Kalleman in Afrika
- kalleman
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Warum ich in einem uralten Bus bin? Die spaerlichen Fahrten der guten Busse, oft zu einer Unzeit, also 4 Uhr morgens und so, verkehrend, waren ausgebucht. So sitze ich jetzt wieder in so einen vollgestopften Tro-Tro, einem etwas kleineren Bus und freue mich gar nicht auf die rund 7 Stunden Fahrt. Eingepfercht in der hinetrsten Reihe geht es mir aber immer noch besser als der Nachbarin, die 2 Sitze fuer sie und ihre drei artigen Kinder kriegt und die muessen sich nun irgendwie zusammenquetschen. Mein Nachbar ist ein Ruepel sondergleichen, dauern fuchtelt er rum, regelmaessig hab ich seinen Ellbogen im Gesicht. Und natuerlich wird gestritten, diesmal glaube ich auch zu wissen wieso.
Die Tro-Tro, also die alten Klapperbusse, fahren erst los, wenn der Bus voll ist, also inklusive der Klappsitze im Gang. Wenn jetzt jemand ein Ticket kauft und warten muss, so legt er einen Gegenstand auf einen Sitz und wartet draussen. Nun hat einer den Gegenstand des anderen auf einen anderen Sitz getan und seinen Gegenstand dorthingestellt, was den anderen total ausflippen laesst. Als Reaktion flippt jetzt der Taeter ebenfalls aus und nun flippen ab dem Laerm die anderen Passagiere aus, die ihre Ruhe haben wollen. Die Zwei sind nicht zu beruhigen, sie gehen raus und als sie 10 Minuten spaeter wieder reinkommen, streiten sie immer noch.
Nach 6 Stunden sitzen habe ich die Schnauze sowas von voll. Mir tut alles weh, der Rueppel zu meiner linken stresst zusaetzlich und dann diese Polizeikontrollen. Immer muessen wir anhalten, immer passt dem Polizisten etwas nicht und immer gibt es eine Diskussion. Einmal bin ich mir sicher, drueckt der Polizist beide Augen zu, einmal gehts nach hinten, dort wurde sicher bezahlt und einmal sehe ich, wie der Chauffeur den Polizisten Geld hinhaelt, der aber ablehnt, schimpft und der Chauffeur kehrt stinksauer zurueck.
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- kalleman
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Spaeter bricht die hinterste Sitzbank, auf meiner Hoehe, doch es laesst sich noch einigermassen sitzen, bequem war es ja noch nie. Bald stehen wir im Stau, es regnet, also werde ich nass, weil es in den Bus regnet. endlich in Kumasi helfe ich noch einer Frau, Kohlesaecke vom Dach des Buses hinunterzutragen und nun bin ich derart schmutzig, abartig.
Die Luft ist frisch, das Klima angenehm. Ich laufe zum Hotel, vorbei an diesem Riesenmarkt, dem groessten des Landes, mitten im Strom einer grossen Menschenmenge. Kumasi hat irgendetwas symphatisches, ich fuehle mich wohl hier, sie laedt zum verweilen ein, die Menschen tragen Jeans und selten die Kleidung, wie ich sie im Norden sah. Entgegen meiner ersten Ansicht auf der Hinreise, gibt es hier auch einiges zu sehen. Also laufe ich zum Hotel, mitten in der Menschenmenge. Dabei gilt es folgendes zu beachten. Ich laufe immer auf der Strassenseite, neben den Autos, dort fuehle ich mich sicher. Nur einmal haelt mich einer am Arm fest, er will Geld wechseln, ich entreisse mich aber seinem Griff. Und einmal glaube ich auch zu spueren, wie einer meinen Rucksack aufmachen will - Pech gehabt, ist ein Schloss dran.
Ich halte Kumasi aber fuer sehr sicher und die Ghanaer als ein ehrliches Volk. Hier bleibe ich eine Weile, bis ich zur Kueste gehe.
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- Marco
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kalleman schrieb: Am naechsten Morgen erfahre ich, dass in der Mineralwasserflasche, die ich gestern im Hotelzimmer vorfand und trank, Leitungswasser war, dass als Reserve dient, falls mal kein Wasser aus der Leitung kommt. Sofort fuehle ich mich krank , aber gesundheitlich trage ich keine Schaeden davon.
Vom Schreiner, der wunderschoene Polstergruppen ausstellt bis hin zum Metzger, bei dem man gehaeutete Kuhkoepfe kaufen kann. Auffallend ist in dieser Stadt auch die Langsamkeit der Bedienungen ...
Zum Wasser: Ui, solche Stories kommen mir sehr bekannt vor... :wink:
Zu den gehäuteten Kuhköpfen: Da fällt mir sogleich Athen ein. Dort gab es an den Ständen immer gehäutete Hammelköpfe. Bäh...
Dir noch viel Glück in Afrika!
Liebe Grüße
Marco
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- Rodando
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Eine echt packende Reisebeschreibung aus den Tiefen des schwarzen Kontinents!
Recht herzlichen Dank für die Infos aus erster Hand!
Glück auf!
Grüße
Rodando
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- Thommy O.
