Während der Hauptstadtklub Hertha BSC derzeit nur zweitklassig kickt, wird vor den Toren Berlin – wie bereits seit etlichen Jahren – Fußball der besten Güte geboten. Die Rede ist vom 1. FFC Turbine Potsdam, der in den letzten Jahren die 1. Bundesliga im Frauenfußball ordentlich aufgemischt hatte und einige Titel in die Brandenburgische Landeshauptstadt holen konnte. Es wurde somit höchste Zeit, nach all den gesehenen Spielen des SV Babelsberg 03 nun auch der Turbine einmal einen Besuch abzustatten. Das Nachholspiel vom 2. Spieltag gegen den SC Freiburg am Mittwochnachmittag um 16 Uhr bot sich dazu optimal an.
Turbine Potsdam lässt gegen SC Freiburg zwei Punkte liegen
Während der Hauptstadtklub Hertha BSC derzeit nur zweitklassig kickt, wird vor den Toren Berlin – wie bereits seit etlichen Jahren – Fußball der besten Güte geboten. Die Rede ist vom 1. FFC Turbine Potsdam, der in den letzten Jahren die 1. Bundesliga im Frauenfußball ordentlich aufgemischt hatte und einige Titel in die Brandenburgische Landeshauptstadt holen konnte. Es wurde somit höchste Zeit, nach all den gesehenen Spielen des SV Babelsberg 03 nun auch der Turbine einmal einen Besuch abzustatten. Das Nachholspiel vom 2. Spieltag gegen den SC Freiburg am Mittwochnachmittag um 16 Uhr bot sich dazu optimal an.
Mag die frühe Anstoßzeit unter der Woche für den Berichterstatter durchaus gelegen gekommen sein, so war es für den einen oder anderen Zuschauer schwierig, sich pünktlich im Karl-Liebknecht-Stadion einzufinden. Kein Wunder also, dass letztendlich „nur“ 1.350 Zuschauer zum Nachholspiel kamen. Für den Frauenfußball bedeutet auch dies eine recht ordentliche Hausnummer, allerdings lag der Zuschauerschnitt von Turbine (vor dem Spiel gegen Freiburg) bei stolzen 2.478. Gegen den 1. FFC Frankfurt strömten am 30. September dieses Jahres sogar 4.120 Zuschauer ins Karli. Keine Frage: Zuschauertechnisch sind die Frauen von Turbine mit den Männern des SV Babelsberg 03 gleichauf. Und während die Nulldreier in der 3. Liga kicken, holen die Potsdamerinnen sogar europäische Spitzenteams ins Stadion. Zuletzt gaben die Frauen von Arsenal ihre Visitenkarte ab. Das 3:4 gegen die Ladys aus London vor über 3.500 Zuschauern bedeutete allerdings für Turbine das Aus im Europapokal.
Zurück zum Ligageschehen. Die Ausgangslage vor der Partie gegen den SC Freiburg war eindeutig. Turbine wollte die Tabellenführung ausbauen bzw. wahren und den achten Dreier im neunten Saisonspiel einfahren. Allerdings reisten die Spielerinnen aus dem Breisgau als Tabellenvierte an und hatten sich durchaus was vorgenommen. Bei Turbine zurück in der Mannschaft war indes Genoveva Anonma, die kurz zuvor mit Äquatorialguinea den Titel im Afrika-Cup 2012 holen konnte.
Es war angerichtet. Wolkenfreier Himmel über dem Stadion. Ein schöner, jedoch kühler Herbsttag neigte sich dem Ende zu. Flutlicht an, los ging´s! „Potsdam! Potsdam!“, „Turbine Potsdam olé!“ ertönte es von der Haupttribüne, wo die mit Decken, Sitzkissen und warmen Getränken versorgten Anhänger ihr Team auf dem Rasen unterstützten. Die erste Chance des Spiels hatten jedoch nicht die Potsdamerinnen sondern die Frauen des SC Freiburg. In der fünften Spielminute hatte sich Jobina Lahr durchgearbeitet, doch ihr Abschluss stellte für die Turbine-Torhüterin Alyssa Naeher keinerlei Gefahr dar. Die trotz der langen Reise überaus motivierte Genoveva Anonma holte wenig später die erste Ecke für Turbine heraus, doch brachte diese nichts ein. Die Gastgeberinnen nun am Drücker, etwas zählbares sollte jedoch nicht herausspringen. In der 14. Minute setzte auf der Gegenseite Melanie Leupolz eine Duftmarke. Ihr satter Schuss ging links am Gehäuse vorbei.
