Wie DEL-Eishockeyprofis zu Spargelstechern und Erdbeerpflücker werden

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Die Gemeinsamkeiten zwischen hochbezahlten Eishockeyprofis der Deutschen Eishockeyliga (DEL) und den Saisonarbeitern in der deutschen Landwirtschaft? Sie alle kassieren Arbeitslosengeld und Versicherungsleistungen vom Staat. Während aber Spargelstecher und Erdbeerpflücker mit einem Minibudget knausern müssen, lassen die Spitzensportler auf Kosten des Staates ordentlich die Schwarte krachen.

Die Gemeinsamkeiten zwischen hochbezahlten Eishockeyprofis der Deutschen Eishockeyliga (DEL) und den Saisonarbeitern in der deutschen Landwirtschaft? Sie alle kassieren Arbeitslosengeld und Versicherungsleistungen vom Staat. Während aber Spargelstecher und Erdbeerpflücker mit einem Minibudget knausern müssen, lassen die Spitzensportler auf Kosten des Staates ordentlich die Schwarte krachen.

Eis

Nach Recherchen des WDR-Hintergrundmagazins „Sport Inside“ nutzt eine unbekannte Anzahl der rund 300 Profis der DEL die monatelange Sommerpause, um bei der Agentur für Arbeit abzukassieren. Eine rechtlich sichere Sache, von der auch die DEL-Klubs profitieren, denn so müssen sie keine Gehälter zahlen. So würden die Profis mit den Vereinen Verträge, die nur für die Dauer der Spielzeit gelten abschließen, und sich nach Saisonende arbeitslos melden. Zum Saisonbeginn würden die Verträge mit den Klubs dann erneuert.

Die Agentur für Arbeit ist machtlos und muss für die hoch bezahlten Profis Arbeitslosengeld und Versicherungsleistungen von bis zu 3.600 Euro pro Monat zahlen. Nach Informationen von „Sport Inside“ waren in diesem Sommer allein bei der Agentur für Arbeit in Kempten 18 Spieler arbeitslos gemeldet. Bundesweite Zahlen kann die Bundesagentur für Arbeit nicht nennen, bescheinigt dies aber dem WDR gegenüber als „gängige Praxis“ (Ausstrahlung des Beitrages heute um 22:45 Uhr im WDR-Fernsehen). 

Die von „Sport Inside“ befragten Vereine und die DEL wollten keine ligaweiten Zahlen nennen. Der Geschäftsführer der Hannover Scorpions, Marco Stichnoth, verweist darauf, dass der Staat die Vorgehensweise zulasse. „Wir haben ja Saisonarbeiter. Die Spieler sind ja genau wie Spargelstecher oder Erdbeerpflücker. Die Klubs zahlen Arbeitslosengeld ein die ganze Saison. Die Spieler, die deutschen Spieler, haben einen Anspruch darauf, und von daher denke ich, ist das völlig legitim, erklärt Stichnoth in dem WDR-Beitrag.

Prominentester Empfänger der Leistungen der Solidargemeinschaft soll demnach in diesem Sommer der Nationalmannschaftskapitän Michael Wolf gewesen sein, dessen Vertrag bei den Iserlohn Roosters nach Angaben des Vereins erst im Juni zu einem geschätzten Jahresgehalt von 200.000 Euro bis 2015 „verlängert“ wurde. In dem „Sport Inside“-Beitrag rechtfertigt sich Wolf mit den Worten: „Es ist schon immer so mit den Neun-Monats-Verträgen, und die Vereine machen es so, und wir akzeptieren es.“

Auch Nationaltorhüter Dennis Endras hatte jahrelang keine Bedenken, Arbeitslosengeld zu kassieren, obwohl er die letzten Jahre bei den Augsburger Panters spielte, bevor er jetzt in die USA wechselt. Die Vereine haben in dem Prozedere keine Skrupel und setzten voll auf die staatliche Unterstützung, eine komische Doppelmoral: Während die Profis kassieren, spart sich manch ein Fan einen Spielbesuch mühsam ab. Ein Grund mehr dem Eishockey den Rücken zu kehren?

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