Um 11:21 Uhr sollte der Sonderzug der Berliner S-Bahn in Spindlersfeld eintreffen, jedoch kamen die Fans der SG Dynamo Dresden, die den Schienenweg genutzt hatten, ein paar Minuten früher an. Auf den Straßen rings um den S-Bahnhof Spindlersfeld ging nichts mehr. Der Linienbus 167 musste kurzerhand hinter der Kreuzung stoppen, um Aussteigewillige rauslassen zu können. Unter gewohnt massiver Polizeibegleitung wurde die Dresdner Anhängerschaft zu Fuß in Richtung Stadion begleitet. Nicht jedoch wie 2007 quer durch die Altstadt von Köpenick, sondern geradewegs die komplett gesperrte Spindlersfelder Straße entlang.
Dynamo Dresden bei Union: Verloren auf dem Rasen, gepunktet auf den Rängen!
HotUm 11:21 Uhr sollte der Sonderzug der Berliner S-Bahn in Spindlersfeld eintreffen, jedoch kamen die Fans der SG Dynamo Dresden, die den Schienenweg genutzt hatten, ein paar Minuten früher an. Auf den Straßen rings um den S-Bahnhof Spindlersfeld ging nichts mehr. Der Linienbus 167 musste kurzerhand hinter der Kreuzung stoppen, um Aussteigewillige rauslassen zu können. Unter gewohnt massiver Polizeibegleitung wurde die Dresdner Anhängerschaft zu Fuß in Richtung Stadion begleitet. Nicht jedoch wie 2007 quer durch die Altstadt von Köpenick, sondern geradewegs die komplett gesperrte Spindlersfelder Straße entlang.
Fast alle hatten eine schwarz-gelbe Mütze auf – ein hübsches Bild für etwaige Fotografen und Kamerateams. Doch Vorsicht, Dresdner Ultras sind nicht wirklich gut auf Presseleute zu sprechen. Wer vermag ihnen das auch verdenken?! Ein Team des RBB wurde sogleich mit den Worten „Lügenpresse halt die Fresse!“ begrüßt. Damit aus „Halt die Fresse“ nicht „Auf die Fresse“ wurde, hielt man sich besser zurück und ordnete sich brav ein. „Steck ein. Brauchste nicht fotografieren. Der Fotograf der Ultras Dynamo macht das schon!“, erklärte man mir. Allerdings wurde ich andererseits von einem Ultra gebeten, ein paar Bilder zu machen. Für alle Fälle.
Sei wie es sei, recht entspannt bewegte sich die schwarz-gelbe Gruppe, begleitet von Polizisten aus Sachsen, Niedersachsen und Berlin, in Richtung Wuhlheide. „Keine Faxen jetzt, wir wollen doch alle das Spiel sehen!“, rief jemand den anderen zu. Alles blieb friedlich, der erste fette Pluspunkt für die ansonsten stets so harsch kritisierten Dresdner Fans.
Auch im Stadion zeigten sich die Dynamo-Fans von der allerbesten Seite. Support von der ersten bis zur letzten Minute. Und das völlig unabhängig vom aus Gästesicht miserablen Spielverlauf. Mit einer grandiosen Atmosphäre ging es in die mit Hochspannung erwartete Partie. Sehenswert gewiss die Choreographie auf der Waldseite des Stadions An der Alten Försterei. Im Hinspiel in Dresden kroch sich der Bär in der Höhle der Löwen noch ängstlich zusammen. Nun die Antwort des Wuhlesyndikats: Ein wütender, kampflustiger Bär, der die Löwen zerfleischt. „In der Höhle der Löwen Kratzer bekommen, doch in unserem Revier wird Rache genommen!“
Maßarbeit in beiden Fällen. Das Hinspiel gewannen die Sachsen deutlich mit 4:0. Und heute? Die Revanche ist geglückt. Die Eisernen drehten nun den Spieß um und gewannen ihrerseits mit 4:0!
