Die Speckgürtel um viele polnische Städte wachsen stetig. Damit einher geht auch der Zuwachs an neuen Fußballvereinen. Swarzędz ist die Gemeinde um Poznań, die mitlerweile am dichtesten besiedelt ist. In der 29.000-Einwohner-Stadt gibt es im Herrenbereich drei Vereine – Unia, Meblorz und Lider. Unia wurde 1921 gegründet uns ist mit Abstand der älteste der Vereine. Die anderen beiden erreichen dieses Alter sogar zusammen bei weitem nicht. Meblorz wurde erst 2013 gegründet, Lider Swarzędz geht seit 2015 an den Start. Beachtlich sind die sportlichen Erfolge – Unia in der 4. Liga, Meblorz und Lider in der 6. In dieser Liga treffen sich nun die beiden kleineren Vereine wieder, nachdem Lider in der vergangenen Saison der Aufstieg gelang.
8:0! - Meblorz überrollt Lider im Stadtderby
In der Vergangenheit gab es schon ein paar Duelle, welche einige Zuschauer anlockten und ziemlich stimmungsvoll waren. In der letzten Kategorie ist Meblorz eindeutig vorne. Daheim und auch oft auswärts hält ein sangesfreudiger Haufen zum Verein. Aktuell läuft es auch sportlich ziemlich gut und die 5. Liga winkt. Das kann noch interessant werden!
Poznań, Samstagvormittag, der Himmel grau. Unter dieser Wolkendecke herrschte ein sehr emsiges Treiben. Die Massen stürzten sich auf das Festival der Pflanzen in Messehalle 2. Im Prinzip ist es ein großer Basar für Freunde mit einem grünen Daumen und auch für mich ein netter Zeitvertreib, bis dann endlich die Bimmelbahn Richtung Toruń einrollte. Traditionell sind die Züge dorthin immer gut gefüllt, weshalb ich froh war, dass nach 15 Minuten schon mein Ziel Kobylnica ausgerufen wurde. Meblorz spielt im Gegensatz zum letzten Derby, dem ich beiwohnte, nun in Gruszczyn.
Das städtische Stadion von Swarzędz ist vermutlich zu groß und teuer. Gruszczyn – gleich hinter Kobylca - wirkte auf mich wie eine Mischung aus Gewerbegebiet und modernen künstlichen Siedlungen, zwischen welchen immer mal wieder ein Bauernhaus steht. Man passiert eine dieser Siedlungen, wo in kürzester Zeit Massen gleich aussehender Häuser hingesetzt wurden, und plötzlich riecht es wieder nach Heu, da auf der anderen Seite eine Scheune steht. Aber das hat man an mehreren Ecken um Poznań. Nett ist Gruszcyzn nicht. Der Ort erfüllt einfach nur seinen Zweck.
Die Musik läuft schon, die Spieler machen sich warm und die Zuschauer suchen sich ihre Plätze auf der relativ kleinen Tribüne. Gut 90 Leute waren dabei. Darunter waren auch ein paar Anhänger von Lider. Eine Rivalität besteht aber nicht. Ohnehin wurden die Fronten schnell geklärt. In der frühen Anfangsphase reichten zwei Angriffe von Meblorz aus, um die Gelb-Roten auf die Siegerstraße zu bringen. Als dann Mitte der ersten Hälfte noch das 3-0 fiel, war die Sache schon durch. Ein zu einer Bogenlampe abgefälschter Schuss machte den Pausenstand von 4-0 klar.
Wer Lust hatte, konnte die Zeit für Steak oder Kiełbasa vom Grill nutzen. Eher wenige Vereine bieten ja in den Niederungen einen Imbiss an. Damals gab es sogar noch einen Fanshop! In Hälfte zwei fielen noch einmal so viele Treffer. Ein von Lider verschossener Elfer beim Stand von 6-0 passte ins Bild der Leistung der Gäste. Die hätten noch 100 Stunden spielen können…
Und auf den Rängen? Sporadisch schallten aus dem Fanblock Lieder, die aber ziemlich abwechslungsreich waren. Fünf Zaunfahnen sowie einige Schwenkfahnen brachten Farbe ins Grau des heutigen Samstags. Die Fangruppe von Meblorz nennt sich Pyromanen, was sie auch heute wieder unter Beweis stellten. Fazit: Meblorz behält drei Punkte im Derby und ich nehme letztendlich auf dem Rückweg doch drei Blumen aus der Messehalle mit.
Fotos: Michael