Jena feiert Derbysieg, Erfurter Fans lassen es mächtig krachen

MB Updated

Es knisterte kurz vor Anpfiff. Die Atmosphäre auf den Rängen des Ernst-Abbe-Sportfeldes war geladen voll Adrenalin. Carl Zeiss Jena gegen Rot-Weiß Erfurt – in der Tat ein echter Kracher, der wohl nie an Brisanz verlieren wird. Seit dem 29. Oktober 2005 wartete Carl Zeiss daheim auf einen Heimsieg in einem Ligaspiel gegen den Erzrivalen aus Erfurt. Allerdings waren die sportlichen Vorzeichen am gestrigen Samstag alles andere als gut. Während Jena vor dem Thüringen-Duell auf dem letzten Platz stand, konnte Erfurt eine prima Hinrunde aufweisen.

Choreo JenaEs knisterte kurz vor Anpfiff. Die Atmosphäre auf den Rängen des Ernst-Abbe-Sportfeldes war geladen voll Adrenalin. Carl Zeiss Jena gegen Rot-Weiß Erfurt – in der Tat ein echter Kracher, der wohl nie an Brisanz verlieren wird. Seit dem 29. Oktober 2005 wartete Carl Zeiss daheim auf einen Heimsieg in einem Ligaspiel gegen den Erzrivalen aus Erfurt. Allerdings waren die sportlichen Vorzeichen am gestrigen Samstag alles andere als gut. Während Jena vor dem Thüringen-Duell auf dem letzten Platz stand, konnte Erfurt eine prima Hinrunde aufweisen.

Jena ErfurtDie Blockaufteilung des altehrwürdigen und überaus romantisch gelegenen Ernst-Abbe-Sportfeldes ist ein Knaller für sich. Auf der einen Seite der Anzeigetafel der Heimblock, auf der anderen Seite der überaus enge Gästeblock, der rund 1.300 Fußballfreunden Platz bietet. Ein zwischen Heimkurve und steiler Sitzplatztribüne, auf der es auch mal heißblütig hergehen kann, eingebetteter Gästeblock. Dass da die Emotionen noch ein paar Grad mehr hochkochen können, liegt auf der Hand.

Es war angerichtet. Grüne Matten waren vor dem Erfurter Block ausgelegt worden. Ein zweiter Zaun wurde aufgebaut, die Ordner bildeten eine Kette und an den Zugängen stand die behelmte Staatsmacht auf Abruf bereit. Auch manch ein Zuschauer auf der Sitzplatztribüne war sich sicher, dass es heute heiß werden könnte. Der Erfurter Anhang wirkte aggressiv. Es war nur eine Frage der Zeit, bis es zur Entladung kommen würde. Bereits vor Spielbeginn der erste Einsatz von Pyrotechnik. Ein paar Erfurter enterten währenddessen schon mal den kleinen Pufferblock. Erste Kontaktsuche zum verhassten Feind, wenn gleich eine hohe Plexiglaswand beide Fanbereiche trennt.

Jena ErfurtBeim Einlaufen der beiden Mannschaften dann ein hübsches blau-weiß-gelbes Fahnenmeer im Block des FCC. Oben und unten zwei lange Spruchbänder: „Selbst wenn die Welt mal untergeht, unser Name lebt und die Fahne weht!“ Die Stimmung am Siedepunkt.
Mit Dampf ging es sogleich in die Partie. Carl Zeiss mit dem ersten Schwung. Auf den Rängen ein lauter Chor: „Schweine RWE, Schweine RWE...“ Auf dem grünen Rasen bereits in der siebten Minute die erste gelbe Karte für die Hausherren. Die erste gelbe Karte gab es auch für den heißblütigen Anhang aus Erfurt. Die Polizei in voller Montur marschierte auf das Spielfeld und bezog Stellung. Als es im RWE-Block auch noch kräftig zündelte und ein heftiger Böller direkt neben einem Feuerwehrmann detonierte, war Schluss mit lustig. Der Pufferblock wurde geräumt. Einige Erfurter Fans / Ultras sahen nun die rote Karte und wurden unter donnerndem Applaus festgenommen und an der Sitzplatztribüne vorbei abgeführt. Emotional war manch einer hin- und hergeworfen. „Auf die Fresse! Auf die Fresse!“ wurde schon recht bald von „Bullenschweine!“ abgelöst.

PolizeiNach dieser Entladung war zu spüren, dass die Temperatur auf den Rängen ein wenig sank und sich nun im eher normalen Bereich befand. Das sollte jedoch nicht heißen, dass auch auf dem Rasen eine Schippe weggenommen wurde. Die Zuschauer bekamen eine überaus spannende Drittligapartie zu sehen, in der die Hausherren eindeutig besser und konsequenter zu Werke gingen. Der FC Carl Zeiss auf dem Wege zu einem versöhnlichen Jahresabschluss? Sah ganz danach aus, wenn gleich der Ball einfach nicht ins Netz wollte. Entweder war Erfurts Keeper Andreas Sponsel zur Stelle oder die Angriffsreihen des FCC verfingen sich in der Erfurter Abwehr.

