Der November schenkte nochmal einen raren Sonnen-Tag und was ließe sich mit einem solchen besser anfangen, als einen Ausflug zum Fußball zu unternehmen? Spontanes Ziel war Kufstein in Tirol, wo ein Doppler aus Fußball und Eishockey lockte. Der FC Kufstein sollte uns nicht zum ersten Mal sehen. Bereits vor einigen Jahren waren wir bereits zu einem Pokal-Match vor Ort, wo der Deutsche Meister von 1941 Rapid Wien sich die Ehre gab. Mit der Austria aus Salzburg bat nun ein weiterer österreichischer Hochkaräter zu einem Ligaspiel in der Regionalliga West zum Tanz. Einmal mehr wurde zur Anreise die Deutsche Bahn gewählt. Von München aus ist Kufstein innerhalb von gut einer Stunde schnell zu erreichen.
FC Kufstein vs. Austria Salzburg: Auswärtssause über Bayern
NeuAuch die Fanszene aus Salzburg hatte zur Anreise mit dem “Bayernticket” aufgerufen und so stieg der Salzburger Zugführer-Mob, argwöhnisch von deutschen Polizeibeamten beäugt, in Rosenheim zu. Eine österreichische Direktverbindung Salzburg- Kufstein gibt es nicht, so dass die Salzburger den Umweg über Bayern nehmen mussten. Für die Austrianer hatte das Spiel aus einer regionalen Komponente eine gewisse Brisanz. Kufstein liegt im Land Tirol, in dem Wacker Innsbruck die vorherrschende Macht ist. Innsbruck und Salzburg führen eine traditionelle Feindschaft. Der FC Kufstein hingegen verfügt über keine eigene Fanszene.
Bei der Ankunft in Kufstein wartete daher bereits ein für österreichische Verhältnisse großes Polizeiaufgebot. Zahlreiche Aufkleber am Wegesrand zeigten, dass die Innsbrucker offenbar den Salzburgern deutlich machen wollten, in wessen Revier man sich hier bewegte. Späher oder motivierte Truppenteile konnten jedoch weder vor, während noch nach dem Spiel ausgemacht werden. Die Salzburger Szene ist stark ultra-lastig und kann sich offenbar erfreulicherweise nicht über mangelnden Nachwuchs beklagen.
Die dramatische Geschichte von Austria Salzburg wird hier als bekannt vorausgesetzt. Es kann aber nicht oft genug lobenswert erwähnt werden, dass bei Austria Salzburg tatsächlich die Fans den Verein leben und so mancher, der heute auf den Rängen steht, morgen wieder den Rasen seines Vereins mäht. Gesellschaftlich vorbildlich ist auch das Zusammenleben der Generationen, so ist der bekannte Capo Salvatore auch im gesetzteren Alter noch mit Feuereifer für seine Kurve aktiv.
Die Stadt Kufstein ist rein architektonisch und von ihrem Flair her einen Besuch wert. Nach einer opulenten Mahlzeit und dem ersten von vielen Bierchen des Tages in der berühmten „Goldenen Gasse“ ging es zum Spielort, wo neben einem bekannten Bayern-Amateure-Hopper mit Frau und Kind auch ein Sportfreund eines gewissen Ostberliner Sportvereins angetroffen wurde. Auch heute dürfte das Hopper-Aufgebot nicht gering gewesen sein, stellte die Länderspielpause doch viele Fanatiker vor die Frage, was denn mit dem schönen Tag anzufangen sei.
Das Stadion begeistert durch das malerische Bergpanorama zu beiden Seiten des Spielfelds. Während die Gäste unter zwei kleinen Überdachungen untergebracht waren, die eher an Fahrrad-Abstellhäuschen erinnern, sind sonstige Anhänger auf einer großen, nur teilweise überdachten Tribüne untergebracht.
Die Atmosphäre insgesamt entspannt, auch der Stadionsprecher freut sich offenherzig über die Gäste aus dem Salzburger Land. Sie stimmen zwar gelegentliche Schmähgesänge gegen das verhasste Tirol an, sind aber ansonsten eher guter Laune. Dazu trägt natürlich auch der Spielverlauf bei. Austria Salzburg kämpft gegen das neureiche Imst um die Tabellenführung in der Regionalliga West. Nur der Meister kann auf den Aufstieg hoffen. Während Salzburg also oben mitkämpft, steht Kufstein eher im Tabellenkeller.
Vom angekündigten harten Kampf, den Kufstein den Salzburgern bieten will, ist nicht so viel zu spüren, wenngleich das Ergebnis freilich drastischer ausfällt, als zu vermuten ist. Die Gäste-Fans aus Salzburg erfreuen nicht nur mit einfallsreichen Gesängen das Ohr des geneigten Hoppers, „Anspieltipp“ ist der Austria Salzburg-Song „Go Go Goal“, der leidenschaftlich intoniert wurde. Dazu wurden immer wieder Bengalos abgebrannt, die gut zur Untermalung der Gesänge beitrugen. Insgesamt ein gewohnt guter Auftritt der Austrianer, der einen schönen Hopping-Ausflug abrundete!
Fotos: Stadionhüpfer - INkognito
Bericht: Mittel - Michi