„Hurra, hurra, die Schanzer, die sind da!“, skandierte lautstark die schwarz-rote Reisegesellschaft, die sich mit dem Bus auf die rund 500 Kilometer lange Tour nach Berlin gemacht hatte. Der FC Ingolstadt 04 zu Gast bei Hertha BSC. Eine gute Gelegenheit, die mitgereisten Fans im Gästeblock des Olympiastadions unter die Lupe zu nehmen. Beim Auswärtsspiel beim 1. FC Union Berlin in der Saison zuvor waren es 50 Anhänger, die sich im Stehbereich auf der Wuhleseite der Alten Försterei mehr oder weniger komplett verloren.
Schanzer auf Tour: Der FC Ingolstadt 04 und seine Fans
„Hurra, hurra, die Schanzer, die sind da!“, skandierte lautstark die schwarz-rote Reisegesellschaft, die sich mit dem Bus auf die rund 500 Kilometer lange Tour nach Berlin gemacht hatte. Der FC Ingolstadt 04 zu Gast bei Hertha BSC. Eine gute Gelegenheit, die mitgereisten Fans im Gästeblock des Olympiastadions unter die Lupe zu nehmen. Beim Auswärtsspiel beim 1. FC Union Berlin in der Saison zuvor waren es 50 Anhänger, die sich im Stehbereich auf der Wuhleseite der Alten Försterei mehr oder weniger komplett verloren.
Sollten es beim Freitagabendspiel bei Hertha BSC mehr sein? Bereits im Vorfeld stand fest: Ja, es werden mehr. Denn der eingesetzte Bus war ausverkauft, wenn gleich es zwischendurch im Schanzer-Forum immer wieder hieß, dass noch zwei Plätze frei seien. Immerhin zwischen 150 bis 200 Fans hatten vor einer Woche am Freitagabend den Weg ins mäßig gefüllte Berliner Olympiastadion gefunden. Spitzenspiel in der 2. Bundesliga. Der Tabellenzweite empfing den Tabellenfünften. Vor 33.156 Zuschauern gab es ein Spiel ohne echte Höhepunkte zu sehen. Die Partie ging 0:0 aus, was für die Gäste ganz gewiss ein größerer Erfolg war.
Dank des chancenarmen Spiels hatte man genügend Zeit, die Ingolstädter Fans in aller Ruhe zu beobachten. Rund 50 Anhänger beteiligten sich am Support und sangen die 90 Minuten – untermalt von einer mitgebrachten Trommel – fast nonstop durch. Geschwenkte Fahnen, umgelegte Schals, rote Trikots. Eine kleine Truppe. Das Ganze erinnerte an die Auswärtsfahrten mit Bayer 04 Leverkusen Anfang der 90 Jahre. Zumal das „04“ hinten auf dem Rücken eine zusätzliche Assoziation bot. Akustisch geboten wurde ein klassisches Programm. Neben dem „Hurra, hurra, die Schanzer, die sind da!“ gab es immer wieder ein „Auf geht´s Schanzer kämpfen und siegen!“ und ein fröhliches, ja fast brav klingendes „Olé, olé, olé, super Schanzer, olé...“ Von Aggression war keine Spur, entspannter konnte eine Fangrüppchen wohl kaum wirken.
Beheimatet im Südosten des Landes hat der FC Ingolstadt 04 meist ordentlich weite Auswärtstouren auf dem Programm. Die mit über 700 Kilometern weiteste Fahrt führt nach Hamburg zum Ligaspiel beim FC St. Pauli. Es folgen die Auftritte bei Eintracht Braunschweig, beim MSV Duisburg und beim VfL Bochum mit 540 Kilometern pro Strecke. Etwa ähnlich weit (rund 500 Kilometer) sind die Touren zu Hertha, Union, Energie Cottbus, zum 1. FC Köln sowie nach Paderborn. Dagegen fast Derby-Charakter haben die Duelle beim TSV 1860 München (85 Kilometer), beim VfR Aalen (115 Kilometer auf Landstraße) und bei Jahn Regensburg (75 Kilometer auf Landstraße).
