Die zweiten Mannschaften der großen Vereine sind echte Überraschungspakete. Mal geht was, mal geht überhaupt nichts. Spielen die ersten Mannschaften nicht zeitgleich, so kann ein Duell im Format von FC Bayern München II gegen TSV 1860 München II schon mal locker 3.000 Zuschauer ziehen. Nicht so in Dresden. Obwohl die erste Mannschaft bereits einen Tag früher gespielt hatte, verloren sich beim Duell SG Dynamo Dresden II gegen FC Carl Zeiss Jena II gerade einmal 120 Zuschauer im Heinz-Steyer-Stadion. Support? Fehlanzeige! Allerdings lohnt ein Blick in die altehrwürdige Spielstätte allemal!
Dynamo Dresden II vs. Carl Zeiss Jena II: Fußball im Schatten der Tabakmoschee
Die zweiten Mannschaften der großen Vereine sind echte Überraschungspakete. Mal geht was, mal geht überhaupt nichts. Spielen die ersten Mannschaften nicht zeitgleich, so kann ein Duell im Format von FC Bayern München II gegen TSV 1860 München II schon mal locker 3.000 Zuschauer ziehen. Nicht so in Dresden. Obwohl die erste Mannschaft bereits einen Tag früher gespielt hatte, verloren sich beim Duell SG Dynamo Dresden II gegen FC Carl Zeiss Jena II gerade einmal 120 Zuschauer im Heinz-Steyer-Stadion. Support? Fehlanzeige! Allerdings lohnt ein Blick in die altehrwürdige Spielstätte allemal!
Das Heinz-Steyer-Stadion befindet sich im Dresdener Stadtteil Friedrichstadt – ganz in Sichtweite der ehemaligen im Jahre 1908 im Stil einer Moschee errichteten Zigarettenfabrik Yenidze – und wurde in den 50er Jahren nach dem im Jahre 1944 im griechischen Dorf Ai Giannis hingerichteten kommunistischen Fußballspieler Heinz Steyer benannt. Bis zur Umbenennung wurde die 1919 eröffnete Sportstätte als Stadion am Ostragehege des Dresdner SC bezeichnet. Vor dem Zweiten Weltkrieg wurden dort sogar einige Länderspiele des DFB ausgetragen. Der Zuschauerrekord wurde mit 61.000 am 26. Mai 1935 beim Duell zwischen Deutschland und der Tschechoslowakei aufgestellt.
Nach Kriegsende trug die SG Friedrichstadt (Nachfolger des Dresdner SC) zunächst seine Heimspiele im weitgehend unbeschädigten Stadion aus. 1950 wurde es die Heimstätte der SG Deutsche Volkspolizei Dresden (ab 1953 SG Dynamo Dresden). 1954 fand dort im ersten deutschen Stadion mit Flutlichtanlage das FDGB-Pokal-Endspiel zwischen Vorwärts Berlin und Motor Zwickau statt. Die Partie ging vor 15.000 Zuschauern 2:1 aus. Ein Jahr später strömten 55.000 Zuschauer zum ersten Heim-Länderspiel der DDR-Nationalmannschaft. Gegner war Bulgarien, Tore gab es leider keine zu sehen. Nachdem 1957 die SG Dynamo Dresden ins Rudolf-Harbig-Stadion umgezogen war, nutzte zunächst der SC Einheit Dresden diese Sportstätte. Später wurde das Stadion zu DDR-Zeiten meist für Leichtathletik-Wettkämpfe genutzt.
1990 zog schließlich der wieder ins Leben gerufene Dresdner SC in sein altes Stadion ein. Die massiven Schäden während der Elbe-Flut im Sommer 2002 ließen spätere Umbaupläne zunichte machen. Aktuell nutzen neben dem Dresdner SC die Dresden Monarchs (American Football) das Heinz-Steyer Stadion, das mit seinen altehrwürdigen Tribünen durchaus einen Besuch wert ist. Aktuell bietet das Stadion rund 24.000 Zuschauern Platz .
Genutzt wird das Heinz-Steyer Stadion auch von der U23 der SG Dynamo Dresden, die in der NOFV-Oberliga Süd eine recht passable Rolle spielt. Fünf Siege und drei Remis – dies ist die Ausbeute der laufenden Saison. Nur dreimal gingen die Männer von Dresden II bisher als Verlierer vom Rasen. Keine sportliche Hürde war der FC Carl Zeiss Jena II. Problemlos wurden die Thüringer mit 3:0 weggeputzt. Die Treffer erzielten Oliver Genausch (5. Minute), Hasan Pepic (66. Minute) und Leutrim Goxhuli (88. Minute). Die Gäste kamen gerade einmal zu ein, zwei echten Möglichkeiten. Auf Heimseite stachen die beiden Außenspieler Hasan Pepic (links) und Adam Fiedler (rechts) besonders positiv hervor.
Während sich Dynamo Dresden II im Mittelfeld befindet, steht Jena II direkt vor der Abstiegszone. Am kommenden Samstag kommt es in Jena zum Kellerduell gegen den FSV Wacker 03 Gotha. Dresden II reist indes am Sonntag zur zweiten Vertretung des FC Rot-Weiß Erfurt. Zuschauer und Support werden auch bei diesen beiden Begegnungen eher Fehlanzeige sein. Apropos, die 120 Zuschauer gegen Jena II waren bereits eine gewisse Hausnummer, denn gegen den VfB Fortuna Chemnitz waren es gerade einmal 55 Fußballfreunde, die den Weg ins Heinz-Steyer-Stadion gefunden hatten.
Text: Ricardo Lichtenfeld
Fotos: Sandy Hartenstein & Ricardo Lichtenfeld
> zur turus-Fotostrecke: Impressionen vom Heinz-Steyer-Stadion (und mehr)