Uli Stein und Berti Vogts – zwei alte Hasen auf dem Fußballfeld

MB Updated

„Blamage.“ „Bittere Niederlage bei einem Zweitligisten.“ Bei der Sportredaktion des Nachrichtenmagazins Spiegel wird Hans-Hubert Vogts wohl niemals Freunde finden. Ein knappes 0:1 beim 1. FC Union Berlin. Ja und? Aserbaidschan hatte vor allen Dingen in der zweiten Halbzeit ansehnlichen Fußball gezeigt. Und dieser zaubert sich nicht von allein aus dem Hut. Vogts und seine Assistenten haben beim Nationalteam Aserbaidschans etwas auf die Beine gestellt. Bitter - das waren phasenweise die Stationen davor. Bayer 04 Leverkusen, Schottland und auch Nigeria. Man bekommt manches einfach nicht aus dem Kopf. Glück und Erfolg sehen eben anders aus.

Berti Vogts & Uli Stein„Blamage.“ „Bittere Niederlage bei einem Zweitligisten.“ Bei der Sportredaktion des Nachrichtenmagazins Spiegel wird Hans-Hubert Vogts wohl niemals Freunde finden. Ein knappes 0:1 beim 1. FC Union Berlin. Ja und? Aserbaidschan hatte vor allen Dingen in der zweiten Halbzeit ansehnlichen Fußball gezeigt. Und dieser zaubert sich nicht von allein aus dem Hut. Vogts und seine Assistenten haben beim Nationalteam Aserbaidschans etwas auf die Beine gestellt. Bitter - das waren phasenweise die Stationen davor. Bayer 04 Leverkusen, Schottland und auch Nigeria. Man bekommt manches einfach nicht aus dem Kopf. Glück und Erfolg sehen eben anders aus.

Stichwort Erfolg. Unions Stadionsprecher hatte es gestern vor dem Freundschaftsspiel auf den Punkt gebracht. Er begrüßte den Trainer, der es als letzter geschafft hatte, mit der deutschen Nationalmannschaft einen Titel zu holen. Das ist mal Fakt. Punkt. Basta. Aus. Kritik hin, Häme her. Berti Vogts wurde 1996 als Bundestrainer in England gegen Tschechien Europameister. Das Glanzstück in seiner Trainerkarriere. Seine Erfolge als Spieler sind sowieso nicht abzustreiten. Weltmeister 1974, Europameister 1972. UEFA-Pokalsieger 1975 und 1979. Fünfmal Deutscher Meister, einmal DFB-Pokalsieger. 1971 und 1979 Fußballer des Jahres in Deutschland.

Seine aktive Fußballerkarriere beendete Berti Vogts im Jahre 1979 bei Borussia Mönchengladbach. 419 Spiele hatte er für die Gladbacher Fohlen gespielt. Von 1967 bis 1978 trug er zudem 96-mal das DFB-Trikot. Nach seiner Zeit als Spieler arbeitete er als Nachwuchs- bzw. Jugendtrainer beim DFB. Im Zeitraum 1986 bis 1990 gehörte er unter Teamchef Franz Beckenbauer dem Trainerstab der Nationalmannschaft an. Nach der WM 1990 in Italien, bei der das deutsche Team den Titel holen konnte, übernahm Berti Vogts das Zepter. Gewiss ein schweres Erbe. 1992 sprang bei der Europameisterschaft der zweite Platz heraus. Bei der WM 1994 in den USA flog die deutsche Mannschaft gegen Bulgarien im Viertelfinale raus. Die Kritik war massiv, fast wäre Berti Vogts zurückgetreten. Er blieb und holte wie eingangs erwähnt den Europameistertitel 1996.

BayArenaAls 1998 bei der WM in Frankreich gegen Kroatien im Viertelfinale (0:3) das plötzliche Aus kam, wurde die Medienkritik wieder richtig harsch. Als im September 1998 gegen Malta nur 2:1 und gegen Rumänien 1:1 gespielt wurde, kam das Aus. Er trat zurück und machte eine Auszeit.
Am 09. November 2000 wurde Berti Vogts Cheftrainer bei Bayer 04 Leverkusen. Berti und sein riesiger Trainer- und Betreuerstab. Nicht wenige hatten sich köstlich amüsiert. Vogts und Bundesliga? Das konnte nicht gut gehen, so die Meinung vieler Kritiker. Zumal, wenn so viele Köche im Leverkusener Brei rühren. Der damalige Bayer-Kader war meisterverdächtig, allerdings sprang am Ende der Saison nur Platz vier heraus. Eindeutig zu wenig. Das Abenteuer Vereinstrainer war beendet.

