Ein Deutscher lehrt den Arsenal-Fans das Singen

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Arsenal FCZu Gast im Mutterland des Fußballs. Unser Gastautor Felix Natschinski hat bereits ausführlicher zur englischen Fankultur im Rahmen des Spiels Brentford gegen Shrewsbury Town berichtet. Einen Tag später hieß es für ihn Champions League statt dritte Liga: Olympiakos Piräus war zu Gast beim Arsenal Football Club im Emirates Stadium. Felix hat sich die Fangruppen genau angeschaut und auf dem Spielfeld einen alten Berliner Bekannten entdeckt:

Arsenal FCZu Gast im Mutterland des Fußballs. Unser Gastautor Felix Natschinski hat bereits ausführlicher zur englischen Fankultur im Rahmen des Spiels Brentford gegen Shrewsbury Town berichtet. Einen Tag später hieß es für ihn Champions League statt dritte Liga: Olympiakos Piräus war zu Gast beim Arsenal Football Club im Emirates Stadium. Felix hat sich die Fangruppen genau angeschaut und auf dem Spielfeld einen alten Berliner Bekannten entdeckt:

Als Arsenal kurz vor der Halbzeitpause durch Gervinho in Führung ging, schleuderten die Arsenal-Fans den griechischen Gästen ein kurzes „You’re not singing anymore!“ entgegen – jetzt, wo eure Mannschaft zurückliegt, wird euch das Singen schon vergehen. Für mich war das der endgültige Beweis für etwas, das ich während meiner zwei bisherigen Spiele im Emirates-Stadion schon immer vermutet hatte: Arsenal-Fans hassen Gesang! Das beginnt mit einer fehlenden offiziellen Hymne vor Anpfiff und endet mit Stille auf den Rängen während des Spiels.

Arsenal FCJetzt also die Häme gegenüber den tapfer singenden Griechen. Der Arsenal-Fan ist also nicht nur selber lieber vornehm zurückhaltend, er muss es auch ganz abscheulich finden, wenn die Auswärtsfans die heimische Stille stören. Die Olympiacos-Anhänger ließen sich aber weder vom Spott noch vom Rückstand beirren und wurden mit dem schnellen Ausgleich belohnt, als ich noch meine Gedanken zum Thema singen tippte. Es war wohl ein Kopfball von Kostas Mitroglu.

In der Halbzeitpause gab es auf der Videowand Szenen von den parallel laufenden Partien zu sehen, und die Menge reagierte auf die dort zu gezeigten Tore mindestens ebenso emotional („Ooooooh!!!“, „Aaaaaah!!!“) wie auf die, die eben noch im eigenen Stadion fielen.

Lukas PodolskiArsenal eroberte sich die Führung früh in der zweiten Halbzeit zurück, nachdem Lukas Podolski den Ball durch Verteidiger und Torhüter in die Maschen wuchtete. Dann passierte etwas Unerwartetes: die Arsenal Fans sangen. Sogar mein Sitznachbar, der in der ersten Halbzeit noch fleißig schimpfte, Podolski solle sich ent-nutzlosen („Make yourself un-useless!“) sang inbrünstig im Chor zu „Lukas Podolski – he scores when he wants!“– der Ex-Kölner traf in den ersten Spielen für seinen neuen Club in der Tat fast nach Belieben. Es war nur ein kurz aufbrandendes Lied, doch war es immerhin ein Lied das die Londoner da sangen – und ein Deutscher musste sie dazu anstiften.

Nach dem Tor passierte nicht mehr viel, weder auf den Rängen noch auf dem Rasen. Arsenal verwaltete die Führung geschickt, und auch der zehn Minuten vor Schluss eingewechselte Marko Pantelic konnte Piräus nicht mehr helfen. Fans von Hertha BSC Berlin werden sich sehnsüchtig an die 56 Tore erinnern, die er während seiner 139 Spiele im blau-weißen Dress erzielt hat. Zur Beruhigung sei gesagt, dass er immer noch die gleichen ungläubigen Gesten macht, wenn er den Ball mal wieder nicht so bekommt, wie er will.

Es gab noch ein drittes Arsenal-Tor an diesem Abend, anscheinend durch einen schönen Lupfer von Aaron Ramsey nach einem Konter in der vierten Minute der Nachspielzeit – aber in diesem Moment eilte ich leider schon zur Tube. Es fiel mir nicht leicht, aber um dem Verkehrschaos zu entrinnen, das rund um das Emirates Stadion nach dem Schlusspfiff ausbricht musste ich Opfer erbringen. Gedanklich war ich noch im Stadion und in meinen Ohren klang es noch immer nach: “Lukas Podolski – he scores when he wants.”

Der Artikel ist im englischen Original auf www.GroundhoppingEtc.com zu finden. Dort und auf www.facebook.com/GroundhoppingEtc berichtet Felix über seine Stadionerlebnisse, u.a. in Berlin, London oder Prag.

> zur turus-Fotostrecke: Fußball in England

 

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