Kroatien in Tränen - Serbien im Freudenmeer

Als in der 29. Minute der Ukrainer Sergei Nazarenko zum 1:0 gegen England traf, war dies für Kroatien ein Schuss ins Herz. Mit dem 1:0-Sieg der Ukraine sind für Kroatien die Chancen für die WM-Qualifikation auf ein Minimum gesunken. Etwas südlicher wurde auf dem Balkan mächtig gejubelt. Serbien hat sich mit einem 5:0 gegen Rumänien qualifiziert, Bosnien und Herzegowina hat den 2. Platz in seiner Gruppe sicher und wartet gespannt auf die Entscheidungsspiele.

 

Am letzten Spieltag muss die Ukraine in Andorra antreten. Die sportliche Bilanz des Mini-Staates ist mehr als mies. Neun Spiele, neun Niederlagen, drei geschossene Tore, 33 Gegentore. Dass Andorra gegen die Ukraine das Wunder gelingt, ist ziemlich unwahrscheinlich. Doch Vorsicht! Vor nicht allzu langer Zeit steckte Russland in einer ähnlichen Situation und musste in Andorra gewinnen. Das erlösende Tor der Russen ließ sehr lange auf sich warten...

Kroatien kann nur noch hoffen und selbst seinen sportlichen Beitrag leisten. Am Mittwoch müssen die Kroaten in Kasachstan antreten und so oder so drei Punkte einfahren. Die Stimmung bei den Kroaten ist mies. Josip Simunic (TSG 1899 Hoffenheim) und Ivica Krizanac (Zenit St. Petersburg) sind sogar aus der Nationalelf geflogen. Nationalcoach Slaven Bilic gab Verstöße gegen Verhaltensregeln als Grund an.

Frankreich konnte nur staunen. Das war ein Paukenschlag! Mit 5:0 gewann die serbische Nationalmannschaft gegen Rumänien und qualifizierte sich direkt für die Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika. Frankreich bleibt nur der Weg über die beiden Entscheidungsspiele, die im ko-Verfahren ausgetragen werden.

In der ersten Halbzeit schoss Zigic in der 37. Minute den Führungstreffer zum 1:0. In der zweiten Halbzeit brachen dann alle Dämme. Marko Pantelic (früher bei Hertha BSC), Kuzmanovic und Milan Jovanovic (2) erzielten vier weitere Treffer für Serbien im kochenden Stadion Marakana. 

Belgrad und ganz Serbien stand Kopf. In der serbischen Hauptstadt gab es Autokorsos. Tausende serbische Fußballfans feierten den Sieg und die geschaffte Qualifikation bis in die Morgenstunden.

Am letzten Spieltag muss Serbien in Litauen antreten, die Franzosen spielen zu Hause in Paris gegen Österreich. Hätte Frankreich nicht zuvor gegen Färöer gewonnen, wäre dies ein packendes Entscheidungsspiel geworden, somit sind jedoch beide Partien sportlich betrachtet bedeutungslos.

Großer Jubel herrscht auch im Balkanstaat Bosnien und Herzegowina. Eine Zitterpartie gegen den amtierenden Europameister Spanien am letzten Spieltag der WM-Qualifikation bleibt den Bosniern erspart. Am Mittwoch können sie ganz entspannt gegen die spanische Nationalelf antreten. Der zweite Platz ist bereits sicher.

Am vergangenen Spieltag gewann Bosnien und Herzegowina 2:0 in Estland. Etwas überraschend verlor dagegen die Türkei bei den bis dato schwachen Belgiern und katapultierte sich somit selbst aus dem Rennen. 
 
Riesig war die Freude in Bosnien und Herzegowina, grenzenlos die Trauer in der Türkei. Hätten die Türken in Belgien gewonnen und die Bosnier in Estland nur Remis gespielt, wäre es noch zum großen Showdown zwischen der Türkei und Armenien gekommen. Somit ist jedoch diese Partie sportlich bedeutungslos. Und wer weiß, vielleicht ist das auch besser so. Zuletzt gab es nach 100 Jahren Feindschaft und Funkstille erstmals wieder zaghafte diplomatische Annäherungen zwischen den Türken und Armeniern...