Was nutzen in der Vorbereitung 14:0-Siege gegen Hinterbaggersdorf und Kreuchhagen? Um wirklich zu wissen, wo man sportlich steht, muss man gegen Gegner auf Augenhöhe ran. Besser noch, die Testspielgegner spielen sogar eine Liga höher. Gesagt getan beim Oberligisten BFC Dynamo, der sich in diesem Sommer einen ganzen Sack voll Regionalligisten geangelt hatte. Nach den Partien gegen Optik Rathenow, Hertha BSC II, 1. FC Magdeburg und TSG Neustrelitz war nun der Regionalligist FC Carl Zeiss Jena an der Reihe. Empfangen wurde dieser im brütend heißen Sportforum Hohenschönhausen.
BFC Dynamo festigt gegen FC Carl Zeiss Jena den Ruf als Regionalligaschreck
Was nutzen in der Vorbereitung 14:0-Siege gegen Hinterbaggersdorf und Kreuchhagen? Um wirklich zu wissen, wo man sportlich steht, muss man gegen Gegner auf Augenhöhe ran. Besser noch, die Testspielgegner spielen sogar eine Liga höher. Gesagt getan beim Oberligisten BFC Dynamo, der sich in diesem Sommer einen ganzen Sack voll Regionalligisten geangelt hatte. Nach den Partien gegen Optik Rathenow, Hertha BSC II, 1. FC Magdeburg und TSG Neustrelitz war nun der Regionalligist FC Carl Zeiss Jena an der Reihe. Empfangen wurde dieser im brütend heißen Sportforum Hohenschönhausen.
Na, wenn das kein nettes Wiedersehen war. Der Rekordmeister der DDR-Oberliga gegen den Ersten der Ewigen Tabelle eben jener. Im Rahmen eines Pflichtspiels kreuzten der BFC Dynamo und der FC Carl Zeiss Jena zuletzt in der Regionalliga Nordost in der Saison 1999/2000 die Klingen. Damals blieben die Thüringer mit 2:0 und 1:1 ungeschlagen, und auch in den Jahren zuvor konnten die Weinroten nicht gegen das Team aus dem Paradies gewinnen. Der letzte Pflichtspielsieg durfte vier Wochen vor dem Mauerfall am 7. Spieltag der Saison 1989/90 bestaunt werden. Heiko Bonan und Andreas Thom erzielten damals vor rund 3.800 Zuschauern im Jahn-Sportpark die beiden Treffer. Exakt auf den Tag ein Jahr später – am 13. Oktober 1990 – wollten nur noch 1.012 Verwegene das Duell gegen den FC Carl Zeiss sehen. Jürgen Raab machte in der 77. Spielminute für Jena das Tor des Tages.
Damals in der Mannschaftsaufstellung war ein Spieler mit dem Namen Dirk Rehbein zu finden. Der in Langenfeld am Rhein geborene Rehbein spielte von 1990 bis 1991 und von 1999 bis 2001 für den FC Berlin bzw. BFC Dynamo. Sein Sohn Lukas Rehbein wechselte jüngst vom Oberligarivalen SV Lichtenberg 47 ins Sportforum, um gemeinsam mit den Mannschaftskollegen das Team des BFC Dynamo auf die Spur zu bringen. Denn das Ziel ist klar gesteckt, das da lautet: Aufstieg in die Regionalliga Nordost. In eben dieser könnte es dann ein Wiedersehen mit dem FC Carl Zeiss Jena geben. Dann aber vor richtig großer Kulisse. Am Samstagnachmittag wollten nur rund 400 Zuschauer (317 zahlende) das Testspiel bei der brütenden Hitze sehen. Etwa 40 FCC-Fans hatten sich im Gästebereich eingefunden, Stimmung gab es jedoch nur unter den Ultras des BFC Dynamo, die sich dieses Mal am Rande des Nordwalls aufgestellt hatten.
Bei extremen Temperaturen, bei denen man Spiegeleier auf der Torlatte hätte braten können, entwickelte sich fix eine Partie, die intensiv geführt wurde. Ersten Applaus auf Heimseite gab es in der zehnten Minute bei einem guten Kopfball von Djibril N´Diaye, kurze Zeit später war BFC Keeper Stephan Flauder vor Jena-Stürmer Marc-Philipp Zimmermann am Ball. Das Spiel war insgesamt ausgeglichen, doch zu jenem Zeitpunkt die besseren Chancen hatten die Gäste. Erst blockte Philip Saalbach einen Schuss von Jenas Nummer 14 ab, dann klärte Ronald Wolf über die eigene Latte und schließlich köpfte Jenas Stürmer Zimmermann über das Gehäuse. Als die besagte Nummer 14 aus Jena schließlich allein auf das BFC-Tor zulief, konnte die neue Nummer eins Stephan Flauder seine Klasse beweisen. Er stand goldrichtig und konnte den Schuss zur Ecke klären.
