Kaffee statt Bier und Rutsche statt Kurve - mit Söhnchen zum Fußballspiel

Kaffee statt Bier und Rutsche statt Kurve - mit Söhnchen zum Fußballspiel

 
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Jungs kriegen Jungs, Männer kriegen Mädchen, dieses Sprichwort bekam ich öfters zu hören. Macht nichts. Bereits jetzt sehe ich unser Söhnchen auch als besten Kumpel, der besser bereits heute statt morgen mit zum Fußball kommen muss. Zuerst mussten daheim am Frühstückstisch einige Zweifel ausgeräumt werden. Ein Kind im Alter von etwa 13 Monaten mit zum Fußball? Ist es dort nicht zu laut, zu gefährlich? Halt stop, nicht ins Olympiastadion oder in die Alte Försterei sollte es gehen, sondern ins eher beschauliche Sportforum. Das Oberligaspiel BFC Dynamo gegen Malchower SV sollte es sein. Schönes Wetter - also Bübchen geschnappt und ab ins Stadion.

söhnchen

Erstaunlich, wie anders sich so ein Fußballnachmittag anfühlt, wenn man sein kleines Minisöhnchen dabei hat. Erst die Frage: Kinderwagen oder Tragesystem. Das Tragesystem erhielt den Zuschlag. Man ist unterwegs flexibler und Bübchen ist mehr auf Augenhöhe.
Vor Ort im Sportforum entdeckt man alles noch einmal neu, checkt unter ganz anderen Gesichtspunkten die Örtlichkeiten ab. Statt Bier gibt es im Vereinsheim erst einmal einen Milchkaffee. Danach ein kleiner Rundgang und hier und dort ein kurzes Hallo. Im Mittelpunkt steht man mit einem Kleinkind nicht, dafür springen zu viele Kinder umher. Bei schönem Wetter ist das Sportforum in der Tat sehr familienfreundlich, der dortige Spielplatz mit Sandkasten und Rutsche ist gut besucht.

Die erste Halbzeit in der Kurve. Der Kleine schnarcht und ratzt im Tragesystem und es ist möglich, recht entspannt die Partie zu sehen, in der der BFC Dynamo mal wieder nicht seine Möglichkeiten nutzt. Effektiver sind da die Gäste aus Malchow. Nach hübscher Flanke köpft Kostyk in der 24. Minute unbedrängt zum 1:0 ein. Die Laune auf den Rängen wird trüb. "Immer wieder diese gleiche Scheiße!", motzt der eine oder andere. Es wird langsam eng im unteren Bereich der Tabelle. Nach der 0:1-Niederlage zuvor beim Tabellenletzten Ludwigsfelder FC riecht es nach einem echten Abstiegskampf im letzten Viertel der Saison. Allein das Duell Tennis Borussia Berlin gegen den BFC Dynamo dürfte somit im Mai zusätzliche Brisanz bekommen.

Nach 30 Minuten ist das Bübchen erwacht und blinzelt in die Sonne. Zu hell, zu warm. Runter zu den Tischen und Tee und Kekse ausgepackt. Die letzten 15 Minuten der ersten Halbzeit werden somit nicht mehr gesehen, sondern nur noch gehört. Eine Cola für Papa und dann auf zur Rutsche. Gut dass, mein Bruder auch mit dabei ist und das ganze an Hand von Fotos festhält. Sicher, der Kleine wird sich später nicht mehr an sein erstes Fußballspiel erinnern können, doch stolz auf die Fotos wird er sein.

Die zweite Halbzeit wird anfangs von der Sitzplatztribüne aus verfolgt. Große Augen beim Kind, als hinter uns ein Fan mächtig schimpft. Es sitzt sich gut, doch es ist ein Tick zu laut. Wir sind in der Nörgelecke gelandet. Der Umzug erfolgt in der 60. Spielminute. Zeit, um das Geschehen auf dem Rasen zu verfolgen, bleibt nun kaum noch. Der Kleine möchte nun beschäftigt werden und krabbeln. Das Stück Wiese am Zugangstor zwischen Sitzplatztribüne und Nordwall erscheint perfekt. Dort stehen bereits zwei Kinderwagen. Das eine Kind plärrt und wird gerade gewickelt. Hier sind wir richtig.

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Gerade wird die Umgebung erkrabbelt und jedes Hölzchen und Steinchen erforscht, da fällt das Ausgleichstor. Gesehen habe ich es nicht. Wieder große Augen beim Bübchen. "Dynamo, Dynamo!" Das ist doch was, so wird sein erstes Spiel wohl keine Niederlage sein. Die Endphase wird noch richtig spannend. Bübchen auf den Arm und die letzten Minuten auf den Stehrang. Er will mit den Kieselsteinen spielen und klettern - ich will noch ein Tor sehen. Nur ein Wunsch kann erfüllt werden: Steinchen satt, doch keine Tore mehr. Es bleibt beim 1:1.

Auf der Terrasse noch einen Milchkaffee. Mein Bruder zeigt sich solidarisch und verzichtet ebenso auf ein gepflegtes Bierchen. Als Dank tritt der Kleine beim Erklimmen des Tisches auch noch seinen Pappbecher um. Ja, so schnell kann man manchmal gar nicht gucken. Kaffeebraune Flecken auf des Bruders Jeans, eine Banane für das Bübchen. Noch ein paar Erinnerungsfotos, dann geht es schließlich heimwärts.
"Wat, Ihr geht schon?", fragt ein Kumpel, der genüsslich ein Bierchen trinkt und mit dem schon manch ein langer Abend im Vereinsheim verbracht wurde...

Anmerkung 3. April 2020: Aus einem Fußballspiel wurden bislang einige hundert. Neun Jahre sind wir bereits gut auf Achse, ein paar Mal ging es sogar zum Fußball rüber nach Polen (Kostrzyn, Jelenia Góra und Walbrzych). Sein Herz schlägt vor allem für den F.C. Hansa Rostock, die Sp.Vg. Blau-Weiß 90 Berlin und den FC Polonia Berlin. Aber auch nach neun Jahren fühlt er sich beim BFC Dynamo immer noch sehr wohl. Er wird keinesfalls vergessen, dass er dort stets gut aufgenommen wurde. Mit mir ging er bereits mit drei Jahren in den Innenraum des Sportforums, später auch in den Jahn-Sportpark. Wichtig ist vor allem: Er ist für alles offen. Er liebt es, Ausflüge ins Umland zu machen und ein Amateurspiel zu besuchen. Nach Atlandsberg, nach Falkensee-Finkenkrug oder auch nach Miersdorf/Zeuthen... :-) Vergossene Tränen der Rührung gab es indes vor allem an einem Ort: Im Rostocker Ostseestadion. Wie sagt man so schön? Du gehst nicht zum Verein, der Verein kommt zu dir... ;-)

Fotos: Marco Bertram

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Seeeeehr schööön.
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