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Gruss
Thomas
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- kalleman
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Irgendwie haben die Afrikaner immer gute Ansaetze, aber ziehens nicht durch. Man sieht oft halbfertige Haeuser, mein frisch renoviertes, schoenes Zimmer in Takoradi , mit Heisswasser, wird dann doch wieder mit ein paar Kabel auf dem Boden durchzogen. Das eklantanteste Beispiel sah ich im Norden, wo auf einem Feld kleine Lehmhuetten gebaut wurden. Aus den Fenstern wuchs das Gras heraus. Sie haben also tatsaechlich Lehmhuetten auf ein Grasfeld gebaut, ohne vorher das Gras zu maehen!
Jeder Shop hat einen Kuehlschrank, wahrscheinlich gesponsort von CocaCola, schoene Kuehlvitrinen, aber Strom um die Getraenke zu kuehlen gibt es nicht.
Das Essen schmeckt herrvorragend. Alles bekommt man. Ganz gute Pizza und die Pasta schmeckt weitaus besser als diese unsaeglich schmeckende deutsche Pasta, die ich in Leipzig vorgesetzt bekam. In Ouagadougou ass ich die beste Bolognese-Sauce meines Lebens. Die Einheimischen essen eigenartige Dinge, wie Banku oder Yam. An die hab ich ich nicht rangewagt. Ich vertrage keine scharfen Speisen und die Gewuerze schienen mir gefaehrlich. Also ass ich Fufu. Schmeckt wie Kartoffelstock und wird glaub ich aus Kassawa oder Maniok gemacht. Allerdings wird es in einem Suppenteller gebracht, der voller Sauce ist und fuer einen, bei dem bereits eine Pfefferschote eine aufgeduenstete Zunge bedeutet, war diese Sauce ein Killer. Ueberhaupt essen sie besonders gerne so ein boesartiges, rotes Gewuerz, dass sie ueberall draufstreuen, auf Spiesse, Wuerste etc. Aber ab diesem boesartig scharfen Gewuerz leide ich jeweils unsaeglich.
Entlang jeder Strasse sieht man Autowracks. Also nur noch die Karrosserie, alles andere wurde abeschraubt und da liegen sie. Es faehrt solange es faehrt und wenn es nicht mehr faehrt bleibt es stehen. Und da steht es dann.
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- kalleman
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Er scheint keinen Bauplan gehabt zu haben, sondern einfach gewachsen zu sein und nun zieht er sich ueber Plaetze, an Haeuser vorbei und ueberall wird auf engstem Raum was feilgeboten und dazwischen waelzt sich die Masse durch, ein einziger Koerper, der sich stets nach vorne bewegt, analten geht nicht. Ich werde nach vorne geschoben, verliere die Orientierung, bis ich irgendwann an den Rand gespuehlt werde. Angeboten wird fast alles, was man brauchen kann und noch viel mehr unnuetze Dinge. Verkaufen die Haendler etwas? Geht es darum ueberhaupt? Ist es nicht viel mehr ein riesiger Treffpunkt umd Tratsch und Klatsch auszutauchen?
Mangels Alternative setze ich mich am Abend in die Kneipe der Weissen, ins Baboo, das vom Aircon viel zu sehr heruntergekuehlt wird. Es ist nicht meine Welt. Voller in sich geschlossener weisser Gruppen, Mitarbeiter von Freikirchen/Missionen/NGO's und den Abend beim Inder, also im Baboo verbringen.
Ich habe es schon auf unzaehligen Reisen erlebt. Der Deutsche, der sich sofort in einer Gruppe integriert, sich wohlfuehlt, die Briten, die eine moeglichst grosse Community zusammentrommeln, etc., der Schweizer, zumindest auf mch trifft das zu, fuehlt sich dann gar nicht wohl, er steht am Rand, sucht sich ein paar Leute am Rand und meidet die Mitte. Mein Albtraum ist jeweils, wenn sich dann die Gruppe an 15 Leute in den Ausgang begibt, eine ganze Kneipe besetzt, laermt, sich betrinkt, auffaellig benimmt. Kleingruppen liebe ich, man kann sich konzentriert unterhalten und sich unauffaellig in eine Ecke verkriechen und auch den Einheimischen persoenlichen Kontakt ermoeglichen. So ziehe ich es vor, alleine loszusiehen, als mit einer groesseren Gruppe wegzugehen. Am liebsten suche ich die Orte, an denen sich die Einheimischen amuesieren: Plaetze, Quartierstrassen, Sportfelder, Kneipen. Aber in Kumasi fand ich nichts.
Ich merke, dass ich gereizt bin. Untrueglicher Vorbote auf eine Krankheit. Ich kann es nicht mitansehen: Eine Gruppe wollte gehen, sieht aber eine andere Gruppe und nun stehen alle und reden und der arme Kellner muss sich immer einen Weg bahnen und kaum ist er durch, ist der Weg wieder zu und jedesmal muss er sich wieder durchquetschen. Das regt mich auf. Sie sind unglaublich laut. So bin ich immer, wenn ich krank werde, es ist ein Vorbote, eine Ankuenigung meines Koerpers. Ich werde immer reizbarer, die Gedanken dunkler, ich verliere die Ruhe, die Geduld, Gesicht aus Stein, schnurstracks gehe ich ins Hotel. Zeit, Antikrankheistmassnahmen zu treffen.
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