„Männer, Tor machen jetzt!“, rief Jenas Trainer Petrick Sander seinen Jungs auf dem Rasen zu. Gesagt, getan. Fast. Nach der Ecke ging ein gutes Pfund über die Latte. „Richtig so! Ja“, ertönte es nun vom Seitenrand. Allerdings wurde nun auch die Heimmannschaft wieder gefährlicher. Jörn-Andreas Wemmer erkämpfte sich mustergültig den Ball und konnte einen Einwurf herausholen. Diesen zelebrierte Björn Brunnemann wieder mit weitem Anlauf und ebenso weit fliegenden Ball. Für Gefahr im Strafraum sorgen diese in jedem Fall. Und auch seine Kopfballgefährlichkeit konnte er nach einer folgenden Ecke unter Beweis stellen, doch die Kugel streifte knapp über die Latte. Kurz vor der Pause dann noch zwei, drei Möglichkeiten für Jena. Bei einer durfte sich der aus Aue gekommene BFC-Keeper nochmals auszeichnen.
In Halbzeit zwei war es Marcel Schlosser, der das erste Tor des Tages für Jena auf den Fuß hatte. Sein Schuss ging rechts knapp vorbei. Wenig später zeigte auf der Gegenseite der Schiedsrichter auf den Punkt. Handelfmeter für den BFC Dynamo. Souverän versenkte Brunnemann den Ball links unten. 1:0 des Oberligisten gegen den Regionalligisten. Wenig später kam der bereits angesprochene Lukas Rehbein ins Spiel. Unter der Anzeigetafel versuchte es sich indes ein älterer Jena-Fan mit einem „old-school-Fangesang“. Auf sein „Gib Gas, gib Gas, wenn...“ wollte jedoch niemand mit einsteigen. Auf dem Platz gab Jenas Nummer 15 anderweitig Gas. Zuerst ballerte Marco Riemer aus kurzer Distanz über das Gehäuse, wenig später machte er es jedoch besser. Von rechts kommend beschäftigte er den BFC-Keeper und brachte den Ball schließlich auf die linke Seite, auf der Andis Shala frei einlochen konnte. 1:1 in der 68. Minute.
Mit dem Remis wollte sich keine Seite begnügen. Auch nicht bei gefühlten 50 Grad Celsius in der Sonne. Es war Dampf in der Partie. Und mit diesem ist nicht die Verdunstung der schweißnassen Trikots gemeint. Der BFC Dynamo mit hübscher Druckphase in der Schlussviertelstunde. Kurios indes dann doch ein wenig das überraschende Siegtor der Weinroten in der 90. Minute. Der eingewechselte Christopher Kalkutschke konnte Jenas Abwehr entkommen und hob aus gewisser Distanz den Ball über den verdutzten Jena-Torwart. Nicht dass dieser zu extrem weit vor dem Gehäuse stand, vielmehr verpasste es dieser, irgendetwas zu tun. Der Ball war drin, groß der Jubel unter den Zuschauern auf der Haupttribüne.
„Jena, Jena, who the fuck is Jena?!“, riefen die Ultras des BFC den abziehenden Spieler zu. Diplomatischer zeigte sich Jena-Trainer Petrick Sander auf der Pressekonferenz. Der BFC sei einfach effektiver gewesen und der FC Carl Zeiss habe nicht ganz so gespielt wie von ihm erwartet. Aber an diversen Punkten könne man schließlich noch bis zum Saisonstart arbeiten. Ganz klar, der BFC Dynamo wurde seinem Ruf als Regionalligaschreck gerecht. Nun sei abzuwarten, ob die Hohenschönhausener diesen Schwung in den Ligaalltag mitnehmen können. Lobende Worte fand Sander für beide Mannschaften. Der Einsatz habe bei dieser extremen Hitze gestimmt. Dies fand auch BFC-Trainer Volkan Uluc, der ebenfalls Komplimente verteilte. Zudem sei er sehr zufrieden mit der Leistung seines Teams, zumal dieses gerade aus einem überaus harten Trainingslager zurückgekehrt war. Defizite sah Uluc bei der Vorwärtsbewegung, bei dieser dürfe man sich nicht so leicht den Ball abnehmen lassen.
Ernst wird es nun am Sonntag, den 04. August, wenn der BFC Dynamo im Jahn-Sportpark das Bundesligateam des VfB Stuttgart empfängt. Der FC Carl Zeiss schaut indes beim DFB-Pokal zu. Sein erstes Pflichtspiel der Saison 2013/14 findet im Rahmen der Regionalliga Nordost am Mittwoch, den 07. August statt. Um 18:30 Uhr tritt Jena bei der TSG Neustrelitz an. turus.net wird bei beiden genannten Partien vor Ort sein!
Fotos: Marco Bertram
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