Aus Spaß wurde Ernst: Otto Rehhagel übernimmt bei Hertha das Ruder

MB Updated

Es war nicht wirklich ernst gemeint, als bei turus.net am 12. Februar Otto Rehhagel als eine weitere Option vorgeschlagen wurde. Der Kreis würde sich gewissermaßen schließen, lauteten die Zeilen. Rehhagel zurück bei dem Verein, bei dem er einst vor knapp 50 Jahren die Fußballschuhe geschnürt hatte?! Niemand sprach vor einer Woche von Rehhagel. In aller Munde waren Namen wie Stanislawski, Balakow und Matthäus – und doch gab es eine gewisse Vorahnung. Wäre es nicht sensationell, wenn solch ein Urgestein zur alten Dame zurückkehren würde? Medienwirksam wäre dieser Coup auf jeden Fall. Und schau an: König Otto kommt und alle diskutieren.

Es war nicht wirklich ernst gemeint, als bei turus.net am 12. Februar Otto Rehhagel als eine weitere Option vorgeschlagen wurde. Der Kreis würde sich gewissermaßen schließen, lauteten die Zeilen. Rehhagel zurück bei dem Verein, bei dem er einst vor knapp 50 Jahren die Fußballschuhe geschnürt hatte?! Niemand sprach vor einer Woche von Rehhagel. In aller Munde waren Namen wie Stanislawski, Balakow und Matthäus – und doch gab es eine gewisse Vorahnung. Wäre es nicht sensationell, wenn solch ein Urgestein zur alten Dame zurückkehren würde? Medienwirksam wäre dieser Coup auf jeden Fall. Und schau an: König Otto kommt und alle diskutieren.

Rehhgale

Man schrieb den 24. August 1963, als im Berliner Olympiastadion vor rund 60.000 Zuschauern die Partie Hertha BSC gegen den 1. FC Nürnberg angepfiffen wurde. Es war der erste Spieltag der allerersten Bundesligasaison. Zum Auftakt sogleich das Duell zweier Altmeister. In der Startelf der Hertha befand sich Otto Rehhagel, auf der Gegenseite stand Max Morlock auf dem Rasen. Dieser brachte den Club in der 40. Minute in Führung, per Elfmeter konnte Hans-Günter Schimmöller in der 63. Spielminute ausgleichen. Der erste Bundesligapunkt konnte eingefahren werden. 53 seiner insgesamt 201 Bundesligaspiele hatte Otto Rehhagel für Hertha BSC absolviert. Hinzu kam ein DFB-Pokalspiel in der Saison 1963/64. Insgesamt siebenmal erzielte er für die Berliner einen Treffer, einen davon in dem besagten Pokalspiel. Im Halbfinale erzielte er per Strafstoß den zwischenzeitlichen 1:2-Anschlusstreffer bei Eintracht Frankfurt. Am Ende ging die Partie mit 1:3 verloren.

Zurück zum Ligabetrieb. Exakt 1.000 Bundesligapartien später saß der 1938 in Essen geborene Otto Rehhagel sicherlich vor dem Fernseher und schaute sich die Partie Hertha BSC gegen Borussia Dortmund an. Mit der Gewissheit, dass er ab dem kommenden Spieltag die sportliche Leitung bei den Berlinern übernimmt. Als erste Aufgabe wartet das Auswärtsspiel beim FC Augsburg auf ihn. Das erste Heimspiel für ihn als Hertha-Trainer wird die Begegnung gegen den SV Werder Bremen sein. Ausgerechnet Bremen! Dort hatte man ihm ein Denkmal errichtet. Dort wurde er als Trainer berühmt. Von April 1981 bis Juni 1995 hatte er als Trainer bei Werder gearbeitet – und das überaus erfolgreich. Zuvor war er an der Weser bereits im Jahre 1976 für vier Monate als Trainer tätig. Nach seiner Zeit folgte ein Intermezzo beim FC Bayern München, das eher unglücklich verlief. Beim 1. FC Kaiserslautern wurde es wieder besser. Und wie! Mit ihm an der Außenlinie stieg der FCK am Ende der Saison 1996/97 wieder in die erste Bundesliga auf. Im Folgejahr holten die Pfälzer mit ihm als Coach den Meistertitel. Die Lauterer waren der erste Aufsteiger, dem dieses Glanzstück gelingen sollte! Am Rande: Auch sein Tätigkeit auf dem Betzenberg war für ihn eine Rückkehr. Bereits von Juli 1966 bis Juni 1972 trug er dort als Spieler das teufelsrote Trikot.

Von 2001 bis 2010 wurde aus Otto Rehhagel der Rehakles. Belächelt und bewundert wurde er als Nationaltrainer der griechischen Nationalmannschaft. Altmodischen Rumpelfußball ließ er dort in Griechenland spielen, meinte manch ein Kritiker. Der Erfolg gab ihm jedoch recht. Nun ja, mit nicht gerade ansehenswertem Fußball führte er die Griechen 2004 zum Europameistertitel. Die griechischen Fans feierten ihren Rehakles euphorisch, die restliche Fußballwelt rümpfte die Nase. Portugal habe den Titel verdient gehabt, lautete die allgemeine Meinung.
Immerhin 2008 war Griechenland wieder bei einer Europameisterschaft dabei, 2010 sogar bei der Weltmeisterschaft. Beide Male war nach der Vorrunde Schluss. Nach der WM 2010 beendete Rehhagel sein Engagement in Griechenland. Manch einer dachte, König Otto würde sich nun zur Ruhe setzen, bis die Nachricht hereinplatzte, dass er bei der Hertha der Nachfolger von Michael Skibbe werden würde. Wer dachte, die Hertha würde es nun vielleicht mit einer internen Lösung a la Tretschok bis zum Ende der Saison probieren, sah sich getäuscht.

Als Spieler absolvierte er bei Hertha am 15. Mai 1965 sein letztes Bundesligaspiel. Es war eine 1:3-Niederlage bei Hannover 96. Das letzte Bundesligaheimspiel war ein 1:1 gegen Borussia Neunkirchen. Auf Grund des Lizenzentzugs musste Hertha BSC in der kommenden Spielzeit in der Regionalliga Berlin antreten. 29 Siege fuhr die Hertha in den 30 Saisonspielen ein, doch in der Aufstiegsrunde reichte der dritte Platz nicht für den Sprung nach oben. Zwei weitere Jahre blieb Hertha unterklassig, Rehhagel spielte da längst auf dem Betzenberg.

Einen Abstieg mit den Berlinern kennt Otto Rehhagel als Spieler, wenn gleich er aus Lizenzgründen erfolgt war. Mit Sicherheit möchte er nun mit der Hertha nicht noch einmal den Gang nach unten antreten. Der Klassenerhalt soll geschafft werden – und der wird schwer genug! Startet er mit einer Niederlage in Augsburg, so würde Hertha mit dem FCA sogleich die Plätze tauschen. Unten wird es eng. Dass auch der SC Freiburg und der 1. FC Kaiserslautern gewisse Klasse besitzen, haben sie am vergangenen Spieltag bewiesen.
Somit heißt es: Herzlich Willkommen zurück in Berlin, Otto Rehhagel. Viel Glück!!!

> zur turus-Fotostrecke: Hertha BSC

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