Besonders bekannt ist der Queretaro FC nicht in Europa. In Mexiko hat der Verein, der seit 2010 wieder in der Primera Division spielt eher den Ruf einer Fahrstuhlmannschaft. So kämpft der Queretero F.C., der auch den offiziellen Beinamen Gallos Bloncos (weiße Hähne) trägt, wieder einmal gegen den Abstieg. In dem komplizierten Abstiegssystem der mexikanischen Liga werden die Spiele der letzten zwei Spielzeiten prozentual zusammengefasst und die schlechteste Mannschaft steigt ab. Die Gallos Blancos stehen nach dieser Wertung auf den letzten Platz und brauchten daher einen Sieg gegen San Luis. Parallel muss der Puebla F.C. ebenfalls die kommenden Spiele verlieren um den Klassenerhalt zu sichern.
Queretaro F.C. vs. San Luis: Blau-schwarzes Fahnenmeer mit Meerjungfrauengesang
Bevor es zum eigentlichen Spiel der ersten Mannschaft kommt, finden im Vorfeld bei jedem Erstligaspiel in Mexiko zwei Spiele der Jugend statt. Die U17 und U20 Mannschaften der jeweiligen Erstligavereine spielen gegeneinander. Das Spiel der U17 Mannschaften fand auf dem Geschäftsgelände der Gallos Blancos statt. Hier befinden sich neben den Büros des Vereins, auch Fitnessraum, zwei Rasenplätze, Umkleiden und Tennisplätze. Der Zugang zu dem Vereinskomplex gestaltete sich am Anfang etwas schwierig. Hilfreich für den Zugang auf das Gelände war der Kontakt zu dem ehemaligen deutschen Fußballspieler und in Mexiko vielseitig tätigen Trainer und Jugendkoordinator Wolfang Staden. Staden war an diesem Tag unterwegs um ehemalige von ihm betreute Spieler zu besuchen. So kam es, dass die insgesamt drei Spiele gemeinsam angeschaut wurden.
Zurück zum Fußball. Die U17 Mannschaften trennten sich 1:1. Das anschließende Elfmeterschießen konnte San Luis für sich entscheiden. Nach dem Spiel der U17 ging es direkt in das Estadio La Corregidora. Fachkundigen Lesern dürfte das Stadion ein Begriff sein, denn die deutsche Nationalmannschaft machte zur WM 1986 hier alle ihre Vorrundenspiele, genauso wie die U17 Nationalmannschaft bei der U17 WM. Die U20 Mannschaften trennten sich ebenfalls Unentschieden jedoch torlos null zu null. Zwischen dem Spiel der U20 und der ersten Mannschft ergab sich die Möglichkeit für ein kurzes Gespräch mit Marcus López Winkler, einem ehemaligen Spieler aus Queretaro und dem aktuellen Vizepräsidenten des Vereins. Inhalte waren Fankultur, aktuelle Gesetzesänderungen in Sachen Fanausschreitungen und die Zukunft seines Vereins.
Eine Stunde vor dem eigentlichen Spiel füllte sich so langsam das Stadion. Besonders der abgetrennte Gästebereich und die heimische Kurve wurden schnell von singfreudigen Personen bevölkert. So kam es schon frühzeitig durch gegenseitige Provokationen und Gesangsgut zum Showdown der beiden Fanlager. Beschwichtigen konnte auch die lautergestellte Stadionmusik beide Seiten nicht. San Luis sprang und sang was das Zeug hielt, Queretaro legte erst richtig mit dem einsetzen der Trommeln los.
Das Spiel fing an und es zeigte sich relativ schnell warum die Gallos Blancos gegen den Abstieg spielten. In den ersten zehn Minuten war noch ein gewisser Kampfgeist zu spüren, der jedoch schnell nach ließ. Interessanter als das Spiel, war zu diesem Zeitpunkt der Blick auf die heimische Kurve und das blau-schwarze Fahnenmeer der „La Resistencia“. Die Gesänge der La Resistencia in der das Wort „Queretaro“ langezogen und hoch gesungen wurde klangen wie ein Chor von Meerjungfrauen.
Abstimmungsschwierigkeiten, Fehlpässe und ein zweifelhaftes Stellungsspiel führten dazu, dass San Luis nicht viel machen musste, um in der 24 Minuten durch Ortiz Velazquez per Kopfball verdient in Führung zu gehen. Die zielführende Vorlage kam per Flanke von Luis Mendoza, der seinen Gegenspieler Osuna per Beinschuss schlecht aussehen ließ. Zu wenig Laufbereitschaft und mangelndes Spielvermögen konnten aus Sicht von San Luis nicht weiter ausgenutzt werden. Selbst der Schiedsrichter blieb an diesem Tag gnädig mit den Gallos Blancos und verwehrte San Luis zwei mögliche Foulelfmeter. So blieb es beim Verdienten null zu eins Halbzeitergebnis und die Anhänger aus SanLuis verabschiedeten Queretaro mit Gesängen in Richtung Liga Acenso. Freuen konnten sich die heimischen Fans zu diesem Zeitpunkt nur über die Halbzeitshow, die von 50 Halbnackten Frauen gefüllt wurde und einem Gewinnspiel, in dem sich die Teilnehmer nicht viel schenkten und ordentlich eine drauf gaben.
In der Kabine hatten sich die Gallos Blancos wohl auch nicht viel zu sagen, denn sie drängten schon frühzeitig auf den Platz. Mit der Auswechslung von Cortes und der Einwechslung von Cesar Nava veränderte sich das Spiel schlagartig. Queretaro spielte auf einmal mutig über die Außen, besonders Apodi machte über die rechte Seite ordentlich Druck und bereitete San Luis mit seinen Hereingaben einige Probleme. Der erst 20 jährige Amaury Escoto machte verdient und ebenfalls per Kopf nach Vorlage von Echavarria in der 51 Minute den Ausgleich.
Die erwähnten Nava und Escoto wurden zu dem stärker und setzten im Mittelfeld immer deutlicher Akzente. Einzig Mauro Matos stemmte sich auf Seiten San Luis mit kreativen Pässen und guter Übersicht gegen eine vermeintliche Niederlage. In der 88. Minute war es nun soweit. Der sonst am Spiel kaum beteiligte und wenig lauffreudige Stürmer Wilberto Cosme netzte per Kopf den Siegtreffer für Queretaro ein. Das Stadion jetzt außer sich vor Freude, zeigte sofort auf die Fans von San Luis. Bier flog in den Block der Gästefans, genauso wie Mittelfinger und Schmähgesänge. Nach dem Abpfiff beeilten sich die Ordner den Block leer zu bekommen und für Ruhe im Stadion zu sorgen.
Queretaro wahrte sich zu Recht die Chance auf den Verbleib in der ersten Liga. Nun bleiben die letzten beiden Spiele abzuwarten und auf mangelnde Ausbeute in Puebla zu hoffen. Eins bleibt festzuhalten, die Aficion aus Queretaro ist Ligaspitze, es wäre schade, diese in der kommenden Saison nur in Liga zwei zu sehen.
Weitere Informationen zum mexikanischen Fußball, Wolfgang Staden und dem Interview mit Markus López Winkler findet ihr unter fussballmx.blogspot.mx.