Apropos Regensburg. Am kommenden Sonntag empfangen die Schanzer im „Donau-Derby“ die Jungs aus Regensburg. Zuletzt trafen die beiden Teams in der 3. Liga in der Saison 2009/10 aufeinander. Am elften Spieltag gewann Ingolstadt vor über 7.500 Zuschauern im Jahn-Stadion mit 2:0. Beide Treffer erzielte Moritz Hartmann. Im Rückspiel trennten sich die beiden Rivalen vor gerade einmal 3.304 Zuschauern mit 2:2. Mehr Zuschauer – nämlich exakt 4.850 – hatten sich am 18. August 2007 in Ingolstadt beim Donau-Duell in der damaligen Regionalliga Süd eingefunden. Regensburg konnte Dank des Treffers von Jürgen Schmid mit 1:0 als Sieger vom Rasen gehen. In der Rückrunde konnte Ingolstadt den Spieß umdrehen und vor 4.000 Zuschauern mit 3:1 in Regensburg gewinnen.
Um weiter zurück in die Donau-Derby-Historie zu gehen, muss man zuerst einen Blick auf die Historie des FC Ingolstadt 04 werfen. Dieser wurde nämlich nicht im Jahre 1904 ins Leben gerufen, sondern im Zuge der Ausgliederung der Fußballabteilungen der Vereine MTV Ingolstadt und ESV Ingolstadt am 05. Februar 2004. Das Wappentier im jetzigen Vereinslogo (es soll einen Panther darstellen) und die schwarz-weißen Karos sollen an die alten Embleme des MTV und des ESV erinnern. Beide Vorgängervereine hatten jeweils zwei Spielzeiten in der 2. Bundesliga absolviert. Kurioserweise spielten der MTV 1881 Ingolstadt und der ESV Ingolstadt in der Saison 1979/80 gemeinsam in der zweiten Liga. Somit wurden die Fußballfreunde in Ingolstadt mit zwei waschechten Derbys beglückt. Diese gingen 2:2 und mit einem 2:1-Sieg für den MTV aus. Der Derby-Sieg nutzte allerdings nicht viel. Während der ESV knapp die Klasse halten konnte, musste der Stadtrivale den Weg in die Drittklassigkeit antreten.
Zurück zur Gegenwart. Heimstätte des FC Ingolstadt 04 ist der 15.000 Zuschauer fassende Audi Sportpark, der im Jahre 2010 eröffnet wurde. Wirklich voll wird es auf den Rängen eher selten. Zuletzt kamen gegen Aalen 5.812 Zuschauer, gegen den 1. FC Kaiserslautern waren es immerhin knapp über 7.000. Ein volles Stadion gab es allerdings am 26. September dieses Jahres. 14.319 Fußballfreunde sahen einen 2:0-Sieg des TSV 1860 München. Zuvor fünfstellig wurde es im April 2012 gegen den FC Energie Cottbus (11.047) und beim Freundschaftsspiel zwischen der Türkei und der Ukraine (11.000). Von den Duellen gegen die Sechziger abgesehen, lockten im April 2011 die Spiele gegen Hertha BSC, den VfL Bochum und den FC Erzgebirge Aue jeweils deutlich über 10.000 Zuschauer ins Stadion.
Fazit: Ein echtes Zuschauermagnet ist der FC Ingolstadt 04 nicht, allerdings sind im heimischen Stadion bessere Werte zu verbuchen als vielleicht auf Anhieb angenommen. 50 einsame Fans im Gästeblock der Alten Försterei in Berlin-Köpenick lassen fix den Ruf erhärten, dass es sich bei diesem Verein um ein Konstrukt ohne echte Fußballfans handelt. Gegen die Nachbarn aus Regensburg können die Anhänger jedoch wieder beweisen, dass auch bei ihnen was geht. Wichtig wird indes die Frage sein, wie viele Schanzer sich am 17. November auf den Weg machen. Ihr Ziel? Braunschweig. Hin und zurück locker 1.080 Kilometer. Na, dann mal los: Hurra, hurra, die Schanzer, die sind da!
Fotos: M. Bertram, Glenn Dawson
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