Die erste Frage jedoch: Hatten nicht auch die Dynamo-Ultras in Berlin-Köpenick eine Choreoraphie geplant? Die Fans erhielten einen Vertrauensvorschuss. Choreo ja, aber keine Pyro! Nach etwa zehn Minuten wurden im Gästeblock Utensilien verteilt. Wenig später wurde der Block ein grün-weißes Fahnenmeer. Zahlreiche sächsische Landesfahnen wurden hochgehalten. In Kombination mit den schwarz-gelben Mützen eine einfache, aber durchaus gelungene Choreographie.
Anfangs war das Spielgeschehen auf dem Rasen ausgeglichen. Allein die Gäste hatten bis zur 20. Minute bereits drei, vier richtig gute Gelegenheiten. Fast im Gegenzug eines gefährlichen Fiel-Freistoßes war es Mosquera, der aus vier Metern die Union-Führung auf den Fuß hatte. Die Partie blieb überaus unterhaltsam, und als alle bereits dachten, es ginge mit einem 0:0 in die Halbzeitpause, fiel es doch noch, das erste Tor. Handspiel von Walch, klare Sache für Schiedsrichter Peter Sippel. Den fälligen Strafstoß verwandelte Quiring sicher links unten.
Etwas miese Laune nun im Gästeblock. Ein paar Wortgefechte mit den Ordnern. Einem Union-Ordner wurde dabei glatt die Mütze vom Kopf gezogen. Nachdem in der Pause die Gemüter ein wenig abkühlen konnten, ging es in die zweiten 45 Minuten.
Frecher Gesang aus der Dynamo-Ecke: „Eure Eltern geh´n zum BFC! – Ihr seid so lächerlich!“ Prompt fiel das 2:0 für Union. Mosquera bewahrte Ruhe und lochte in der 59. Minute mit rechts ein. Die Hausherren blieben nun am Drücker und legten bereits sieben Minuten später zum 3:0 nach. Torschütze: Terodde. Die Reaktion im Gästeblock: Noch lautere Stimmung. Fast ohne Pause wurde durchgesungen. Auch als Terodde per Direktabnahme die Hinspielniederlage endgültig egalisierte, dämpfte das kaum noch die Stimmung bei den Dynamo-Fans.
Ganz ohne eigenen Treffer wollte sich die Dynamo-Elf allerdings nicht in Berlin-Köpenick verabschieden. Poté hatte allein vor Glinker den Anschlusstreffer auf dem Schlappen, scheiterte jedoch genauso wie Dedic beim Nachschuss. Poté ärgerte sich richtig und wollte es zwei Minuten später besser machen. Gelang ihm aber nicht. Letztendlich blieb es beim 4:0 für die Berliner, die den deutlichen Sieg gebührend zu feiern wussten.
Im Gästeblick blieb es auch nach Abpfiff friedlich, wenn gleich die behelmte Polizei den Zaun zum Nachbarblock sicherte. Als große Gruppe mussten die Dresdner Fans zurück zum S-Bahnhof Spindlersfeld pilgern. Auch die Reisebusse mussten dort zuvor abgestellt werden. Ein paar vereinzelte Dresdner ließen es sich nicht nehmen und wählten den Fußweg über die Köpenicker Altstadt. Man kannte den Weg noch von 2007. Bis auf ein paar Laufereien auf der Wiese vor dem Stadion und ein paar üblichen Pöbeleien blieb es am heutigen Tage überaus entspannt. Auch am S-Bahnhof Spindlersfeld gab es keine Probleme, bis auf die Tatsache, dass die Fans nicht im dortigen Kaisers-Markt einkaufen gehen durften.
Mit einer Sonder-S-Bahn ging es zurück zum Bahnhof Berlin-Südkreuz. Und was erwartete dort die Dynamo-Fans? Die große, ungeahnte Freiheit! Auslauf ohne Polizeibegleitung. Manch ein Fan konnte es gar nicht fassen und lief die Treppen zu den Bahnsteigen hoch und runter. Zur Bahnhofshalle? Dort entlang bitte! Lange Schlangen an den Kiosken und Imbissständen. Baguette, Erfrischungsgetränke und Bier. Geht doch. Man muss Fußballfans nicht immer an die Leine nehmen. Allerdings galt auch dort noch: Glasflaschen waren verboten. Die Fans hielten sich daran und füllten den Schnaps kurzerhand in Plastikflaschen um...
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