Auf dem Papier war es ein Testspiel, doch für den polnischen Zweitligisten aus der Stadt Swinemünde (Woiwodschaft Westpommern) war dies scheinbar mehr als das. Keine Frage, die Spieler des Miejski Klub Sportowy hatten sich einiges für den Auftritt im Stadion An der Alten Försterei vorgenommen. Ein Duell bei einem ambitionierten deutschen Zweitligisten – das war Antrieb genug. Und dazu noch ein Trainer an der Außenlinie, der seinen Spielern auf dem Rasen Dampf machte. Und zwar richtig!
1. FC Union Berlin vs. Flota Swinoujscie: Boguslaw Baniak heizt bei den Gästen mächtig ein
Auf dem Papier war es ein Testspiel, doch für den polnischen Zweitligisten aus der Stadt Swinemünde (Woiwodschaft Westpommern) war dies scheinbar mehr als das. Keine Frage, die Spieler des Miejski Klub Sportowy hatten sich einiges für den Auftritt im Stadion An der Alten Försterei vorgenommen. Ein Duell bei einem ambitionierten deutschen Zweitligisten – das war Antrieb genug. Und dazu noch ein Trainer an der Außenlinie, der seinen Spielern auf dem Rasen Dampf machte. Und zwar richtig!
Hätte nur noch gefehlt, dass im Gästeblock ein paar angereiste polnische Fußballfreunde für eine ordentliche Portion Atmosphäre gesorgt hätten. Dies war im Vorfeld die große Frage: Kommen die polnischen Fans oder kommen sie nicht? Vorbereitet war alles. An der Tankstelle in der Nähe des Stadions waren neun Mannschaftswagen der Berliner Polizei postiert. Im Gästeblock war zudem der Imbisstand bereits geöffnet. Um es vorweg zu nehmen: Kein einziger Flota-Fan hatte die Spielstätte in Berlin-Köpenick erreicht. Nach 15 Minuten wurden der Kiosk im Gästeblock geschlossen und die Ordner vom Einlass abgezogen. Das Team in blauer Spielkleidung musste somit ohne Unterstützung von den Rängen auskommen. Umso mehr hatte sich Flota-Trainer Boguslaw Baniak ins Zeug gelegt.
713 zahlende Zuschauer fanden schließlich den Weg ins Stadion. Geöffnet waren die Stehtribüne auf der Waldseite und der äußere Bereich der Haupttribüne. Zwischen Zweitligaspielbetrieb und DFB-Pokal ist ein Testspiel gegen einen eher unbekannten Zweitligisten sicherlich kein Kracher, der die Fans in Strömen anzieht. Unter sportlichen Gesichtspunkten war dieses Duell indes goldwert, denn der Gegner von der Ostseeküste nahm die Sache ernst. Es wurde kein müder Sommerkick, sondern ein Spiel, das durchaus den Schweiß fließen ließ. Motiviert bis in die Haarspitzen gingen die Gäste sogleich zur Sache. Und das mit Erfolg! Bereits in der dritten Spielminute konnte Mateusz Szalek beim Freistoß den Ball im Union-Gehäuse unterbringen. Auf der Gegenseite probierte sich Benjamin Köhler mit einem Freistoß, nachdem Sören Brandy gefoult wurden. Der Schuss verfing sich jedoch in der polnischen Abwehr.
Flota war nun richtig heiß und wollte nachlegen. Fix ging es in der 13. Minute über die linke Seite, der Ball wurde reingebracht und Charles Nwaogu machte die 2:0-Gästeführung klar. „Powolutko!“, rief nun der Flota-Coach seinen Spielern zu. Langsamer machen. Bei solch einem Tempo würde die Mannschaft ansonsten ins offene Messer laufen. Was nicht heißen sollte, dass es nicht auch weiterhin zu Sache ging. Die Polen waren bissig und stiegen mitunter hart ein. Union kam in der Folgezeit trotzdem besser ins Spiel und auch zu guten Möglichkeiten. Martin Dausch brachte den Ball von rechts rein, der Schuss von Christopher Quiring wurde abgeblockt.
