Erst nen Kaffee an der Leipziger Tanke, dann nen Bierchen in Zwickau auf die Hand. Die Treffen mit den Jungs vom Hansa Rostock Fanclub „Udopia“ waren ein absoluter Volltreffer. Wobei „Jungs“ eher als nett gemeinte Floskel betrachtet werden darf, denn aus dem „Jungsalter“ sind die alten Haudegen von „Udopia“ längst entwachsen. 50plus ist bei den meisten angesagt. Ein Fakt, der mir schnell klar wurde, als mir beim Piwo die janz, janz alten Stories zum Besten gegeben wurden. Setzte meine eigene Jugend kurz vor Mauerfall und Wende ein, so waren die Hansa-Fans von „Udopia“ teils ein paar Jährchen vorher gut auf Achse. Als mir neulich auf die Schnelle noch rasch die Sache mit dem aus dem fahrenden tschechoslowakischen Zug geworfenen Hund und dem in den Fuß des Kumpels gestochenen Schmalzfleisch-Messer geschildert wurde, konnte ich nicht mehr vor Lachen und vor Staunen. Okay, okay, das Buch war bereits im Druck, doch es könnte ja schließlich sein, dass eines Tages…
Hansa Rostock Buch „Kaperfahrten“: Udopia in Zwickau als geniales Puzzlestück
Ein Blick hinter die Kulissen: Hansa Rostock Buch "Kaperfahrten mit der Kogge durch stürmische See" von Marco Bertram:
Die Anekdoten, die mir Baldi (51) und NB-Frank (48) im Spätsommer an der besagten Tanke in Leipzig persönlich „aufs Band“ sprachen, waren bereits Hammer genug und zugleich das berühmte Sahnehäubchen auf der „blau-weiß-roten Torte“. Als ich später am Abend die anderthalbstündige Aufnahme mit Kopfhörern auf dem Handy anhörte und ich damit begann, das Ganze abzutippen, wurde mir ganz schnell klar: Das Buch muss noch einmal dicker werden. Von 504 Seiten musste die für die Druckerei angefertigte pdf-Datei ein letztes Mal auf 516 erweitert werden. Als mein Grafiker des Vertrauens die ersten Sätze des Interviews mit den beiden Udopia-Jungs las, gab er sogleich grünes Licht. Richtig, da gibt es nix zu kürzen. Das Ding muss 1:1 rein!
Und somit hatte sich noch einmal alles gefügt. Und das quasi in letzter Minute. Wobei die Idee, einen richtig fetten Wälzer über den F.C. Hansa Rostock zu schreiben, bereits drei, vier Jährchen reifte. Es wurde sondiert, gegrübelt, beratschlagt, geplant und mit anderen besprochen. Wer wäre mit im Boot? Wessen Fotos und Texte könnte ich nutzen? Aus einem anfangs angedachten Fotobuch wurde nun doch ein echter Brocken mit über 800.000 Zeichen. Die Zusage von Heiko Neubert - bekannt von den Fanzines und Büchern „Fankogge“ - und den turus-Autorinnen Anika und Mia gab es sowieso auf Anhieb. Als dann nach einem Treffen am Rande der Sixdays Bremen mit Klischi ebenfalls klar wurde, dass er mit von der Partie sei, wurde das Projekt äußerst schnell konkret. Das Gerüst wurde gebildet, eine erste Fotoauswahl wurde getroffen, im vergangenen April wurde das Grunddesign vom Grafiker erstellt.
Bestellbar ist das Hansa Rostock Buch "Kaperfahrten mit der Kogge durch stürmische See" u.a. direkt beim Herausgeber / Autor Marco Bertram:
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Und während die ersten Texte neu geschrieben bzw. bearbeitet wurden, ergaben sich Woche für Woche neue Möglichkeiten. Mit einem Mal wurde fast durch Zufall klar, bei welchen wichtigen Spielen Aumi war. Mit dabei in Ingolstadt und Sandhausen, als keine Gästefans zugelassen waren. Bingo! Kannste schreiben? Eher nicht? Magst du was aufs Band sprechen? Ja? Nochmals Bingo! Sowohl Klischi und Aumi ließen mir ihre Berichte als Audiodatei zukommen, was das Ganze wirklich authentisch machte. Mit den Ohren die Emotionen herauszuhören, war für mich echt klasse. Wenn sich die Stimmen hoben und das Lachen ertönte. Hansa in Bochum im Frühjahr 1999. Hansa bei St. Pauli in der Saison 2008/09. Aumi direkt am lodernden Feuer in Essen im Jahr 2007. Herzblut, Bambule und Emotionen. Und Gänsehaut!
