Ein Maurer hätte nicht pünktlicher sein können. Punkt 12 Uhr Sonntagmittag zog der blau-weiße Tross in Richtung Betonklotz mitten auf dem Acker, vor den Toren Magdeburgs. Blauer Rauch, rote Fackeln und knallige Untermalung zeigten den Einwohnern der nach der Wende zu neuem Glanz emporgestiegenen zweitgrünsten Stadt Deutschlands, wer in der jüngeren Geschichte großen Anteil daran hat, dass man Magdeburg auch europaweit kennt. Nämlich der Europapokalsieger von 1974 –der 1. FC Magdeburg. Über die Ernst-Reuter-Allee liefen die rund 200 Anhänger über die Alte Elbe zum ehemaligen Ernst-Grube Stadion. Statt des historischen Baus steht dort inzwischen ein Stadion wie mittlerweile in fast in jeder anderen Stadt - die MDCC Arena. 27.250 Zuschauer können sich hier die Spiele anschauen.
1. FC Magdeburg vs. 1. FC Lok Leipzig: Fanmarsch, fünf Tore und Provokationen
Ein Maurer hätte nicht pünktlicher sein können. Punkt 12 Uhr Sonntagmittag zog der blau-weiße Tross in Richtung Betonklotz mitten auf dem Acker, vor den Toren Magdeburgs. Blauer Rauch, rote Fackeln und knallige Untermalung zeigten den Einwohnern der nach der Wende zu neuem Glanz emporgestiegenen zweitgrünsten Stadt Deutschlands, wer in der jüngeren Geschichte großen Anteil daran hat, dass man Magdeburg auch europaweit kennt. Nämlich der Europapokalsieger von 1974 –der 1. FC Magdeburg. Über die Ernst-Reuter-Allee liefen die rund 200 Anhänger über die Alte Elbe zum ehemaligen Ernst-Grube Stadion. Statt des historischen Baus steht dort inzwischen ein Stadion wie mittlerweile in fast in jeder anderen Stadt - die MDCC Arena. 27.250 Zuschauer können sich hier die Spiele anschauen.
Am Sonntag stand die Partie 1. FC Magdeburg gegen 1. FC Lokomotive Leipzig auf dem Programm. Das letzte Aufeinandertreffen der beiden Fußballgrößen fand etwa vor 10 Jahren statt. Endstand damals war ein 0:0 in Magdeburg. Damals noch als VfB Leipzig spielender Club hießen die Gegner in der damaligen Oberliga NOFV-Süd 2002/2003 unter anderem FC Sachsen Leipzig, FC Carl Zeiss Jena, Hallescher FC und FSV Zwickau. 2004 war dann jedoch Schluss für den VfB. Dieser löste sich am 21.04.2004 auf. In den blau-gelben Vereinsfarben als Lok Leipzig, der zu diesem Zeitpunkt bereits wieder existierte, stieg der Club aus den hinterlassenen Trümmern marodierender Führungskader.
Nun 10 Jahre später lebt der blau-gelbe Club immer noch, auch wenn wiedermal durch allerlei Finanzprobleme gebeutelt. Sportlich hält sich das als „Oberliga-Mannschaft“ verschriene Team im unteren Mittelfeld und hat durchaus die Chance in der kommenden Saison erneut in der Regionalliga Nordost anzutreten. Im direkten Duell gegen Union II wurde in einem sogenannten 6-Punktespiel gewonnen (zum Spielbericht). Gegen das Börde-Team sollte es am 21. April 2013 jedoch schwieriger werden. Als Siebtplatzierter in die Partie gegangen, wollten die Magdeburger heute unbedingt drei Punkte einfahren. Gegen den FSV Zwickau setzte es unter der Woche eine 0:2-Niederlage.
Zwar sah man den Willen im Spiel nach vorn, jedoch setzten die Leipziger entschieden dagegen und konnten die spielbestimmenden Magdeburger mit dem 0:1 schocken. Grandner, der bereits im Hinspiel ein Tor zum 3:0-Erfolg über Magdeburg beitrug, netzte nach 21. Minuten ein. Der erstklassige Support der Heimfans kam kurzzeitig zum Erliegen. Auf der anderen Seite hätte der geneigte Fußballinteressierte nun ein Sturm der Begeisterung erwartet. Das Gegenteil war der Fall. Die etwa noch 150 Mann im Block feierten zwar, jedoch nicht so, wie es ein voller Block getan hätte. Aufgrund von Verzögerungen erreichte der Hauptmob erst mit dem Führungstreffer das Stadion. Begleitet von Staatsmacht auf Pferden und zu Fuß knallte es vor der Arena lautstark. Nun war klar: Lok Leipzig ist da, mit Elan und guter Laune. Nachdem nun der Gästeblock gefüllt war, konnte sich jeder Besucher glücklich schätzen diesem Spiel beizuwohnen. Lautstark und mit einer Mitmachquote von 90 Prozent ballerten nun auch die blau-gelben und teilweise rot-weißen Unterstützer verbal ihr Leipziger Gesangsallerlei.