Ernst-Abbe-SportfeldAb der 15. Minute lieferte Jena einen regelrechten Sturmlauf. Vier gute Chancen innerhalb von nur drei Minuten. Die größte von ihnen wohl in der 18. Minute, als Sebastian Hähnge den Ball vertändelte. Uuuuuuuuh. Ein Stöhnen auf den Rängen. Drei Minuten später rettete Erfurts Schlussmann mit einer Glanztat zur Ecke. Die Erfurter versuchten Konter aufzufahren, wurden jedoch dabei mit Fouls gestoppt. In der 23. Minute eine Torchance für die Gäste, doch der Kopfball nach Ecke ging deutlich über das Gehäuse.
Bis zur Pause das gleiche Bild. Jena erarbeitete sich mehr Chancen, recht robust wurde von beiden Seiten eingestiegen. Allein während der ersten 45 Minuten zeigte Schiedsrichter Florian Meyer sechsmal die gelbe Karte. In der 39. Minute dann eine richtig gute Möglichkeit der Erfurter. Nach der Ecke legte Tom Bertram für Joan Oumari vor, der zog voll ab, der Ball ging straff am Tor vorbei. Durchatmen, ganz tiefes Durchatmen beim Anhang des FC Carl Zeiss.

Ernst-Abbe-SportfeldBekannte Gesichter durften in der Halbzeitpause begrüßt werden. Sogar szenekundige Beamte in Zivil aus Berlin (EGH) tummelten sich oben auf der Sitzplatztribüne. Und das direkt hinter dem Pressebereich. Da kann man schon mal leichten Verfolgungswahn bekommen.
Spaß beiseite. Die Partie war brisant. Dies zeigte der Erfurter Anhang kurz nach der Pause, als wieder vereinzelte Böller in Richtung Polizei und Ordner geworfen wurden. Zwar kokelte es ein wenig im Block, doch das in Ultrakreisen zu Beginn der zweiten Halbzeit überaus beliebte große Feuerwerk blieb aus. Rauch und Bengalos wurden für einen möglichen Treffer aufgehoben.

Auf dem Rasen blieb es spannend. In der 60. Minute ein weiterer Siedepunkt. Zum einen eine Schauspieleinlage des Erfurter Spielers Marcel Reichwein, zum anderen eine prima Chance von Jena. Nun gab es das erwartete Dreckswetter. Nieselregen unter Flutlicht. In der 71. Minute musste Dominick Drexler mit glatt Rot vom Platz. Der Grund: Klare Tätlichkeit. Die deutliche Antwort des Publikums: „Raus die Sau!“
Nun aber. Jena übte weiter Druck aus, Erfurt zog sich zunehmend zurück und leistete nur noch sporadisch Offensivarbeit. Nils Pichinot hatte dreizehn Minuten vor Ablauf der regulären Spielzeit den Führungstreffer auf dem Kopf. Völlig freistehend köpfte er aus wenigen Metern am Kasten vorbei. Aus Jena-Sicht war es zum Verzweifeln. Wann, wenn nicht heute kann man den RWE schlagen?

Torjubel9.315 Zuschauer sahen eine Endphase, die es dann noch einmal in sich hatte. In der 84. Minute ein ganz krummes Ding von Erfurt, doch Jenas Keeper war auf dem Posten. Zudem holten die Gäste an der Eckfahne einen Einwurf heraus. Erfurter Spieler forderten die Fans auf, für mehr Stimmung zu sorgen. Die Schlussminute wurde eingeläutet und als alle dachten, das Derby würde mit 0:0 ausgehen, drückte Sebastian Hähnge, der bereits beim Sieg 2005 einen Treffer beigesteuert hatte, den Ball aus zehn Metern Entfernung über die Linie. Was nun folgte, war Ekstase pur. Ein Last-Minute-Sieg gegen den Erzrivalen. Das Jenaer Publikum war außer sich vor Freude.

PyrotchnikNach Abpfiff ließ sich die Mannschaft ausgiebig feiern. Im Gästeblock wurden noch ziemlich unmotiviert ein paar übrig gebliebene Pyro-Utensilien abgefackelt. Zu den befürchteten Ausschreitungen kam es jedoch nicht. Das lag auch daran, weil das Terrain komplett aufgeteilt war. Ein aufgestellter Zaun schirmte die abrückenden Erfurter Fans vom heimischen Publikum komplett ab. Zu üblen Verbalscharmützeln kam es dennoch, allerdings hatten die Ordnungskräfte soweit alles im Griff.

Dank der drei Punkte kletterte der FC Carl Zeiss Jena in der Tabelle ein Plätzchen nach oben. Schlusslicht ist nun der SV Werder Bremen II, der allerdings nicht spielen konnte. Die Erfurter stehen nun auf Rang zehn, der Abstand zum Relegationsplatz beträgt in der extrem ausgeglichenen 3. Liga jedoch nur drei Punkte. Tabellenführer bleibt Jahn Regensburg, das beim SV Babelsberg 03 nur 0:0 gespielt hatte. Sandhausen könnte im Falle eines Sieges im Nachholspiel bei VfR Aalen die Tabellenspitze erklimmen.
Der nächste Spieltag wird bereits am 21. Januar 2012 ausgetragen. Jena empfängt dann den 1. FC Saarbrücken, Rot-Weiß Erfurt reist zum SV Werder Bremen II.

> zur turus-Fotostrecke: Bilder vom Spiel Carl Zeiss Jena – Rot-Weiß Erfurt

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