Bei einer Lesung in der Vereinsgaststätte „Rote Erde“ lernte ich im Sommer „Chelsea“ von den „Viechern“ kennen. Er bot spontan an, auch ein paar knackige Anekdoten beizusteuern. Also nichts wie rein in den Zug und nochmals nach Rostock gedüst. Wie jetzt? Kein Bier vor vier? Mit einer Cola saß er neben mir auf einer Parkbank und kramte ganz tief in den Gehirnwindungen. Gedanklich geht es mitunter einmal quer durch Osteuropa - und das zu Zeiten des Eisernen Vorhangs. Des weiteren wurden mir in Stralsund die Keilis vorgestellt, die bereits seit den 80ern gemeinsam zu Hansa Rostock gehen und für das vorliegende Buch immens viele Fotos beisteuern und diverse Lücken schließen konnten. Stendal 2006? Kein Problem! Die Papierabzüge mit den berühmten brennenden Polizeiautos am Bahnhof lagen wenig später in meinen Händen. Beim irre leckeren lokalen Bier saßen zudem VS-Martin und ich auf dem Stralsunder Marktplatz und gingen die Spielzeiten durch. Die fliegenden Fische in Hannover nicht vergessen! Und zudem sollte ich die Schiffsfahrt in Düsseldorf am Ende der Saison 2009/10 unbedingt erwähnen. Gebongt!
Auf dem idyllischen Sportplatz in Werder (Havel) kam ich in der Sommerpause nochmals mit NB-Frank ins Gespräch. Bei Gluthitze wuselten meine beiden Söhne mal wieder wie irre auf der kleinen Stahlrohrtribüne herum, in Halbzeit zwei machte ich mich innerlich locker, ließ die Kids machen, was sie wollten, und setzte mich zu NB-Frank ins Gras. Næstved sei ein Muss, wirklich ein Muss, wurde mir eingebleut. Zugegeben, dieses Testspiel hatte ich nicht auf dem Schirm gehabt. Umso besser, dass „Kaperfahrten“ keine One-Man-Show, sondern ein echtes Gemeinschaftswerk, bei dem sogar die Frauenquote halbwegs passt, ist. Ob ich den Baldi kenne, wurde ich von NB-Frank gefragt. Und „Udopia“? Nun denn, schon mal gewiss von beiden gehört. In einem der alten Fanzines ganz sicher. Wenige Tage später kam das grüne Licht. Beide seien bereit für ein Interview. Ich müsse nur nach Leipzig runter kommen. Nun denn, ich ahnte, dass sich die spontane Fahrt in die Messestadt lohnen würde, doch dass es solch ein Knaller werden würde, hatte ich im Leben nicht geahnt.
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Beim Becher Kaffee wurde es kein klassisches Interview. Meine Fragen konnte ich getrost stecken lassen. Viel mehr spielten sich Baldi und NB-Frank gekonnt den Ball zu. Beide plauderten abwechselnd von den alten Zeiten - und ich kam nicht mehr aus dem Staunen heraus. Mein lieber Herr Gesangsverein! Als 1973 geborenes Ostkind hatte ich auch noch einige wilde Facetten der DDR-Zeit in Schule und Freizeit miterleben dürfen, doch die Schilderungen von ihrer Lehrzeit in Zwickau bei Sachsenring ließen mich teils die Ohren anlegen. Oha! In jenem Moment war ich mir nicht ganz sicher, ob ich es bedauern würde, die ganz wüsten Ausbildungs- und Fußballzeiten nicht miterlebt zu haben, oder ob ich froh sein könne, dass zumindest dieser Kelch an mir vorüber ging. Na jut, nen bissel Bock hätt ich schon drauf gehabt.
Und somit entstand Text für Text, Kapitel für Kapitel, Saison für Saison. Ich wusste, dass beim besten Willen nicht alles in solch ein Buch passen würde. Egal, wie megadick es auch sein würde. Hansa ist einfach groß! Notfalls müsse halt später ein Band II her. Wichtig war mir, dass sowohl das Fantechnische, als auch das Sportliche ihren festen Platz im Buch finden. In den jüngeren Spielzeiten wollte ich zudem eine bestimmte Anzahl an Partien der Amateure des F.C. Hansa Rostock drin haben. Mitunter sind Partien dabei, die für meinen größeren Sohnemann echte Schlüsselspiele waren (Frankfurt/Oder, Brandenburg Süd und Stendal), teils waren es einfach überaus lustige, erlebnisreiche Fußballnachmittage (Strausberg, Hürtürkel).