Ab in die Wüste. Als Nationaltrainer betreute er Kuwait für zehn Spiele. 2001 gab es drei Remis in Freundschaftsspielen. 1:1 in Oman, 0:0 gegen Syrien und noch ein 2:2 gegen Syrien. Das Freundschaftsspiel zwischen Deutschland und Kuwait (7:0) am 09. Mai 2002 hatte er gar nicht mehr erlebt. Für ihn war in Kuwait am 28. Februar 2002 Schluss.
Nahtlos wechselte er von der Wüste in die Highlands. Nationaltrainer der schottischen Nationalmannschaft. Oha, die dortigen Zeitungen spötteten bereits zu Beginn seiner Amtszeit. Seine etwas holprigen Pressekonferenzen und Interviews trugen hierzu eine Menge bei. Richtig rund ging es, als Schottland in der EM-Qualifikation am 07. September 2002 beim Fußballzwerg Färöer nur 2:2 gespielt hatte. Nun schossen sich Fans und Medien erst einmal richtig ein. Es wurde gewiss keine leichte Zeit. Interessanterweise traf Berti Vogts mit seinen Schotten in der EM-Qualifikation zweimal auf die DFB-Auswahl. In Glasgow konnten die Schotten den Deutschen ein 1:1 abringen, auswärts wurde das Spiel knapp mit 1:2 verloren. Ein Achtungserfolg. Mehr nicht. Am 01. November 2004 musste er die Koffer packen.

GhanaAm 01. März begann er seine Tätigkeit als Nationaltrainer in Nigeria. Mit ins Boot nahm er die guten Bekannten Thomas „Icke“ Hässler und Ulrich „Uli“ Stein. Techniktraining und Torwarttraining – für beides war nun in Nigeria gesorgt. Sportlich sah es anfangs gar nicht mal so übel aus. Beim Freundschaftsspiel am 20. November 2007 wurde 1:0 in der Schweiz gewonnen. Zudem wurde die Qualifikation für den Afrika Cup 2008 recht souverän gemeistert. Beim Cup selbst gab es gegen Benin einen 2:0-Sieg, gegen Mali ein 0:0 und gegen die Elfenbeinküste eine 0:1-Niederlage. Denkbar knapp zog Nigeria ins Viertelfinale ein. Gegen Gastgeber Ghana war allerdings Schluss. Trotz eigener Führung ging das Spiel 1:2 verloren. 17 Tage später legte Berti Vogts sein Amt nieder. Zu viel Stress und zu viel Hickhack um Prämien und Gehälter.

Auf nach Aserbaidschan, gelegen am Schwarzen Meer an der Grenze zum Iran. Die Fußballwelt war gespannt. Was macht Berti Vogts dort? Mit dabei wieder Torwarttrainer Uli Stein, der bereits in Nigeria mit durch Dick & Dünn ging. Trainerassistent wurde Olaf Janßen, der als Spieler einst beim 1. FC Köln, bei Eintracht Frankfurt und beim AC Bellinzona aktiv war. Bevor er mit Berti Vogts nach Aserbaidschan ging, war er von 2003 bis 2004 Co-Trainer beim TSV 1860 München und 2006 Cheftrainer bei Rot-Weiss Essen.

altAller Anfang ist schwer. Im Freundschaftsspiel gegen Island gab es nur ein 1:1, in der WM-Qualifikation kam Aserbaidschan gegen Liechtenstein nicht über ein 0:0 hinaus. Ja, das war mal wieder ein gefundenes Fressen für die Medien. Vor allen Dingen für die deutschen. Zu feiern gab es in der WM-Qualifikation nicht viel. Immerhin wurde in Liechtenstein 2:0 gewonnen. Ein erster Achtungserfolg war das 1:1 gegen Russland am 14. Oktober 2009, das im Stadion Tofig Bakhramov in Baku von den 17.000 Zuschauern gefeiert wurde wie ein Sieg.
Achtungserfolge gab es auch zuletzt in der Qualifikation zur Europameisterschaft 2012, die in Polen und der Ukraine stattfinden wird. Am 12. Oktober 2010 wurde daheim in Baku die Türkei mit 1:0 besiegt. 2011 folgten ein 3:2-Sieg gegen Kasachstan und ein 1:1 gegen Belgien. Zuletzt gab es beim Testspiel in Albanien einen 1:0-Sieg. Gestern Abend beim 1. FC Union Berlin musste sich Aserbaidschan dagegen knapp mit 0:1 geschlagen gegen. Das letzte Spiel für das Trainergespann? Mal schauen, wo Berti Vogts Wege hinführen. Und mal schauen, ob Torwartlegende Uli Stein ihm wieder folgen wird.


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