Zwar war die Flota-Abwehr durchaus auf der Hut, angetrieben vom charismatischen Trainer, doch nachdem ein Schuss von Benjamin Köhler ans Lattenkreuz ging und zurück in den Torraum prallte, war nix zu machen. Der gut aufgelegte Christopher Quiring war zur Stelle und drückte den Ball über die Linie. 1:2 in der 27. Minute! Das Spiel lief flott weiter, ein Ermahnung gab es für Flotas Ersatzspieler, die mit einem Ball am Seitenrand kickten. Warm machen ja, aber bitte ohne Ball! Auf dem Rasen konnte der polnische Zweitligist nicht mehr ganz so intensiv weiter kämpfen, für die Hausherren ergaben sich nun mehr Freiräume. Auf den Rängen gab es auch den ersten zaghaften Gesang. „F – C – U...“ Wenig später dann sogar ein Wechselgesang zwischen Waldseite und Haupttribüne. „Eisern!“, „Union!“ Mit dem Spielstand von 1:2 ging es schließlich zum verdienten Erfrischungsgetränk.
Flota-Trainer Boguslaw Baniak musste erst einmal runter kommen und zündete sich draußen ein Zigarettchen an. Dabei besprach er mit seinem Co-Trainer die Taktik für die zweiten 45 Minuten. Und weiter ging´s. Fluppe aus, ran an den Spielfeldrand und ganz der „Hans Dampf“ in Person. Uwe Neuhaus saß dagegen recht entspannt auf seinem Stuhl und betrachtete gewissenhaft das Treiben auf dem Spielfeld. Sein Team legte nun eine ganze Schippe drauf und drängte zum Ausgleich. Christopher Quiring drängte nach vorn, sogleich entstanden Turbulenzen in Flotas Abwehr. Wenig später war es wieder Quiring, der über rechts für Gefahr sorgte, Steven Skrzybski konnte jedoch die Vorlage nicht in einen Treffer ummünzen. Die Eisernen nun am Drücker. Benjamin Köhler auf Patrick Kohlmann, dessen Schuss konnte der Flota-Keeper Szymon Gasinski festhalten.
In der 65. Minute erfolgte beim 1. FC Union ein dreifacher Wechsel, nur zwei Minuten später folgte der Ausgleich. Mit Druck nach vorn, aus dem Getümmel konnte Steven Skrzybski am Torwart vorbei zum 2:2 einlochen. Man kann es sich ausmalen. Flotas Trainer war nun richtig auf Hochtouren. Immer wieder sprang er herum und heizte seinen Spielern ein. Nicht selten fiel ein das für Polen durchaus übliche „Kurwa!“ Auf dem Rasen blieb es spannend. In der 75. Minute ging nach einer Flota-Ecke ein Kopfball links vorbei. Kurz darauf musste Ensar Arifovic mit gelb-rot vom Platz. Zu zehnt versuchten die Polen, das Remis über die Zeit zu bringen. Die Eisernen läuteten die Schlussoffensive ein – und das fast mit Erfolg. In der 90. Minute ging ein Freistoß in die Mauer, der Nachschuss hätte sitzen können, wurde jedoch vom polnischen Torhüter gehalten.
Am Ende trennten sich die beiden Zweitligisten mit einem Unentschieden, was vor allen Dingen das polnische Team zu feiern wusste. Boguslaw Baniak nun mit einem Lächeln auf dem Gesicht. Noch eine kurze Ansprache und anschließendes Händedrücken und Schulterklopfen – und ab ging´s in die Kabine. Flota Swinoujscie, das mit einem 1:0-Sieg gegen GKS Katowice vor 1.400 Zuschauern in die Saison gestartet war, tritt nun am kommenden Sonntag bei Miedz Legnica an. Für den 1. FC Union Berlin steht ein Tag später das DFB-Pokalspiel bei Jahn Regensburg auf dem Programm.
Fotos: Marco Bertram, Glenn Dawson