Jüngst die Fahrt nach Zwickau zu einigen Jungs von Udopia machte deutlich, dass eventuell noch so viel mehr möglich sei. Aber eine Frage stellte sich so oder so: Gibt es eigentlich eine ältere existierende Hansa-Fanclub-Fahne als die von „Udopia“? Dieser Fanclub wurde einst 1980/81 im Raum Zwickau von dortigen aus dem Norden kommenden Hansa-Fans als „Fanclub Süd“ ins Leben gerufen, wenig später wurde daraus der Fanclub „Udopia Zwickau“. Dem Gründungsmitglied „Ratte“ wurde damals zum Geburtstag eine Fahne geschenkt. Der Name bezog sich in der Tat auf Udo Lindenberg und aufs rebellisch sein. Mehr soll an dieser Stelle jedoch nicht verraten werden. Zu lesen gibt es dieses Schilderungen im Buch ab Seite 497. Einfach schön und irre zugleich, wie sich im überaus wirren und auch nervenaufreibenden Corona-Jahr 2020 doch noch alles 1a zusammenfügen konnte…
Umschlagtext vom Hansa Rostock Buch Kaperfahrten:
3. Juni 1989. Unvergessen! Mit 5.000 Mann nach Ost-Berlin! Qualifikation für den UEFA-Cup! Ostrava! Und weiter gingʼs! Die berühmte Schnippelsuppe in Erfurt, das Gezapfte im ‚Zum Tender‘ in Lichtenberg, das gezogene Material in Dresden, die Trapo als ‚Karajane des Fußballs‘ auf dem Leipziger Hauptbahnhof. Und dann die Wende! Wüste Zeiten und ein grandioser Meistertitel! Qualifikation für die erste Bundesliga – und der Eintracht am Ende den Titel vermasselt.
Runter in Liga zwei, 1995 mit Trainer Pagelsdorf wieder rauf. Hansa hielt im Fußball-Osten die Fahne hoch! Mit Tränen der Freude und bitteren Tränen der Enttäuschung. Wieder wilder wurde es ab 2005. Feuer in Essen, Bambule in Stendal, Testspiel in Naestved, Gästeverbot in Sandhausen und Ingolstadt, emotionale Ausbrüche auf St. Pauli. Richtig Alarm bei den ‚Bullen‘ in Leipzig, Abstiegsangst in der dritten Liga, knackige Duelle mit Magdeburg und Dresden.
Blau-Weiß-Rote ‚Kaperfahrt‘ mit großartigen Fotos und packenden Berichten durch über drei Jahrzehnte Hansa-Historie – gewürzt mit einer Prise DDR-Nostalgie und einer herzhaften Portion Humor à la Nordost. Tatkräftig mitgewirkt haben neben Marco Bertram unter anderen Heiko Neubert, Klischi, Keili, Aumi, Mia B., Anika sowie Chelsea, NB-Frank und Baldi.
Keine Frage, dieses Buch ist eine echte Liebeserklärung an den Kultclub aus Rostock.
Ein Auszug aus dem Vorwort vom Hansa Rostock Buch Kaperfahrten:
„Exit light. Enter night. Take my hand. We’re off to nevernever land …“ Bei den Klängen der epischen Motörhead-Coverversion von „Enter Sandman“ werden nun die letzten Zeilen – das Vorwort – geschrieben. 1965-mal Danke allen Mitstreitern, die an diesem Werk beteiligt sind. Die Idee, ein umfangreiches blau-weiß-rotes Buchprojekt zu erschaffen, kam nicht von mir allein. Die vorliegenden Seiten sind das Ergebnis vieler großartiger Menschen, die Bilder, Erzählungen und ihr Feuer beisteuerten. Segel setzen und volle Kraft voraus!
Monatelang ging es an die Küste, um mit Hansa-Fans in Stralsund und Rostock über das groß angelegte Projekt zu klönen. Anfangs planten wir eine runde Nummer „30 Jahre Hansa Rostock von 1990 bis 2020", doch schnell wurde klar, ohne die stürmische Vorwende- und Wendezeit geht es nicht: Die Trapo als Dirigenten des Leipziger Hauptbahnhofs. Die Thüringer Schnippelsuppe in Erfurt. Mit 5.000 Mann zum BFC. Die Fahrt nach Ostrava. Alles sollte mit rein!
Alte Kontakte und neue Ideen, unverfälschte Berichte, faszinierende Fotos und authentische Zeitzeugen – Schlag auf Schlag. Beim Bier in Stralsund fragte einer: „Hast du die Heringe in Hannover mit drin?“ Zum Testspiel auf der Insel Werder wurde gemahnt: „Naestved war der Hammer – das ist ein Muss!“ …
Infos zum Hansa Buch Kaperfahrten von Marco Bertram:
- 1988/89 - 2019/20
- KAPERFAHRTEN - mit der Kogge durch stürmische See
- Herausgeber & Konzept: Marco Bertram
- Hardcover mit Schutzumschlag, 512 Seiten mit hunderten Fotos
- Texte: Marco Bertram, Heiko Neubert, Klischi, Aumi, Mia B., Anika und weitere
- Preis: 29,65 Euro inkl. MwSt. (zuzüglich Versand)
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Fotos: Marco Bertram, Fördi, Frank Schollenberger
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Blau-weiß-rote Grüße