Auf dem Rasen dominierte weiterhin die Heimmannschaft und belohnte sich durch prima Vorarbeit durch Fabio Viteritti mit dem 1:1. Torschütze in der 42. Minute war Christopher Reinhard. Nur zwei Minuten später hielt erneut der 24-jährige Abwehrspieler Patrick Grandner drauf und brachte die Gäste wiederum in Führung. Christian Beck, der bereits vor der Halbzeit den Ball ans Torgehäuse knallte, brachte den Jubel wieder in die Domstadt. In der 52. Minute erzielte der Mittelstürmer sein sechstes Tor im achten Spiel. Elf Minuten später wollte er den ersten Heimsieg seit Oktober nach Magdeburg bringen. Per Kopf erzielte er die Führung für Magdeburg.
Nach ein paar Böllerschlägen wurde die Partie vom Schiedsrichter Norbert Giese für acht Minuten unterbrochen. Die Heimfans skandierten „Schiri du Arschloch“, hatten sie doch schon die für heute gedachte Choreo vorbereitet und sahen sich um die Veröffentlichung dieser gebracht. Lok-Größe Steffen Kubald plädierte auch für eine Weiterführung, so war ja kein Böller auf das Spielfeld geworfen oder irgendjemand ernsthaft in Bedrohung gekommen. Mit Wiederaufnahme des Spielgeschehens konnte nun endlich die besagte Choreo folgen. Sie spielte auf die Freundschaft zwischen Lok Leipzig und Halle an. Geschrieben stand: „FCM-Fans für die Homoehe! Alles Gute zur Silberhochzeit!“. Zudem waren auf der Blockfahne zwei sich küssende Männer zu sehen – der eine trug rot-weiß, der andere blau-gelb. Dass nun einige Homophobie in den Mund nehmen, zeugt von absoluter Unbeschreiblichkeit.
Kurze Zeit später durften sich die Spieler erneut für zwei Minuten ausruhen. Ein wirklich derber Böller (oder mehrere aneinandergebunden) flog in Richtung der sportlich wirkenden, rund 50 Magdeburger Fans. Diese standen während des gesamten Spiels bereits in verbalem Kontakt zum Auswärtsblock. Vermutlich aufgebracht über diese Aktion rannte der größere Teil nun über Absperrungen in Richtung der Lokisten. Diese stiegen auf die Zäune. Nun war Feuer auf den Rängen. Nach kurzem Polizeigeflüster gingen jedoch alle wieder auf ihre Plätze. Auch das Spiel wurde ohne Probleme während dem „Run“ bereits fortgeführt. Dieses plätscherte in der Folge vor sich hin. Lok hatte zum Ende noch die Riesenchance zum Ausgleich. Doch statt dem Leder lag ein blau-gelber Spieler im Tor.
Skandierten die „Lokis“ noch während des Spiels „Hubschraubereinsatz“, so wurden sie beim Rückmarsch von sieben Hubschraubern der Bundespolizei begleitet. Diese Monster in der Luft erinnerten an Gorleben oder sonstige Großdemonstrantionen. In der Nähe des Bahnhofs Herrenkrug kamen sie zur Landung, genauso wie die Fans aus Leipzig. In den Straßen von Magdeburg fand noch einige Zeit das altbekannte „Katz und Maus Spiel“ zwischen einigen Personen und den Behelmten statt. Ein Herankommen an den Lok-Marsch war jedoch auf Grund der teils aus Niedersachsen eingesetzten Polizisten nicht möglich.
Aufgrund der Situation um die Dominanz von RB Leipzig in der Regionalliga Nordost kann sich Magdeburg nun voll auf den Landespokal konzentrieren. Am 08. Mai 2013 treffen sie im Halbfinale auf die SV Eintracht Elster. Zum Unmut vieler ist der Hallesche FC bereits im ersten Halbfinalspiel gegen Germania Halberstadt mit 0:1 ausgeschieden, so dass ein Traumfinale nicht mehr möglich ist. Germania Halberstadt steht somit als erster Finalist fest. Lok Leipzig, selber nicht mehr im sächsischen Landespokal, muss nun alle Kraft in den Klassenerhalt stecken. In den restlichen fünf Partien benötigt das Team nun alle Fans und Unterstützer, um das große Ziel zu erreichen. Den Auftakt der Endphase bildet das Duell gegen den Zehnplatzierten und Mitaufsteiger Optik Rathenow.
Text & Fotos: P. Schoedler
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