Freiburg gegen Hannover - normalerweise denkt man bei dieser Begegnung an eine zweier grauer Mäuse in der Bundesliga. Doch in den letzten Jahren haben sich beide Mannschaften entwickelt. Hannover spielte die letzten beiden Jahre in der Europa League, konnte sich im oberen Mittelfeld der Bundesliga etablieren und überzeugte viele Kritiker mit der interessanten und effektiven Spielweise, die von Mirko Slomka und seinen Kollegen in Hannover eingeführt wurde. Auf der anderen hat der SC Freiburg in dieser Saison wohl für eine der größten Überraschungen gesorgt. Wer hätte denn vor der Saison einen der, wie üblich, Abstiegskandidaten am 28. Spieltag auf einem internationalen Tabellenplatz gesehen?
Rückblick: 3 Gegentore statt 3 Punkte zum Geburtstag von Hannover 96
Kurzum: SC Freiburg gegen Hannover 96 - das war vor dem vergangenen Spieltag der 5. gegen den 9. Das klingt jetzt nicht nach einem Spitzenduell, jedoch geht es bei diesem Spiel immerhin um die Teilnahme am europäischen Fußball in der Saison 2013/2014. Freiburg mit 42 Punkten punktgleich mit dem 6. aus Frankfurt und Hannover mit 38 Punkten nur 4 Punkte hinter der direkten Europa-League-Qualifikation. Selbst der Hamburger SV, aktuell 11. der Bundesliga und ebenfalls 38 Punkte auf dem Konto, kann noch die wichtigen Plätze erreichen. Die Bundesliga, sieht man von der Meisterschaft der Bayern einmal ab, ist also diese Saison richtig spannend um die Plätze für Europa.
Freiburg gegen Hannover - da muss man als Niedersachse an ein ganz besonderes Spiel denken. Es war der 25. Spieltag in der Saison 2009/2010. Hannover hatte vor wenigen Monaten Robert Enke verloren und war danach in ein schwarzes und tiefes Loch gefallen. Die Mannschaft von Hannover 96 hatte 13 Spiele in Folge nicht siegen können - es sah alles nach Abstieg aus. Doch dann kam der 06. März 2010. In einem sehr kampfbetonten Spiel, zudem schneite es und die Spielverhältnisse waren mehr als schlecht, sicherten sich die Hannoveraner die Punkte durch ein 2:1-Sieg. Die zusätzliche Dramatik an diesem Spiel war, dass der Siegtreffer in der 73. Minute durch ein Eigentor von Papiss Cisse - mittlerweile bei Newcastle United in England - geschah. Dank diesem Sieg fingen sich die Niedersachsen wieder und konnten durch einen fulminanten Schlussspurt noch am letzten Spieltag durch ein 3:0-Sieg beim VfL Bochum die Klasse halten und schickten damit gleichzeitig die Jungs aus dem Pott in der 2. Liga.
Zum jetzigen Freitagabendspiel der 1. Bundesliga kamen 24.000 Zuschauer, unter Ihnen auch Bundestrainer Jogi Löw, der den Torwart der Gäste, Ron-Robert Zieler, beobachtete - womit die Mage Solar Arena restlos ausverkauft war. Aus der rund 620 Kilometer entfernten niedersächsischen Landeshauptstadt hatten sich etwa 800 Fans auf den weiten Weg gemacht und konnten den Gästebereich im Unterrang mehr als gut füllen. Neben der Brisanz im Spiel um Europa gab es auch noch eine weitere Besonderheit: Der Hannoversche Sportverein von 1896 feiert am vergangenen Freitag seinen 117. Geburtstag. Doch anstatt die mitgereisten Fans mit drei Punkten zum Geburtstag zu belohnen, sollte es ein furchtbares Spiel der Niedersachsen geben.
Von Beginn an machten die Freiburger Druck und nahmen das Spiel an sich. Freiburg agierte - Hannover reagierte, so kann man die ersten 15 Spielminuten bestens wiedergeben. In der 25. Spielminute hatte dann der von Jogi Löw beobachtete Ron-Robert Zieler seinen ersten unglücklichen Auftritt: Nach einer Freiburger Ecke flankt Schmid in den Strafraum, Zieler unterläuft diese hoch hereingespielte Flanke und irritiert damit Christian Schulz, dem völlig überraschend der Ball für die Füße springt und dadurch den Ball ins eigene Tor befördert. Doch Hannover konnte sich fangen und versuchte nun über Konter vor das Heimtor zu kommen. In der 36. Minute war es dann Konstantin Rausch, der nach einer tollen Ablage von Mame Diouf, der sich zuvor gegen den herauslaufenden SCF-Keeper Baumann behauptete, zum Ausgleich einnetzte. Doch wer nun dachte, dass Hannover wieder im Spiel war, der täuschte sich. Man hatte den Eindruck, dass die Freiburger hier hinten lagen, denn sie bestimmten weiterhin das Spiel und störten die Hannoveraner früh am Ball. Kurz vor der Halbzeit, 44. Minute, war es die logische Konsequenz, dass die Freiburger erneut in Führung gingen. Nach einer erneuten Schmid-Flanke nahm Kruse den Ball mit der Brust an, brachte den Ball herunter und zirkelte das Leder unhaltbar für Zieler zum 2:1 ins Gästetor.
Nach Wiederanpfiff versuchte sich Hannover zwar punktuell mit Kontern, konnte aber nicht konsequent vor das Tor von Baumann kommen und vertändelte oftmals den Ball bereits im Mittelfeld. Freiburg war weiter spielbestimmend, schaffte es jetzt aber selbst nicht mehr vor das Tor von Zieler zu kommen und den entscheidenden Abschluss zu finden. Dann war es auf einmal wieder Hannover, das durch Mame Diouf in der 69. Minute hätte ausgleichen müssen. Der Senegalese lief völlig alleine auf Baumann zu und vergab mit einer Art Rückpass kläglich. In der Schlussphase war es dann doch noch einmal der SC Freiburg, der einen Angriff erfolgreich zu Ende spielte: In der 73. Minute war es nun einmal selbst Schmid, der einen Ball auf das Tor brachte, welcher von Cherundolo abgefälscht wurde. Zieler war zwar dran, doch rutschte der Ball unter ihm hindurch und rollte dabei beinahe in Zeitlupe über die Torlinie. Für den jungen Zieler im Tor der Hannover ein rabenschwarzer Tag, insbesondere wenn man bedenkt, dass er dadurch wohl vorerst seine Chancen auf einen Einsatz in der Nationalmannschaft verspielt haben dürfte.
Fotos: Christopher Wode