Zwei Schüsse, zwei Tore: Job-Rotation in Dresden löst Unions Sturmproblem

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Union Berlin entführte am Sonntag drei Punkte aus Dresden, doch vorher werfen wir erneut einen Blick auf die Ereignisse abseits des Rasens: unter der Woche fand ein Fangipfel statt, zu dem der 1. FC Union Berlin geladen hatte. Fanvertreter von 49 Vereinen bekannten sich dort zu Gewaltfreiheit. Gleichzeitig nahmen sie die Verbände in die Verantwortung und forderten diese auf, bei ungerechtfertigten Angriffen Fußball und Fangemeinde beizustehen. Das zuletzt medial intensiv thematisierte „Gewaltproblem“ im deutschen Fußball sollen DFL und DFB unabhängig untersuchen, um die Debatte zu versachlichen, zudem soll mehr in präventive Fanarbeit investiert werden (vollständige Abschlusserklärung siehe u.a. hier).

UnionUnion Berlin entführte am Sonntag drei Punkte aus Dresden, doch vorher werfen wir erneut einen Blick auf die Ereignisse abseits des Rasens: unter der Woche fand ein Fangipfel statt, zu dem der 1. FC Union Berlin geladen hatte. Fanvertreter von 49 Vereinen bekannten sich dort zu Gewaltfreiheit. Gleichzeitig nahmen sie die Verbände in die Verantwortung und forderten diese auf, bei ungerechtfertigten Angriffen Fußball und Fangemeinde beizustehen. Das zuletzt medial intensiv thematisierte „Gewaltproblem“ im deutschen Fußball sollen DFL und DFB unabhängig untersuchen, um die Debatte zu versachlichen, zudem soll mehr in präventive Fanarbeit investiert werden (vollständige Abschlusserklärung siehe u.a. hier).

Gleichzeitig wurde aus der Fanszene von Borussia Dortmund heraus die Initiative „Ich fühl’ mich sicher“ gegründet. Fußballfans, die sich bereits jetzt wohl und sicher im Stadion fühlen, können sich in eine Petition eintragen und damit zeigen, dass weitere Sicherheitsverschärfungen unnötig sind. In den ersten Tagen haben sich über 30.000 Personen eingetragen. In einer ersten Reaktion auf den Fangipfel begrüßt die DFL den Wunsch nach Dialog und das Bekenntnis zur Gewaltfreiheit, lehnt aber kategorisch ab, die Debatte um Pyrotechnik wieder aufzunehmen. 

Hannover - DresdenEingesetzt wurde diese unter der Woche trotzdem, beim Pokalspiel von Hannover 96 gegen Dynamo Dresden. Medien berichteten im Nachhinein vor allem von Dresdner Gewalt und Platzsturm, während anwesende Fans die Situation weniger dramatisch wahrnahmen, wie auch turus-Autor P. Schoedler berichtete. Fußball wurde trotzdem gespielt – die tapfere SGD musste sich dem Erstligisten und Europa League-Teilnehmer erst im Elfmeterschießen geschlagen geben. 

Union schied hingegen im Pokal wie gewohnt gegen eine unterklassige Mannschaft aus: Drittligist Kickers Offenbach genügte dazu eine durchschnittliche Leistung, die Rotation in der Berliner Startelf blieb wirkungslos. Trotz durchwachsenem Saisonverlauf konnten die Köpenicker in der Liga aber drei Punkte mehr sammeln als die Dresdener, die nun dieses Duell in Abstiegsnähe etwas dringender gewinnen mussten. In der letzten Saison siegten beide Teams jeweils zu Hause mit 4:0, es versprach also heute ein interessantes Spiel im fast ausverkauften Dresdner Stadion zu werden.

