Polnische I Liga: Cracovia Krakow übt Revanche bei Flota Swinoujscie

Die Ausgangslage vor dem Spiel war klar. Flota Swinoujscie wollte die Spitzenposition in der zweiten polnischen Liga behaupten bzw. ausbauen, Cracovia Krakow wollte mit einem Dreier in Swinemünde den Anschluss halten und somit im Rennen um den Aufstieg in die Ekstraklasa bleiben. Keine Frage, für Hochspannung war in der 41.000-Einwohner-Stadt – gelegen auf den Ostseeinseln Usedom, Wollin und Karsibór – gesorgt. Für einen Wermutstropfen sorgte allerdings der dichte Nebel, der durch das Stadion Miejski zog und phasenweise recht arg die Sicht nahm.

Immerhin rund 2.000 Zuschauer fanden sich in der Heimstätte von Flota ein, unter ihnen etwa 150 aus dem 750 Kilometer entfernten Krakau angereiste Cracovia-Fans, die wiederum von 40 Anhängern von Lech Poznan unterstützt wurden. Gemeinsam bildeten die Gästefans, von denen zirka 60 bis 70 zu den sportlich motivierten Jungs zuzurechnen waren, eine recht stattliche Gruppe. Erstaunlich jedoch der Fakt, dass es trotz der beiden mitgebrachten Megafone im Gästebereich so gut wie gar keinen Support gab. Allein optisch wussten die Gästefans Dank ihrer Zaunfahnen zu überzeugen. 

Auf Heimseite waren es dagegen rund 150 Flota-Fans, die über die gesamte Partie hinweg für ordentliche Stimmung sorgten. Grund zum Jubeln gab es für diese, als Flotas Abwehrspieler Sebastian Zalepa in der elften Spielminute den Ausgleichstreffer zum 1:1 erzielt hatte. Nur eine Minute zuvor hatte der montenegrinische Mittelfeldspieler Vladimir Boljevic das Team des fünfmaligen polnischen Meisters Cracovia (zuletzt 1948) mit 1:0 in Front gebracht. Es entwickelte sich eine muntere Partie, in der die Gäste aus der Woiwodschaft Kleinpolen einen abgeklärteren Eindruck machten. Nicht unverdient gelang Adam Marciniak, seit Saisonbeginn bei Cracovia unter Vertrag, in der 86. Minute der bei den Gästen frenetisch gefeierte Siegtreffer zum 2:1. 

Nach elf Siegen und einem Unentschieden war das 1:2 gegen Cracovia für Flota Swinoujscie die erste Niederlage in der laufendenden Saison. Der 1957 ins Leben gerufene Verein aus der Woiwodschaft Westpommern spielt erst 2008 im Profibereich des polnischen Fußballs, all die Jahre zuvor war der Klub in den unterklassigen Ligen angesiedelt. Nachdem am Ende der Saison 2010/11 der Aufstieg in die Ekstraklasa denkbar knapp verpasst wurde, könnte am Ende der laufenden Spielzeit der Sprung ins Oberhaus gelingen. Und auch im polnischen Pokal (Puchar Polski) ist noch alles drin. Im Achtelfinale gab es vor über 1.800 Zuschauern nach einem 2:2 nach Verlängerung einen 8:7-Krimi im Elfmeterschießen. Zuvor hatte der Schiedsrichter neun gelbe und zwei rote Karten verteilt. Der damalige Gegner am 3. Oktober? Kein geringerer als Cracovia Krakow! 

(in Zusammenarbeit mit M. Bertram)

> zur turus-Fotostrecke: Fußball in Polen

>  zum privaten Blog des Autors: Unterwegs in Sachen Fußball