Ob man sich an den Namen Słupczanka Słupca im polnischen Frauenfußball gewöhnen muss, wird die Zukunft zeigen. Der Aufsteiger aus der kleinen 14.000-Einwohner-Stadt in der Nähe von Konin brachte es vor dem Derby gegen die Reserve von Erstligist Medyk Konin in der dritten Liga auf vier Siege in vier Spielen. Und die dritte Liga ist in Polen bei Leibe keine Liga mit einem regionalen Charakter! Die weiteste Fahrt führt immerhin bis nach Białystok. Die dritte Liga ist zweigeteilt. Es gibt eine Nord- und eine Südstaffel. In der deutschen dritten Liga hat Rostock ebenso eine ähnliche Strecke vor sich, wenn es nach Thüringen geht.
Die Damen aus Słupca Sieger im Wielkopolska-Derby
Weit ist auch der Weg vom Bahnhof zum Stadion. Oder anders ausgedrückt: Man bekommt viele Eindrücke von der Stadt mit. Der erste Blickfang ist eine Bushaltestelle, die wohl noch aus den 70ern stammt, so sagte man es mir. Mit dem Überqueren der Bundesstraße 92 tun sich dann die ersten älteren Gebäude auf. Hier und da mal ein Denkmal und schon ist die Promenade in Sichtweite. Viele Kleinstädte geben sich viel Mühe attraktiv zu wirken.
Ein neuer Trend ist in Wielkopolska beispielsweise das Anlegen von Mini-Gradierwerken. Da lässt sich Słupca nicht lumpen. Dort, wo der Wald beginnt, liegt das „Stadion leśny” bzw. das Waldstadion. Die Bezeichnung „Waldstadion“ gibt es in Polen nicht so häufig. Oft werden die Plätze als „städtisches Stadion“ bezeichnet, nach der Straße, einer Person benannt oder schlicht mit dem Kürzel des Sportamtes versehen. Eine Seite ist Zuschauern vorbehalten und besitzt am Anfang auch einen Gästeblock, den anscheinend nur Górnik Konin nutzt. Wie ich darauf komme? Hier kleben nun mehr mehrere Generationen Aufkleber dieser Fanszene.
Eine Kasse gibt es mal wieder nicht, was hier eigentlich normal ist. Auch viele Bildungseinrichtungen mit Museums-Charakter sind häufig kostenfrei, was natürlich einer sozialen Ausgrenzung vorbeugt. Ich sage mal so: 150 Zuschauer ist für die dritte polnische Frauenliga ein ganz passabler Wert. Der Herrenfußball macht in Słupca aktuell keine großen Sprünge, das Wetter war angenehm und neben dem Stadion verläuft eine stark frequentierte Strecke zum Spazieren. Ein paar Schalträger wurden gesichtet und am Zaun des eigentlichen Gästeblocks hing eine Fahne von Słupca („Wir spielen auf ein Tor – die Mädels von Słupczanka“). Schwarz, Weiß und Pink ist übrigens auch eine coole Vereinsfarbenkombination. Dagegen zeugt das Wappen mit dem Ball und dem Fuß von eher wenig Krativität.
Auf dem Platz stocherte Słupca nach ca. 20 Minuten den Ball über die Linie. Vom Niveau her hätte ich das Spiel mit der unteren Tabellenhälfte der NOFV-Damen-Regionalliga verglichen. Schöner geht immer, aber spannend war es. Nach einer guten halben Stunde war dann auch die Betriebstemperatur des Derbys erreicht, als der Gästetrainer nach einem Motzen eine Verwarnung bekam. Nach der Pause nutzte Medyk eine Ecke zum Ausgleich.
Der Name „Medyk“ ist übrigens noch ein „Indikator“ für eine Schule für Krankenschwestern in Konin. Nach einer Stunde legte Słupca wieder vor. Danach folgte ein offener Schlagabtausch bis zum Schluss. Das Glück war am Ende auf der Seite von Słupczanka, da Medyk einen Handelfmeter hätte bekommen müssen. Die Gastgeberinnen jagen somit Diamenty Warszawa, welche einen Punkt und ein Spiel mehr haben.
Das Stadion kann locker noch mithalten. Mal sehen, wie hoch der durch viele unterschiedliche Sponsoren getragene Verein noch kommen wird!
Bericht & Fotos: Michael