Der Weg dorthin gestaltete sich für die mit dem Auto anreisenden Berliner sehr entspannt, Polizei und Ordnungsdienst waren freundlich und hilfsbereit. Die Union-Fans im Sonderzug kamen durch gleich zwei defekte Lokomotiven zwar später, aber dennoch pünktlich zum Anpfiff im Stadion. Sie bekamen aber nicht mehr mit, wie ein Dresdner Fanvertreter (auch wenn es ihm etwas schwer fiel) dem 1. FC Union Berlin ausdrücklich für die gute Organisation des Fangipfels dankte. Zudem wurde noch einmal im Dresdner Programmheft deutlich gegen das DFL-Papier Stellung bezogen. Außer einem kleinen Banner („Lügenpresse“) gab es aber keine weitere Reaktion, weder auf das DFL-Papier noch auf die Pokalgeschehnisse.

K BlockZu Spielbeginn war dafür der Dresdner Stehplatzblock (Block K) komplett in eine schwarz-gelbe Choreographie gehüllt, in deren Mitte das Logo „K-Block“ prangte, inklusive Unterschrift: „Der K-Block aus Beton, Schweiß und Blut gebaut, um für Dynamo zu kämpfen – stolz und laut!“ Dieses Versprechen hielten die Dresdner Fans aber nur teilweise ein: vor Anpfiff lieferten sich die Fans beider Lager erste Gesangsduelle und legten mit Beginn dann laut los. Nach und nach war dann aus dem Block K aber nur noch sporadisch etwas zu hören, die Stehplatztribünen beschränkten sich gar fast nur auf passives Zuschauen.

Der Spielverlauf trug sicherlich seinen Teil dazu bei: Flinke Dynamos brachten die Unioner zu Beginn zwar mehrfach in arge Bedrängnis, doch mitten in dieser intensiven Startphase traf Union. In Minute 14 wurde ein hoch in den Strafraum gespielter Ball gekonnt angenommen, ein Verteidiger geschickt versetzt und der Ball schließlich im Stile eines Top-Stürmers am Torwart vorbei ins Netz befördert. Der Torschütze? Ein gelernter Innenverteidiger: Fabian Schönheim.

Union BerlinDie zweite Halbzeit begann wie die erste, Dresden setzte Union gehörig unter Druck. In Minute 54 kontern die Berliner dann plötzlich schnell: Patrick Zoundi passt quer in den dynamischen Strafraum, Schönheim steht, wo ein Top-Stürmer stehen muss, und schiebt den Ball zum ersten Doppelpack seiner Karriere eiskalt ins Tor. Fast wäre 10 Minuten vor Schluss noch ein Hattrick daraus geworden, als er den Ball im Mittelfeld abfängt und sich bis zum Dresdner Tor durchtankt – sein Schuss geht aber knapp vorbei. Ist Schönheim etwa die Antwort auf das aktuelle Berliner Sturmproblem? Heute im defensiven Mittelfeld aufgestellt, interpretierte er seine Rolle sehr offensiv auf dem linken Flügel und belebte Unions Angriffsspiel.

Union-FansTrotz einiger unsicherer Momente war der Berliner Sieg nicht ernsthaft gefährdet, die Mannschaft zeigte eine geschlossene Leistung, eine verloren geglaubte kämpferische Einstellung und nutzte die wenigen Torchancen konsequent. Dresden konnte die Pokaleuphorie nicht auf das heutige Spiel übertragen und gegen Berliner Effizienz wenig ausrichten. Und so gestalteten dann auch die Union-Fans den Großteil des akustischen Rahmenprogramms, ihre Schlachtrufe ertönten das gesamte Spiel über, bis in die Schlussphase hinein.

Dresden stehen jetzt im Abstiegskampf Spiele gegen schwere Gegner bevor (Cottbus/a, Frankfurt/h), während auf Union die Aufsteiger Ahlen/h und Regensburg/a warten.

Fotos: Felix Natschinski und Ric

> zur turus-Fotostrecke: 1. FC Union Berlin

> zur turus-Fotostrecke: SG Dynamo Dresden

 

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