Man schrieb das Jahr 1950. Die Deutsche Demokratische Republik war gerade erst ein Jahr alt. Anfang September begann die zweite Auflage der DDR-Fußball-Oberliga. Mit 18 Vereinen ging es an den Start, darunter gleich drei aus Ostberlin. Apropos Berlin. Gemeinsam mit der BSG Rotation Babelsberg und der BSG Lokomotive Stendal waren die drei Berliner Vertreter die nördlichsten Vereine der DDR-Oberliga. In den späteren Bezirken Neubrandenburg, Schwerin und Rostock gab es keinen einzigen Oberligisten. Noch nicht.
Rückblick: Der DDR-Fußball vor sechzig Jahren
HotMan schrieb das Jahr 1950. Die Deutsche Demokratische Republik war gerade erst ein Jahr alt. Anfang September begann die zweite Auflage der DDR-Fußball-Oberliga. Mit 18 Vereinen ging es an den Start, darunter gleich drei aus Ostberlin. Apropos Berlin. Gemeinsam mit der BSG Rotation Babelsberg und der BSG Lokomotive Stendal waren die drei Berliner Vertreter die nördlichsten Vereine der DDR-Oberliga. In den späteren Bezirken Neubrandenburg, Schwerin und Rostock gab es keinen einzigen Oberligisten. Noch nicht.
Die Saison 1950/51 sollte eine echte Neuerung mitbringen, die ihrer Zeit extrem weit voraus war. Kurz vor Ende der Spielzeit wurde beschlossen, dass der Torwart und ein Feldspieler ausgewechselt werden durften. Beim DFB und vielen anderen europäischen Verbänden trat diese Regelung erst Ende der 60er Jahre in Kraft. Probleme mit der FIFA gab es von Seiten der DDR nicht, denn noch war der DDR-Fußballverband kein Mitglied im Weltverband.
Wer waren eigentlich die Vereine der damaligen DDR-Oberliga? Vergeblich sucht man nach vertrauten Namen. Den BFC Dynamo, die SG Dynamo Dresden, den F.C. Hansa Rostock, den 1. FC Lokomotive Leipzig und den FC Karl-Marx-Stadt gab es zu jener Zeit noch nicht in der späteren Form. So trat zum Beispiel das Team aus Dresden noch als SG Volkspolizei Dresden an. Vorwärts Berlin gab es erst ab dem Jahre 1953. Bereits mit dabei waren allerdings die SG Union Oberschöneweide, aus der 1966 der 1. FC Union Berlin hervorging, und die BSG Chemie Leipzig, heute bekannt als FC Sachsen Leipzig.
Neben der SG Union Oberschöneweide traten die Ostberliner Vereine VfB Pankow und SG Lichtenberg 47 an. Beide belegten am Ende der Saison 1950/51 die letzten Plätze, wobei Pankow mit 7:61 Punkten und einem Torverhältnis von 29:131 um einiges schlechter war als die Kollegen aus Lichtenberg, die immerhin 20 Punkte auf der Habenseite verbuchen konnten.
Weitere Vereine jener Oberligasaison waren: BSG Turbine Erfurt, BSG Aktivist Brieske-Ost, BSG Turbine Halle, BSG Stahl Thale, BSG Motor Dessau, BSG Fortschritt Meerane, BSG Stahl Altenburg, BSG Rotation Dresden, BSG Motor Gera und BSG Turbine Weimar.
Als Titelverteidiger ging Motor Zwickau - zuvor Horch Zwickau, später dann Sachsenring Zwickau und in der Gegenwart FSV Zwickau - an den Start. Mit zwei Punkten Vorsprung gewannen sie in der Saison 1949/50 vor der SG Dresden-Friedrichstadt die Meisterschaft. Auch in der Saison 1950/51 spielte Zwickau eine gute sportliche Rolle allerdings reichte es diesmal nur für den dritten Rang. Ganz vorn lieferten sich Chemie Leipzig und Turbine Erfurt einen packenden Zweikampf. Da beide Vereine am Ende der Saison punktgleich (50:18) waren, musste ein Entscheidungsspiel her. Gespielt wurde im Chemnitzer Ernst-Thälmann-Stadion (die Stadt hieß erst ab 1953 Karl-Marx-Stadt) vor rund 60.000 Zuschauern. Mit 2:0 bezwang Chemie Leipzig die BSG Turbine Erfurt.
Turbine Erfurt? In der Tat handelt es sich hierbei um den späteren FC Rot-Weiß Erfurt, der seit 1966 diesen Namen trägt. Man könnte eventuell schlussfolgern, dass es sich bei Turbine Halle demzufolge um den späteren HFC Chemie / Halleschen FC handelt. Dies ist jedoch nur zum Teil richtig. In der Tat schloss sich 1954 ein Großteil der Oberligamannschaft der BSG Turbine Halle an den SC Chemie Halle-Leuna (später SC Chemie Halle). Turbine Halle hatte weiter Bestand, spielte jedoch fortan nur noch in den unteren Gefilden. Derzeit ist der Verein in der Landesklasse Sachsen-Anhalt / Staffel 4 angesiedelt.
Zurück zur Spielzeit 1950/51. Torschützenkönig wurde Johannes Schöne, der das Trikot der BSG Rotation Babelsberg trug. Ganze 38-mal fanden seine Torschüsse das Ziel im gegnerischen Gehäuse. 32 Tore schoss Günter Schröter der SG Volkspolizei Dresden, 31 Treffer erzielte Werner Oberländer von der BSG Stahl Thale.
Apropos: Die 38 Treffer des Johannes Schöne stellten ein Rekord dar, der bis zum Ende der DDR nicht mehr gebrochen wurde. 1954 stand er dreimal mit dem DDR-Nationaltrikot auf dem Rasen.
Immerhin rund 8.600 Zuschauer besuchten im Schnitt die Oberligapartien, in der Saison zuvor waren es allerdings noch über 10.000. Ein Zuschauermagnet war Turbine Halle, rund 21.000 Fans strömten im Schnitt zu den Heimspielen der Hallenser. In der folgenden Spielzeit 1951/52 kamen ligaweit wieder über 10.500 Zuschauer pro Spiel. Mit dabei dann das erste Mal die BSG Wismut Aue (zwischenzeitlich SC Wismut Karl-Marx-Stadt, heute FC Erzgebirge Aue) und nun auch ein Vertreter aus dem hohen Norden: Die BSG Motor Wismar (heute Anker Wismar).
Fotos: frontalvision.com