Es war zum Mäusemelken! Zumindest aus Sicht der Fans des BFC Dynamo. Zum zweiten Mal nacheinander konnte das ambitionierte Team aus Berlin-Hohenschönhausen keinen Treffer erzielen. Nach dem 0:0 in Brandenburg folgte nun vor knapp 500 Zuschauern ein torloses Remis gegen das Oberliga-Schlusslicht Anker Wismar. Erst einmal konnten die Mecklenburger bislang in der laufenden Saison gewinnen, ganze 38 Gegentreffer mussten hingenommen werden. Ein Sieg für die Weinroten war absolute Pflicht, so viel war klar. Zumal Anker Wismar am vergangenen Wochenende sage und schreibe daheim mit 1:6 gegen den 1. FC Neubrandenburg verloren hatte.
NOFV-Oberliga: BFC Dynamo mit Ladehemmung, Lichtenberg 47 mit Torflut
Einen Pfifferling oder einen schmalen Hering auf Wismar? Wohl kaum! Und in der Tat, der BFC Dynamo hatte alles im Griff, die Abwehr stand wie gewohnt sicher, der Spielanteil lag bei gefühlten 80 Prozent. Aber! In der Offensive hatte es wieder mächtig gehakt. Zum einen waren die Zuspiele in die Spitze häufig zu ungenau, zum anderen fehlt momentan einfach ein echter Knipser, der die Dinger klarmacht.
Begonnen hatte alles bei extrem ungemütlichem Wetter mit einer netten Choreographie der Ultras des BFC Dynamo. „Ab jeht der Bär!“ Der Berliner Bär im Flieger hoch oben in den Wolken. Die Brille auf, ein siegesgewisses Lächeln und hinten das Dynamo-D am Leitwerk. Auf dem Rasen übernahmen die Hausherren sogleich die Initiative. In der zehnten Minute ein gutes Zuspiel von Kevin Gutsche auf Tobias Scharlau, doch dieser schlenzte den Ball direkt in die Arme des Anker-Keepers Maik Sadler. In der Folgezeit hatte der BFC alles im Griff, allerdings gab es in der Offensive wenig Zwingendes zu sehen. In der 35. Minute ein Weckruf vom Christian Preiss, der aus zweiter Reihe den Ball knapp über die Latte hämmerte. Ein lautes „Dynamo“ ertönte nun auf der Gegengerade. Drei Minuten später verpasste Miloslav Kousal knapp den Ball. Kurz vor der Pause noch ein Aufschrei. Handspiel in der Anker-Abwehr? Der Schiedsrichter ließ weiterspielen, mit 0:0 ging es zum heißen Pausentee, den man an diesem frostigen Tag wirklich nötig hatte.
Wismar-Coach Timo Lange konnte bislang zufrieden sein. Nach dem 1:6-Desaster spielte sein Team – in Anbetracht, dass Anker auf dem letzten Platz steht – recht engagiert und passabel. Zu Beginn der zweiten Halbzeit hätte man denken können, jetzt lässt es der BFC krachen. Eine fette Möglichkeit auf der rechten Seite von Kousal. Der anschließende Sturmlauf blieb jedoch aus. Zwar war Björn Brunnemann wieder überaus motiviert und versuchte, Akzente zu setzen, doch in der Offensive fehlte jegliche Durchschlagskraft. Konnte man bei Brandenburg Süd noch sagen, dass der BSC-Keeper seinen goldenen Tag hatte und hochkarätigste Möglichkeiten des BFC zunichte machte, so war gegen Anker Wismar alles zu vorhersehbar und nicht zwingend genug.
