Pyrotechnik-Farce: Qualmende Antwort der Ultra- und Fanszene

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Pyrotechnik legalisieren, Emotionen respektieren: Wie sehr den deutschen Fangruppierungen das Leitmotiv der gleichnamigen Initiative am Herzen liegt, zeigten sie zwar jeder im Rahmen des eigenen Supports für sich und ihr Team, aber doch in einer fast geschlossen flächendeckenden Aktion in den deutschen Bundesligastadien am vergangenen Wochenende.

Pyrotechnik legalisieren, Emotionen respektieren: Wie sehr den deutschen Fangruppierungen das Leitmotiv der gleichnamigen Initiative am Herzen liegt, zeigten sie zwar jeder im Rahmen des eigenen Supports für sich und ihr Team, aber doch in einer fast geschlossen flächendeckenden Aktion in den deutschen Bundesligastadien am vergangenen Wochenende. Ob in Bremen die Supporters des Hamburger SV, die Anhänger von Hertha BSC in Dortmund oder sogar die heimischen Fans in der Alten Försterei beim Spiel 1. FC Union Berlin gegen den FC Ingolstadt 04. Es qualmte, leuchtete und brannte unter dem Motto „Pyrotechnik ist kein Verbrechen“ an allen Ecken und Enden. Klarer kann die Reaktion der deutschen Fans auf die „Stellungsnahme zur aktuellen Diskussion ‚Pyrotechnik‘“ des Deutschen Fußball Bundes (DFB) und der Deutsche Fußball-Liga (DFL) vom 9. September nicht ausfallen.

Pyro

Was ist geschehen: Die Initiative „Pyrotechnik legalisieren, Emotionen respektieren“, die von mehr als 150 Fangruppen unterstützt wird, suchte den Kontakt zum DFB, um über das kontrollierte Abbrennen von Bengalos zu diskutierten. Denn seit jeher gehörte Pyrotechnik zum Support dazu. In den 1990er Jahren brannte es an jeder Ecke (wir berichteten mehrfach). Der DFB erklärte sich gesprächsbereit und die Initiative sowie deren Unterstützer vereinbarten ein mehrwöchiges Pyro-Verzicht. Nach Angaben der Initiative sollten Pilotprojekte gemeinsam mit der Feuerwehr, dem Ordnungsamt und der entsprechenden Fanszene initiiert werden und der DFB dafür eine Ausnahmegenehmigung erteilen.

Pilotprojekte, Initiative, Diskussionen oder Genehmigungen hin oder her: Die Fronten zwischen den Parteien sind verhärtet. Nach Angaben der Initiative "Pyrotechnik legalisieren, Emotionen respektieren" fühle sich der DFB inzwischen an keine Aussagen gebunden. Demnach war es „Teil der Abmachung, dass die Fanszenen die Zustimmung der lokalen Genehmigungsbehörden einholen und der Verband die, in seinen Sicherheitsrichtlinien festgeschriebenen, Ausnahmenregelungen erteilt“, heißt es auf der Internetseite der Pyrotechnik-Initiative. Der DFB sieht das ganze anders. In einer am 9. September veröffentlichten Pressemitteilung heißt es, dass der Verband und die DFL zu keinem Zeitpunkt Zusagen gemacht hätten, „die eine restriktionslose Legalisierung von Pyrotechnik in Stadien in Aussicht stellen. Dies war und ist schon auf Grund zwingender Regelungen im Polizei- und Ordnungsrecht sowie im Versammlungsrecht unmöglich. Bei allem Respekt vor der Fankultur darf nicht die Sicherheit anderer gefährdet werden.“ Für die Fan-Initiative ein eindeutiger Wortbruch.

Union

Nach Angaben des DFB, ging es in der Diskussion immer nur um eine erste Prüfung, ob und unter welchen Umständen eine teilweise Freigabe in ausgewiesenen Zonen überhaupt denkbar wäre. Der Fußballverband habe am 19. August 2011 die bau- sowie haftungsrechtliche und versicherungstechnische Einordnung über entsprechende Rechtsgutachten beschlossen und bereits in Auftrag gegeben. Den Verzicht auf den Einsatz von Pyrotechnik über einen gewissen Zeitraum sieht der DFL als gescheitert. So kam es nach Angaben des Verbandes in der Bundesliga, Zweiten Liga, 3. Liga, den Regionalligen und im DFB-Pokal an den ersten drei Spieltagen insgesamt zu 21 registrierten pyrotechnischen Vorfällen. Darunter von neun Fan-Gruppen, die sich der Initiative angeschlossen hatten.Eine Rückkehr an den Verhandlungstisch wird es vorerst wahrscheinlich nicht geben, da Diskussionen und Verhandlungen mit dem Verband aus Sicht der Fans nichts bringen. Für die Initiative gehört  Pyrotechnik immer zum Ausdruck von Emotionen dazu – wie man es auch bezeichnen mag – legal oder illegal.

Klartext: Wenn es der DFL und dem DFB nicht gefällt, könnten sie ja die Medien anweisen, entsprechende Aktionen nicht mehr zu verbreiten. Dies wird aber nicht gemacht, denn zu sehr kann man mit leuchtenden und qualmenden Fanaktionen Quote machen und sie gleichzeitig kritisieren. Schade nur, dass die Fans sich manchmal selber nicht einige sind: Da wird beispielsweise während des Zündelns der gegnerischen Anhänger auf die Pyroaktionen gepfiffen und geschimpft, während diese Kritiker wenige Wochen später selber eine Fackel in der Hand halten oder die eigenen Fans beim Abbrennen anfeuern. Eine nicht immer leicht verständliche Doppelmoral der deutschen Fanszene. Dabei hieß es doch im vergangenen Jahr am 9. Oktober auf der Fandemo in Berlin: „Getrennt in den Farben, vereint in der Sache“.

> turus.net Fotostrecke Pyrotechnik beim Fussball

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