn der BFC ließ die Lichtenberger unnötig gut ins Spiel kommen. In der 22. Minute ging ein 47er Freistoß direkt auf Torwart Carsten Busch. Immer wieder versuchte nun L47 das Siel zu ordnen und in Richtung BFC-Gehäuse zu kommen. Allerdings blieb der BFC punktuell gefährlich. Wie aus dem Nichts wurden Gegenangriffe gestartet, nach gut einer halben Stunde segelte ein Freistoß knapp über die Latte. Fünf Minuten später lief auf der Gegenseite Christian Gawe auf das Tor zu und zog einfach mal ab. Keine echte Gefahr für BFC-Keeper Busch.
Kurz vor der Pause wurde das Spiel noch einmal intensiver. Für Gefahr sorgten die weiten Einwürfe von Brunnemann, bei denen der kopfballstarke Maciej Kwiatkowski stets zum Zuge kam. Auf der anderen Seite trudelte der Ball nach einer Aktion von Kai Druschky knapp am Pfosten vorbei. L47 blieb dran und setzte nach den folgenden Ecken für Akzente, konnte jedoch nicht den Ball im Kasten unterbringen. Mit dem Spielstand von 1:0 ging es in die Halbzeitpause. Ähnlich druckvoll wie zu Beginn des Spiels machte der BFC unmittelbar nach dem Pausentee richtig Dampf. Christian Preiss brachte den Ball von links hübsch rein, doch Brunnemann setzte den Ball über das Tor. In der 48. Minute dann fast das 2:0. Gewühle, ein Aufschrei der Fans – Handelfmeter? – letztendlich konnte Lichtenberg die Situation bereinigen.
Die Zuschauer bekamen eine muntere Partie zu sehen, bei der es phasenweise gut zur Sache ging. Vor allem die 47er gingen körperlich mächtig rein und zeigten somit an, dass hier noch kein Drops gelutscht war. Als Philip Saalbach nach einem Foul am Spielfeldrand am Kopf behandelte werden musste, kamen die BFC-Fans wieder auf Betriebstemperatur. „Scheiß Union! Scheiß Union!“ Keine Frage, das Verhältnis zwischen den Bezirksnachbarn ist nicht das allerbeste. Wenig später sorgte BFC-Keeper Busch mit einer Parade dafür, dass nicht der durchaus verdiente Ausgleich fiel. „Dynamo!! Dynamo!!“, feuerten die Fans ihre Mannschaft an. Zwar spielte der BFC durchaus routiniert, doch Lichtenberg wurde immer gefährlicher – und teilweise auch rabiater. Ein Rempler von Johannes Ebert an Christian Preiss war ein gutes Beispiel dafür. Allerdings ließ Schiedsrichter Lasse Koslowski bei solchen Aktionen den gelben Karton in der Tasche. Und das war auch gut so. Denn somit stand einer ungehemmten Schlussphase nichts im Wege.
Die Partie wurde nun immens spannend. Christian Preiss hatte das 2:0 auf den Fuß, doch der Ball ging über das Tor. Bei den 47ern kam nun Lukas Rehbein ins Spiel. Die Uhr zeigte 20:40 Uhr an, es dämmerte, doch das Flutlicht blieb ausgeschaltet. Auf den Rängen schalteten sich nun die älteren BFC-Fans ein. „Hurra, hurra, der BFC ist da!“ Nahtlos übernahmen anschließend wieder die Ultras das Zepter und konnten phasenweise durchaus einen Großteil der Kurve dazu bewegen, in die Gesänge mit einzustimmen. In der 73. Minute wurde wiederum von den Älteren eine erste Uffta angestimmt. Gegenüber auf dem Oberrang der Haupttribüne feierten ebenfalls BFC-Anhänger - im Jargon auch „echte Kumpels" genannt – eine Party. Etwaige Aufputschmittel hätte im Fall der Fälle in der Schlussviertelstunde niemand benötigt. Das Geschehen auf dem Rasen sorgte auf beiden Fans-Seiten für immense Adrenalinschübe.
In der 79. Minute fiel nach einem Konter fast das 2:0, doch der Ball kullerte rechts am leeren Tor vorbei. Tausende Fans hatten den Torschrei bereits auf den Lippen gehabt. Weiter zittern, weiter bangen, weiter hoffen. Lichtenberg 47 setzte nun alles auf eine Karte und läutete die Schlussoffensive ein. Und was für eine! In der 84. Minute hätte das 1:1 fallen müssen. Was für eine Möglichkeit! Ab der 88. Minute konnte der BFC Dynamo wieder das Tempo rausnehmen und das Spiel halbwegs unter Kontrolle bringen. Allerdings konnte die BFC-Elf nicht verhindern, dass L47 in der Nachspielzeit noch einmal gefährlich über links kommen konnte. Die Flanke kam rein und ein Lichtenberger Fuß verpasste den Ball denkbar knapp. Nach fünf Minuten Nachspielzeit schließlich der aus Hohenschönhausener Sicht erlösende Abpfiff.
Was folgte, war Party pur. Fix die weißen Pokalsieger-Shirts an und überschwänglich gefeiert. Auf den Rängen untermalte abgebrannte Pyrotechnik die Feierlichkeiten. Ordner und Polizei hielten sich völlig zurück – und auch dies war gut so. Ohne unschöne Begleiterscheinungen konnte der Abend über die Bühne gebracht werden. Noch einmal eine lautstarke Uffta, dann die Siegerehrung und nochmals eine Jubelorgie bei den Fans. Nach 2011 zieht der BFC Dynamo wieder in die erste Runde des DFB-Pokals ein. Mit Spannung wird die Auslosung erwartet. Und wieder wünschen sich die einen Hertha BSC oder gar den 1. FC Union Berlin als Gegner. Andere würden ein Stelldichein des HSV, des FC St. Pauli, des 1. FC Köln, von Eintracht Frankfurt oder Hannover 96 begrüßen. Wiederum andere sehen das Ganze völlig entspannt: Hauptsache dabei sein und das Geld vom DFB einfahren. Vielleicht klappt ja mit Hilfe des Finanzschubes wirklich in der kommenden Saison der so lang ersehnte Aufstieg in die Regionalliga Nordost.
Und der SV Lichtenberg 47? Diesem sollen an dieser Stelle die letzten Zeilen gehören. Nach denkbar knapp verlorener Schlacht konnten die Spieler mit erhobenen Hauptes den Rasen verlassen. Groß war jedoch die Trauer und Enttäuschung. Solch eine knappe Niederlage kann mehr schmerzen als eine 0:4-Klatsche. Nicht wenige Lichtenberger Spieler, Fans und auch Fotografen hatten mit den Tränen zu kämpfen. Sei wie es sei, Lichtenberg 47 hatte sowohl auf dem Platz, als auch auf den Rängen gezeigt, dass es eine feste Größe in der Berliner Fußballlandschaft ist!
Fotos: Marco Bertram
> zur turus-Fotostrecke: Berliner Pokalfinale 2013