Kurioserweise war es am Ende der in der 78. Minute eingewechselte Maciej Kwiatkowski, der die Sache fast noch in trockene Tücher gebracht hätte. Mit tadellosem Einsatz schaltete sich der polnische Spieler ganz vorn mit ein und hatte zwei richtig fette Möglichkeiten. Anker-Keeper Sadler war jedoch auf der Höhe und konnte zur Ecke klären. Mit einer Ecke von Patrick Podrygala direkt in die Arme des Gästetorwarts endete das Ganze, der Schiedsrichter pfiff die torlose Partie ab. Auf den Rängen war manch ein BFC-Fan sprachlos und resigniert. Und nicht nur das. Ein paar Fans beschimpften Trainer Volkan Uluc auf übelste Weise, wie er selber am Abend über Facebook verlauten ließ. Bitte Enttäuschung auch bei Uluc. So sei man beim BFC Dynamo immer wieder der „letzte Arsch“. Er stehe zu seiner Verantwortung, doch müsse seine Herkunft und die Herkunft seiner Eltern immer wieder ein Thema sein? Nicht wenige - unter ihnen etliche namenhafte Fans des BFC Dynamo - brachen anschließend für Uluc eine Lanze. Der eine oder andere versprach dem Trainer, diese unschönen Dinge zu klären. Das ist auch wichtig, denn bereits am kommenden Sonntag steht das überaus wichtige Duell beim Mitkonkurrenten BFC Viktoria 1889 auf dem Programm!
Weitaus besser lief es am Freitagabend für den SV Lichtenberg 47. Mit der Begegnung beim Lichterfelder FC 1892 wurde der 18. Spieltag eröffnet. In einem recht ansehnlichen Spiel gewannen die Gäste verdient auf einem der Kunstrasenplätze des Stadions Lichterfelde. Warum man nicht auf Rasen spielen wollte, wusste niemand so recht. Selbst etliche Heimfans waren verwundert. Hatte man sich etwa auf Kunstrasen bessere Chancen erhofft? Der Rasen jedenfalls war nach Ansicht vieler Anwesender in keinem unbespielbaren Zustand. Wenn der Wechsel auf Kunstrasen aus rein taktischen Gründen erfolgt war, dann ging der Schuss ganz gehörig nach hinten los. Auf dem gewöhnungsbedürftigen Kunstrasen ging es gleich gut los. Die Gäste aus Lichtenberg konterten gefährlich und schnell. Eine sehr effektive Chancenauswertung brachte die Gäste nach 19 Minuten bereits mit 3:0 in Front. Die Treffer erzielten Lukas Rehbein, Christian Gawe und Tom Hagel. So deutlich der Spielstand zu diesem Zeitpunkt war, so deutlich war es auf dem Platz allerdings nicht. Die Gäste mit leichten Vorteilen in einem sonst eher ausgeglichenen Spiel. Christian Gawe setzte mit dem 4:0 den Schlusspunkt in einer interessanten ersten Hälfte.
In Halbzeit zwei ergab sich vor rund 150 Zuschauern (unter ihnen 40 Gästefans) ein ähnliches Bild. Lichtenberg 47 war das bessere, aktivere Team und machte durch Hagel in der 61. Minute das 5:0 klar. Anschließend schaltete man einen Gang zurück und ließ die Hausherren, die sich zu keiner Zeit aufgaben, wieder etwas näher vor das eigene Tor kommen. Folgerichtig machte Kalixto per Doppelschlag (62. und 64. Minute) das Spiel wieder etwas spannender. Nach einer zirka 20-minütigen Drangphase der Hausherren, in der sie sich allerdings kaum weitere echte Chancen erspielen konnten, kamen die Gäste noch einmal besser ins Spiel. Ein Tor fiel jedoch nicht mehr. Insgesamt handelte es sich um einen verdienten Sieg für den Aufsteiger, der nun für mindestens eine Nacht auf Rang vier der Oberligatabelle weilt. Wer hätte das vor Saisonbeginn gedacht?!
In Zusammenarbeit mit Ricardo Lichtenfeld, der beim L47-Spiel vor Ort war.
Fotos: Marco Bertram
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