In der 25. Minute die bislang dickste Chance der Partie. Nach einem Foul an Leupolz nahe der Strafraumgrenze gab es Freistoß für Freiburg. Juliane Maier brachte diesen als richtig fieses Ding auf das Tor. Den sich aus der Mitte wegdrehenden Schuss konnte Turbine-Torhüterin Naher gerade so abwehren. Kurze Zeit später zeigte die auffällig spielende Lisa Evans auf der rechten Seite einen hübschen Spielzug. Der Takt der Trommeln auf der Tribüne wurden bereits schneller, doch der Pass ging völlig ins Leere. Als Lisa Evans wenig später an der Außenlinie von der Gegenspielerin grob weggestoßen wurde, echauffierte sich das Publikum lautstark: „Hey, ist doch kein Eishockey hier!“
Von den Temperaturen her hätte es sich in der Tat um eine Wintersportart handeln können, denn nachdem die Dunkelheit einbrach, waberte die feuchtkalte Luft von der offenen Seite des Karl-Liebknecht-Stadions in Richtung Haupttribüne. Manch ein älterer Zuschauer hatte sich gewiss einen aufwärmenden Schuss in die Thermoskanne getan, denn das Publikum zeigte sich durchaus diskussionsfreudig und erheitert. Bis zum Pausenpfiff gab es auch noch etwas zu sehen, wenn gleich die Partie keinesfalls hochklassig war. Immerhin, ein paar Ansätze stimmten. So spielte bei Turbine die frisch gebackene Afrika-Cup-Meisterin Anonma hübsch auf Lisa Evens, die wiederum den Ball an Antonia Göransson weitergab. Allein die Abseitsstellung verhinderte eine aussichtsreiche Torgelegenheit.
In der 40. Minute war es Jennifer Cramer, die die Freiburger Torhüterin Laura Benkarth prüfte. Auf der Gegenseite versuchte Jobina Lahr Maß zu nehmen, doch der Ball senkte sich über das Tor hinweg. Turbine mit besseren Ansätzen, jedoch ohne Durchschlagskraft in der Offensive. Nachdem es Genoveva Anonma aus der Distanz probiert hatte, ließ Freiburg sein Können aufblitzen. Bei einem Konter gab es auf der linken Seite eine Drehung, einen Beinschuss und einen hübschen Spielzug zu sehen, den Carmen Höfflin mit einem guten Schuss abschloss. Für die Gäste gab es noch eine daraus resultierende Ecke, die wiederum zu einer Ecke führte. Verwertbares ergab sich nicht mehr, und so ging es mit dem 0:0 in die Kabine.
Nun aber, dachte sich manch ein Journalist auf der Pressetribüne. Das grobe Skript war bei dem einen oder anderen bereits fertig. Generell wurde davon ausgegangen, dass am Ende Potsdam die Sache deichseln und als Sieger vom Platz gehen würde. In der Tat, die Gastgeber hatten nun alles im Griff, doch der entscheidende Pass in die Spitze blieb aus. Nachdem nach einer Turbine-Ecke Yuki Ogimi weit am Gehäuse vorbeigeköpft hatte, flachte das Spiel weiter ab. Nach einer – sagen wir mal ganz frech – Bolzphase war es Heleen Jaques, die aus kurzer Distanz die SC-Torhüterin prüfte. Rund eine Viertelstunde vor Schluss hatte sich Chioma Igwe verschätzt und ermöglichte somit eine weitere Chance der Gastgeberinnen. Lisa Evens spielte auf Göransson, doch auch ihr Schuss aufs Gehäuse stellte für Bekarth keine wirkliche Gefahr dar.
Noch zehn Minuten. Immer noch 0:0. Murren auf der Tribüne. Pressetexte wurden umgeschrieben. Nun noch ein erfolgreicher SC-Konter und das Desaster wäre für die Heimseite perfekt gewesen. Zwar war es kein Konter, doch der Schreck saß tief, als die frisch eingewechselte Freiburgerin Sylvia Arnold über links vorstieß und den Ball rechts am Pfosten vorbeischlenzte. Fünf Minuten vor Schluss ging der Schuss von Juliane Maier dann ins Netz – allerdings nicht ins Tornetz, sondern weit, weit drüber ins Fangnetz. Eine Schrecksekunde dann unmittelbar vor Abpfiff. Auf der Gegengerade auf Höhe der Mittellinie blieb die Freiburger Spielerin Jobina Lahr verletzt liegen und musste anschließend mit der Trage vom Platz gebracht werden. Einiges deutete auf eine schwere Knieverletzung hin. Fairer Applaus des Potsdamer Publikums und ein gerufenes „Gute Besserung!“ begleiteten Jobina auf dem Weg vom Rasen.
Zwei Minuten später war Schluss. Der SC Freiburg erkämpfte sich in Potsdam einen Punkt und kann mit diesem ganz gewiss gut leben. Während Freiburg am 24. November 2012 daheim den FF USV Jena empfängt, reist Turbine Potsdam zum jetzigen Tabellenersten VfL Wolfsburg. Die Wölfe-Frauen sind in der laufenden Saison noch ungeschlagen, haben ein Torverhältnis von 35:2 und wissen wie die Potsdamerinnen ein gutes Publikum hinter sich. Der Zuschauerschnitt liegt bei 1.316, der Rekord sogar bei 3.122. Gut möglich, dass bei diesem Spitzenspiel wieder ähnlich viele Zuschauer begrüßt werden können. Bevor es allerdings in der Liga wieder zur Sache geht, steht am kommenden Wochenende der Pokal an der Tagesordnung. Turbine Potsdam hat in diesem das schwere Auswärtsspiel beim SC 07 Bad Neunahr im Fokus.
Fotos: Marco Bertram, Glenn Dawson
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